Wolkensteinchen!
- Ist das als Schwerpunkt der Stunde überhaupt geeignet, oder fragen die Prüfer, wo denn da der Lernzuwachs ist, wenn die SuS in der Stunde vorher schon eine Rede analysiert haben?
Spinnst du? (sorry, aber ist doch wahr!) Wenn das keine komplexe Idee und ein ausgesprochen hoher Lernzuwachs ist, dann kann ich auch keinem der Herren mehr helfen. Soll ich auf die Schnelle mal grad 10 Lernziele aus der Tasche ziehen, die hier unter Schweiß&Mühen erzielt werden?
- die Schüler erkennen die (misslungenen) rhetorischen Mittel
- die Schüler erkennen die Ähnlichkeit mit der satirischen Rede aus dem Stück wieder und damit die Unfreiwilligkeit der Komik dieser Rede und ihre Gründe
- die Schüler vertiefen ihr Wissen über rhetorische Mittel somit auf einer Ebene, die es ihnen erlaubt, das eine vom anderen zu trennen
- die Schüler erkennen den Unterschied, der durch die audio- visuelle Präsentation entsteht
- die Schüler begreifen damit auch, wodurch eine Rede effizient wird
- die Schüler üben Hör- und Sehverstehen
- die Schüler lernen, das Gelernte aktiv in Gruppen anzuwenden
- die Schüler lernen, sich in Gruppen über Inhalte sowie Rhetorik zu verständigen und festigen dabei Fachbegriffe und eigene Diskussionsmittel
- die Schüler üben das Präsentieren von erarbeiteten Inhalten
etc pp trallala - also wie jetzt, kein Lernzuwachs??
So'ne Frage!
Ach ja und: Zeig mir den LK Schüler, der nach dem Analysieren nur EINER Rede so perfekt darin ist, dass er nie wieder eine Vertiefung braucht - und ich nehm ihn mir und gebe dir meine 72 Lkler dafür!
- Mehr als 5-10 Minuten der Rede können wir uns nicht angucken, soll ich den SuS den Text der Rede vorher geben (Blair redet knapp eine Stunde) oder den Inhalt zusammenfassen und mich nur auf einen Abschnitt konzentrieren?
Also, die ganze Rede zu kennen, nimmt natürlich den "kick" aus der Stunde und die Schüler eine Rede, welche eine Stunde dauert und ausgerechnet von uns Tony ist, lesen zu lassen, ist auch eher fies (wie lang ist dat Dingens denn?) - und ob es denn dem Lernziel dient? Ich seh's nicht ganz, die Rede dient ja der Erhellung des Stücks, nicht das Stück der Erhellung der Rede. Also wäre ein schöner, knapper und amüsant vorgetragener Lehrervortrag zur Einführung/zusammenfassung angemessen, da präsentierst du dich auch gleich in all deimem Können, kannst die Schüler per gekonnter Weglassung/Betonung spannungsmäßig anheizen und dich auf das beschränken was nötig ist, und das, was sie selbst rausfinden sollen (Realsatire aus Versehen, hähähä, etc) nicht vorwegnehmen. Sonst ist doch der Knalleffekt weg...
Problem könnte hier natürlich sein, dass du zu nervös für so eine Aktion bist, was ich gut nachvollziehen könnte: wenn Lehrervortrag, dann gut und spannend. In dem Falle müssten wir hier nochmal konferieren und Alternativen suchen..
- Der Analyseteil ist mir recht klar, geht in Gruppenarbeit, aber wie mach ich da nachher was Sprachpraktisches draus? Sie zuhause selbst eine Rede schreiben lassen? Oder geht eine "rein analytische" Vorführstunde, wenn die SuS dabei was zu tun haben?
Ja, geht - wo steht was andres in Stein gemeißelt? Aber es bieten sich ja nun nach dem Analysieren an, wieder zum Stück zurückzukommen und herauszufuddeln, woran es denn nun liegt, dass sich diese Reden so verteufelt ähneln?
Können die Schüler nicht zu diesem Behufe die Rede Blairs (in selbst gewählten Teilen) umschreiben, so dass sie die Elemente, die unfreiwillig komisch wirken (im Rückgriff auf das in der vorherigen Stunde Gelernte über die erste Rede) rausnehmen und sie (für sich) ernsthafter machen? Man darf natürlich (man weiß ja nie, welche politische Couleur dich da prüft) Tony Blair als einen kompletten Depp dastehen lassen, dessen Reden von jedem deutschen LKschüler besser geschrieben werden können, aber mit Formulierungen wie "What could you change about his rhetorical devices that would make this speech clearer / more efficient for YOU"? bist du da aus dem Schneider. Damit (und mit einer kurzen Sammelphase dazu zum Schluss) gibts du nochmal einen Rückblick , vertiefst Gelerntes, und bietest denen, denen sowas schwerfällt, Anregungen aus dem Kurs, was ja auch immer sein soll.
Eine Idee für Sprachpraxis.
Weitere Idee wäre, die Gegenrede (auch satirisch oder "unfreiwillig komisch" eines Mitglieds der Gegenpartei schreiben zu lassen.
Oder einen bissigen Zeitungsartikel, der diese Rede auseinandernimmt, das übt gleich nochmal das zusammenfassende Urteil über den Stundeninhalt UND die rhetorische Ebene.
Du könntest sie auch verschiedene Artikel darüber schreiben lassen: einen letter to the editor vom Autor des Stücks, wie heißt der übriegs? klingt nämlich gut! - einen typischen SUN-Artikel und einen in der Financial Times in lachsrosa. Falls die sich damit auskennen.
Das nur mal so ganz aus dem "Bauch", bei weiteren und genaueren Nachfragen gerne mehr.
Ganz lieben Gruß, viel Schokolade und einen kleinen afrikanischen Anti-Nervositäts-Schamanentanz für dich (wann ist es denn soweit??)
Heike