Ich unterrichte auch an einer Seminarschule und sehe das Ganze etwas differenzierter als mimmi. Vorteilhaft finde ich auch den zusätzlichen Input und die vielen jungen Leute, die unserem Kollegium, das teilweise ziemlich verschnarcht ist, richtig gut tun. Es macht auch sehr Spaß, Referendare zu betreuen. Was hast du denn für Fächer, Mimmi?
Was mich aber immer mehr nervt, ist die große Unruhe, die an unserer Schule durch das Seminar herrscht. Ständig haben die Klassen Lehrerwechsel. Dies wirkt sich besonders in Geschichte aus. Die beiden letzten Jahre hatte ich zwei Klassen parallel in Klasse 8 und 9 in Geschichte. Die waren vielleicht froh, dass sie endlich mal einen Lehrer längere Zeit am Stück hatten! In Klasse 6 und 7 hatten sie nämlich dauernd jemand anders. Anfang 6. Klasse mussten sie ständig für Lehrversuche herhalten, danach bekamen sie ab den Herbstferien einen Referendar bis zum Halbjahr, danach im zweiten Halbjahr wieder den Seminarlehrer. In Klasse 7 dasselbe Spiel, nur dass sie dann im zweiten Halbjahr einen Referendar hatten, der bei ihnen eigenverantwortlichen Unterricht hatte (ist jetzt üblich im letzten Ausbildungsabschnitt, Lehrereinsparungsmaßnahme). Hochgerechnet waren das 5 Lehrer in zwei Jahren. Den ständigen Wechsel merkt man den Klassen dann leider auch an. Jeder handhabt den Umgang mit Grundwissen anders, führt vielleicht eine neue Heftführung ein (Heft, Ordner, Grundwissensheft???) Außerdem sind unsere Schüler recht "methodenmüde". Dauernd müssen sie als Versuchskaninchen herhalten und ehrlich gesagt funktioniert vieles dann halt doch nicht so wie gewünscht. Ich habe mir deswegen angewöhnt, recht frontal zu unterrichten und die Schüler sind echt froh drum: "Endlich haben wir mal gscheiten Geschichtsunterricht!", da sie nicht um der Methode willen irgendwelche Fishbowlsachen ausprobieren müssen, die dann im großen Chaos enden... Als ich neu an die Schule kam, war die erste Frage der Schüler: "Sind Sie Referendar?" Als ich das verneinte, gab es erst mal großes Aufatmen.
Noch eine Bemerkung zu den Seminarlehrern: Da gibt es schon mal Spannungen mit dem restlichen Kollegium. Und das liegt daran, dass manche finden, dass diese ziemliche Privilegien an unserer Schule haben. Sie müssen z.B. nur eine Aufsicht halten, wir haben sonst 3-4, die Seminarlehrer haben nie Klassenleitung und werden auch sonst von Extrajobs verschont. Dabei bekommen sie recht viel Anrechnungsstunden und der Geschichte-Seminarlehrer hat manchmal nur 4-5 Referendare zu betreuen. Die anderen Deutschlehrer haben dafür 25 Stunden, teilweise vier Deutschklassen mit wahnsinnig vielen Korrekturen, da kommt manchmal schon Neid auf den Seminarlehrer auf. Vielleicht ja auch zu Unrecht, da man die Seminarbelastung wahrscheinlich nicht so sehr erkennt...
Ach ja, unsere Schule wurde auch extrem bedrängt, noch ein Bio/Chemie-Seminar aufzumachen (steigende Referndarszahlen). Leider ist unsere Schule darauf aber gar nicht eingerichtet, denn der NWS-Trakt befindet sich in einem schlechten baulichen Zustand und die Chemiesammlung ist sehr veraltet. Man hatte sich erhofft, dass sich daran bedingt durch das Seminar vielleicht schneller etwas ändern würde. War natürlich nicht so, gab keine Extramittel und der Seminarlehrer, der ständig am Improvisieren ist, war der Leidtragende. Insofern würde ich das Raumproblem schon ernst nehmen.