Beiträge von klöni

    Zitat

    Original von Friesin
    Findet Ihr das auch so ätzend ? Ständig dieses Gefeilsche um halbe Fehlerpunkte, wenn die Schüler ihre Klassenarbeiten zurückbekommen ?


    Ja, finde ich auch ätzend. Das meiste, was hier an Tipps und Hinweisen erwähnt wurde kann ich nur bekräftigen.


    Ich habe mir beim Korrigieren angewöhnt "Im Zweifel immer für den Angeklagten" zu benoten. Das sind diese Situationen, in denen man minutenlang abwägt und zu keinem rechten Ergebnis kommt, ob nun die bessere oder schlechtere Note angebracht wäre. In meinen Fächern, Eng. und Gesellschaftswiss., kommt das sehr häufig vor.


    In der Oberstufe teile ich den Schülern nach Ausgabe der Klausuren mit, dass sie zwei Tage Zeit haben, ihre Einwände schriftlich UND MIT PLAUSIBLER BEGRÜNDUNG bei mir einzureichen. Dann nehme ich mir die Arbeit zuhause noch einmal vor.


    Ätzende Diskussionen um Noten entstehen immer dann, wenn v.a. emotional und vorwurfsvoll argumentiert wird ("Sie sind schuld, wenn ich...", :heul: , oder "Sie haben einen Fehler gemacht...") Mit sachlichen, gut begründeten Argumenten kann ich gut umgehen und dann meine Entscheidung noch einmal überdenken ohne mich als "Verliererin" in dieser Auseinandersetzung zu fühlen...


    Viele Grüße,


    k.

    Hallo,


    erst einmal danke für die vielen Rückmeldungen.


    Ich lese hier so häufig U+. Was ist denn das ?


    Zitat

    Original von bonzo
    Danach setzt der Kollege eine Telefonkette für die Klassen der 1. Stunde in Gang, die Schüler kommen also später


    Das hatte ich in meiner Auflistung oben ganz vergessen. Bei uns müssen die kranken Lehrer selbst die Telefonkette in Gang setzen. Kommt bei Heiserkeit und Stimmverlust besonders gut...


    Zitat

    Zitat neleabels
    Es ist sinnvoll im Rahmen einer Lehrerkonferenz zu beschließen, ein Arbeitsmaterialarchiv für genau solche Zwecke anzulegen, nach Jahrgängen und Themen sortiert. Das lässt sich in einer koordinierten Anstrengung innerhalb kurzer Zeit aufbauen (welcher Lehrer hat denn keine Übungsmaterialien zu Hause?) und Vertretungskollegen können ohne Zeitverzug darauf zugreifen - nicht zuletzt, weil sie die Materialien kennen, die im Archiv sind.


    Danke für den Lösungsvorschlag. WErde ich auf der nächsten LK vortragen. Ich find's immer so schade, dass meine SL diesbzgl. so wenig Problemlösekompetenz an den Tag legt. Die hauen halt ihre Forderungen so lange durch, bis sie auf Empörung und Protest stoßen, dann erst fängt bei denen der Denkprozess an.


    Wir haben leider (noch) keine GEW-Mitglieder an der Schule. Wird wohl Zeit!


    Grüße,


    klöni

    Hallo frauteacher,


    ich kenne diese Situationen, in denen man hochsensibel auf jedes Wort achtet und eine "Spitze" heraushört. Wenn man - wie ich - unter einem stv. SL arbeitet, für den der perfekte Lehrer ein robuster, HansDampf-in-allen-Gassen ist, den so leicht nichts umhaut, dann fühlt man sich in Phasen der Schwäche und Krankheit schnell mal irgendwie fehl am Platze und ausgegrenzt oder den Ansprüchen nicht genügend.


    Also es ist erst einmal eine Grundeinstellung, die du dir gegenüber hast, nämlich dass du in Krankheitsphasen nicht dem Bild eines kerngesunden, wonneproppigen Lehrers entsprichst (der der SL keine Extraarbeit bereitet).


    Dann kommen die Äußerungen deiner Kollegen hinzu.

    Zitat

    du bist aber viel krank, hm?"

    ist natürlich sehr ungeschickt und unüberlegt formuliert. Sie oder er hätte ja auch sagen können: Ich habe dich in den letzten 2 Tagen vermisst, geht's dir wieder gut?" Hört sich ja schon ganz anders an. Da kommt dann eins zum anderen.


    Ich habe mich früher auch sehr schnell bei solchen Äußerungen gekränkt und verunsichert gefühlt. Geholfen haben mir zwei Bücher, die ich dir ans Herz legen möchte:


    Dieses hier zur Stärkung der "emotionalen Muskeln" [Anzeige] und dieses hier (gibt es auch als CD in Vortragsform) [Anzeige] .


    Dann gibt es noch diese Website: http://www.zartbesaitet.net/


    und ein Forum, das allerdings wie ich gerade sehe, vorübergehend außer Betrieb ist...


    Kurzum: Du hast ein Recht darauf, krank zu sein, und bist deswegen kein minderwertiger Mensch!


    Liebe Grüße


    klöni (die gemütlich in ihrem Krankenbett liegt und kein schlechtes Gewissen dabei hat)



    PS: Hier sehe ich gerade noch ein sehr interessantes Buch: Sensibel kompetent: Zart besaitet und erfolgreich im Beruf.

    Hallo zusammen,


    ich wollte mich mal bei euch erkundigen, wie die Krankmeldung an anderen Schulen geregelt ist. Wann ihr eine ärztliche Krankschreibung einreichen müsst, wann nicht?


    Bei uns läuft das so, dass man am besten schon abends den Stv. SL telefonisch über das Fehlen am nächsten Tag informiert. Es wird von der SL erwartet, dass man "seinen Körper so gut kenne", dass man weiß, wann sich das Kratzen im Hals zu einer Erkältung entwickelt.


    Schafft man es nicht, dem SL exakt zu sagen, wie lange der Krankheitsverlauf andauern wird, weil man diesbzgl. unsicher ist, droht eine Standpauke... :motz: :qualm: :explodier: X( Kurzum: ich melde mich dann lieber gleich für mehrere Tage krank.


    Eine einfache Info reicht jedoch nicht. Zusätzlich müssen dem Sekretariat für jede Klasse, jeden Kurs Aufgaben mitgeteilt werden, am besten per Fax rechtzeitig verschickt, damit die Vertretungslehrer die Arbeitsblätter und Aufträge rechtzeitig in Händen halten. Dies alles auch bei Fieber, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, etc.


    So sieht's bei uns aus. Unsicher bin ich mir immer wie das mit den Karenztagen geregelt ist.


    Viele Grüße,


    klöni

    Möchte mich meinen Vorschreibern anschließen.


    Habe mich heute für ein paar Tage krank gemeldet. Vor einem Jahr noch wäre ich selbstlos und dem Drang folgend meine heilige Dienstpflicht zu erfüllen in meinem äußerst bemitleidenswerten Zustand in mein Auto getorkelt, schlingernd und unter Lebensgefahr stehend auf der Autobahn gefahren, nur um meinen Arbeitsplatz rechtzeitig zu erreichen.


    Jetzt köchelt gerade der Milchreis eigenständig in seinem Topf vor sich hin, während die Wärmflasche mein gemütliches Schlummerbettchen warm hält. :schlafen: Ich muss keinen Kuchen backen, um dem Kollegium zu MEINEM Geburtstag etwas aufzutischen, genieße jede Minute und bemerke, dass ich nicht nur körperlich genese und erstarke.


    Ich wünsche dir, dass es dir morgen besser geht. ;)

    Wäre es vielleicht möglich, den Schüler für die Zeit des UB anderweitig zu beschäftigen? Z.B. die längst fällige Nachschreibearbeit, das Gespräch mit der Beratungslehrerin oder der Klassenlehrerin, ...?


    Falls du einen Ref oder Assistenten hast, könntet ihr die Klasse für die Zeit des UB teilen (team teaching) und der schwierige Schüler sitzt halt zufällig im anderen Teil??


    Hat bei mir im Referendariat immer ganz gut geklappt.


    Sonst bin ich natürlich auch dafür, dass man mit dem Schüler das Problem bespricht und aufarbeitet. Auf die Schnelle geht das aber selten, deshalb ist die "Isolationsmethode" in dieser Situation vllt die beste Lösung.


    Gruß


    k.


    PS: Ganz gemein: Setze ihn so schnell als möglich in einer Partnerarbeit neben einen schniefenden, kranken Schüler. Die Inkubationszeit für Erkältungskrankheiten beläuft sich auf etwa 4-6 Tage... :D


    Schniefende Grüße aus dem Krankenbett,


    klöni

    Hallo hawkeye, indidi und gingergirl,


    Ich sehe das wie ihr, dass die "vorbildliche", perfekt durchgeplante 45-Minuten-Unterrichtsstunde keinen Raum für das Herstellen eines angenehmen Lernklimas vorsieht. Eine Pflanze braucht jedoch Sonnenlicht um wachsen zu können und sich zu entwickeln.


    Würdet ihr mir zustimmen, dass die Beziehungskompetenz oder Emotionsarbeit im Referendariat komplett vernachlässigt bzw. sogar systematisch zerstört wird? Da gehts v.a. um die Planung, Strukturierung, Organisation, Dienstpflichterfüllung.(die sog. "Lehrerfunktionen", s. Thread von Kaddl hier) m.E. ist da keine Minute für die Beziehungspflege zu den Schülern vorgesehen. Oder sehe ich das jetzt zu einseitig?


    In meinen Augen wird der Referendar dahingehend konditioniert, die perfekt durchgeplante Stunde zu produzieren und letztendlich vorzuführen. "Perfekt" heißt in diesem Zusammenhang nicht, auch die menschliche Komponente einzuplanen, sondern v.a. sich dem Diktat der sog. "echten Lernzeit" zu unterwerfen.


    gingergirl

    Zitat

    Meine Frage: erkennst du deine Refin in meiner Beschreibung wieder?


    Nicht nur meine Refin!!! =)


    Danke für die konstruktiven Hinweise und Tipps


    Zitat

    Sollte ich heute also mal etwas früher fertig sein, gebe ich also mal meine Meinung zum Weinhnachtskonzert ab, frage, wohin der nächste Wandertag führt, gebe kund, dass ich den Schüler XY mit seiner Fußballmannschaft in der Zeitung abgedruckt gesehen habe... anstatt noch die 3. Vertiefung durchzujagen. Auch erzähle ich den Schülern ab uns zu auch mal etwas von mir (wohldosiert natürlich).


    Ich werde meiner Refin deutlich machen, dass ich diese menschelnden Dinge als sehr wichtig erachte. Außerdem muss ich sicherstellen, dass sie mich ebenfalls - in den Stunden, in denen sie bei mir hospitiert - so wahrnehmen kann, um sich dann ein "Vorbild" an mir zu nehmen. :)
    Habe nämlich zu meinem Schrecken festgestellt, dass ich straffer unterrichte und weniger "Beziehungsfußball" spiele, wenn sie hinten drin sitzt und sich ihre Notizen macht.


    Grüße,
    klöni

    Hallo Dejana,


    danke für

    Zitat

    CPD (Continuous Professional Development).

    !!! :)


    Werde ich auf der nächsten Fachschaftssitzung mal als Argumentationshilfe einsetzen.


    Jetzt sag mir doch noch bitte was ICT, TutPup,VLE Fronter sind. Dann kann ich gestärkt und entspannt in die nächste Sitzung gehen. 8)


    Gruß, klöni

    Hallo dacla,


    ich bin generell auch der Meinung, dass der Erfolg eines Menschen stark von der Umwelt abhängig ist, in der man sich beweisen bzw. reifen muss. Eine bestimmte Umwelt kann auf einen bestimmten Menschen zermürbend, destruktiv wirken auf einen anderen förderlich, ermutigend.


    Was die Verwendung des Begriffes "Persönlichkeit" in diesem Thread angeht: dieser entzieht sich m.W. selbst in der Forschung jeglicher Präzision, obwohl unentwegt damit operiert wird. Eine eigene Definition des Begriffes wird bei Verwendung desselben dann implizit als allgemeingültig vorausgesetzt. Deine Verwendung des Plurals finde ich deshalb sehr sinnvoll, hilft er doch Pauschalisierungen zu vermeiden.


    Meikes Persönlichkeitsbegriff ist m.E. in ihrem ersten Posting zu diesem Thread ein deterministischer, (wandelt sich jedoch im Laufe der Diskussion.)

    Zitat

    So bitter das ist: man hat es oder man hat es nicht.

    über

    Zitat

    Einiges kann man lernen und durch Reflektieren beheben, anderes nicht.

    zu

    Zitat

    Da hilft dann nur zu hoffen, dass sich das "schon auswächst".


    Die ursprüngliche Argumentation steht im Zeichen der kontinentaleuropäischen Tradition (Leibnitz, Kant) mit einem eher pessimistischen Menschenbild. Erbanlagen und andere konstitutionelle Bedingungen sind für die Ausformung der Persönlichkeit ein entscheidender Faktor, Lernen nur bedingt möglich, da eine relative Nichtmodifizierbarkeit ausschlaggebend ist. :depp: bleibt halt :depp: (und es gibt diese beratungsresistenten Exemplare tatsächlich, denen vermutlich nur eine Trauma-Schock-Therapie auf den rechten Weg helfen würde!!!)


    CKRs Argumentationslinie ist der angloamerikanischen Tradition verpflichtet. Der Mensch kann hiernach alles erlernen oder erreichen, wenn er oder sie nur günstige Milieueinflüsse vorfindet (s. Tellerwäscher zum Millionär- American Dream-Idealismus). Dich, dacla, würde ich ebenfalls in diese Denktradition einordnen. Die Modifizierbarkeit menschlichen Verhaltens ist hier natürlich gegeben. Auf Reize der Umwelt kann ein Organismus operante Verhaltensweisen ausformen, die sich dann auch verfestigen können und eine Persönlichkeitsänderung herbeiführen.


    Ich selbst sehe mich eher einem positiven Menschenbild verpflichtet. Dies v.a. aus Gründen der Psychohygiene, denn sonst würde ich angesichts der Unverrückbarkeit und Unveränderlichkeit der Umwelt, des Universums, des Menschen oder des Systems wahrscheinlich irgendwann verrückt werden.


    To put it in a nutshell: ich versuche in meiner Zusammenarbeit mit Menschen zwischen Traits und States zu differenzieren - was ist überdauernd, was situationsabhängig. Aus einer Momentbetrachtung (und das war ja die Beschreibung des Verhaltens meiner Refin) bin ich jedenfalls nicht in der Lage, Rückschlüsse über ihre Disposition abzuleiten. Dafür brauche ich mehr Zeit.


    Es grüßt,
    k.

    Zitat

    Original von Dejana
    Was hat das denn jetzt mit den Buechern zu tun?


    Ich wollte herausfinden, ob deine Schule in England die Voraussetzungen geschaffen hat, die Schüler auf den "shift" vorzubereiten. Das scheint sie, und zwar so, dass die Technologien von der Lehrkraft kontinuierlich und somit effektiv genutzt werden können.


    An meiner Schule ist die Arbeit mit den neuen Apparaturen z.Z. nur unter enormer Mehr-Arbeit (i.e. Mehr-Stress) und geringem Mehr-Wert zu haben. Da überlege ich mir natürlich, ob der Schwerpunkt der Arbeit mit den Kindern tatsächlich die Vorbereitung auf den 'shift' oder nicht doch lieber der Umgang mit den traditionellen Methoden der Informationsbeschaffung und -bearbeitung sein soll.


    Solange hier in Dt. nicht in die Modernisierung des öffentlichen Bildungssystems investiert und es den Lehrern somit erleichtert wird, die neuen Technologien stressfrei einzusetzen, wird sich die "Alles-Scheiße-Grundhaltung" (eben nur: shit happens) vieler Kollegen gegenüber diesen Entwicklungen wohl nicht ändern. Ich hab da so ein paar Exemplare in meiner Fachschaft sitzen. Deren Widerstände sind wie mir scheint unüberwindbar, und ich kann es auch irgendwie verstehen...


    Nutzen bei euch an der Schule alle Lehrer die neuen Technologien oder gibt es da TROTZDEM einige "Unverbesserliche"?


    Gruß, klöni

    Dejana: Aber du hast doch wahrscheinlich deinen eigenen Raum, oder? Inklusive Computer, an dem Fehlzeiten, Noten, etc. direkt eingegeben und zentral verwaltet werden können, einem Schrank für CD-Player, Wörterbücher, Karten, Lautsprecherboxen, Whiteboard-Utensilien, und was der moderne Lehrer sonst noch so braucht. Eigene Wände, an die du Poster, Bilder, Regeln aufhängen kannst, vllt einen Teppich, damits mal ein bisschen gemütlicher wird, einen ruhigen Schreibtisch, an dem du in Freistunden ungestört arbeiten kannst, mit Internet-Anschluss, Telefon, allen Lehrwerken, einen Fernseher mit Video-und DVD-Player, deine eigene Whiteboard, einen Beamer an der Decke hängend, einen Drucker, eine Kaffeemaschine oder den Wasserkocher für den Tea 4 2, so ähnlich sah der Raum eines Deutschlehrers einer HighSchool in den USA aus, bei dem ich mal hospitiert habe. Hab ich was vergessen?


    Grüße, klöni

    Hermine:

    Zitat

    nur mal ein ganz ketzerischer Gedanke: Vielleicht sind die Stunden einfach zu sehr vorbereitet und die Refin steht nicht wirklich dahinter, sondern sie macht ihre tollen Vorbereitungen nur so, weil sie es eben im Seminar gelernt hat?


    So ist es! Sie steht ganz am Anfang und probiert Verschiedenes aus. Ich denke, ich sollte da nicht vorschnell Ratschläge geben, sondern sie erst einmal machen lassen, damit sie sich vor der Klasse und auch die Schüler wahrnehmen lernt. Ich bin da guter Hoffnung, dass sie aus der Planungssteifheit bald herauswächst und dann mit den SuS locker und spontan umgehen lernt. Wenn man dachschadenfrei ist, und dass sind ja anscheinend die meisten Refis, dann lernt man das Unterrichten vermutlich wie Autofahren. Braucht halt seine Zeit.


    Zur Diskussion um die notwendige bzw. veränderbare Persönlichkeitsstruktur bei Lehrern. Ich kann beide Sichtweisen, Maikes und CKRs, nachvollziehen. Konstruktive Hilfestellung ist immer angebracht, wenn es darum geht, zügig bearbeitbare Verhaltensdefizite, die die Arbeit mit den uns anvertrauten Kindern beeinträchtigt, zu beheben. So kann man z.B. einen Pädophilen nicht in eine Klasse schicken. Der hat therapeutischen Bedarf. Die normalen Verhaltensauffälligkeiten, die jede/r von uns kennt, sei es Schüchternheit, Verlegenheit, mangelnde Durchsetzungsfähigkeit usw. kann man m.E. trainieren, wenn man sie bewusst an sich wahrnimmt und tatsächlich daran arbeiten will. Das ist Rollenverhalten, in das man automatisch oder reflektiv hineinwächst.


    Manch eine/r bringt diese antrainierten Talente halt von zu Hause mit, und erspart somit den Ausbildern viele Gespräche, somit ARbeit. Andere Kompetenzen, wie Stressmanagement, Organisationskompetenz, Kritikfähigkeit, Führungskompetenz, emotionalle Kompetenz sind Fertigkeiten, die ich in mir mithilfe von Fortbildungen udn Seminaren ausbauen kann. Wenn ich diese FBs nicht besuche, dann sehe ich mich bereits als vollkommene Lehrperson und habe daher keinen Veränderungsbedarf.


    Kurzum: VEränderungsprozesse brauchen ihre Zeit. Aber die ist heutzutage eher ein Geschenk des Himmels denn ein Recht desjenigen, der ausgebildet wird. Da geht es Referendaren nicht anders als den Schülern. Ich würde Referendaren, die erhebliche Schwierigkeiten beim Unterrichten erfahren und dies auf persönliche Probleme zurückführen, eine Therapie empfehlen, um schnellstmöglichst die Defizite zu bearbeiten. Das ist heutzutage kein Drama mehr.


    Ich möchte es meiner Referendarin, an der ich viele - vielleicht noch nicht ausgereifte - Potenziale entdecke, ersparen, in dieselbe Falle zu tappen, in die ich als Refin getappt bin. Nämlich die Stunden sekundengenau zu planen, um dann alles unter Kontrolle zu haben, v.a. mich selbst. Was dann außen vor bleibt, sind die Schüler, die ja auch noch ein Wörtchen mitreden wollen. Es hat Jahre gebraucht - und ich bin immer noch nicht ganz durch damit - dieses von meinen Ausbildern eingeprügelte Joch der peniblen Zeitplanung wieder abzuschütteln. Je mehr ich auf die Zeit und den Plan achte, desto weniger achte ich auf die Bedürfnisse der Schüler. Aber das ist ja anscheinend während des Referendariats als Lernziel so gewollt.


    Soviel mein wenig strukturierter Senf dazu.

    Zitat

    Unser neuer Lude - den ich für äußerst kompetent halte und schätze - skizzierte neulich auf einer Sitzung seine Vision eines "guten öffentlichen Verkehrsbetriebes", die Nutten sind ganztags mit ihren Love-Mobils und Freiern verbunden, bieten viele Lernprojekte über verschiedene Sexspielchen an, die Stellungen werden in demokratischem, gleichbereichtigtem Arbeitsklima zwischen Freiern und Nutten abgesprochen, an jedem nur möglichen Tag finden kulturelle und sportliche Events im und rund um das Hotelzimmer statt, die Prostituierten sind intrinsisch motiviert ihren Beitrag zu leisten, ....


    Die Aufgabenbeschreibung der Sexarbeiterin stellt sich so dar: Sexpartnerin, die gemeinsam mit den Freiern f****, ihnen "Fahrstunden" erteilt, mit ihnen gemeinsam das Bett putzt und repariert, von ihnen kleine, süße Tricks erlernt, ihnen regelmäßig ein kleines Buffet zubereitet und selbst davon isst. Ferner fühlt sich die Prostituierte durch regelmäßige Orgien und Gesprächsrunden in die Gefühle der Freier ein. Auch bisher unbekannte Kieze und Straßen kann sie durch die demokratische Bestimmung der Stellungsführung erlernen, z.B. Eddis Lieblings-Puff, so dass sich privates und berufliches Leben immer mehr annähern und die Grenzen zwischen beiden Bereichen langsam aber sicher nicht mehr auszumachen sind.


    Jetzt muss ich hier mal nachfragen: Wie seht ihr das? Hättet ihr was dagegen, wenn sich euer Privatleben nicht mehr vom beruflichen Leben unterscheiden würde? Wäre dies ein erstrebenswertes Ziel? Möchtet ihr immer euer Love-Mobil vor der Haustür haben mit einer Meute lustig feiernder Fahrgäste drin? Wäre dies vllt ein Teil der Arbeitspflicht, den man hinzunehmen habe oder macht man das sogar gern? Könnte irgendeine irgendwie geartete Vision eine solche Aufhebung der Grenzen - die wir in Teilen ja schon haben - rechtfertigen? Wird sich der Beruf der Prostituierten unvermeidlich in diese Richtung entwickeln?


    Sorry, hab heute viel korrigieren müssen.

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