Hallo allerseits,
ich denke, am Vergleich von Bardeens Antworten mit denen der meisten anderen wird sehr schön deutlich, dass man für sich selbst herausfinden muss (sinnvollerweise vor dem Berufseintritt), welche Art der Herausforderung die richtige für einen selbst ist. Diese Frage kann auch niemand für jemand anderen beantworten.
Wer die Herausforderung im fachwissenschaftlichen Bereich sucht, wird als Lehrer auf Dauer wohl kaum glücklich. Für diesen ist dann wohl eher die Wissenschaft, ob an der Uni oder in der "freien" Wirtschaft, der bessere Weg. Leider ist aber auch gerade Forschung und wissenschaftliche Arbeit stark von Routinen und Rückschlägen geprägt - die wissenschaftliche Arbeit ist nicht zu verwechseln mit der Zeit des Studiums, in der man jeden Tag aufregende neue Dinge erfährt: Neues Wissen nicht bloß komprimiert aus Büchern zu entnehmen, sondern es selbst zu schaffen, ist ein arg harter und mühsamer Weg (mein Mann ist Professor in einem naturwissenschaftlichen Fach, ich weiß also, wovon ich rede). Nicht zu vergessen die Tatsache, dass der größte Anteil an Arbeitszeit auf die Beschaffung von Geldern und auf organisatorische und administrative Aufgaben entfällt! Auch in der "freien Wirtschaft" entfällt ein sehr großer Teil auf Routinen: Immer wieder gleiche Arbeitsabläufe, Organisatorisches, häufige und stundenlange Meetings, häufige Dienstreisen - und immer ist da auch das Risiko, dass der Job ausgelagert, die Sparte nach Ostasien verkauft, ein jüngerer, flexiblerer Kollege bevorzugt wird etc..
Wer sein Fach liebt, sich aber vor allem angespornt und herausgefordert sieht durch "schwierige" Schüler, und Freude daran hat, in erster Linie ein Begleiter von jungen Menschen in einem bestimmten Lebensabschnitt zu sein und dabei nicht nur sein Wissen in Bezug auf das Fach, sondern gerade sein Fachwissen in Lernpsychologie, Diagnostik und Förderung sowie Fachdidaktik weiterzuentwickeln und anzuwenden, der wird in seinem Beruf als Lehrer viel Befriedigung erfahren können.
Welche Routinen und Nachteile durch welche Herausforderungen und lohnende Momente mindestens ausgeglichen werden, muss wahrscheinlich jeder für sich selbst entscheiden. Also schön weiter viele Informationen sammeln Man sollte dabei evtl. auch ein bisschen in Betracht ziehen, dass sich der Bewertungsmaßstab im Laufe eines Lebens durchaus verändern könnte: Mit 25 mag einen die Unsicherheit einer wissenschaftlichen Karriere weniger schrecken als die geringen fachwissenschaftlichen Herausforderungen des Lehrerberufs - mit 35 und Familie(nwunsch) kann es genau andersherum sein
Viel Erfolg also bei deiner Entscheidung
wünscht eine, die mit 35 einen freien Beruf aufgegeben und sich bewusst für das Lehramtstudium entschieden hat: Weil sie DIESE Herausforderungen wollte.