Ich finde das Thema sehr, sehr schwierig. Einerseits sehe ich bei einem sehr differenzierten Unterricht die Notwendigkeit der Dokumentation - denn wie soll jemand anders sehen, wo sich welches Kind befindet? Andererseits muss alles praktikabel sein - zum einen die Führung eines solchen Bogens, zum anderen auch, wenn ich ihn mir anschaue.
Wir brauchen ja keine zusätzliche Beschäftigungstherapie. Wenn ich mir die vielen standardisierten Hefte anschaue, besteht für mich die Schwierigkeit, dass man ganz, ganz viele Beobachtungskritierien beachten soll, andererseits dass kaum Ressourcen für Folgerungen /Fördermaßnahmen vorhanden sind- so ist das doch meistens, oder????
Ich habe mich gedanklich lange mit dem Schreiben von solchen Förderplänen/Lerndokumentationen beschäftig. Für mich das Ziel der Dokumentation ist also:
1) Sich zu zwingen, die Gedanken um den Lernstand der Kinder zu machen - das Aufschreiben ist verbindlicher und schärft den Blick.
2) Möglichst effizientes Ermitteln, ufschreiben - Auswerten
3) Aus dem , was ich beobachte, müssen auch Folgerungen erwachsen können
4) Das, was ich beobachte, muss mit meinem lerntheoretischen Ansatz übereinstimmen (wenn du in der ersten Klasse "reines Lesen durch Schreiben" als Methode anbietest, dann brauchst du keine Lernbeobachtung: Schnelles Lesen, betontes Lesen, denn das wird bei dir im Unterrict wahrscheinlich nicht vorkommen...)
Ich selber habe für mich einen Weg gefunden. Wir haben in der Schule eher "Lernpensen" als theoretischen Hintergrund - somit lässt sich der Lernstand relativ leicht beschreiben... , denn der nächste Schritt des Lernens liegt schon fest.
Zum Beispiel habe ich in Deutsch die Teilleistungen aufgegliedert :
Wahrnehmungsspiele zur Phonologischen Bewusstheit
Hören von Anlauten
Kennenlernen der Anlauttabelle
Verschlüsseln und entschlüsseln von Wörtern
Aufschreiben von Wörtern
Erlernen der Buchstaben
O, L, M, N, I, T
S, P, ...
Zusammenschleifen von Silben (2 Buchstaben)
....
Das habe ich mir als "Berg" aufgeschrieben - immer wenn ein Kind (oft bieten sich aber auch Gruppenbildungen an - wenn mehrere Kinder auf gleichem Stand sind) eine Stufe erreicht hat, maker ich das. Links und rechts neben dem Berg habe ich noch eine Spalte: Fördern bzw. Fordern, dahinein schreibe ich dann, welche Maßnahmen ich ergreife: Z.B. Übungen am PC zum Abhören von Lauten oder Kartei ...,
Dieses Aufschreiben kann man auch alle 3-4 Wochen durchführen.
Beobachten zu anderen Bereichen wie : Motorik, sozialem Verhalten, basalen Fähgikeiten, Kontakten mit den Eltern (außerschulische Einrichtungen) - schreibe ich einfach auf.
Ich komme mit diesem System klar - beim Versuch, ein Heft standardisierter Form zu schreiben, scheiterte. Mir half es überhaupt nicht weiter, Folgerungen für die Praxis zu ziehen. Vor lauter Dokumentiererei hatte ich keine Zeit mehr, um meinen Unterricht zu planen... Ich komme aber erst mit dieser Art klar, nachdem ganz klar der nächste Schritt des Lernens schon festliegt. Wenn du einen theoretischen Hintergrund hast (Lernen ist wie Netze spinnen) - also einfach viele Lernimpulse setzt, die nicht aufeinander aufbauen, musst du das ganze an Kompetenzen festmachen - und von da aus wiederum Lernschritte ausmachen - und wie soll das in standardisierter Form gehen??? Sehr, sehr schwierig....
Vielleicht könnt ihr erst einmal exemplarisch für 1 Kind so ein fertiges HEft führen - und dann reflektieren, wie ihr damit klar kamt. Wenn man vielleicht ein Kind hat, das demnächst die Schule wechselt oder für das ein AO-SF angestrebt wird, macht so ein gekauftes Heft Sinn.
Ich hoffe, du verstehst, wie ich es meine, denn ich habe alles sehr, sehr verkürzt aufgeschrieben.... . Von den Sonderpädagogen können wir eine Menge lernen, denn sie müssen Förderpläne schon seit langer Zeit schreiben. Vielleicht postest du noch mal in dem Unterforum...
flip