Zitat
Ich erweitere diese (Horror-)Vision mal konsequenterweise:
Die Lehrer bekommen in der Schule ihr eigenes Zimmer, welches ihr Klassenzimmer, Wohnzimmer, Schlafzimmer zugleich ist.
Eine Kollegin von mir ging bereits den ersten Schritt in Richtung dieses Horroralbtraums - den Schülern zuliebe. Sie hatte sich von ihrer Klasse breitschlagen lassen, eine Nacht an der Schule zu verbringen. Alle (inkl. Lehrerin) "schliefen" gemeinsam im Klassenraum, auf dem 100 Jahre alten, klebrigen Fußboden, unter den Schultischen und -stühlen an denen die vergilbten Kaugummis längst vergessener Schülergenerationen kleben, zwischen Kreide-, Staub-, Tinten- und Pausenbrotresten des Schultages und was es sonst noch so Ekliges in den versifften Klassenräumen unserer maroden Schulgebäude zu finden gibt.
Die Schüler fanden's toll und superlustig und wollen die Gaudi so schnell wie möglich wiederholen. Erwähnte Kollegin torkelte noch tagelang traumatisiert und ziellos durch die Gänge der Schule, käsebleich und irgendwie verändert....so kann's enden. Sie fragte mich heute, ob ich nicht in ihrer Klasse die stv. Klassenleitung übernehmen möchte. Thanx, and ...no thanx!
Ich habe mal gestöbert und ein Buch zur "Theorie und Geschichte der Reformpädagogik" gefunden. Wie man dort nachlesen kann, scheinen bereits in den Frühzeiten der Reformpädagogik die Lehrer Probleme mit den neuen, an sie herangetragenen Anforderungen gehabt zu haben. Ich habe dort folgende Erzählung aus dem Jahre 1927 gefunden. Es ist ein Bericht von der sog. "Lehrerkrisis" aus der Freien Schulgemeinde Wickersdorf, in dem sich die Schüler über die Lehrer beschweren:
"Die Versammlung wurde eröffnet [...] Friedel hielt ein Referat über die Beschwerden der Schüler gegen die Lehrer [...]. Diese Beschwerden liefen [...] darauf hinaus, dass zwischen Lehrern und Schülern kein kameradschaftliches Verhältnis sei und besonders in den Kameradschaften keine wirklich erzieherische Arbeit geleistet werde, dass die Lehrer allzusehr ein Privatleben für sich führten und die Schüler sich selbst überließen. Es wurde darauf hingewiesen, dass nur wenige Lehrer zu den Zwischenmahlzeiten kämen, sich an Dauerlauf und Gymnastik beteiligten, Sport und praktische Arbeit mitmachten, sich an das Gesetz der Stillen Stunde bänden usw.
Es wurde z.B. von dem Oberprimaner Igor Pruzen gesagt: Wir vermissen hier seitens der Lehrer jene erziehliche Tätigkeit, die zu Hause die Eltern und das ganze Milieu der gebildeten Häuslichkeit ausüben...."
Also ohne mich!! Ich schließe mich meinen Vorrednern an: da muss entweder deutlich mehr Knete rüberkommen (aber wann kann man das Geld dann noch ausgeben? Gibt ja keine Freizeit mehr) bevor ich quasi den Privatlehrer an einer öffentlichen Schule mime, oder ich kündige und verzichte auf all die Privilegien des Beamtenstatus, die ich im Alter angesichts der krankmachenden Arbeitsbedingungen vermutlich ohnehin nicht mehr auskosten werde.
m.E. sollen die Lehrer mit ihrer kostbaren Lebenszeit das Schuljahr, welches im Zuge der Schulzeitverkürzung im Gy8 (ich rede jetzt mal nur fürs Gym) verloren geht, ersetzen. Irgendwann muss ja auch noch der Erziehungsauftrag erfüllt werden. Dann machen wir's halt - wenn schon nicht mehr während des "normalen" Schultages möglich - nachmittags, abends und nachts. Dann schaffen wir's vielleicht sogar irgendwann, die Schüler schon nach 4 Jahren durchs Abi zu bringen. Was da an Geldern gespart werden könnte!
Eine gute Nacht wünscht k.