Beiträge von Liniert

    Hallo Vanillene,


    ich glaube, dass der Verlauf des Ref vor allem eine Sache der Persönlichkeit ist. Ich möchte das, was ich mache, wirklich gut und gründlich machen. Seit Beginn des BdU geht das natürlich nicht mehr. Aber das betrifft ja auch alle anderen.
    Mir gehen vor allem die Aspekte im Ref auf die Nerven, die irgendeine Art von Seelenstrip beinhalten. Zu Beginn des Hauptseminars werden wir gefragt, ob wie was auf dem Herzen hätten. O je, was man vor dem Seminar alles denkt und von anderen hört, ist natürlich was ganz anderes als das, was dann im Rahmen dieses Blitzlichts gesagt wird. Das sind zwei Welten. Auch habe ich mal von einer Freundin, die Diplompädagogik studiert hat, erfahren, dass Menschen kulturübergreifend Sprechberufe, das "Vor-anderen-Stehen", als stressigste Tätigkeit erachten. Wir lassen uns dafür eben 2 Jahre bewerten, und nicht immer läuft das wirklich so ab, dass man die Bewertung wirklich nachvollziehen kann. Lernen wir nicht erst all das, für das wir kritisiert werden, während wir es schon machen? Das ist eine Art verkehrte Welt, die 2 Jahre andauern soll. Und ich glaube nicht mehr, dass ich das noch weiterhin machen kann. Ich bin so dünnhäutig geworden, dass mir die Leute das leider schon ansehen und mich darauf auch ansprechen können.
    Ich war heute beim Arbeitsamt. Sie haben mir einen Termin gegeben. Das ist leider keine vorübergehende Laune von mir.-



    Hallo Schmeili,
    an Krankschreibung habe ich auch schon gedacht. Mich stört daran die `Psychoecke´. Ich habe mir derlei Fragen in den letzten Jahren häufiger zu tun gehabt, und zwar sowohl in eigener als auch in familiärer Sache. Wenn ich mir jetzt ein Attest holte, hätte ich wohl den Eindruck, `da in diesem Leben nicht mehr raus zu kommen.´ Andererseits bin ich wirklich komplett erschöpft. Ich habe seit Beginn des Refs nonstop geackert. Hab heute im Netz mehrere Burnout-Tests gemacht. Da habe ich fast in allen Bereichen die volle Punktzahl. Dennoch hadere ich mit mir gewaltig. Ich möchte endlich was schaffen!


    Zitat

    Original von Schmeili
    Hallo Liniert,
    du hast im Ref selbstverständlich auch die Möglichkeit dich krankschreiben zu lassen. Wenn du eine gewisse Zeit überschreitest (was in deinem Fall sicherlich so wäre) musst du das Ref eben verlängern - aber das "wie" ist in jedem Bundesland unterschiedlich, von daher kann ich dir dazu nix raten.


    Ein Beispiel aus meinem direkten Umfeld: Meine Freundin hat ihr Ref für etwas mehr als ein halbes Jahr aus psychischen Gründen (krankgeschrieben über Arzt) unterbrochen, die Zeit hat sie intensiv für eine Therapie genutzt (heute auch noch in therapeutischer Behandlung). Sie hat ihr Ref dann um ein halbes Jahr verlängern müssen, was aber auch kein Problem war. Ihre Prüfung hat sie letztendlich psychisch relativ stabil und im 2er-bereich gemacht.
    Nach deinen Schilderungen erscheint es für mich auch als wichtiger, dass du dich erstmal um dich kümmerst, um wieder in "Balance" zu kommen, bevor du dich in eine neue sehr stressige Situation zu stürzen.
    LG Schmeili

    Hallo zusammen!
    Meine Schilderungen werden, glaube ich, recht ungewöhnlich sein. Ich werde versuchen, nicht allzu ausufernd zu schildern.
    Seit Anfang 2007 bin ich Referendarin an einem Gymnasium. Ich habe mehr als 10 Jahre studiert; allerdings nicht aus Spaß an der Freude, sondern weil ich keine Alternative sah. Meine Mutter, so wurde vor 2 Jahren letztlich offiziell festgestellt, könnte schon seit vielen Jahren schizophren sein. Ich habe mich nicht aus meinem Elternhaus getraut, weil sie total hilflos wirkte und mir die gesamte Familie mehr oder minder offen (offen mein Vater, verdeckt und vor 2 Jahren schließlich ebenfalls offen auch einer meiner Brüder) zu verstehen gab, dass ich mich bis zu ihrem Lebensende um sie kümmern solle. Bis so eine Schnizophrenie festgestellt ist und tatsächlich ein Pflegedienst eingestellt wird, vergehen Jahre. Nun ist es so weit, ich bin ausgezogen, habe mein Examen mit Bestnoten gemacht (aus Sicherheitsgründen, wollte halt mein langes Studium via Noten `rechtfertigen´ können) und bin nun trotz massiver, bereits im Vorfeld von anderen Refs gesteigerter Ängste im Ref. Ich war allerdings schon lange vor meinem 1. Staatsexamen ob meiner familiären Lage in eine Depression gerutscht und habe auch schon 8 Wochen in einer Tagesklinik verbracht. Ich kann von mir behaupten, schon einige Höllen erlebt zu haben. Das macht einen leider nicht stärker, eher müder.
    Das Referendariat ist für viele (die meisten?) die blanke Hölle, aber ich denke mittlerweile mitunter schon an Selbstmord. Ich meine, in meinem Alter abzubrechen wäre schon fahrlässig, denn dass ich keinem Arbeitgeber dieser Welt auf die Nase binden möchte, wie es zu dieser krummen Biographie kommen konnte, dürfte euch vielleicht einleuchten. Derzeit kann ich mir aber auch keine Fortsetzung des Refs vorstellen. Mit den Fächern Deutsch und Englisch werde ich von Arbeit schier erschlagen, wirklich erschlagen. Das kommt zu der psychischen Labilität, die ich gar nicht leugnen will, noch hinzu. Mittlerweile sprechen mich schon wirdfremde Leute im Zug auf mein Aussehen an. Ich wirke total erschöpft und traurig, meinte vor kurzem eine junge Frau, als ich ihr im Zug gegenübersaß. Gewiss, ich weiß. So viel Selbstreflexion habe ich.
    Ich habe ganz konkrete Existenzängste. Das Gehalt eines verbeamteten Lehrers brauche ich nicht. Ich war noch nie von teuren Klamotten, einer dicken Wohnung oder kostspieligen Reisen abhängig. Aber liegen auf der anderen Seite des Spektrums nicht die Gelegenheitsjobs. Das auf immer? Ohne Aussicht auf feste Anstellung, d. h. auf materielle Sicherheit? Wenn diese Angst nicht wäre, hätte ich längst abgebrochen.
    Hinzu kommt, dass ich nicht weiß, wen ich danach fragen kann. Vielleicht könnte ich mir etwas Sicherheit verschaffen, wenn ich nicht ab-, sondern nur unterbräche?
    Wenngleich mein Fall sicherlich von der Norm abweichen sollte, hoffe ich, von euch den einen oder anderen Tipp erhalten zu können.
    Vielen Dank
    Liniert

Werbung