Beiträge von gingergirl

    Zitat

    Korrekturen mache ich meistens nebenher, wenn ich fernsehe


    Stelle mir gerade vor, wie ich meinen Geschichte-Grundkurs oder eine (freie) Erörterung in Deutsch in der Kollegstufe mal so nebenher beim Fernsehen korrigiere. Das geht nicht!!! Da muss man sich schon sehr konzentrieren. Mal abgesehen davon, dass man für einen Deutschaufsatz (können schon mal 15 Seiten Umfang sein) ungefähr 1 Stunde braucht: Mindestens zweimal durchkorrigieren und dann einen anständigen und handfesten Schlusskommentar verfassen, der anschaulich begründet, warum der Aufsatz mit 7 und eben nicht mit 11 Punkten zu bewerten ist, das dauert eben. Nicht zu vergessen die Übungsaufsätze...

    Zitat

    Seltsam, dass kein einziger Amoklauf aus Afrika, Russland oder dem Nahen und Fernen Osten gelistet ist ... gibt es dort sowas nicht - oder registrieren wir es nur nicht?


    Doch dort gibt es auch etwas Vergleichbares, nur in anderer Form, wenn man Hans Magnus Enzensberger glauben schenken darf. Der hat im Jahr 2005 ein Essay zum Thema geschrieben: Schreckensmänner. Ein Versuch über den radikalen Verlierer Das Büchlein lag schon eine Weile bei mir rum, habe mich jetzt dran gesetzt, um es doch mal zu lesen. Enzensbergers These ist die, dass es "Gemeinsamkeiten zwischen dem einsamen Amokläufer und den organisierten Tätern aus dem islamistischen Untergrund" gibt. "Größenphantasie und Rachsucht, Männlichkeitswahn und Todeswunsch gehen auf der verzweifelten Suche nach einem Sündenbock eine brisante Mischung ein, bis der radikale Verlierer explodiert und sich und andere für sein eigenes Versagen bestraft" (Zitat Klappengtext). Bin noch nicht ganz durch, aber nach all den zum Teil vorschnellen Urteilen und dem unsäglichen Medienhype tut es gut, mal wieder was zum Thema zu lesen, was fein analysiert und gut geschreiben ist - auch wenn sich Enzensberger hauptsächlich mit dem Islamismus beschäftigt.

    Ist das rechtlich überhaupt zulässig? Bei uns müssen sogar Praktikanten einen Wisch unterzeichnen, der sie zur Verschwiegenheit verdonnert. Kann mir nicht vorstellen, dass "Schulfremde" dauerhaft in deinen Unterricht dürfen. Ich verstehe auch nicht, was die Mütter an der Klassensituation verbessern sollen. Das Ganze könnte so rüberkommen, als würdest du es allein nicht hinbekommen...

    Danke für die Tipps, werde das nächstes Schuljahr dann mal angehen. Das Problem ist wohl, dass das Kollegium bei mir keine einheitliche Linie hat und das jeder anders handhabt.


    Die Geschichte mit den 50 Cent sorgt hier in der Gegend übrigens mächtig für Wirbel. Die BILD nutzte mal wieder die Chance fürs Lehrer- und Schulbashing und zog die Sache so auf, als ob die Klogebühr eine offizielle Gebühr sei: (http://www.mode-box.de/schulpinkelgeld.jpg). Wie es wirklich war, dann in einer Zeitung, die besser informiert (http://www.nn-forchheim.de/artikel.asp?art=981234&kat=13).

    SunnyGS: Du kannst leider nicht davon ausgehen, dass dein Modell auf andere übertragbar ist. Die Kinderbetreuung ist hier bei uns nämlich leider immer noch be... In meiner Nachbarstadt (Unistadt, 70000 Einwohner) muss man 1,5 Jahre im Schnitt auf einen Krippenplatz warten. Auf der Warteliste stehen im Schnitt 70 Kinder! Wer arbeiten will, ist auf private Betreuung angewiesen, die ist teuer und da ist man schon froh, wenn man ein paar Euros mehr bekommt.


    Ach ja, und zum Thema Haushaltshilfe: Ich nehme schon an, dass du von deinen 1600 Euro diese ordnungsgemäß angemeldet hast und die Sozialabgaben (Bundesknappschaft etc.) abführst? Ich habe mir auch schon mal überlegt, eine Haushaltshilfe anzuschaffen, möchte diese aber nicht schwarz beschäftigen...

    Hallo Josh,


    Ich glaube, du siehst das mit dem höheren Gehalt etwas zu undifferenziert. Das sieht auf den ersten Blick in der Tat so aus. Hier bist du aber z.B. in Baden-Württemberg mit 25 Stunden dabei, auch bei zwei Korrekturfächern. Zur Zeit wird überlegt, noch eine Stunde drauf zu legen... In Ö wären es deiner Beschreibung mit Korrekturfächern nach nur 18, oder? Ist schon ein riesiger Unterschied! In Bayern sind es anfangs 24 Stunden, nach drei Jahren steigt die Belastung auf 25 Stunden.
    Außerdem bekommt man die 2300 Euro netto, von denen du schreibst, nur, wenn man verbeamtet wird, da man da keine Sozialabgaben beispielsweise für die Rente zahlt. Wird man aber nicht verbeamtet, dann liegt das Gehalt um einiges niedriger. Die Verbeamtung ist aber auf keinen Fall sicher. In Bayern gibt es z.B. sehr häufig nur Angestelltenverträge. Dies sind z.B. "Superverträge", d.h. man ist erst zwei Jahre angestellt und wird dann erst verbeamtet. Trotz der derzeit großen Nachfrage nach Lehrern sind diese Verträge immer noch recht häufig. In Zeiten, in denen die Nachfrage nach Lehrern noch nicht so groß war wie heute, wurde man häufig auch mit Einjahresverträgen abgespeist, die dann jedes Jahr neu verlängert wurden. Dann sind aber nicht einmal die Sommerferien bezahlt worden, sondern man musste sich für diese Zeit arbeitslos melden. Sollten in nächster Zeit wieder weniger Leute gebraucht werden, werden auf jeden Fall die befristeten Stellen ansteigen, denn der Staat will sich natürlich so wenig wie möglich langfristig binden. Dies ist im weniger nachgefragten Grundschulbereich schon jetzt der Fall.
    Gerade in den sauteuren Ballungszentren München und Stuttgart, wohin Berufsanfänger gerne mal geschickt werden, macht man mit dem Angestelltengehalt und übrigens auch mit einem Beamtengehalt wahrlich keine großen Sprünge. Und du kannst auf jeden Fall davon ausgehen, dass für die Verbeamtung "Landeskinder" erst einmal bevorzugt werden, die hier ihr Examen abgelegt haben.

    In Bayern hat man sogar 16 Stunden und ich hatte in den ersten Monaten die Krise meines Lebens. Ich habe Nachmittage völlig fix und alle grübelnd auf dem Sofa verbracht, habe mich dann gegen Abend aufgerappelt und dann üblicherweise bis in die Morgenstunden Unterricht vorbereitet. Das Feedback, das ich von meinen Seminarlehrern bekommen habe, war total unbefriedigend und so wie auch von dir beschrieben.
    Dabei war ich bis dahin ein absolut optimistischer, lebenslustiger Typ... Auch mein Privatleben ging den Bach runter, da ich nur noch an die Schule und mein angebliches Unvermögen gedacht habe. Nach einem halben Jahr habe ich die Schule gewechselt (ist hier so üblich), habe einfach nicht mehr so viel auf die Seminarlehrer gegeben und mich eher auf das Feedback meiner Einsatzschule und der Schüler verlassen, was eigentlich immer positiv war. Heute bin ich gerne und meistens auch ganz entspannt Lehrerin :-), träume allerdings immer noch in regelmäßigen Abständen schlecht von meinem Seminarlehrer (kein Witz!). Deswegen kannn ich dir nur raten: Lass dir nicht zuviel einreden - dass du was kannst, hast du schon im Ersten Staatsexamen gezeigt, denn du schreibst ja, dass du schnell und zielstrebig warst und bestimmt auch mit guten Ergebnissen abgeschnitten hast. Und wenn an deiner Schule alles passt, ist das doch wunderbar!

    Frag beim Prüfungsamt in der Halbmondstraße (?) nach, die können dir das genau sagen. Sind doch eh immer der erste Ansprechpartner, hier im Forum kann dir keiner definitiv Auskunft geben. Ich habe auch in ER studiert und noch sehr spät Scheine im letzten Semester nachgereicht, wann genau das war, weiß ich aber nicht mehr.

    skydep: Ich war alles andere als eine Schülerin, die ständig Ausreden findet oder die im Sportunterricht blau gemacht hätte - da hätten mir meine Eltern ehwas gehustet. Trotzdem hätte ich als Schülerin und auch heute noch die Sätze deiner Schüler unterschreiben können. Ich konnte wirklich nie auch beim besten Willen einen Handstand, Rad oder auch nur eine halbwegs "gerade" Rolle. Dabei war ich noch nie übergewichtig, habe eine gute Kondition und bewege mich gern. Aber Turnen - auch das Geräteturnen - war in der Schule immer die Hölle. Leider habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Sportlehrer, denen diese Übungen natürlich sehr leicht fallen, dieses Unvermögen nur sehr schlecht einschätzen können. Wenn man eine "normale" Figur hatte, dann wurde man sehr schnell als Simulant abqualifiziert oder als jemand abgestempelt, der sich nicht anstrengen will. Schade, der Sportunterricht hat mir das Sporttreiben sehr lange Zeit vergällt!

    Laut der bayer. KuMi-Seite gibt es den Quereinstieg mit Mathestudium am GY ja gar nicht mehr. Wundert mich ehrlich gesagt, denn es herrscht schon noch großer Mangel, auch in Informatik. Wenn es schon zur Zeit keinen Quereinstieg mehr gibt, wird es in den nächsten Jahren wahrscheinlich auch kein Programm mehr geben, denn die Stellensituation wird sich entspannen (steigende Referendarszahlen). Das ist jetzt aber nur meine ganz persönliche Einschätzung...

    Denke, dass dir das leider nichts bringt. Am Ende des Refs bekommt man Post - in dem Brief sind die Noten von erstem und zweitem Staatsexamen aufgeschlüsselt. Diese Noten legen dann die Einstufung für die Einstellung fest und man kann dann ersehen, wieviele Leute vor bzw. hinter einem stehen, z.B. Platz 24 von 120 Absolventen oder so. Die Einstellung erfolgt dann aufgrund dieser Festlegung.
    In letzter Zeit war das nebensächlich, da eh so gut wie jeder eingestellt wurde. Sollte man aber halt auf Platz 24 stehen und nur 23 Leute werden gebraucht, dann ist das halt Pech und man kommt erst mal auf die Warteliste. Allenfalls Zivi/Bundeswehr wird einem irgendwie angerechnet.

    Ich unterrichte auch an einer Seminarschule und sehe das Ganze etwas differenzierter als mimmi. Vorteilhaft finde ich auch den zusätzlichen Input und die vielen jungen Leute, die unserem Kollegium, das teilweise ziemlich verschnarcht ist, richtig gut tun. Es macht auch sehr Spaß, Referendare zu betreuen. Was hast du denn für Fächer, Mimmi?
    Was mich aber immer mehr nervt, ist die große Unruhe, die an unserer Schule durch das Seminar herrscht. Ständig haben die Klassen Lehrerwechsel. Dies wirkt sich besonders in Geschichte aus. Die beiden letzten Jahre hatte ich zwei Klassen parallel in Klasse 8 und 9 in Geschichte. Die waren vielleicht froh, dass sie endlich mal einen Lehrer längere Zeit am Stück hatten! In Klasse 6 und 7 hatten sie nämlich dauernd jemand anders. Anfang 6. Klasse mussten sie ständig für Lehrversuche herhalten, danach bekamen sie ab den Herbstferien einen Referendar bis zum Halbjahr, danach im zweiten Halbjahr wieder den Seminarlehrer. In Klasse 7 dasselbe Spiel, nur dass sie dann im zweiten Halbjahr einen Referendar hatten, der bei ihnen eigenverantwortlichen Unterricht hatte (ist jetzt üblich im letzten Ausbildungsabschnitt, Lehrereinsparungsmaßnahme). Hochgerechnet waren das 5 Lehrer in zwei Jahren. Den ständigen Wechsel merkt man den Klassen dann leider auch an. Jeder handhabt den Umgang mit Grundwissen anders, führt vielleicht eine neue Heftführung ein (Heft, Ordner, Grundwissensheft???) Außerdem sind unsere Schüler recht "methodenmüde". Dauernd müssen sie als Versuchskaninchen herhalten und ehrlich gesagt funktioniert vieles dann halt doch nicht so wie gewünscht. Ich habe mir deswegen angewöhnt, recht frontal zu unterrichten und die Schüler sind echt froh drum: "Endlich haben wir mal gscheiten Geschichtsunterricht!", da sie nicht um der Methode willen irgendwelche Fishbowlsachen ausprobieren müssen, die dann im großen Chaos enden... Als ich neu an die Schule kam, war die erste Frage der Schüler: "Sind Sie Referendar?" Als ich das verneinte, gab es erst mal großes Aufatmen.
    Noch eine Bemerkung zu den Seminarlehrern: Da gibt es schon mal Spannungen mit dem restlichen Kollegium. Und das liegt daran, dass manche finden, dass diese ziemliche Privilegien an unserer Schule haben. Sie müssen z.B. nur eine Aufsicht halten, wir haben sonst 3-4, die Seminarlehrer haben nie Klassenleitung und werden auch sonst von Extrajobs verschont. Dabei bekommen sie recht viel Anrechnungsstunden und der Geschichte-Seminarlehrer hat manchmal nur 4-5 Referendare zu betreuen. Die anderen Deutschlehrer haben dafür 25 Stunden, teilweise vier Deutschklassen mit wahnsinnig vielen Korrekturen, da kommt manchmal schon Neid auf den Seminarlehrer auf. Vielleicht ja auch zu Unrecht, da man die Seminarbelastung wahrscheinlich nicht so sehr erkennt...
    Ach ja, unsere Schule wurde auch extrem bedrängt, noch ein Bio/Chemie-Seminar aufzumachen (steigende Referndarszahlen). Leider ist unsere Schule darauf aber gar nicht eingerichtet, denn der NWS-Trakt befindet sich in einem schlechten baulichen Zustand und die Chemiesammlung ist sehr veraltet. Man hatte sich erhofft, dass sich daran bedingt durch das Seminar vielleicht schneller etwas ändern würde. War natürlich nicht so, gab keine Extramittel und der Seminarlehrer, der ständig am Improvisieren ist, war der Leidtragende. Insofern würde ich das Raumproblem schon ernst nehmen.

    Du wirst dich wundern, wie schnell die Schüler dich auf die Schwangerschaft ansprechen werden! Die haben wirklich Adleraugen und bemerken jede Veränderung sofort. Sie haben mich ziemlich schnell darauf angesprochen, ich habe es ihnen bestätigt und ab da wusste es die ganze Schule ;)

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