Du sprichst ein heißes Eisen an, das ich gestern abend recht hitzig mit Kolleginnen diskutiert habe.
In Fibeln wie Konfetti, Startfrei und Tinto wird kaum auf das Lesen eingegangen, keine Übungstexte angeboten, vielleicht auch gestaffelt Silbenlesen.... . Das ist fast der Ansatz von Reichen "Lesen durch Schreiben", es darf nicht laut vorgelesen werden, Lesetechnik wird nicht geübt.
Alle Ansätze basieren m.E. auf dem Spracherfahrungsansatz. Was sie abe rnicht beinhalten, dass Kinder untersch. Spracherfahrungen mitbringen - Kinder mit keinen müssen also stark gefördert werden, damit sie überhaupt Fortschritte machen, was u.U. auch ein Lernen nach dem Prinzip der kleinen und kleinsten Schritte beinhalten kann.
Damit mir Lesen Spaß macht, darf es nicht mehr so mühsam sein, ich muss also Übung haben. Habe ich vielleicht Richtungsprobleme, so fällt mir das Einhalten der Leserichtung sehr schwer und ich muss das trainineren. Fahre ich dann nur den Ansatz des Lesen durch Schreiben in Reinform, so haben die Kinder m.E. nach keinen Erfolg.
Ich habe im Ref. eine Klasse begleitet, die so gelernt hat, in einem sehr schwachen Einzugsgebiet mit 80 % und mehr Migrationsanteil. Es wurde nicht Lesen geübt und zu Hause las also auch keiner. Von 24 Kindern konnten zum Ende des ersten Schuljahres nur 6 Kinder mehr schlecht als recht lesen.
Im zweiten Schuljahr übernahm eine andere Lehrerin die Klasse und übte mit Silben und trainierte richtig, innerhalb von 8 Wochen konnten bis auf 4 Kinder alle recht flüssig lesen - mit täglicher Hausaufgabe und Lesemütter und Übunhgszeit.
Ähnliche Beobachtungen mache ich bei meinem Sohn. Ich höre, wer alles zu Hause übt, gutes Einzugsgebiet, nämlich fast alle. Die Lehrerin meint wahrscheinlich, es liegt an der Methode. ... Bestimmt gibt es auch einige Kinder, die freiwillig lesen, wenn es geschnackelt hat, aber genauso viele Kinder, die Anregung und leichten Druck dazu brauchen (nämlich die, denen es nicht so leicht fällt).
Was hat das nun mit deinen Lesemüttern zu tun? Ich denke , dass das laute Vorlesen nicht dazu dient, dass die Kinder kontrolliert werden, sondern, dass sie ermuntert werden zu lesen (ist doch auch zu Hause zu beobachten, dass Kinder die Aufmerksamkeit mögen, wenn sie arbeiten). Gerade bei ganz schwachen Kindern, die aus einem nicht-literalen Elternhaus kommen, halte ich diese Begleitung für sehr wichtig. Sie lernen, Lesen ist etwas wert. Ich habe es auch schon erlebt, dass Kinder bei den typischen Methoden, das leise Lesen herauszufordern, viele Strategien entwickelten, nicht Lesen zu müssen (z.B. ein zerschnittener Satz musste zusammengefügt werden, dass Kind verglich aber nur die Schnittstellen). Bei Lesemalblätter schaute das Kind bei den anderen Kindern ab, so dass es erst spät auffiel, dass es nciht las. Nur wenige Worte wurde erlesen....
Wenn man "nur" leise üben lässt, finde ich eine Lesediagnostik, die aber sehr aufwendig ist, noch viel wichtiger, als wenn man laut lesen lässt und sich vielleicht über die Geschichte austauscht.
Ich habe übrigens nicht nur geübte Texte in Lesegruppen erlesen lassen. Ganz schwache Kinder habe ich zu mir genommen und wer scheu hatte, vorzulesen, musste erst einmal mit mir zusammen in einzelarbeit lesen und bekam dann in der Zeit wirklich Lesemalblätter. War eine best. Lesefähigkeit erreicht, habe ich es noch nie gehabt, dass ein Kind nicht in eine Lesegruppe wollte - im Gegenteil.
Leider ist kaum Fachliteratur zum Thema lesen vorhanden.
Für "althergebrachtes Lesen", wo es wirklich trainiert wird, ist die neue Fibel aus dem Mildenbergerverlag zu zitieren.
Ein Modell zur Entfaltung der Lesefähigkeit findet sich in dem Diagnosematerial zu Dani hat Geburtstag (siehe Bücherempfehlung). Dieses Modell ist analog zum Phasenmodell des Schriftspracherwerbs angelegt (logographemisch...).
Ich würde meine Konrektorin (und evt. die Rektorin vielleich tmit einer pPerson meiens Vertrauens zusammen) zu einem Gespräch bitten und zuerst anbringen, dass es nicht sein kann, vor Eltern auf diese Art einen Methodenstreit auszuführen. Ich würde dann anregen, einen Elternabend zu veranstalten (denn die Elternschaft ist alarmiert), auf dem du deinen methodisch-didaktischen Ansatz begründest und sie ihren.
Ich denke, wenn du dich gut darauf vorbereitest hast du viel bessere Argumentationsstränge als sie. Letztendlich hast du die Methodenfreiheit und sie kann dir da gar nicht hereinreden.
flip