Ich kopiere meinen von Aktenklammer erwähnten Beitrag nochmal hier rein, als Ergänzung:
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Selbstreflexion ist natürlich ein wichtiger part im Lehrerleben (auch später noch!), daher kann ich deine Besorgnis gut verstehen. Es ist aber häufig so, dass man gerade bei intensiv vorbereiteten Stunden - sprich UBs - systemblind wird. Das gilt vor allem dann, wenn man direkt danach etwas dazu sagen soll - oft hilft ein bisschen Abstand.
Mein Tipp wäre, dass du das mal bei nicht so intensiv vorbereiteten Stunden für dich selbst und in Ruhe probierst. Lass dir nachmittags ein paar ausgewählte Stunden durch den Kopf gehen und mach das ruhig schriftlich in Form einer Liste.
- Welche Lernziele hatte ich? Habe ich die alle erreicht? Woran kann ich das erkennen? - abhaken.
- wie verlief die Kommunikation? Wer hat was gesagt? Kann ich mich daran erinnern? Wie habe ich dazu beigetragen? Habe ich die Beiträge verknüpft? Wie? - abhaken.
- Habe ich mein Konzept geändert, als es nötig war? Wäre es nötig gewesen? An welchen Stellen, warum? War ich flexibel genug? - abhaken.
Das ist sicher auch zum Teil Übung und kann auch allein praktiziert werden. Noch besser wäre es, mal ein paar Ref- Kollegen einzuladen und die Selbstreflexion einen Tag später mit deren Wahrnehmung zu vergleichen.
Im Examen empfehle ich meinen Refs, die ich als 7. Prüfungsmitglied betreue, immer, bei der Nachbesprechung ganz langsam vorzugehen und erstmal kein Gesamturteil der Stunde (Damit war ich sehr zufrieden / unzufrieden) vorzunehmen. Sondern:
Tief Luft holen und ganz langsam sprechen, dabei vom zentralen Lernziel aus langsam vorangehen.
Etwa:
"Mein Hauptlernziel habe ich erreicht, das konnte ich an Xs und Ys Beiträgen und den Ergebnissen A und B erkennen. Auch die LZ 1, 2, 3 habe ich erreicht (Ergebnisse oder Gesprächsteile nennen), damit kann ich also zufrieden sein. LZ 5 wurde aus Zeitgründen nur teilweise erreicht - ich habe mich an dieser Stelle entschlossen X zu tun, weil ich meinte, Z nicht mehr schaffen zu können. Alternativ hätte ich Y tun können, aber dann wäre das Ergebnis A) sehr ungenau ausgefallen oder hätte nicht mehr vertieft werden können." Und so weiter.
Du hangelst dich also vom zentralen zu den untergeordneten Lernzielen, besprichst die Ergebnisse - also die zentralen Messwerte der Stunde - und dann kommst du zu den Details wie Kommunikationsabschnitte, Schülerverhalten, Tempo Umplanungen, Gesprächsbeiträge etc.
Beim Sprechen wirst du dann, mit ein bisschen Übung, schon merken, ob du viele Punkte nennen musst, die nicht so wie erwartet verliefen (und ob sie besser oder schlechter liefen, als erwartet) - und kannst dann abschließend leichter zu einer angemessenen Eischätzung deiner Stunde kommen.
So gehen übrigens auch die Fachleiter bei der Notenfindung vor: Sie gehen die Lerziele, die Ergebnisse und das Vorgehen nacheinander durch und kommen dann zu einem Notenvorschlag.
Bisher haben mir die Refs, die das so gehalten haben, berichtet, dass es ganz gut geklappt hat und die Panik vor einer unstrukturierten oder kopflosen Reflexion genommen hat.
Die meisten haben es im Examen auch ganz gut hinbekommen.
Wichtig ist es auf jeden Fall, denn es kann bis zu 20 % der Note ausmachen!
Hoffentlich hilft dir das ein bisschen,
Heike