Ich sehe das nicht so, jeder kann lesen lernen. Die Frage ist für mich, warum diese beiden es bis jetzt nicht gelernt haben, wirklich Faulheit? Eltern, die sie nicht unterstützen können? Teilleistungsstörungen? Ein Unterricht, der über sie hinweg gegangen ist?????
Ich werde nie vergessen, dass ich während meines ersten Praktikums im zweiten Semester, das ich in einer ersten Klasse absolvierte, eine Schüler kennengelernt habe (es war Februar), der die Synthese nicht verstanden hatte, was aber bis dato nicht aufgefallen war. Er hatte viele STrategien gelernt und angewendet (die Lehrerin arbeitete mit einer Fibel, die Schüler lasen schon umfangreichere Texte). Sollte er zum Beispiel sinnvolle Sätze aus 2 Textstreifen zusammensetzen, so verglich er einfach die Schnittstellen und schrieb alles auf - eine erhebliche Leistung. Er konnte mitlesen, d.h. wenn im Chor gelesen wurde, so las er minimal langsamer als andere - er sprach im Grunde aber nur hinterher. Dieses Kind betreute ich 1/2 Jahr 4 mal in der Woche eine Stunde - ich konnte ihm auch nicht das Lesen beibringen. Zum einen kam er aus schwierigen Verhältnissen, zum anderen war er sehr schlau und meinte, das Lesen nicht zu brauchen. Ich konnte ihm die Funktion von Lesen nicht plausibel machen - ich brauche keine Einkaufsliste , ich male es auf, ...Er ging dann in eine Legasthenieförderung - sehr teuer, hat es bis zur Klasse 5 geschafft.
Will damit sagen, es gibt eine ganz schwere Art der Legasthenie - die sog. literale Legasthenie. Ich zitiere aus einer Arbeit von mir:
Durch die Wortwahl „literal“ drückt sich die Grundschwierigkeit dieser Störung aus, die in der Unfähigkeit einer Verknüpfung und Speicherung inhaltsloser Strukturen liegt – also eher auf der Bedeutungsebene. Allein die Erfassung der Einzelzeichen bereitet dem literalen Legastheniker schon alle große Schwierigkeiten. Eine Phonem-Graphemzuordnung ist kaum herzustellen, was konkret eine fehlende Verknüpfung bzw. Rekodierung und Speicherung der Phoneme und Grapheme beinhaltet.
Förderansätze müssen darauf ausgerichtet werden, dass dem Alektiker Möglichkeiten gegeben werden, die Phonem-Graphem Kenntnis und Zuordnung in einem bedeutungs-verleihendem Akt zu erlernen (so dass im Lernenden visuelle und akustische Bilder entstehen).
Durch die Wortwahl „literal“ drückt sich die Grundschwierigkeit dieser Störung aus, die in der Unfähigkeit einer Verknüpfung und Speicherung inhaltsloser Strukturen liegt – also eher auf der Bedeutungsebene. Allein die Erfassung der Einzelzeichen bereitet dem literalen Legastheniker schon alle große Schwierigkeiten. Eine Phonem-Graphemzuordnung ist kaum herzustellen, was konkret eine fehlende Verknüpfung bzw. Rekodierung und Speicherung der Phoneme und Grapheme beinhaltet.
Förderansätze müssen darauf ausgerichtet werden, dass dem Alektiker Möglichkeiten gegeben werden, die Phonem-Graphem Kenntnis und Zuordnung in einem bedeutungs-verleihendem Akt zu erlernen (so dass im Lernenden visuelle und akustische Bilder entstehen).
Pregl postuliert drei Grundprinzipien der Förderung eines literalen Legasthenikers:
• Der Rechtschreiblehrgang muss sich an das Prinzip der lautgetreuen Schreibung halten
• Die Förderung muss intensiv (außerhalb des regulären Schulbetriebes und mit mindestens 2- stündigem (täglichen) Zeitaufwand) betrieben werden.
• Computereinsatz.
Will damit sagen, es gibt Stellen, die sich mit solchen Fällen auskennen, und die Kinder kommen wenigstens dazu, leichte Texte lesen zu können - eigentlich dürften wir in Deutschland keine Analphabeten mehr erzeugen!!!!!!! Es macht mich traurig, wenn wir das Nicht-Lesen können als "normal" titulieren.
Nun zu deiner Frage noch einmal speziell. Haben die Kinder nur beim Lesen Schwierigkeiten? ODer auch beim Verschriftlichen?
Ich weiß nicht, wie schwach deine SchülerInnen sind. Auf jeden Fall würde ich die Ursache versuchen zu erfahren. Drei Jahre faul sein und man bekommt es nicht hin, die Schüler zu packen, kann ich mir schlecht vorstellen (meine 2 Kinder im ersten Sch. , die nicht lesen üben, schnappe ich mir mindestens 3 mal in der Woche in der Frühstückspause und lese 5 Minuten mit ihnen).
Erstens sind Silbenteppiche hilfreich.
Häufig vorkommende Silben üben lassen - als Wettbewerb, wie hast du dich verbessert? Leistung vor dem Üben, nach dem Üben.
Hilfreich kann es auch sein, Wörter in Gebärdensprache üben zu lassen.
Dann kann man Übungen einbauen, wo sich Wörter immer wieder wiederholen.
Der
Der Baum
Der Baum hat
Der Baum hat grüne
Der Baum hat grüne Blätter.
Wichtig ist hinterher, das Leseverständnis zu überprüfen: Frage stellen, oder Malaufgabe(die von Heidi angesprochenen Lese-Malblätter).
Ansonsten gibt es auch nette Computerprogramme:
Caesar lesen fällt mir da spontan ein.
Ich habe z.B. im ersten Schuljahr die Regenbogenlesekiste von Brügelmann. Meine SchülerInnen sind wild darauf, die Bücher auszuleihen, weil ich einen Lesepass gemacht habe, jedes gelesene Buch darf angemalt werden - im dritten Schuljahr zählt dann vielleicht - Smilies sammeln und dann bei 10 Smilies eine Belohnung????