Aus aktuellem Anlas:
Ich habe in den letzten Tagen auch viele Elterngespräche geführt, weil ich vor Weihnachten allen Eltern noch einmal ein Gesprächsangebot machen wollte, um sie über die Entwicklung ihrer Kinder auf dem Laufenden zu halten.
Die Gespräche liefen meinem Eindruck nach alle relativ positiv. Ich hatte das Gefühl, dass meine Art des Unterrichtens bei allen auf positive Resonanz stößt.
Nun habe ich aber von einer Mutter erfahren, dass hinter meinem Rücken auch viel gemeckert wird. Einige Eltern glauben, ihr Kind müsste zu diesem Zeitpunkt des zweiten Schuljahres schon "weiter" sein. Sie befürchten, dass die Kinder durch meinen Unterricht nicht hinreichend für die dritte Klasse ausgerüstet werden.
Die Kinder arbeiten bei mir in ihrem individuellen Lerntempo. Kein Kind steht auf derselben Könnensstufe wie ein anderes (was im gleichschrittigen Unterricht auch nie der Fall wäre). Daher Frage ich mich, woran die Eltern eigentlich "weiter sein" messen und warum sie glauben, dass ihre Kinder mehr lernten, wenn ich sie gleichzeitig durch den Stoff jagen würde. Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht.
Ich glaube, dass ich in etlichen Gesprächen und Elternabenden für individualisierenden Unterricht ausführlich argumentiert habe und meine Argumente auch begründet habe. Außerdem habe ich die Eltern immer wieder darum gebeten, auf mich zuzukommen, wenn Fragen oder Kritik auftreten, damit konstruktiv daran gearbeitet werden kann. Auch eine anonym durchgeführte Elternbefragung mittels Fragebogen und das jetzige Gesprächsangebot hätten dafür Raum geboten.
Offen kritisiert hat jedoch niemand. Ich finde eine solche versteckte Kritik noch belastender als offene Kritik. Worauf soll ich nun reagieren?
Außerdem schaffe ich es noch nicht, eine professionelle Distanz dazu einzunehmen. Natürlich nehme ich die Kritik persönlich und Selbstzweifel lassen sich auch nicht ganz vermeiden, auch wenn ich von individualisierendem Unterricht von Grund auf überzeugt bin.