Ob du Work-life-balance hinbekommst, hängt von deinen eigenen Ansprüchen an deine Arbeit ab, davon ab, ob du es schaffst, dich von den Ansprüchen anderer frei zu machen, in welcher Schule du eingesetzt wirst, welche RektorInnen du vor Ort hast und mit welcher Stundenzahl du arbeiten möchtest.
Ich schaffe es nicht - auch wenn ich schon lange im Dienst bin. Vor 27 Jahren habe ich 900 Minuten pro Monat weniger gearbeitet, als heute, das sind nachweisbare Arbeitszeiten, die dazu gekommen sind: 1/4 Stunde Aufsicht in meiner Klasse pro Tag, weil das Kollegium sich für einen gleitenden Schulanfang entschieden hat, anstatt wöchentlich 45 Minuten Dienstbesprechungen sind wir nun auf 2 Stunden pro Woche und 1 Mal im Monat gibt es eine drei 1/2 stündige Dienstbesprechung mehr. Früher hatten wir Tag des Elternsprechtag frei, heute muss dieser an das Ende des Unterrichts liegen (je nachdem, ob man Klassenlehrerin ist und in Abhängigkeit zur Klassengröße ist das schon eine gute Zeit, die zweimal im Jahr drauf kommt ( ca. 20 Minuten pro Kind). zwei mal im Jahr auf die Arbeitszeit drauf). Früher habe ich in den Berichtszeugnissen nur etwas über Deutsch, Mathe, Sachunterricht und dann über Besonderheiten geschrieben, heute muss ich in jedem Fach etwas schreiben, so dass das Zeugnis doppelt so lang ist). Demnächst haben wir Ankreuzzeugnisse - natürlich gibt es Kolleginnen, die einfach kreuzen, aber es gibt auch Kollegen, die sich zwischendurch Dinge notieren, abfragen.... . Wenn du eine Klasse mit vielen inklusiven Kindern hast, kommen diverse Termine hinzu, da man in multiprofessionellen Teams arbeitet. Auch die Absprachen im Jahrgangsteam kommen bei uns noch hinzu, da erwartet wird, dass wir im Jahrgang möglichst gleich ziehen.
Trotzdem würde ich den Job wieder machen, weil ich die Art der Arbeit liebe und meinen Job sehr sinnesfüllend sehe. Auch wenn ich persönlich sehr viel und hart arbeite (manchmal bin ich schon neidisch, wenn im Sommer Feiertag ist und ich meine Berichtszeugnisse schreibe), sehe ich viele Vorteile - ich kann flexibel arbeiten - am Abend, in der Nacht, am Wochenende, je nachdem, wie meine eigenen Kinder es brauchen. Viele Eltern im Umkreis haben Probleme mit der Ferienbetreuung - ich nicht - ich arbeite auch in den Ferien (abheften, vorbereiten, nachbereiten), doch nicht so viel und brauche keine Kinderbetreuung. Allerdings wird sich das, fürchte ich, in Zukunft ändern, wenn der Recht auf einen Betreuungsplatz kommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so viele Betreuungskräfte am Nachmittag findet, da es ja eher um Teilzeit (20 Stunden (von 11.45 bis 16.00 Uhr an 5 Tagen geht). Es könnte ja sein, dass wir dann in eine Ganztagsgrundschule umgewandelt werden. Ich selber habe 3 Kinder - welcher Arbeitgeber hat einen Anteil am Gehalt, so dass ich mehr bekomme für meine Arbeit wenn ich ein Kind bekomme. (Das hängt aber davon ab, ob du auf eine Beamtenstelle kommst).
Nachteil finde ich, dass ich nicht einfach mal einen Tag freinehmen kann, wenn ich z.B. einen wichtigen Termin habe - da muss man eher bitte-bitte machen.
flippi