Beiträge von gingergirl

    Also, dass ich nicht DIE Karriere mit Dienstwagen und Aktienboni mache, war mir schon klar, als ich mich in der Studentenkanzlei für das erste Semester angemeldet habe. Dir etwa nicht?
    Aber in meinem Bundesland ist das mit der Karriere so unattraktiv jetzt auch wieder nicht. Bleiben wir bei meinem Gymnasiallehrer-Beispiel aus Bayern. Falls der nicht völlig karrierebefreit ist und ein bisschen Ambitionen als Oberstufenkoordinator, Fachschaftsbetreuer, Systembetreuer oder auch als Seminarlehrer zeigt, wird der sogar A15. In A15 und bei drei Kindern macht das netto in Gehaltsendstufe 5710 Euro, bei 400 Euro PKV bleiben 5300 Euro. Da musst du in der freien Wirtschaft dann schon über 100000 Euro im Jahr heimtragen, um da mithalten zu können.
    Jetzt frage ich dich noch mal: In welchem Job verdient man so viel? Wenn ich mich mit meinen Freunden in akademischen Berufen vergleiche, geht diese Gehaltsklasse mit einer deutlich stärkeren Belastung einher. Dauernd Dienstreisen, Druck von oben, irgendwelche Zahlen zu erfüllen, Personalverantwortung...

    Ich hab das jetzt spaßeshalber mal durchgerechnet. Nehmen wir einen bayerischen Gymnasiallehrer Anfang 50, Gehaltsendstufe, 3 Kinder. Er verdient A14 (Regelbeförderung). Seine Kinder sind U18, deswegen Anspruch auf Familienzuschlag.
    Laut https://oeffentlicher-dienst.i…&zulage=&stkl=3&r=0&zkf=2 bekommt er damit 5235 Euro netto raus. Davon ist die PKV abzuziehen. Da er Anspruch auf 70 % Beihilfe hat, setze ich für ihn und die Kinder jetzt mal großzügige 400 Euro an. Macht 4800 netto. Weihnachtsgeld 65 Prozent eines Monatsgehalts. Ein Angestellter in der freien Wirtschaft müsste 90000 Euro im Jahr verdienen, um gegen den bayerischen Gymnasiallehrer ankommen zu können.
    Der Gymnasiallehrer hat keine Zusatzfunktion, keine Personalverantwortung. 90000 Euro im Jahr ohne Zusatzaufgaben und ohne Personalverantwortung, wo gibt's denn sowas?

    Die Kinder gehen gerne hin? Von welchen Kindern sprichst du? Eigene Erfahrungen oder Wunschdenken? Meine Kinder gingen leidlich gerne in die KiTa, aber ausdrücklich nur vormittags. Nachmittags wollten sie nie hin, da vormittags schon zu laut gewesen. Einfach zu viele Kinder auf zu kleinem Raum mit miesem Betreuungsschlüssel wie oben beschrieben. Nachmittags wollten sie immer in Ruhe zuhause ihr Ding machen. Auch in meinen Ferien wollten sie nie hin. Und wir hatten noch Glück. Mein sensibler Neffe ist von einer KiTa mit offenem Konzept regelrecht überrollt worden.

    @kecks: liest sich gut mit vertrauter Erzieherin, die eine feste Bindung zu ihren KiTakindern hat. Leider fällt die Betreuung in der deutschen DurchschnittsKiTa aber absolut in die Kategorie "Fremdbetreuung". In Bayern beträgt der Personalschlüssel im Kiga so bei 1:9. Im Idealfall, also auf dem Papier. Grundsätzlicher Personalmangel, Urlaub, Krankheit, Fortbildung etc. lassen den Personaschlüssel ganz schnell anders aussehen. Abgesehen davon, dass die meisten Einrichtungen offenes Konzept fahren, d.h. die Betreuungspersonen der Kinder wechseln über den Tag gesehen ständig.

    A propos und völlig OT zur Steuererklärung: Die diskriminiert mich übrigens auch. Obwohl ich als Ehefrau das Ausfüllen der Steuererklärung übernehme, muss ich auf dem Mantelbogen immer als "Haushaltsvorstand" den Ehemann als erstes angeben.

    @MissJones: ich gehe nicht ins Wirtshaus zum Stammtisch. Homophobe Sprüche höre ich mir auf keinen Fall an, da kannst du sicher sein. Außerdem mag der Bekannte seine Arbeit wirklich, daneben hat er eine enge Beziehung zu seiner Mutter. Da machst du dir das nicht so einfach und ziehst einfach mal so weg.

    Nur mal so zu unserer ach so toleranten Gesellschaft: ich kenne einen Mann mittleren Alters, der in seinem Dorf nicht geoutet ist. Warum? Er arbeitet als Busfahrer bei einem Unternehmen, das so typische Seniorenfahrten für Ü70/80 anbietet. Sein vor kurzem verstorbener Vater war derjenige, der am Dorfstammtisch die übelsten homophoben Sprüche geklopft hat und seine Mutter hofft halt immer noch auf Enkele (er ist der einzige Sohn). In so einem Umfeld ist es selbst 2019 verdammt schwer, sich zu outen...

    Du sagst, die Umlage wäre bei euch zulässig? Kannst du mir die Rechtsgrundlage nennen?
    Würde mich wirklich interessieren, denn bisher ist das mit der Vorteilsannahme für mich schlüssig:
    Vorteilsannahme = "Ein Amtsträger, ein Europäischer Amtsträger oder ein für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteter, der für die Dienstausübung einen Vorteil für sich oder einen Dritten fordert, sich versprechen läßt oder annimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft."
    Du verschaffst deinem Dienstherren, wenn du dir die Fahrt bezahlen lässt, obwohl er eigentlich verpflichtet wäre, besagten Vorteil. Ganz heißes Eisen!

    @Mrs Pace: ich war bei einer Veranstaltung unseres Hauptpersonalrates, bei der das so kommuniziert wurde. Für mich ist das auch schlüssig. Du darfst als Beamter keinerlei Vergünstigungen annehmen. Wenn du jetzt Reisekosten von von dir abhängigen Schülern annimmst, dann kommst du in den Verdacht der Vorteilsnahme. 700 Euro in bar würdest du jetzt ja auch nicht annehmen, oder? In Bayern wurde die Umlegung auf Schülerkosten ist deswegen auch ausdrücklich untersagt ("unzulässig"). Dazu z.B. hier
    http://www1.bayern.landtag.de/…Vaw3CLwg5FG_6qnj4_cH1ZuEe
    Oder auch hier: Vergünstigungen Dritter (nix anderes sind Eltern) sind nicht zulässig, wenn sie personengebunden an eine Person gehen: https://www.realschulebayern.d…Vaw0bEdXkroYLtUQnBsONQk-u


    Laut meines HPR würde "man sich auch der Vorteilsnahme schuldig machen, wenn man sich nicht selber einen finanziellen Vorteil verschafft, sondern (und erschwerend eben in Ausübung seines Diebstes) einen Dritten. Der Dienstherr ist dann der Dienstherr, der die Reisekostenerstattung spart."


    Die gleiche Rechtslage gilt für dich auch, denke ich. Vorteilsannahme ist schließlich keine Ländersache, sondern Strafrecht. Und bei Vorteilsannahme bin ich draußen. Ich fahre definitiv nur, wenn mir die Reise durch meinen Dienstherrn bezahlt wird.

    Ich habe ja schon im ausgegliederten Lissabon-Artikel die Frage gestellt, wie bei Euch die Erstattung von Reisekosten abläuft. Leider ging die Frage etwas unter, deswegen eröffne ich hier einen extra Thread.


    Ich bin immer wieder erstaunt, wenn weit entfernte Orte Ziele von Schülerfahrten sind, bei denen man schnell bei Reisekosten von 600-800 Euro ist. Ich frage mich dann immer, wie die Kollegen da zu ihrem Geld kommen.


    Für mich kommt selbst zahlen nicht in Frage. Unser staatlicher Fahrtentopf trägt nach Aussage meiner Schulleitung ca. 200-250 Euro. Auf Schüler meine Kosten umlegen darf ich nicht (könnte als Vorteilsnahme ausgelegt werden). Geld vom Elternbeirat darf ich laut eines bayerischen KMS auch nicht annehmen (fällt wohl auch unter Vorteilsnahme). Freiplätze darf ich annehmen, sollte aber besser nicht aktiv danach fragen. Klingt logisch für mich.


    Deswegen nun meine Frage: Wie um alles in der Welt bekommt ihr eure teuren Fahrten für Lehrer rechtssicher finanziert?

    @pattyplus: ich sprach ganz klar von Zugfahrt innerhalb Deutschlands. Dass das klimafreundlicher als ein Flug nach Lissabon, dürftest ja sogar du einsehen.
    Ich bin gerade erst von einer Studienfahrt mit der 11 aus einer meiner vorgeschlagenen Orte zurückgekehrt. Also, meine Schüler fanden es nicht langweilig. Ich war auch zufrieden, denn es war eine STUDIENFAHRT. Bin schließlich Lehrerin und nicht Reiseveranstalterin. Und meine übersichtlichen Reisekosten bekomme ich auch zurück. Muss mich also nicht strafbar machen (wie bei Umlegung der Kosten auf die Schüler) bzw. selbst blechen.

    ---MOD-Hinweis---
    Folgende Diskussion wurde ausgelagert aus: Kursfahrt Lissabon
    ---MOD-Hinweis Ende (DePaelzerBu)---



    Frage ich mich auch. Sind solche Studienfahrten per Flugzeug überhaupt noch zeitgemäß? Ich würde vorschlagen, dass ihr ökologisch verträglich mit der Eisenbahn nach Berlin, Dresden oder Weimar fahrt. Wäre zum einen klimafreundlicher und zum anderen auch eher eine Studienreise (die Anbindung an den Lehrplan der Oberstufe dürfte bei Lissabon deutlich schwerer als bei den drei genannten Städten fallen).

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