Beiträge von Susanne Falter

    Hallo Herr Drew,


    herzlichen Dank für Ihre Zeilen. Sicher, man kann sehr viel selber gestalten und beeinflussen.


    Zitat

    Original von Drew...Konflikte im Klassenzimmer lassen sich nicht vermeiden. Dass sich Leute wie Kinder benehmen gibt's, wie Du bereits geschrieben hast, überall: In der Industrie, in der Technikerschule, ja sogar bei Lehrerfortbildungen. Ich wüsste nicht, welche "Vorbereitungen" ich treffen könnte, damit die Konflikte erst gar nicht auftreten. Meist sind es wirklich unvorhersehbare Problemchen, die einem das Leben schwer machen...


    Mit Vorbereiten meinte ich auch nur, ungefähr zu ahnen, was denn alles auf mich zu kommen wird. Natürlich kenne ich viel, denn Konfliktmanagement ist eines der wesentlichen Aufgaben der Projektleitung. Das man Probleme nicht besser löst, weil man sie vorher kennt, ist das eine, aber wenn ich heute schon sähe, dass es zu viele unlösbare und meine Nerven belastenden Konflikte geben könnte, würde ich mir meine Ideen zum Wechsel in den Schuldienst noch einmal richtig durch den Kopf gehen lassen.


    Denn hierin sehe ich den Kernsatz:


    Zitat

    Original von Drew...Wenn die Schüler dann merken, dass ich am "längeren Hebel" sitze wird's denen dann auch irgendwann zu anstrengend und dann verstehen wir uns ausgezeichnet....


    Welcher Hebel? Denn dazu müßten die Kinder erst einmal verstanden haben, was sie sich im Leben alles kaputt machen mit ihrem Verhalten. Den Satz "Jeder ist seines Glückes Schmied." haben die wenigsten verinnerlicht und suchen viel lieber bei anderen oder der Gesellschaft die Schuld. Ich habe mich jetzt um vier Schulverweigerer gekümmert und denen mit viel Geduld und Zeit nahe bringen können, dass allein schon die Anwesenheit mehr bringt, als komplett zu verweigern. Aber die Zeit würde ich im Schuldienst nicht haben.


    An Berufsschulen ist das hoffe ich erheblich besser als an Hauptschulen, denn wer eine Ausbildung macht, hat zumindest eine Perspektive und schlechte Noten wären dann wirklich ein Hebel.


    Danke jedenfalls für Ihre aufbauenden Worte und
    ganz liebe Grüße
    Susanne

    Hallo Zusammen,


    ich bin noch nicht ganz so weit wie User "Kölle", habe aber immer schon den Wunsch verspürt, mit Schülern zusammen zuarbeiten; befürchte aber auch einem Irrglauben zu unterliegen, wenn ich mir heutige Schulen anschaue.


    Schon seit Abiturzeiten gebe ich konstant Nachhilfe in allen Fächern und habe bisher in jedem Kind Begeisterung für jedes Fach wecken können. Nur ist es etwas völlig anderes, ob ich EINEN Menschen betreue, zu dem auch meist ein anderer sozialer Kontakt bestand, und zielgerichtet nach seinen Bedürfnissen, Interessen und seinem Wissenstand Themen aufarbeite, oder ob ich eine ganze Klasse aufschlauen muß. Das ist mir schon klar, da werden leider viele in irgendwelche Richtungen, also nicht nur hinten, runterfallen.


    Ich bin 42, habe 10 Jahre in der Industrie als Projektleiterin hinter mir, was ein ähnlicher Kindergarten wie der Umgang mit Schülern ist, und freue mich schon seit Beginn meines Maschinenbaustudiums darauf, irgendwann den Absprung aus der Industrie zurück zur Schule zu finden.


    Leider habe ich noch keinen Praktikumsplatz gefunden und als Notlösung mein altes Gymnasium tageweise besucht und als Gast am Unterricht teilgenommen und hier und da auch schon ein wenig mit unterrichtet. Aber die Umgangsformen innerhalb der Schule halte ich für untragbar. Was da an Unhöflichkeiten und Böswilligkeiten von den Schülern untereinander und auch gegen die Lehrer geboten wurde, hätte ich in der Härte nicht erwartet. Und das war ein Gymnasium in Göttingen. Eine Berufsschule mit "gepressten" Schülern will ich mir noch gar nicht vorstellen. Da zerplatzen gerade Illusionen.


    Noch habe ich die Hoffnung, Schüler dahingehend motivieren zu können, zu erkennen, das Wissen etwas schönes, wichtiges und hilfreiches ist und denke naiv, Klassen zu einem gemeinsamen "Wir" Gefühl zu bringen, ohne Cliquen-Bildung und Ausgrenzung von Schülern untereinander. Bisher habe ich es immer geschafft den Kindern zu vermitteln, dass ich nicht etwas von ihnen, sondern sie etwas von mir wollen. Wie ich aber damit umgehen werde, das einige bis viele einfach desinteressiert stören, weiss ich nicht. Denn bestrafen ist nur erfolgreich, wenn überhaupt die Einsicht in das Fehlverhalten da ist. Ich will ja niemanden dressieren.


    Dazu kommt, dass ich einseitig taub bin, und darum NICHT die Richtung von Schallquellen orten kann, also nicht weiss, wer das gerade wieder "Blödsinn" gemacht hat, wenn ich es nicht sehe. Wenn die Schüler das mitbekommen, wäre ich raus, dass ist mir klar. Aber diese Taubheit macht es mir auch sehr schwer, schon ab mittelmäßigem Krach einem Gespräch zu folgen. Darum MUSS ich eine Klasse ruhig bekommen, und davor habe ich Bammel.


    Welche Möglichkeiten der guten Vorbereitung gibt es? Ich möchte eben nicht vom Regen in die Traufe kommen und hinterher feststellen, dass der Unterricht noch mehr an den Nerven zerrt, als es Projektleitungen tun.


    Liebe Grüße
    Susanne

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    Original von Bolzbold
    .... ging es in diesem Thread nicht primär um transsexuelle Schüler sondern um Lehrer....


    ....Ferner verweise ich ganz explizit auf die Forumsregeln, die es Nichtlehrern nicht erlaubt, hier zu posten. ...


    Hallo Herr Botzbold,


    den ersten Satz in einen Forum mit "Rüffel" zu beginnen, ist sicherlich ungeschickt. Ich wollt nur darauf Hinweisen, dass das Symptom erheblich häufiger vorkommt, als gedacht, wahrscheinlich bei 1:10.000 Schülern. Darum wäre es vorteilhaft, wenn Lehrer mit dem Thema auf sachlicher Ebene vertraut wären und von Stammtischgedanken hinweggeführt würden.


    Ich schrieb, ich bin "keine Lehrerin". Stimmt, noch nicht, da ich gerade auf zweiten Bildungsweg versuche nach Jahren im Maschinenbau in die Berufsschule einzusteigen. Ich plane, im nächsten Semester mit den Pädagogikscheinen anzufangen und hoffe, dass reicht aus, um hier weiterhin lesen und schreiben zu dürfen? Es wäre schön.


    Liebe Grüße
    Susanne Falter

    Zitat

    Original von Phosgen
    - Darf sich ein transsexueller Lehrer denn jederzeit outen, wenn er will? Gehört das zu seinen Persönlichkeitsrechten, oder haben hier die Interessen der Schüler (nach geordnetem Leben, was auch immer) Vorrang?


    Juristisch darf er das. Ob es sinnvoll ist, muß der/die Betroffene entscheiden.


    Zitat

    Original von Phosgen- Darf sich der Lehrer im Rahmen eines Aufklärungsunterrichts outen, quasi als 'Betroffener'? Ist das fachdidaktisch ok, oder ist das unprofessionell?


    Im Aufklärungsunterricht hat das Thema nichts zu suchen. Im Rahmen von Werte und Normen, oder wie das heute heißen mag, und z.B. dem Thema "Rollenbewußtsein innerhalb der Gesellschaft" würde das Einbringen eigener Erfahrungen von beiden Seiten der Gesellschaft den Unterricht sicherlich interessanter gestalten.


    Zitat

    Original von Phosgen- Muss die Schule eine Umstellung des Geschlechts überhaupt mitmachen, oder darf sie sich weigern? (Der Kollege plant das ja für nächstes Schuljahr.)


    Muß sie, siehe Gleichstellungsgesetz und TSG.


    Zitat

    Original von Phosgen- Muss der Transsexuelle sowas überhaupt der Schulleitung mitteilen? (In dem Fall hatte er es lange geheim gehalten, sich dann aber selbst im Kollegium geoutet.)


    Das hängt vom Weg ab. Wer es schafft, weiterhin zweigleisig zu leben, muß dass in der Schule natürlich niemanden erzählen. Spätestens aber nach der Vornamensänderung und der damit verbundenen Änderung der Lohnsteuerkarte wird es offensichtlich. Wobei eine Vornamensänderung vor der Umsetzung auf der Arbeitsstelle selten genehmigt wird.


    Zitat

    Original von Phosgen- Darf die Schulleitung den Lehrern untersagen, den Schülern ihre sexuelle Orientierung mitzuteilen? (In dem Fall hat der Rektor allen Kollegen klar gemacht, dass er keine Outings duldet, egal ob sie die sexuelle Orientierung oder Identifikation betreffen.)


    Sexuelle Orientierung ist eine Außenwirkung, Transsexualität etwas inneres. Outing ist nicht gleichbedeutend mit Umsetzung der Transition in der Schule. Die Schüler auch während der Transition, also dem leider auch für andere sichtbaren langsamen Übergang, nicht mit dem Thema verbal zu konfrontieren ist eine Möglichlkeit, ob die gut ist, sei dahin gestellt.


    Zitat

    Original von Phosgen- Habt ihr irgendwelche Erfahrungen an eurer Schule mit sowas?


    Ich kann Ihnen gerne (nach Rückfrage mit den Betroffenen) email-Adressen von Kollegen zukommen lassen.


    Zitat

    Original von Phosgen- Was sagt ihr überhaupt zur Situation? (Mich interessieren übrigens auch Meinungen von Eltern und.. naja.. Schülern.)


    Dazu gibt es keine Prognose. Schwierig wird das immer und Probleme gerade mit den Eltern sind vorprogramiert. Da stellen sich zuerst ganz grundlegende Fragen, wo die Schule ist und was für eine Schule es ist. Stadt ist besser als Land, je älter die Schüler, um so besser, am Gymnasien gibt es eher Ärger mit den Eltern, an Hauptschulen eher mit den Schülern. Aber das ist nie auch den Einzelfall übertragbar.


    Ganz liebe Grüße
    Susanne Falter

    Hallo Zusammen,


    da ich mich noch nicht vorgestellt habe, ein paar persönliche Informationen. Ich bin keine Lehrerin, sondern nur über dieses Thema im Internet gestolpert und möchte als selber Betroffene ein paar Worte beisteuern.


    Als allgemeiner Rüffel zuerst bin ich ein wenig erschüttert über das Wissen einiger Lehrer hier im Forum. Denn gerade Sie müßten mit betroffenen Schülern und Schülerinnen richtig umgehen, um diesen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Unterdrückte Transsexualität führt zu unglaublichen psychischen Spannungen.


    Beginne ich doch erstmal, dass bisher geschriebene ein wenig zu kommentieren:

    Zitat

    ...Nicht jedes private Detail ist auch von öffentlichem Interesse. ...
    ...Es darf die Schüler nicht interessieren, ob ich mit meiner Frau schlafe oder nicht - oder wie oft..
    ... Ein Outing befriedigt höchstens narzistische, egoistische Bedürfnisse. Daher könnte es sogar zu dienstrechtlichen Konsequenzen führen.
    ....


    Es geht hier nicht um eine sexuelle Spielart, auch wenn das viele glauben. Es geht um Identität. Das ist kein privates Interesse, es geht auch überhaupt nicht um sexuelle Präferenzen und von narzistischen egoistischen Bedürfnissen zu reden sollte ausreichen, um Ihnen eine Dienstaufsichtsbeschwerde anzuhängen. Lesen Sie mal das Gleichstellungsgesetz.


    Zitat

    ...Ich sehe das ähnlich wie viele Vorredner: ist ein Outing wirklich nötig? Wozu? ..
    ...Unsere Geellschaft muss endlich akzeptieren lernen, dass die Sexualität der Menschen ihre Privatsache und frei zu gestalten ist....
    ...wenn sich dein Freund als ganz normaler Lehrer gibt, der er ja auch ist...


    Wozu wohl? Stimmt, das Outing ist völlig irrelevant, aber das Leben nicht. Sie wollen doch wohl nicht von einer Frau erwarten, das sie jeden Tag mit Klebebart und als Mann verkleidet zur Arbeit geht? Es geht nicht um Sexualität! Da hat wohl jemand das Problem nicht verstanden. Und nein, dieser Mensch ist eine normale Lehrerin!


    Zitat

    ... Man muss ganz deutlich sagen - bei Transsexualität geht es nicht um rational gefällte Entscheidungen, was "besser" ist, Phosgenas Freund kämpft darum, irgendwie zu überleben....


    Danke, genau das beschreibt es mit einem Wort. Es geht ums "überleben".


    Zitat

    ... Warum ich hier nachfrage und nicht in einem Transgender-Forum liegt daran, dass ich 'normale' Stimmen hören wollte. Dort scheint es mir zumindest, als würde jedem Transgender gesagt: Du bist in Ordnung und die Welt ist böse und gemein. ...


    Auch das ist völlig richtig. Die Selbsthilfegruppen haben leider oft ein etwas "verzerrtes" Bild von der Wirklichkeit. Sich Gedanken über den richtigen Weg zu machen und auf die Bedürfnisse anderer einzugehen, ist natürlich vernünftig, solange man sich dabei nicht zu sehr verbiegen muß. Die Frage des "wie" ist sicherlich zu diskutieren, aber nicht die Frage des "warum".


    Zitat

    ... Und zur Situation meines Freundes, dem geht's gut, danke der Nachfrage *g*. Der geht da unbekümmert seinen Weg, meist mit einem Lächeln im Gesicht. Scheinbar tut ihm die neue Rolle extrem gut. Ich glaube, deshalb kommt er auch so sehr authentisch rüber. Und deshalb denke ich auch, dass die Schüler von ihm genauso beeindruckt sind/wären....


    Und genau diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Wer mit glücklicher Ausstrahlung auf andere zugeht bekommt diese auch zurück.


    Zitat

    ... Bei den Unterrichtsvorschlägen für potentielle Unterrichtsreihen findet sich auch die Reihe "Wann ist ein Mann ein Mann, wann ist eine Frau eine Frau?" Im Rahmen dieser Reihe ist es ausdrücklich vorgesehen, das Thema Transsexualität zu thematisieren - idealerweise in Form einer so genannten Realbegegnung, d.h. man lädt Transsexuelle in den Unterricht ein....


    Sehr schön, dass ist doch mal ein guter Ansatz. Was bestimmt überhaupt das Geschlecht? Die alte Lehrmeinung von wegen XY und XX ist etwas zu ungenau und längst überholt. Die Frage, was sind weibliche und was sind männliche Eigenschaften bewegt mich schon seit Jahrzehnten. Gibt es eindeutige oder nur unterschiedliche Verhältnisse innerhalb der Geschlechter? Ich habe noch keine einzige Eigenschaft erlebt, die nicht in beiden Geschlechtern anzutreffen ist. Und wenn Sie für Ihren Unterricht Unterstützung benötigen, komme ich gerne in die Schule.


    Aber zurück zum eigentlichen Thema. Für alle nicht Eingeweihten wird der formale Weg sehr gut im TSG (Transsexuellengesetz) zusammengefaßt. Da lohnt sich ein Nachlesen, z.B.: http://de.wikipedia.org/wiki/Transsexuellengesetz
    Weiter gibt es das Gleichstellungsgesetz, was jede Diskriminierung, also z.B. einen Schulwechsel, natürlich verhindert. Aber das sind die juristischen Dinge, soweit muß es gar nicht kommen.


    Wie man ein Outing gestaltet und wie die Akzeptanz hinterher oder auch zwischen drin ist hängt von ganz vielen Faktoren ab, die nicht planbar sind. Ich z.B. habe alle meine Freundschaften vertiefen können, da mein soziales Umfeld auf mein eigenes sehr weitgehendes Öffnen eben nur mit einer eigenen Öffnung reagiert hat. Das sind aber Sonderfälle und ich gehe auch auf jeden Einzelnen sehr individuell ein, um niemanden zu überfordern oder mit Themen zu belästigen, die ihn nicht interessieren.


    Das Abhängigkeitsverhältnis mit Schülern macht es natürlich schwierig. Ist man beliebt, wird der Weg viel eher akzeptiert, als wenn es genug Schüler gibt, die einem eh eines auswischen wollen; und an Kollegen will ich lieber gar nicht denken. Ein Schulwechsel bringt überhaupt nichts, da bei der heutigen Vernetzung diese Information natürlich herum geht. Dazu kommt, dass es bei Menschen nach der Pubertät eh sehr schwer wird, die Wirkung der Hormone vollständig Rückgängig zu machen. Unerkannt zu bleiben an der neuen Schule wird darum schwer. Und dann ist das vertraute Umfeld viel eher eine Stütze als eine Belastung.


    Ganz herzliche Grüße
    Susanne Falter

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