Beiträge von Danae

    Hallo Apfelkuchen,


    für mich hört es sich fast so an, als hättest du dich bereits entschieden.


    A13 beim Bund sind, wenn ich das richtig gelesen habe, knapp 370 Euro mehr. Das alleine wäre für mich ein starker Anreiz. Dazu wäre interessant zu wissen, wie die Beförderungschancen für Mittelschullehrer und bei der Bundespolizei sind.


    Wenn das zusätzliche finanzielle Polster nicht als Anreiz reicht, ist die Schülerschaft in Betracht zu ziehen. Ich fand es schön an der Realschule die Schüler über einen längeren Zeitraum zu begleiten, sie wachsen und sich entwickeln zu sehen und verstehe, wenn man das nicht missen mag. Der Erziehungsanspruch ist aber auch hoch, was da an Gesprächen und Konferenzen läuft, macht ja einen nicht gerade geringen Anteil der Arbeitszeit aus. Letztendlich bin ich im Zweiten Bildungsweg gelandet und unterrichte jetzt seit 8 Jahren junge Erwachsene. Das erste, was mir als entlastend auffiel, waren die fehlenden Pausenaufsichten und die fehlenden Elterngespräche. Dafür habe ich bescheidene Arbeitszeiten und unsere Schülerschaft benötigt auf einer anderen Ebene intensive Betreuung und Zuspruch. Ich möchte aber nicht mehr zurück in die Regelschule.


    Ein weitere Aspekt ist die inhaltliche Arbeitsbelastung. Du gibst als Fächer Sprachen an, da sind die Korrekturen in der Sek I an der Regelschule nicht so anspruchsvoll, aber dafür reichlich. Wie sieht es an der Polizeischule damit aus? Wie groß sind die zu unterrichtenden Gruppen? Wie sieht das Kollegium aus?


    Die Berufsschulkollegen können sicherlich noch etwas zur Lernmotivation der Schülerschaft sagen, da kann ich wenig zu beitragen. Was ich angenehm finde: Die Pubertät ist in der Altersgruppe weitestgehend durch, die meisten verstehen Ironie und der Umgangston in der Klasse ist lockerer als ich es von der Tagesschule in Erinnerung habe. Es werden Witze gerissen und auch mal Filme geguckt und Theaterstücke besucht, die in der Mittelschule nicht möglich sind.


    Sicherlich kippst du eine Zusatzausbildung, aber das es keinen Weg zurück in den Regelschuldienst gibt, halte ich für eine verfrühte Aussage, zumal du als Lehrer mit polizeilichen Erfahrungen und Kontakten durchaus interessant für viele Schulformen bist. Ich habe eine Kollegin an einer anderen Schule des Zweiten Bildungswegs, die bei der Polizei eine Ausbildung absolviert hat und ein echter Gewinn für das Kollegium ist.


    Bei den 30 Tagen Urlaub wäre interessant zu wissen, ob sie an einen zeitlichen Rahmen gekoppelt sind oder frei wählbar sind. Da beneide ich meinem Mann schon manchmal drum.


    Und ganz ehrlich: Für ein Arbeitszimmer würde ich einiges in Kauf nehmen.


    Du merkst, ich kann die Arbeit mit jungen Erwachsenen empfehlen und würde sofort die Stelle bei der Bundespolizei nehmen. ;)

    Das war bei meiner ersten eigenen Klasse genau so. Ich habe sie übernommen, weil die Kollegin aufgrund von Schwangerschaftsproblemen von heute auch morgen ausfiel. Sie war eine beliebte Lehrerin, die mit Leib und Seele für ihre Klasse da war. Die Klasse bestand auch noch aus Charakterköpfen, die die Fassung ob ihres Verlustes und des scheinbar unfairen Ersatzes da vorne verloren. Als Anfänger kann einen dieser Kampf gegen Windmühlen ganz schön fertig machen, vor allem, wenn die Querköpfe in der Klasse Ausdauer besitzen und sich die frostige Stimmung zu verfestigen beginnt.


    Die Schulleitung hat zeitig nach dem Weggang der Kollegin auch noch in der Klasse 'aufgeräumt'. Fünf Schüler verließen aufgrund ihres Verhaltens die Schule, das machte es mir als Anfänger auch nicht leichter, da die Klasse mir die rauswürfe anlastete,


    Mir rieten Kollegen, die auch in der Klasse waren, pädagogische Angebote zu machen. Ich habe daher mit der Klasse ein Bettlaken für ein Kinderbett gestaltet, auf dem sich jeder verewigen konnte und das wir mit ein paar blödelnden Babygeschenken an die Kollegin geschickt haben. Ich habe mit Ihnen gefrühstückt und in der Schulküche Weihnachtskekse gebacken. Alles lief am Rande einer Katastrophe ab, aber Rolf Zuckowskis Weihnachtsbäckerei brachte ein dominierendes Mädchen in der Klasse dazu, über ihr Verhalten zu reflektieren. Danach hat sich die Situation langsam entspannt.


    Es war ein unglaublich anstrengendes Jahr und ich habe viel Lehrgeld bezahlt.


    Was sagen denn deine Kollegen zu der Situation in der Klasse? Können Sie dir Tipps geben?

    Aus der Schluss folgt für mich, dass ich darüber reden muss. Mit meinen Schülern, die in diesem System aufwachsen und oft zwischen den Stühlen sitzen und/oder in Schubladen gesteckt werden und denen, die das (un-)bewusst tun. Ebenso mit den Menschen in meiner Umgebung, die mich nach dem Migrantenanteil in meiner Klasse fragen. Ich bin neugierig, wie das Leben mit Voruteilen wahrgenommen wird und formuliere auch meine Verwirrtheit, wie darüber gesprochen wird.


    Mir sagte diese Woche einer: 'Ich bin ein B-Türke, mich brauchen sie nichts zu fragen.' Der junge Mann weiß gar nicht wohin, er wird als von vielen als Türke wahrgenommen, von den Türken, die sich als solche begreifen, aber auch nicht, als solcher anerkannt. Viele meiner Schüler sind entnervt, verwirrt und wütend. Die 'Biodeutschen', um Bolzbold Begriff in die moderne Vorurteilsterminologie zu überführen, sind ebenso häufig verwirrt. Über Vorteile nachzudenken und zu reden, erfordert Selbstreflexion und kritischen Umgang mit sich selbst, das muss immer wieder geschult werden und gehört zu meiner Arbeit und zu meinem Selbstverständnis.


    Am Anfang einer Freundschaft wurde mir ins Gesicht geschleudert: 'Ich bin Deutsche.' zwischendurch gibt es aber auch: 'Bei uns Türken ...' - ich habe Zeit gebraucht, um zu verstehen, es geht beides.


    Und manchmal muss man auch einfach mal die Klappe halten und nicht fragen.

    Ich kenne auch einige solcher Gamer, ich habe sie zwei, drei Stunden im Unterricht und keine ihre Vita: Sie sprechen im Erwachsenenalter ein besseres Englisch als ihre Altersgenossen und gucken Filme und Serien im Original. Ihre Handschrift sieht aus wie die von 12-jährigen. "Meine" Gamer haben in dem Alter angefangen zu bläuen, wenn sie auf einer Gesamtschule waren, sind sie nach der Wiederholung der 9. ohne Abschluss abgegangen. Wenn ich mich mit Ihnen unterhalte, höre ich oft, dass sich niemand um ihren Medienkonsum gescherrt hat. Ob das stimmt, kann ich natürlich nicht nachhalten, wenn sie bei mir sind, sind sie allerdings meist über 20 und versuchen sehr mühsam, ihren Schulabschluss nachzuholen, sie sind mit ehemaligen Förderschülern in einer Klasse, mit denen ich einen einfachen Satzbau trainiere.


    Ich finde es begrüßenswert, dass du dir Gedanken machst und mit den Eltern das Gespräch suchst. Einen vorsichtig formulierten Brief finde ich gut. Und immer mit den Kindern im Gespräch bleiben.


    Wir haben nun mal einen Erziehungsauftrag, man muss sich nicht jede Baustelle antun, aber wenn sich ein Kollege um die Gamer kümmert, ist es gut, auch im Sinne von Suchtprävention. Wir kümmern uns auch, wenn die Schüler mit einer Fahne in den Unterricht kommen.

    Vor langen Jahren habe ich in der ambulanten Pflege gearbeitet, eines Abends klingelte das Telefon und ein Patient war dran, der mit mir ausgehen wollte, es war ein unglaublich unangenehmes Gespräch.
    Als ich unsere Sekretärin im Büro aufgebracht zur Rede stellte, kam ein 'Aber es war doch ein Doktor', auch mein Chef guckte verwirrt. Obwohl das bald 20 Jahre her ist, steckt es mir immer noch in den Knochen, wie wenig vertrauenswürdig mit meinen Daten umgegangen wurde. Ich werde fuchsteufelswild, wenn jemand mich um Daten bittet, die er sich besser bei der Person abholt, es auch nur in Erwägung zu ziehen, ist unannehmbar!

    Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft und ich wünsche dir einen guten Verlauf.


    Ich wäre da auch mehr als verblüfft. Wenn ich dich richtig verstehe, hast du ein Berufsverbot/Krankschreibung aufgrund einer komplizierten Schwangerschaft. Dein Arzt hielt es für besser, dich komplett aus dem Unterricht zu nehmen oder ist das nur teilweise? Bei einem teilweisen BV ließe sich sicherlich die Argumentation der SL nachvollziehen. Schreibsachen kannst du erledigen, in Zusammenarbeit mit den Kollegen, die dich vertreten, da du die Kinder ja das Schulhalbjahr nicht gesehen hast etc. etc. Falls du aus medizinischen Gründen komplett aus der Schule genommen wurdest, ist es nicht ersichtlich, dir einzelne Aufgaben mit dem Hinweis auf geltende Rechtslage geben zu wollen. Bist du krank geschrieben, hast du dich um deine Gesundheit zu kümmern.


    Du kannst deine SL per Mail um die rechtliche Begründung für seine Aufforderung bitten. Dann erhält du sicherlich die entsprechend Grundlage auf die er sich beruft. Dann kannst du (oder er) bei der Bezirksregierung anfragen, ob das rechtens ist.
    Als ich schwanger war, meinte mein SL auch ein rechtliches Schlupfloch gefunden zu haben, damit ich weiterhin abends nach 20.00 Uhr arbeiten konnte, dem war aber nicht so.

    Mir ging esnicht darum, den Schülern ihre noch zu konferrierende Zeugnisnote bekannt zu geben, sondern, ob sie ihre Klausuren wieder haben müssen. Ich meine mich zu erinnern, dass die Bezirksregierung auf Intervention von Eltern angeordnet hat, die Klausur nicht zu bewerten. Die Eltern sahen die Informationspflicht in dem Sinne vernachlässigt, dass alle Noten vor den Konferenzen vorzuliegen hätten, der Leistungsstand müsse für Eltern, wie Schüler klar ersichtlich sein und dazu gehöre auch, die Klausuren einzusehen.
    Leider habe ich keinen Kontakt mehr zu der Schule, an der das passiert ist, es ist auch mindestens zehn Jahre her. In der ASchO NRW konnte ich nichts finden.

    Hallo,


    ich habe eine rechtliche Frage zu NRW. Meines Wissens müssen Klausuren vor den Zulassungskonferenzen zurück gegeben werden, da die Schüler über ihren Leistungsstand informiert sein sollen. Jedenfalls habe ich ich das vor ein paar Jahren, um 2005/2006 erlebt, als einer Kollegin die Noten für die zweite Arbeit kassiert wurden, weil sie die Arbeiten nicht vor den Halbjahreskonferenzen zurückgegeben hat. Gilt diese Regelung immer noch? Und wo finde ich Informationen dazu?


    Vielen Dank


    Danae

    Hallo Nettmensch,


    ob du mit reden jemanden erreichst, weiß ich nicht. Für die meisten SuS argumentieren wir aus einer priviligierten Höhe.
    Möglichst wertfrei Zuhören, vor allem in den Klassen, funktioniert manchmal. Bei mir geht häufiger mal eine Stunde mit 'quatschen' drauf, was den Vorteil hat, dass die SuS mir viel erzählen, aber manchmal für mich auch ein Drahtseilakt, weil es besser ist, einiges nicht zu wissen.
    Besteht eine Kooperation mit dem Arbeitsamt, so dass für die SuS ein niederschwelliges Beratungsangebot besteht? 'Unsere' Sachbearbeiterin kommt regelmäßig in die Schule.
    Hier in NRW gibt es das Projekt Azubos, d.h. dass verschiedene Auszubildende an einem Tag in die Schule kommen und von ihrer Ausbildung erzählen, das Reden mit Gleichaltrigen über Möglichkeiten und Realitäten in der Ausbildung ist für viele Jugendliche eine neue Erfahrung.
    Exkursionen zu Ausbildungsbetrieben könnten auch hilfreich sein. Bei uns sind da die städtischen Betriebe sehr aufgeschlossen.
    Viel Erfolg
    Danae

    Vielen Dank für eure Antworten, wären meine Studis jünger, würde ich evtl. auch anders reagieren, aber ich bin an einem Weiterbildungs-kolleg und das ist für viele die letzte Möglichkeit, einen Schulabschluss zu erwerben und gerade in den unteren Semestern wissen oder wollen viele nicht wissen, wie man sich während einer Klausur richtig verhält.


    Die jüngsten meiner Schüler sind 16 und etliche kommen ohne Schreibmaterial zu den Klausuren. Ich wollte mir schon einmal einen Schwung Justin Bieber Kullis bestellen, damit sie bemerken, wie ätzend das ist, aber da sie immer noch jemanden finden, der ihnen einen Kulli leiht, ärgere ich mich nicht mehr darüber. Aber vor zwei Jahren hatte ich eine Schülerin, die konsequenterweise alles mit Bleistift schrieb und sich wunderte, warum ich das nicht wollte, sie weigerte sich schlichtweg mit etwas anderem zu schreiben. Erst als ich sie nötigte die Klausur nochmals sauber unter Aufsicht abzuschreiben, sah sie ein, dass sie so nicht weiter kam.


    Meine pädagogischen Überlegungen sind mittlerweile soweit, dass ich morgen nicht nur sagen werde, was ich erwarte, sondern auf Folie Punkt für Punkt durchgehen werde. Während der letzten Klausuren ist so viel passiert, dass ich staunend vor den Klassen stand und mich über ihr mangelhaftes Benehmen den anderen, mir und sogar sich selbst gegenüber nur wundern konnte. Ich bestrafe hier keine Kinder, sondern junge Erwachsene, die ihre Prioritäten falsch setzten und mich um Rücksichtnahme darauf bitten.Im Best-off der irritierendsten Schülerverhalten gewinnt der Studierende mit den dekorativen Kontaktlinsen, die das Lesen eines Klausurtextes erschwerten.

    Du kannst an einem Weiterbildungskolleg in NRW ganz normal dein Referendariat absolvieren. Es gibt einige WBK, die sowohl Sek I als auch Sek II anbieten.
    Ich fühle mich in der Erwachsenenbildung mittlerweile auch wohler, als bei den 'Kleinen', obwohl hier auch Erziehungsarbeit geleistet wird, die es mitunter in sich hat.

    Danke für die Antworten. Ich habe mir jetzt eine Folie mit den Aspekten erstellt, die ich bei einer Klausur für nicht tragbar halte und die bei meinen immer wieder vorkommen. Da habe ich das Verbot aufgenommen und geschrieben, dass ich mir vorbehalte es nicht zu werten. Ich habe keine Ahnung, ob das tragbar ist, hoffe aber das Beste.

    Ich hole das hier wieder hoch, da sich für mich eine Frage in dem Zusammenhang stellt. Da eine Klassenarbeit oder Klausur ein Dokument ist, wie verfahrt ihr dann mit Korrekturen in der Klausur, die mit Tipp-Ex, Tintenkiller oder radierbaren Stiften ausgeführt werden. Ich möchte das meinen abgewöhnen, nicht nur, weil es mich nervt, sondern, weil es dem nachträglichen Abändern Tür und Tor öffnet. Kann ich diese Passagen mit Hinweis auf den Dokumentencharakter ausklammern?

    Ich sehe das wie Seph. Die Eltern wünschen ein Gespräch, es wurden Terminvorschläge gemacht, die von den Eltern abgelehnt wurden, dann sind die Eltern am Zuge. Sie werden sich sicherlich melden, wenn es Ihnen wichtig ist und Ihrerseits Terminvorschläge machen, die du selbstverständlich mit der Schulleitung abklärst.
    Falls sich das Ganze zieht, ist es nicht dein Problem. Bleibe in Kontakt mit deiner SL, spreche alles ab und lasse alles schriftlich laufen, damit es aktenkundig ist.


    Wenn die Schulleitung schon explizit darauf hinweist, dann halte dich unbedingt daran, dass schont deine Nerven eher als alles andere.

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