1.) Es ist unmöglich, Kindern das zählende Rechnen zu verbieten. Sie werden immer einen Weg finden, mit etwas zu zählen.
2.) Zählendes Rechnen ist ein natürlicher Schritt in der Entwicklung zum automatisierten Rechnen.
3.) Es gibt Kinder, die noch in der 3.Klasse (mit Erfolg!) zählend rechnen. Ein Hinweis auf die mangelnden Finger ist somit sinnlos, jeder 1.Klässler wird dir das beweisen
4.) Zählendes Rechnen ist zwar ein notwendiger Entwicklungsschritt, darf sich aber nicht manifestieren.
Was also tun?
Es sind schwache Kinder, die gerne mit den Fingern zählen. Warum? Weil es so schön einfach ist und weil es Erfolgserlebnisse garantiert. Warum also anders rechnen?
Starke Kinder werden schnell automatisieren, sehr schnell Rechenstrategien entwicklen und mit dem Zählen aufhören. Langsamere Kinder brauchen m.E. starke Anleitungen zum automatiseren. In meinem Unterricht ist das z.B.:
- ritualisiertes Kopfrechnen zu kleineren Übungseinheiten, z.B. ergänzen auf 10 (Herzzahlen), verdoppeln (Spiegelaufgaben), halbieren, +2/+3 Sprünge, etc.
- stupides Aufsagen von 1+1 Sätzen - mache ich tatsächlich mit schwächeren und sehe Erfolge !
- stetiges vergegenwärtigen von Trivialitäten, z.B. 4+2 = 6, alsi 14+2=16
Die tollen didaktischen und methodischen Rafinessen aus dem Studium ziehen bei den starken Schülern (z.B. Nachbaraufgaben, Tauschaufgaben, die magische 5, strukturierte Rechenschieber, 20er Feld, etc.). Die langsameren brauchen m.E. daneben aber noch andere - für sie sehr wichtige - Stützen. Klingt zwar nach Vorkriegsmethodik, funktioniert aber ganz gut. Der individuelle Mix macht es eben.
Das am Ende der 1.Klasse aber immer noch einige Kinder zählend rechnen halte ich für normal. Beobachte die Kinder beim rechnen, lass dir vorrechnen und bestärke überschäumend, wenn das Kind irgend eine Rechenstrategie anwendet