Ich kann es schon verstehen, dass jemand sagt: "Bitte, das geht echt GAR nicht."
Bei mir wäre das Mathe. Ich war schon immer schlecht in Mathe, mir fehlt da irgendwas. Diskalkulie nicht, denn ich konnte schon alles zuordnen, aber war nicht in der Lage, mir Dinge logisch herzuleiten. Den Grundschulstoff kriege ich schon hin, aber - und das haben wir ausgetestet - ich kann es einer Klasse nicht vermitteln. Ich verstehe dann zwar, was da steht und was man machen muss, bin aber nicht in der Lage, zu erklären, wie genau man da hin kommt und was eine Klasse übergeordnet denken muss, damit sie das Prinzip versteht.
Hier bringt es mir zB nichts, den Inhalt zu verstehen, ich kriege ihn nicht "ins Kind" oder bilde mir zumindest ein, das null zu können. Wenn meine SL jetzt auf die Idee käme "Hey, du unterrichtest jetzt zwei, drei Monate Mathe in der und der Klasse", könnte ich nicht mehr schlafen.
Würde ich es machen? Wenn es wirklich nötig ist, ja, aber es wäre ein unglaublicher Aufwand. Wälzen von Lehrerhandbüchern, Gespräche mit Kolleg*innen, Draufschaffen des Stoffes - und das ist nur Grundschule! Hier passt das "nur" tatsächlich auch. Was jetzt, wenn es Berufsschule wäre und ein Fach, das ich einfach nicht kann? Das nicht in mich geht? Von dem ich weiß, dass ich keine Ahnung habe, wie ich es vermitteln kann?
Es gäbe dann nur eine Möglichkeit für mich, wenn ich das wirklich machen müsste: Gnadenlose Ehrlichkeit.
"Hi, ich bin eure neue Lehrerin für dieses Fach für die nächsten Monate. Ich unterrichte normalerweise das und das - und darin bin ich GUT. Hierin: bin ich SCHLECHT. Ich bin zwar so weit wie möglich vorbereitet, aber: ich bin eine Notlösung. Isso. Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, wie man sich da fühlt, denn auch Lehrkräfte können nicht alles - und meine Bitte wäre jetzt: lasst es uns zusammen versuchen. Die, die in diesem Fach schnell einen Durchblick haben, können unterstützen und wir erarbeiten die Möglichkeiten der Denkansätze zusammen. Vielleicht lerne ich dann ja auch noch was. ;)" Irgendwie so. In Mathe-Vertretungen klappt das immer und es gibt immer Kinder, die den Durchblick haben. Und wenn sie wissen, dass sie helfen können, dann tun sie das durchaus.
Ich habe festgestellt, dass auch bei Älteren als Grundschule Ehrlichkeit und Klarheit einfach wirkt. Wenn man nicht versucht, den Helden zu spielen und den Alleswisser, kriegt man oft erstaunliche Unterstützung. So war das jedenfalls in Zeiten meiner Privat-Gymmi-Anstellung, wo ich noch sehr jung war und feststellte, in einer neunten Klasse einfach mal ehrlich zu sein, weil ich merkte, vor ihnen Angst zu bekommen. DIe Auswirkungen waren echt super. Vielleicht wäre das auch eine Option, wenn sich die Sache gar nicht vermeiden lässt.