Nicht von preußischen Tugenden, sondern von Auswüchsen des Gutmenschentums und einem ausgeprägten Helfersyndrom bist Du - zusammen mit 95 % der Lehrerschaft - unheilbar befallen.
Ich kenne einen Kollegen, den besuchte ich vor einiger Zeit im Krankenhaus, nachdem er wegenb eines Herzinfarkts dort operiert worden war. In seinem Zimmer sah ich dann einige Stapel von Klausuren liegen, die der dort wegkorrigierte. DER wird es nie mehr begreifen, dass er sich ins Grab bringt mit dieser Veranlagung.
Weil aber so viele von uns sich so verhalten, erdreisten sich Schulleiter dazu kranke Lehrer mit ihren Anrufen zu erpressen und Verwaltungsbeamte bzw. Budgetpolitiker im Bildungswesen kommen gar nicht auf die Idee, für fachgerechte Vertretungen die Mittel bereitzustellen. Da sind wir Lehrer selber schuld.
Es gibt aber wirksame Verhaltensweisen, solchem ausbeuterischen und anmaßenden Verhalten entgegenzutreten.
Wer zur Vertretung länger erkrankter Kollegen eingesetzt wird, muss sich eben selber krank melden. Der Kollege, der dann mit der Korrektur liegengebliebener Klausuren beauftragt wird, ist eben entweder sauer
oder er meldet sich auch krank usw. usf.
Wer wirklich krank ist, sollte sich energisch jedwede Belästigung zu Hause verbitten, auch via Telefon. Ja, da muss man sich dann mit seinem Schulleiter unter Umständen anlegen. Aber auf ein vermeintlich gutes Verhältnis zu einem so schamlosen Vorgesetzten, wie er oben beschrieben wurde, kann ich beruhigt verzichten. Ebenso auf ein solches zu Kollegen, die die gleiche Forderungshaltung an den Tag legen.
Ich bin seit 25 Jahren Lehrer und habe mich die ersten 20 Jahre davon so ins Zeug gelegt, dass ich dauerhafte Gesundheitsschäden davongetragen habe. Glauben Sie mir, es interessiert niemanden, wenn Sie irgendwann ***richtig*** krank werden, ob und wie sehr Sie sich engagiert haben. Sie werden dann ersetzt und vergessen. Nach 3 Monaten spricht schon gar keiner mehr von Ihnen. Inzwischen habe ich gelernt, dass es um ***mein*** Leben und ***meine*** Gesundheit geht, die ich nie mehr zurückkriege, wenn ich sie verliere.
Leider können Lehrer das in der Mehrheit nicht begreifen, neigen sogar zur Selbstausbeutung, ich nenne es inzwischen Masochismus.
Dies alles wissend, "reformieren" Bildungspolitiker immer weiter unsere Schulen und sparen in Wirklichkeit dabei nur finanzielle Mittel. Dass die sog. Reformen der letzten Jahre etwas Anderes waren, begreifen schon mehr kollegen, aber es reicht nicht so weit, dass sich dadurch Konsequenzen in ihrem Handeln zeigen würden. Darum werden wir auch in Zukunft weiter so behandelt werden - wie eine weiche, formbare, widerstandslose Masse.