Tja, Draken, wie unterschiedlich doch die Welt sein kann...
Meine drei Kurse voller Oberstufler reißen sich EINMAL freiwillig um Arbeit - nämlich dann, wenn es um Gruppenpräsentationen zu Geschichte, Politik und Gesellschaft geht. Und dabei ist es ihnen egal, ob sie die viktorianische Gesellschaft wiederbeleben, Arthur Millers Spuren in den McCartyism folgen, sich über die Puritans ärgern, die Sklavenhalter und ihr unglaubliche Menschenverachtung zu erfassen versuchen, oder Queen Elizabeths drei Verfilmungen (inclusive dem beliebten Shakespeare in Love) als Zusatzmaterial benutzen und sensationell spannende Vorträge, Quizze, Unterrichtseinheiten daraus basteln.
Was sie NICHT so gern/oft wollen, ist aktuelle Nachrichten, Sendungen und Zeitunsgartikel, Serien und Filme durchkauen: mit dem Argument "Hören wir doch eh jeden Tag im Fersehn, machen wir grad in PoWi, kennen wir schon aus'm Kino..."
Und die beiden modernen Romane, die sie, inclusive Slang- und colloquial language, gelesen haben, kamen bei der Bewertung am schlechtesten weg: "So eine Sprache hört man ja dauernd im Club / in der Musik, die wir hören - das brauchen wir in der Schule nicht auch noch. Das kann ja jeder, drei mal im Satz f*** sagen!"
In der Jahresendevaluation haben sie auch immer wieder betont, dass es gerade der kreative Umgang mit "ganz fremden Welten" - also der fernen Zukunft oder der fernen Vergangenheit - sei, den sie so geschätzt hätten.
Die besten Noten hatte tatsächlich ... Shakespeare! Warum? Hier in der Reihenfolge der Häufigkeit
"Shakespeares Themen gelten immer noch"
"Ethan Hawke ist ein grandioser Hamlet, und Othellos gibt es heute noch"
" Wenn man im Stück mal drin ist, ist man stolz es zu begreifen"
"Ich habe selten so viel auf einmal gelernt!"
Es liegt wohl
a) an der Art, wie man es den Schülern beibringt
b) an der Art, wie Schüler sich drauf einlassen können
c) an der Art des Kurses und ob es da Offenheit oder "will-immer-dasselbe-vor-allem-wenn's-leicht-ist!"-Stimmung gibt.
Ich hab' Glück mit meinen Kursen...
Ansonsten gibt's nen Lehrplan, und da steht zum Glück auch Geschichte (die grundlage des menschlichen Jetzt-Bewusstseins) drin...
Zur Ausgangfrage:
Ich würde eine solche Stationenarbei nicht überfrachten.
Sprich: entweder "States" und ihre Eigenheiten - dazu gibt es im Internet schon so viel, dass man es beliebig genau machen kann - oder "topics" (Sklaverei, die Indianer damals und heute, Schule/Erziehung / the black community heute, Familie / Kultur (ahem) /... )
Letzteres kommt bei den meinen besser an, da man bei den Einzelstaaten auf viel Diffuses und Statistisch-Langweiliges stößt.
Von jedem großen Schulbuchverlag (Klett, Cornelsen, Diesterweg) gibt es Themenhefte dazu, die in sprachlich vereinfachter Form diese Dinge behandeln, die kann man auch als Freiarbeitsmaterialien einsetzen.
Ich mache das meist mit einem ganz freien Teil (Schwerpunkte selbst setzen anhand selbst gesuchter und mitgebrachter Texte und Bilder), aber auch mit Grundlagenmaterial, das ich selbst zusammenstelle und das obligatorisch ist.
Dann zwei Wochen mit je zwei Doppelstunden Freiarbeit (Engl ist vierstündig in Hessen), wobei ich die Arbeit intensiv betreue und die Schüler schriftliche Vorgaben über ein Endprodukt haben:
Entweder müssen sie eine kleine Präsentation über ein Stationsthema ihrer Wahl machen, oder sie müssen ein Quiz für die anderen entwerfen, oder sie müssen 10 Minuten selbst unterricht halten und sich Fragen oder Aktivitäten zu einem Thema selbst ausdenken und es dann umsetzen.
Lieber Gruß
Heike