Beiträge von gingergirl

    Hallo,
    meiner Erfahrung nach (ich habe nur ein Kind, 4 Jahre) würde ich mir eine ganze Stelle nicht zumuten wollen. Du hast zwei Korrekturfächer und musst bedenken, dass du sicher auch ziemlich in der Oberstufe eingesetzt wirst. Dank dem G8-Abitur hat die Arbeitsbelastung gerade in den Abifächern stark zugenommen. Das bedeutet korrigieren, korrigieren, korrigieren, ... Und das wirst du hauptsächlich in Nachtschichten erledigen, denn tagsüber bleibt bei vollem Deputat ja kaum Zeit. Und wenn du deine Kinder eh nur abends siehst, willst du wohl auch nicht die Wochenenden durchkorrigieren? Ich finde, man merkt jede Stunde, die man weniger arbeitet. Mein freier Tag ist mir Gold wert, da kann aufgearbeitet werden, was sonst hängenbleibt (Hausarbeit, Garten, Friseur).
    Wie lange bist du denn schon "im Geschäft"? Davon würde ich meine Stundenzahl auch abhängig machen. Wenn du alle Klassen schon mal hattest und du auf eine große Materialfülle zurückgreifen kannst, du also nicht mehr so viel vorbereiten musst, dann gehen eher mehr Stunden. Wenn zum Korrekturmarathon aber noch umfangreiche Vorbereitungen kommen, weil man eine Oberstufenklasse noch nie hatte oder dann halt doch für ein W-Seminar herhalten musste, dann gute Nacht.
    Wie lange fährst du denn zur Schule? Ich brauche 30 Minuten einfach, das bindet bei mir auch schon viel Zeit.
    Mein Kind war immer ein sehr schlechter Schläfer und ich erinnere mich mit Grausen an Nächte lange Korrekturen (damals fürs Doppelabitur). Ich hätte nie gedacht, dass ich mit so wenig Schlaf auskommen kann. Hast du dir mal genau durchgerechnet, was du bei 16/18 Stunden rausbekommst? Dank den Kinderzuschlägen ist das meiner Meinung nach bereits recht ordentlich.

    Ich lese hier schon einige Zeit still mit und will jetzt auch mal was loswerden. Ich habe in den 90er Jahren mit meinem Lehramtsstudium (D/G GY) angefangen unter dem Wissen der Einstellungssituation der 80er/90er Jahre. Damals wurde schlichtweg so gut wie niemand eingestellt. Referendare von damals mussten sich radikal umorientieren.


    Ich kenne einen, der nach seinem Ref 20 Jahre lang als Krankenpflegerin gearbeitet hat. Als es in den letzten Jahren dann wirklich mal kurzzeitig besser war mit Stellen, ist er dann doch wieder in den Schuldienst als Angestellter - mittlerweile mein Kollege. Eine Referendarin Anfang der 90er Jahre hat damals nach dem Ref eine Ausbildung als Bürokauffrau gemacht, das weiß ich noch. Ein weiterer Bekannter derselben Generation hat sich jahrelang als Werbetexter durchgeschlagen. Ein anderer heutiger Kollege war Ewigkeiten mangels Perspektive Hausmann, seine Frau hat die Familie ernährt. Mein Nachbar, auch ehemaliger Lehramtsanwärter ohne Aussicht auf Anstellung, hat damals eine Imbissbude an einem Campingplatz übernommen. Er machte dann Karriere im Gastrogewerbe und hat nie mehr eine Schule von innen gesehen... Eine weitere Kollegin von mir der Generation 50 plus hat sich lange Zeit als Reiseleiterin für einen Anbieter von Bildungsreisen in England/Irland über Wasser gehalten. Eine Freundin hat nach ihrem D/G-Studium erstmal Physiotherapeutin gelernt aufgrund der schlechten Stellenlage. Kollegin XY war sehr lange Jahre an der Hauptschule, wo sie ausschließlich evangelische Religion unterrichtet hat, bevor sie an das Gymnasium zurückgekehrt ist. Anspruch hatte man damals auch nur auf Sozialhilfe, das hat aber niemand beantragt, denn "aufs Sozialamt geht man nicht". Dann doch lieber Imbissbude am Campingplatz...


    Was ich mit der Aufführung der Beispiele sagen will, ich und wohl die meisten Studenten meiner Generation sind damals ohne Illusionen in das Lehramtsstudium gegangen. Ich wollte das studieren, weil mich die Fächer interessierten, aber war mir immer dessen bewusst, dass es mit dem Lehrerdasein keine einfache Sache wird. Ich hab damals genug Leute gekannt, bei denen es eben mit dem Lehrerdasein nie geklappt hat. So war dann auch mein Studium ausgerichtet. Kellnern gegangen bin ich nie. Stattdessen habe ich wie viele meiner Mitstudenten Praktika, Ferienarbeit und Semestertätigkeiten dafür genutzt, mich für PLAN B, den es aus den oben beschriebenen Erfahrungen immer gab, zu qualifizieren. Ich habe beispielweise lange für einen Verlag gearbeitet, hab ein Auslandspraktikum bei einer Softwarefirma gemacht, hatte einen Werkstudentenjob bei einem großen Konzern im Bereich Technische Dokumentation,... Noch vor dem Ref habe ich mich dann auch für die "Welt da draußen" beworben, denn die Aussichten galten gerade für meine Kombination immer noch alles anders als rosig. Ich bekam dann auch die Zusage für eine feste Stelle als Technische Redakteurin. Da die Mühlen damals aber langsam mahlten (2004), hatte ich damals bereits einige Monate mit dem Ref begonnen und beschlossen, dieses auch abzuschließen. Am lockersten haben zu meiner Studentenzeit ihre Zukunft die übrigens die Sportler gesehen - Tenor "Fitnesstrainer geht immer"! Wider Erwarten hat mein Einstieg in den Lehrerberuf dann aber ohne Probleme geklappt, ich bekam gleich eine Planstelle, muss mich manchmal heute noch keifen, dass es so glatt lief. Ich muss aber auch sagen, dass ich mich zur Sicherheit auch in anderen Bundesländern und auch für andere Schularten beworben hatte.
    Nun bin ich also doch Lehrerin an einer Seminarschule und habe deswegen viel mit Referendaren zu tun. Bei den meisten sehe ich keinen Plan B, die haben sich auch im Studium nie mit Alternativen beschäftigt. Stattdessen bei vielen eine Art kindlicher Trotz und das Schieben der Schuld auf den bösen Staat, der ihnen jetzt doch keine Stelle anbietet, wo sie doch immer vom Lehrermangel gehört hatten. Eine Stimmung, die ich aus vielen Threads hier auch rauslese. Schon reichlich naiv, oder?

    Hallo rotherstein,


    ich lese deine Beiträge von Anfang an mit und möchte dir ganz viel Kraft schicken!
    Falls es immer noch Leute gibt, die behaupten, dass die Lehrer schuld seien, wenn Inklusion nicht klappt, sollten diese nun einfach mal - mit Verlaub die *** halten. Aus deinen Beiträgen habe ich so viel Engagement und Herzblut den Schülern gegenüber herausgelesen. Und nun diese große Verzweiflung. Ich bin von deiner Geschichte sehr getroffen!

    Na denn mal Butter bei die Fische, wie lange hast du denn Erfahrung mit inklusivem Unterricht? Wie genau sieht denn deine Praxiserfahrung damit aus?
    Wie gesagt, zum Studienlesen und eigentlich auch zum sinnlosen Posten fehlt mir hier die Zeit. Ich will etwas von Leuten aus der Praxis zum Thema Inklusion lesen!

    Ich habe im Ref viel gelernt ... von erfahreren Lehrern, die mir viel beigebracht haben. Bis heute profitiere ich davon.
    Ich will hier nichts von Leuten hören, die ein paar nette Studien gelesen haben, sondern von Praktikern profitieren. Wenn ich an der Schule ein Problem habe, gehe ich auch zum Kollegen X, der schon seit 30 Jahren im Geschäft ist und nicht zu Aushilfskraft Y, die ein paar Stunden unterrichtet und ansonsten noch studiert. Also Susanna, ich will von dir einfach nix mehr zum Thema hören!


    Ich arbeite nämlich leider nicht an einer Versuchsschule und zum Studienlesen habe ich keine Zeit. Ich verbringe die Hälfte meiner Zeit in der Oberstufe und muss die Leute aufs Abitur vorbereiten. Daneben habe ich wie wild zu korrigieren (Deutsch). Nun gehöre ich auch zu denen, die ab nächstem Jahr ohne Unterstützung bei der Inklusion dabei sind. Auf den Unterricht mit meiner Schülerin mit Handicap ab dem nächsten Schuljahr werde ich mit 30 Minuten (!) Einführung von einer Förderlehrerin vorbereitet. Kein Scherz.


    Eigentlich habe ich Arbeitsbedingungen und Schüler, von denen die meisten hier träumen können. Bayerisches Gymnasium in der Provinz, keine nennenswerten disziplinarische Schwierigkeiten, unkomplizierte Eltern. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir den guten und leistungsbereiten Schülern, die es bei uns zweifelsohne gibt, zu wenig gerecht werden. Wir haben so klasse Schüler, die bei dem täglichen Kleinklein, den es halt bei uns auch gibt, nie so zum Zuge kommen, wie sie es verdient hätten. Und dann werden sie von den anderen auch noch als "Streber" abgestempelt.
    Ich stimme Siliciums Ausführungen zur "Elite" deswegen so was von zu! Hätt' ich auch nicht gedacht, dass es mal soweit kommt :D

    Hallo Panama,


    ich kann mich noch sehr gut an deinen Thread erinnern, in dem du uns ausführlich dargelegt hast, dass du dieses Schuljahr schon sehr oft gefehlt hast, weil deine Kinder krank waren und du nicht auf ein soziales Netzwerk zurückgreifen kannst. Klick
    Du hast in dem Thread ausgeführt, dass Deine Kinder bei vielem auch "Vorrang" haben und der Job dann auch mal zurückstehen muss. So warst du wenig einsichtig zu akzeptieren, dass Beamten eben nur eine bestimmte Anzahl an Fehlzeiten wegen Krankheiten der Kinder zustehen. Diese Einstellung mag als "normale" Lehrerin auch angehen, als Schulleiterin kann man sich so eine Einstellung meiner Meinung nach nicht leisten. Da muss man bei "Extraterminen" einfach verfügbar sein. Das werden viele Termine sein, an die du jetzt vielleicht nicht denkst. Du bist die letzte, die bei Schulveranstaltungen das Haus verlässt, musst selbstverständlich bei Terminen mit der Stadt anwesend sein, etc. Die Anwesenheitszeit an der Schule ist wie Sunny ausführt, halt auch eine ganz andere als als "normale" Lehrerin. Natürlich muss man auch in den Ferien ganz anders greifbar sein. Häufige Fehlzeiten wegen "kinderkrank" haben natürlich dann auch ganz andere Auswirkungen als Schulleiterin. Du hast in deinem Thread damals auch dargestellt, dass dein Mann recht wenig abfangen kann, da er ebenfalls beruflich eingespannt ist. Falls du so einen Job anpeilst, solltest du also erstmal die Betreuung deiner Kinder verbessern.

    Also mal ehrlich, seine "Lehrerrolle" hängt man doch nicht an den Garderobenständer, wenn man das Lehrerzimmer verlässt.


    Meine Einstellung bleibt doch die gleiche, egal, ob in der Schule oder außerhalb. Rauchen und Alkohol ist einfach für Kinder daneben. Ich hab deswegen schon öfter rauchende und trinkende Jugendliche/Kinder in der Öffentlichkeit angesprochen, das waren nicht mal meine Schüler. Da kann ich nicht aus meiner Haut. Wenn nicht "wir", wer dann?

    Als Geschichtelehrerin kenne ich den Spruch, dass, wer nicht aus der Geschichte lernt, gezwungen ist, dieselben Fehler noch einmal zu machen.


    Dann wage ich jetzt halt mal einen kurzen historischen Exkurs. Mein Opa, Jahrgang 1918 hat nach langen Jahren, die er als Soldat zubringen musste, mit über 30 in den 50er Jahren noch das Examen als Volksschullehrer gemacht. Seine erste Stelle war so etwas, was man heute als Mobile Reserve bezeichnen würde, d.h. er hat über einen gewissen Zeitraum, meist ein paar Wochen, den normalen Lehrer ersetzt (mit dem Moped über Land...). So hat er einen ganz guten Einblick in viele der damaligen Klassenzimmer gewonnen. Noch 50 Jahre später hat er mir davon erzählt, wie sehr er darunter gelitten hat, dass in jeder dieser Klassen mindestens ein "Dorfdepp" (so sagte man damals wirklich) saß, der halt im Klassenzimmer war, aber weder lesen noch schreiben konnte. Da der Lehrer natürlich nicht für so einen Schüler ausgebildet war, hat er diesen Schüler, wenn er gutmütig/weiblich war, mit Ausmalbildern ruhig gestellt. War der Schüler etwas aufmüpfiger, wurde er halt vom Lehrer verdroschen, dann war auch Ruhe im Karton. Die Mitschüler gingen auch nicht gerade zimperlich mit diesen Mitschülern um, ich sage nur "Klotauchen". Mein Großvater war damals wie wir heute auch, obwohl ein wunderbarer Lehrer, einfach überfordert und wusste nicht, was er mit diesen Schülern anfangen sollte.
    Dieses ohnmächtige Gefühl hat wie gesagt noch 50 Jahre später an ihm genagt, er hat mir oft davon erzählt. Er empfand die Etablierung der Förderschulen ab den 60er/70er Jahren als einen Segen. Endlich konnten die gehandicappten Schüler entsprechend gefördert werden und auf ein Leben nach der Schule vorbereitet werden!


    Na ja, Fehler zweimal und so.

    Halllo,
    wenn du einen "mütterlichen" Rat hören willst: Mach unbedingt das Ref und stelle damit sicher, dass du deinen Ausbildungsweg abgeschlossen hast. Nach dem Ref kannst du dich ja dann weiter orientieren und mit Lehrerfahrung dann immer noch nach Norwegen. Dann bist du auch sicher, ob dein Partner auch wirklich für länger dortbleiben will. Wie lange dauert das Ref bei Euch? 1,5 Jahre? Falls die Beziehung in Ordnung ist, überlebt Ihr das (hast ja relativ viel Ferien .-)), ansonsten wars das Ganze nicht wert.
    Hört sich für mich so an, als würde dich dein Freund vor vollendete Tatsachen stellen und dir die Situation in Norwegen etwas schön reden. Erstmal Aushilfsjobs machen, wenn man das Studium so gut wie du abgeschlossen hast, das ist doch wirklich keine Option, oder? Stell dir mal vor, du gehst mit, bleibst ein paar Jahre dort, kommst beruflich doch nie auf einen grünen Zweig und dann verlässt er dich, weil er auf einmal sagen wir mal, Südafrika attraktiver findet? Dann hast du in Deutschland ein Studium abgeschlossen, das ohne Ref praktisch wertlos ist. Was machst du dann? Ob der Abschluss verfällt, hängt von Bundesland zu Bundesland ab. In Bayern kann man auch nach sehr langer Zeit das Ref antreten, woanders ist das glaube ich nicht so.

    Hallo Panama,


    Hand aufs Herz: Ich entnehme deinem Posting, dass dein Mann kein Beamter ist. Also würden ihm ja insgesamt 20 Kinderkrankentage pro Kalenderjahr zustehen. Du hast doch zwei Kinder, oder? Dazu kommen noch deine 8 Tage. Wären auf zwei Kinder gesehen immerhin 28 Tage Anspruch! Das sind immerhin zusammengerechnet fast 6 Wochen im Jahr! Damit bekommt man die üblichen Kinderkrankheiten eigentlich schon abgedeckt, oder? Da wir erst Mitte März haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass ihr euren gesetzlichen Rahmen schon ausgeschöpft habt. Als Schulleiter würde ich in diesem Fall auch schon mal nachhaken, ob da der Vater nicht auch mal seinen Anspruch geltend machen kann. Ich habe persönlich immer das Gefühl, dass sich gerade die Väter gerne um ihre Verantwortung drücken...

    Hallo,


    zu 1: i.d. R. 3 Klassen


    zu 2: mit halber Stelle habe ich üblicherweise 2 Deutschklassen, obwohl ich das eigentlich nicht ganz fair finde (entspricht schließlich 4 Klassen bei ganzer Stelle)


    zu 3: Nein. Bei uns haben die Hauptfachlehrer eh generell Pech, da nur diese für die KL herangezogen werden. Ich habe eigentlich immer eine Klasse, trotz Teilzeit.


    zu 4: hinsichtlich der Übungsaufsätze halten wir uns an die offiziellen Vorgaben. Die geben ja Gottseidank nur noch einen vor. Vorgaben hinsichtlich der Korrektur gibt es keine, Bewertungsraster sind allerdings nicht erlaubt.


    Gruß


    ginger

    Zitat

    Anspruch wird nicht im Bundesland gemacht, sondern bei den Korrekturen. Und die sind kollegenabhängig, bestenfalls schulabhängig, das wissen wir doch.

    Meike, damit hast du ja so Recht. Ich bin ja auch in Bayern am Gymnasium tätig und kann den ewigen Lobgesang auf das achsohohe Niveau nicht mehr hören.
    Wie läuft denn das so in der Praxis? Da die Abituraufgaben in der eigenen Schule zweitkorrigiert werden, finden bei uns schon die üblichen Zweierpärchen zusammen, die Korrekturen dann unter vier Augen hochkorrigieren, falls die Schülerleistungen nicht passen. Bei uns in der Fachschaft wurde mal der Vorschlag gemacht, dass man die Zweitkorrekturen doch so aufteilen könnte, dass jeweils ein Lehrer alle Arbeiten jeweils eines Aufgabentypus aller Kurse nachkorrigieren sollte. Wäre eine riesige Arbeitserleichterung, da man sich nur in eine Fragestellung anstatt fünf einarbeiten müsste. Das wurde von der Mehrheit der Fachschaft aber brüsk abgelehnt, denn die Korrekturteams hätten sich doch bewährt ...
    Dass der Zweitprüfer auch in den mündlichen Prüfungen aus der eigenen Schule kommt, ist ebenfalls eine feine Sache. Ich bin mir sicher, dass die Schüler bei einem Kollegen, der seit Kurzem im Ruhestand war, die Fragen vorher wussten. Aber natürlich hatte der immer seinen Kumpan als Zweitprüfer dabei, der stellt schon nicht mal wenigstens eine nicht vorher abgesprochene Frage.
    Kurzum, aus BaWü kenn ich das aus meiner Schulzeit anders. Da haben die Abituraufgaben "Tour de Ländle" gemacht, d.h. der Zweitprüfer saß an einer ganz fremden Schule. Gingen seine Auffassung und die des Erstkorrektors zu sehr auseinander, ging die Klausur an einen dritten, der die Klausur dann abschließend bewertet hat.
    Auch für die mündlichen Prüfungen kam in BaWü der Zweitprüfer von einer anderen Schule. Durch dieses System der Fremdprüfer war meiner Meinung nach der Anspruch an die Schüler viel höher als hier in Bayern. Hier ist zwar die Aufgabenstellung auf dem Papier hoch, aber was dann in der Praxis dann zum Teil von einigen Kollegen erwartet wird.... jo mei!

    Hallo,


    ich habe auch ein Kind (3), arbeite derzeit 13 Stunden und diese Stundenzahl sehe ich als absolute Grenze. Mehr würde ich nicht schaffen. Ich finde schon, dass die Oberstufe vergleichsweise sehr vorbereitungs- und korrekturintensiv ist. Zur Zeit habe ich z.B. zwei Deutsch-Klassen, eine in der Unterstufe, eine in der 12. Die 7. Klasse kostet wirklich einen Bruchteil der Zeit. Eine Textzusammenfassung oder ein Bericht umfassen dort i.d. R. nicht mal eine Seite, das ist notfalls in ein paar Stunden runterkorrigiert. Die 12er schreiben im Vergleich dazu sehr umfangreiche Aufsätze, da bin ich pro Aufsatz ungelogen bei ca. 2 Stunden pro Mann an Korrekturaufwand dabei. In der 7. macht man notfalls mal "Buch auf" oder eine Übungsstunde, das kannst du dir in der 12. natürlich nicht leisten. Teilweise muss man sich fachlich in Themen auch ganz neu arbeiten. Hand aufs Herz, wie fit bist du z.B. zum Thema "Neue Innerlichkeit" in den 70er Jahren? War z.B. Thema meiner letzten Stunde...
    Dass man eher wenig in der Oberstufe eingesetzt wird, kann man sich als jemand mit fester Stelle auch wohl abschminken. Bei uns ist es so, dass Referendare, Vertretungslehrkräfte etc. natürlich nicht in der Oberstufe sind und deswegen die "Festen" natürlich dick in der Oberstufe unterrichten. Ich hatte jedenfalls in den letzten Jahren immer die Mehrzahl meiner Stunden in der Oberstufe zu unterrichten. Diese Jahr habe ich 8 von meinen 13 in der Oberstufe! Du kannst dir natürlich auch ausmalen, dass du dann auch beim Doppelabi sehr eingespannt sein wirst. Ich weiß, wovon ich spreche, wir haben das gerade hinter uns...
    Also, ich würde es an deiner Stelle nicht machen.
    Das Thema Inklusion ist bei uns gerade auch sehr aktuell, ich verstehe nicht, warum du denkst, dass dich das im GY weniger betrifft?

    Herr Rau: Ich glaube, dass du mich nicht richtig verstanden hast. Die Poltiker, die das mit den 40 Prozent immer behaupten, verstehen unter Abiturienten alle Schulabgänger, die eine "Hochschulzugangsberechtigung" haben, also Leute mit "fachgebundener Fachhochschulreife, Fachhochschulreife, fachgebundener Hochschulreife und allgemeiner Hochschulreife". Unter einem "Abiturienten" versteht man aber landläufig doch eigentlich nur den, der wirklich die allgemeine Hochschulreife hat. Nur die führt bei uns immer noch zu einer ganzen Reihe von Berufen (Lehrer, Pfarrer, Arzt, Richter, du weißt schon).
    Insofern finde dich die Aussage mit den 40 Prozent einfach irreführend. Mehr wollte ich nicht sagen. Mit einer fachgebundenen Fachhochschulreife ist die Studienauswahl halt wirklich nicht so prickelnd. Das Problem ist, dass hier die Leute ähnlich wie du aus der Vergangenheit kaum Leute kennen, die den "zweiten Weg" gegangen sind. Da "prügelt" man sein Kind dann halt durchs GY.

    Mhh, viele Migrantenkinder gibts an meiner Schule wirklich nicht. Am Schuljahresanfang muss der KL doch immer so einen Zettel ausfüllen, ob es Migranten in seiner Klasse gibt. Ich habe einmal was reingeschrieben, da ist der Papa aus Nordeuropa....
    BaWü ist auch ein Flächenland und da klappt das auch, dass man es irgendwie zur nächsten Berufsschule schafft, an der man die Fachhochschulreife macht... Hier hat der Frankenwäldler halt Pech gehabt. Na ja, der braucht auch keine Fachhochschulreife, wofür auch? Oder soll er doch gleich in die Städte abwandern, daheim hat er doch eh keine Aussichten...

    @ Herr Rau: "Abiturienten" bitte nicht mit "Absolventen mit allgemeiner Hochschulreife" gleichsetzen. Auf die hohe Prozentzahl kommt man nur, wenn man wirklich alle Leute, die eine Fachhochschulreife erworben haben, wenn auch sogar nur fachgebunden, als "Abiturienten" zählt. In Bayern gibt es auch heute noch Gegenden, da ist es nicht mal möglich, die Fachhochschulreife zu erwerben, da die nächste FOS zu weit weg ist. Das kannst du dir aus Münchner Sicht gar nicht vorstellen... Bei uns hat sich deswegen sogar eine Initiative gegründet, die zum nächsten Schuljahr eine private FOS ins Leben ruft: (KLick ). Die zwei größten Industriebetriebe vor Ort stellen sogar beide je 400000 Euro dafür zur Verfügung!
    Bis zur Einführung der Einführungsklassen vor drei Jahren war es doch auch fast unmöglich, die allgemeine Hochschulreife nach der Mittleren Reife zu machen. Ich bin aus Baden-Württemberg, wo es immer möglich war, mit einer guten Mittleren Reife noch die allgemeine Hochschulreife zu machen. Im Vergleich dazu habe ich Bayern immer als "Entwicklungsland" erlebt.


    Hand aufs Herz, wie viele Leute deines Alters kennst du, die als frühere Realschüler später dann noch das Abitur gemacht haben? Aus Bayern fällt mir da gerade eine einzige ein (Kollegin von mir, Mittlere Reife, dann Ausbildung, dann Nürnberg-Kolleg), aus Ba-Wü habe ich jetzt gerade bei 20 Leuten das Zählen aufgehört... Dabei bin ich relativ lange weg und habe hier ein viel "akademischeres" Umfeld.

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