Scooby
"Klar, weil die Schüler schon gelernt haben, dass sie lärmen können, wie sie wollen..."
Immer mit der Ruhe, ich habe noch wenig Unterrichtserfahrung. Nein, bei mir können sie nicht lärmen wie sie wollen. Ich mache ja durchaus etwas dagegen. Zeit anhängen, Protokolle schreiben lassen usw. usf. Ich finde mich schon strenger als alle Lehrer, die ich je gehabt habe, aber trotzdem komme ich bei den Schülern absolut nicht streng an. Ich erinnere mich nicht, dass bei uns jemals ein Schüler rausgeschickt wurde oder Sonderaufgaben bekam. Das waren vermutlich damals eben andere Zeiten.
"Wieso denn dreimal? Dann merken sich die Schüler: Ok, zweimal kann ich ja weiterquatschen, die bimmelst schon nochmal."
Entschuldige bitte, aber das ist Quatsch. Wenn ich als Schüler gerade mit einer Gruppenarbeit oder ähnlichem beschäftigt bin, dann brauche ich Zeit, um einen Satz zu Ende zu schreiben, einen Gedanken zu Ende denken zu können und ein Gespräch beenden zu können. Aller guten Dinge sind drei. Je nach Situation geht das dreimal läuten schneller oder kürzer. Das funktioniert auch bei meinen eigenen Kindern bestens.
"Und was genau hat deine Zappeligkeit mit dem Ruhebedürfnis der SchülerInnen zu tun? Was können die dafür? Nenn mir einen einzigen Grund, welchen Vorteil es für die Schüler hat, wenn es unruhig ist im Klassenzimmer. Und nein, wir reden jetzt nicht von Gruppenarbeit und auch nicht von, "die haben nur Angst"."
Also, meine Zappeligkeit war schon immer da. Auch als Schülerin hatte ich das. Ich weiß, dass es vielen Menschen so geht. Und es werden immer mehr Schüler, denen es so geht. Was z.B. daran liegt, dass die nachmittags nicht mehr draußen rumtoben, sondern dann ebenfalls still vorm Fernseher oder Chat hängen. Also, wenn ich stillsitzen und absolute Ruhe 45min lang verlange, dann ist das 1. nicht gesund und 2. für viele Schüler nicht das, was sie brauchen. Noch einmal: ich meine auch nicht, dass es gut ist, wenn es im Unterricht so unruhig ist, dass z.B. niemand mehr dem anderen zuhört. Da muss man doch Unterrichtsgespräch von allem anderen unterscheiden. Das sind zwei paar Schuhe. In Einzelarbeitsphasen kann man doch auch mal kurz seinen Nachbarn was fragen oder- ja oder kurz über das Eichhörnchen reden, das draußen rumläuft.
Ich habe aber beim Hospitieren schon mehrfach erlebt, dass Schüler bei manchen Lehrern wirklich keinen Mucks machen dürfen, ohne angeschrien oder vor die Tür geschickt zu werden. Ganz ehrlich. Das macht den Lehrern, die nicht so drauf sind, den Unterricht erheblich schwerer, weil die Kinder eben einfach nicht so lange still und konzentriert sitzen KÖNNEN. Und diese enorme Anspannung entlädt sich dann leider beim schwächsten Glied in er Kette - also dem jungen unerfahrenen Kollegen. Und damit meine ich jetzt nicht mich, denn ich bin nicht mehr jung. Damit meine ich mich vor ein paar Jahren und den ein oder anderen Referendar, bei dem ich solches schon mitbekommen habe.
Und der eine einzige Grund, den ich dir nennen kann, warum ein wenig (!) Unruhe gut ist: Ich komme nicht richtig ins Arbeiten rein und fühle mich unwohl bei kompletter Stille (Totenstille) und ich wette, dass das nicht nur mir so geht, sondern vielen Schülern auch, denn ich glaube nicht, dass ich so etwas Besonderes bin.
Heute z.B. schrieben die 9er bei mir einen Brief und es war wirklich sehr ruhig - auch wenn die Schüler 3 min brauchen, bis jeder auch wirklich ruhig war und schrieb. Also, ruhige Phasen kenne ich ja durchaus auch aus meinem Unterricht. Es ist nur in den unteren Klassen wirklich ziemlich selten der Fall. Zu selten! Darum habe ich das ganze Post ja auch überhaupt gestartet. Würde ich meinen Unterricht und seine Lautstärke nicht kritisch hinterfragen, hätte ich mir das alles auch sparen können, oder?