Und egal, was ich mache (ob ich unterrichte, wie meine Mentorin will, oder nicht), wenn die Kinder nichts besseres zustande bringen als bei ihr, wird es als Misserfolg und "gegen die Kinder" gewertet. (A la: Die können nicht selbstständig arbeiten, deshalb brauchen sie mehr Anleitung.
Sagst sie das oder das Seminar???
Du tust mir echt leid, denn eigentlich sollte man ja im Ref etwas lernen. Für später ist es gut, wenn du zwischendurch mal Zeit hast, zu fragen, ob du an einer anderen Schule/Mitreferendarin mal mitgehen kannst, denn dann kann man sich viele Sachen besser vorstellen, die man sonst nur theoretisch hört. Vielleicht sonst nach dem Ref., nur die Schulen erst mal merken, wo es auch anders geht.
Ich hatte damals 2 Mentoren, eine Mentorin, die ganz modern unterrichtete, Lesen durch Schreiben in Reinform, da habe ich gelernt, wie ich es nicht machen wollte. In Unterrichtsbesuchen war die Klasse auch nicht unbedingt gut, da sie keinen Frontalunterricht gewöhnt waren und überhaupt nicht reflektieren konnten - das war eben auch ein Anteil der Anforderungen unseres Seminars. Will dich damit trösten, nicht immer ist "moderner" Unterricht eine gute Grundlage.
Es ist natürlich, dass die Kinder bei dir alleine über Tisch und Bänke gehen, wenn sie eine solche Hand gewohnt sind. Den Stil willst du vermutlich nicht kopieren, ist ja dann auch nur eine Kopie. Vielleicht findest du eine Möglichkeit, dass sie dir nicht über Tische und Bänke gehen - entweder auch mit negativer Bestärkung, sprich: Zeit aufschreiben, die vertrödelt wird, nachholen, Strichliste führen bei Verstößen, dann irgendwelche Maßnahmen..... Oder positive Verstärkung: Sagen, wenn das und das gut läuft, könnt ihr euch "Freizeit" so und so viel erarbeiten, wird gesammelt und dann erfolgt Belohnung. Oder einzelne Tischgruppen mit Herzchen für ruhiges Arbeiten nach einer Phase, schnelles Aufräumen belohnen, am Ende der Woche Gewinner bekommt evt. kleine Tüte Gummibärchen.
Klar ist das "Raubtierdompteurarbeit", aber du hast nur wenige Möglichkeiten, die wirklichen Ursachen zu verändern, ich sehe es anders als Robischon - zumindest im Ref.
Wenn die Klasse sich bei Besuchen diszipliniert verhält, dann ist das toll. Loben, verstärken, ... wirkt sich oft auf den anderen Unterricht aus.
Gruppenarbeit finde ich sowieso eine große Herausforderung. Probier das mal mit Lehrern, die meisten sind auch nicht in der Lage dazu, es muss vorsichtig angebahnt werden. Von daher wahrscheinlich eine Überforderung, also besser erst Partnerarbeit (kann man auch in deinem Fall gut begründen).
Wenn die Schüler nicht frei arbeiten können, fallen bestimmt auch Sachen ein, die Spielräume lassen, aber Orientierung bieten, eben eher ein Stationentraining als Werkstattunterricht. Beim Freien Schreiben vorher viel mehr Ideen sammeln, die Geschichte vorher mündlich erzählen, ähnliche Geschichten lesen, zusammensetzen, erst dann einen Erzählanlass zur Verfügung stellen..., die Kinder werden dankbar auf die bekannten Geschichten zurückgreifen und sie verwursten.
Gut müsste in der Klasse doch dann eine Reflektion möglich sein, oder????
Klar, dass ist alles sehr unbefriedigend und eine harte Schule, durch die du gehst. Vielleicht geht es, und du kannst einen Mittelweg finden. Für die Kinder ist es ja auch nicht einfach mal so und dann wieder so.
Hast du nur 2 Fächer, Musik und Deutsch?
Falls der nächste Besuch ansteht, dann maile doch mal, um was es geht, vielleicht fällt im Forum etwas ein, was du machen kannst.
Ich selber könnte gar keine Besuchsstunden mehr geben, da meine Stunden ganz anders aussehen, ganz selten einen normalen Aufbau, eher: der macht das, der das, ich habe viel mehr Konzepte entwickelt, als Problemstellung, Lösung und Reflektion.....
Erst mal alles Gute und Kopf hoch!!!!!
flip<br>