Beiträge von Vaila

    Das Problem liegt doch im Grunde nur wieder in der Sparpolitik und der mangelhaften Ausstattung der Schulen mit Vertretungslehrern. Ist euch noch nicht aufgefallen, dass der Unmut der mit Mehrarbeit durch Vertretung belasteten LehrerInnen eine sehr disziplinierende Wirkung hat? Wer möchte sich schon nachsagen lassen, dass er sich auf Kosten der KollegInnen einen schönen Lenz macht?


    Ich bin der festen Überzeugung, dass die meisten KollegInnen es sich sehr genau überlegen, wenn sie sich krank melden. Einige wenige gelegentliche "Drückeberger", die vielleicht doch kurz vor dem Burnout stehen, gibt es überall und sind auch zu verkraften.


    Ich habe mal irgendwo gelesen, dass ArbeitnehmerInnen sich in diesem Jahr im Durchschnitt für insgesamt 3 Wochen krank gemeldet haben. Das finde ich schon sehr beachtlich! Auf diesen Durchschnitt komme ich für die letzten fünf Jahre. Also bitte nicht immer auf die BeamtInnen schimpfen!

    Die Putzfrauen haben "nur x Minuten für jeden Klassenraum". Ja, wer bestimmt das denn? Nicht die Putzfrauen und nicht die LehrerInnen, sondern KommunalpolitikerInnen, die sich auf die kostenlose Eigeninitiative der Beteiligten verlassen und das Steuergeld dorthin schieben, wo am lautesten geschrien wird.


    Ich denke, man müsste die Verantwortlichen ständig zu Ortsbegehungen, Lehrerkonferenzen und Elternversammlungen herbeizitieren und mit der Faust auf den Tisch schlagen.

    Ich könnte auch noch ein paar Witzchen beisteuern, möchte hier eigentlich aber nicht für Unterhaltung sorgen, denn damit werden wir die Zustände nicht ändern.


    Was die Verschönerungsaktionen in Eigeninitiative bzw. mit Elternunterstützung anbetrifft, da fällt mir nur ein: Wie konnten wir so tief sinken, von dem Kakao, durch den wir gezogen wurden, auch noch zu trinken! - nach Erich Kästner.


    Es ist doch kein Wunder, dass LehrerInnen nicht für voll genommen werden, wenn die ihr Klassenzimmer putzen oder streichen, um eine menschenwürdige Umgebung zu schaffen, in der man sich wohlfühlen kann.

    Tja, unsere Spaßgesellschaft. Alles muss immer und überall Spaß machen! Eltern reißen sich beim Kindergeburtstag ein Bein aus, damit Bubi auch wirklich Spaß hat und möglichst noch mehr Spaß als beim Geburtstag des Freundes. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut. Oma und Opa tragen auch noch ihren Teil dazu bei. Und dann kommt die Schule und man soll immer still sitzen und auch noch zuhören oder etwas Vernünftiges sagen und etwas tun, was man im Moment aber nicht will, und dann auch noch lernen...


    Ich bemühe mich ja auch redlich und im Bereich meiner Möglichkeiten, SS durch einen anspruchsvollen und abwechslungsreichen Unterricht mit schüleraktivierenden Methoden zu motivieren. Allerdings bin ich kein Thomas Gottschalk (der ist für seine 3-Std-Sendung auch viel besser bezahlt und hat eine ganze Armee von Helfern - selbst dann kann sein ursprüngliches Ansinnen ins völlige Gegenteil umschlagen - siehe letzte Sendung!), "Spaß" ist mir meist zu oberflächlich, kann aber selbst in der Schule gelegentlich erzeugt werden, wenn man den Geschmack der SS trifft, so dass sie gar nicht mehr merken, dass sie arbeiten. Spaß ist eine Glücks- und Momentsache, kein Dauerzustand.


    "Unterricht soll Spaß machen!" Das ist so ein Totschlag-Postulat, das LehrerInnen ungeheuer unter Druck setzt und ihnen allein die Verantwortung für den Lernerfolg zuschreibt!

    Also wieder Filme vor Weihnachten...


    Ich erinnere mich an eine Mutter, die mir mitteilte, ihre Tochter habe im Unterricht eine Woche lang fast nur Filme gesehen!

    Zitat

    Original von annabel


    Habe gestern schon sehr lange korrigiert und heute auch fast den ganzen Tag. Nun bekomme ich so langsam das gefühl, dass ich etwas falsch mache - es kann doch nicht sein, dass ein ganzes Wochenende für Aufsätze verloren geht. Vorallem bin ich noch immer nicht fertig und muss z´zusätzlich ja auch noch meine Stunden für die nächste Woche und Elterngespräche vorbereiten.


    Kommt es bei euch den auch vor, dass ihr mal ein ganzes Wochenende fast gar keine Freizeit habt? Und wie lange braucht ihr für Aufsätze?


    @ Hermine


    Möchte etwas richtigstellen: annabel schreibt nichts davon, dass sie das ganze Wochenende schnipselt und laminiert, sondern dass sie Aufsätze korrigiert! Das Arbeitszeitthema ist mir zu wichtig, als dass hier wieder fein die Details unter den Teppich gekehrt werden!


    Annabel geht davon aus, dass die Wochenenden frei sind und der Erholung dienen! Sie hat recht. So sollte es in der Regel sein. Aber so ist es nicht! Es gibt tatsächlich LehrerInnen, die durchgängig ihre Korrekturberge am Wochenende abarbeiten, weil es immer noch KollegInnen gibt, die sich für ein veraltetes Pflichtstundenmodell einsetzen, weil es ihnen so herrlich in den Kram passt!

    NOCH EINMAL DEUTLICH: ES GEHT HIER NUR UM DAS LAND NRW!


    @Fonzie


    Ich bin tatsächlich nicht überfordert (jedenfalls nicht in dem Sinne, den du wahrscheinlich meinst), aber ich opfere viel zu viel Zeit für die Schule (trotz zahlreicher auch hier im Forum erwähnten Entlastungstechniken) – ich bin mit Vorgriffsstunde, regelmäßiger Vertretungsstunde über viele Jahre auf 27/28 Stunden gekommen und das im Gymnasialbereich mit Englisch und Deutsch, durchgängig zwei Leistungskursen und Klassenleitung. Ich mag und unterrichte meine Fächer wirklich sehr gern, aber was zu viel ist, ist zu viel. Und ich denke nicht daran, auf eigene Kosten meine Stunden zu reduzieren, deshalb trete ich vehement für ein Lehrerarbeitszeitmodell ein. Nach einem Entwurf der letzten Landesregierung in NRW, in dem es schriftliche und nichtschriftliche Fächer gibt, wäre mir mit 3-4 Entlastungsstunden schon sehr geholfen. Mit Vorbereitung und Korrekturen ist das eine Menge Holz, für das zu kämpfen es sich lohnt! Denk mal daran, was das über die Jahre ergibt!


    Tut mir leid Fonzie, aber ich spreche dir als Student ab, über etwas zu urteilen, was du aus eigener Anschauung nicht kennst!


    @ Hermine, Meike, Dalyna


    Dass euch das Anliegen einer Minderheit am Gesäß vorbeigeht, ist mir schon hinreichend bekannt. Fortschrittliche Geister aber als engstirnig zu bezeichnen, wenn diese mit der Propagierung von mehr Arbeitszeitgerechtigkeit und eines Lehrerarbeitszeitmodells neue und bessere Wege einschlagen wollen, spricht für sich selbst. Damit gehört ihr eindeutig in die konservative Ecke, die sei euch gegönnt.


    Zum Schluss noch einen Auszug aus dem neuen Koalitionsvertrag von SPD und Grünen in NRW, der zeigt, dass ich mit meinen Äußerungen keine engstirnige Exotin, kein weiblicher Störenfried, sondern höchst regierungskonform bin:


    Wir regeln Arbeitszeit und Bezahlung der Lehrkräfte neu


    Für den Schulbereich werden wir eine Kommission einsetzen, die ihre Vorschläge auch in den Prozess zur Reform des Dienst- und Besoldungsrechts der Landesbeamten einspeist. Diese Kommission soll u. a. auch Wege aufzeigen, wie wir die Benachteiligung der angestellten Lehrerinnen und Lehrer in der Bezahlung abbauen können. Außerdem soll sie ein gerechteres Lehrerarbeitszeitmodell entwickeln.“

    @ Neleabels et al.


    Hier die gewünschte Information, die unter dem Stichwort "Schulsport NRW" nachzulesen ist:


    "Der Leistungskurs Sport - Ein aussterbendes Relikt oder eine interessante Herausforderung?


    Es ist ein unbefriedigender Befund für das Fach Sport in der gymnasialen Oberstufe, dass mehr als jede zweite der über hundert Schulen in NRW, die einmal mit viel Elan und sicher aus guten Gründen mit dem Leistungsfach Sport begonnen haben, keine Leistungskurse Sport mehr einrichtet. Die Gründe dafür sind vielschichtig."

    @ Meike


    Bei deiner Beschreibung der Arbeit des Mathe- und Sportlehrers habe ich schallend gelacht! So einen Unsinn habe ich schon lange nicht mehr gelesen! Zum Beispiel das Folgende:


    "Mein Mann zeigt mir übrigens ab und zu die Abitur- oder LK-Arbeiten der Sport LKs. Damit ich als Germanistin versuche, aus einem Satz, der 7 Verben und kein Nomen enthält - oder umgekehrt - und der völlig präpositionsfrei ist, dafür aber über 26 Zeilen geht, Sinn herstellen soll, damit der Schüler den Inhaltspunkt vielleicht noch bekommt. Dieser Sprachorror ist im Sport LK übrigens normal. Die Abiturgutachten dauern folglich länger als meine in Englisch."


    Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass Sport LK-Kurse so exotisch sind, dass man eigentlich ganz Deutschland zur Werbung für diese plakatieren müsste. Wann bekommt ein Sportlehrer schon einmal einen L-e-i-s-t-u-n-g-s-k-u-r-s Sport? Ich denke, da muss der schon A15 sein, und wenn seine SchülerInnen so ein Deutsch schreiben, dann hat er es verdient!


    Tut mir leid, Meike, damit täuschst du vielleicht andere, mich nicht!

    "Es ist manchmal ein ziemlicher Kampf, dabei ein Privatleben zu behalten, aber es geht durchaus."


    Ich habe meine Meinung in diesem Forum zur Genüge zum Ausdruck gegeben und kann die obige Antwort nur mit ausgeprägtem Masochismus erklären. Schönes Fach oder nicht: es geht darum, einen Ausgleich zwischen den Fächern herbeizuführen, damit die Arbeitsbelastung unter den KollegInnen sich in etwa die Waage hält und Einzelne nicht immer wieder als Dummbeutel dastehen!


    Hermine und Meike, werdet endlich mal wach! Es gibt sehr gut durchdachte Arbeitszeitmodelle für LehrerInnen und die Bandbreitenregelung, die durchaus schon an einigen Schulen praktiziert werden - und das ist auch gut so!

    Zunächst werden sämtliche Kosten für die Wohnung berechnet: Miete, Strom, Heizung. Die Kosten für das Arbeitszimmer werden dann - in Prozent - anteilig berechnet. Beim ersten Mal ist eine Wohnungsskizze einzureichen mit Angaben zur Größe und Möblierung, denn nicht jedes Zimmer wird als Arbeitszimmer anerkannt.

    Wie wäre es mit einer Bewerbung als Assistant Teacher beim DAAD? Ist zwar meistens auf ein Jahr beschränkt, aber es wäre vielleicht eine Möglichkeit, Fuß zu fassen und sich vor Ort umzuschauen?

    Hier noch etwas von tresselt.de: Eignunspraktikanten - eine Neuerung, die einfach mal so von unserem Arbeitgeber verfügt wird, ohne über so etwas wie Entlastung oder Erhöhung der Stellenzuweisungen nachzudenken! Aber: um meinen vorherigen Vorschlag weiter zu konkretisieren: das wäre etwas für die KollegInnen, die nach 14 Uhr nichts mehr auf dem Schreibtisch liegen haben!




    "Wird die Schule ein Experimentierfeld für Praktikanten ?


    Es finden sich demnächst an jeder Schule Eignungspraktikanten, Orientierungspraktikanten, Berufsfeldpraktikanten, Studenten im Praxissemester, Lehramtsanwärter und Lehrer im berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst. Für alle müssen Mentorinnen und Mentoren benannt werden. Keiner macht sich Gedanken darüber, wie eine Mentorin oder ein Mentor während eines eigenen sechsstündigen Unterrichtstages einen Praktikanten betreuen und beraten soll. Für vernünftige Betreuung und qualifizierte Beratung braucht man nämlich Zeit. Da man die während des Unterrichtstages nicht hat, muss man die anhängen - sie wird aber nicht bezahlt."

    Zitat

    Original von Indian Giver
    Ich denke die Hauptursache für unseren derzeitigen Stress liegt hauptsächlich in der Arbeitsbelastung und in den interpersonellen Interaktionen.
    Für unsere Arbeitsbelastung zeigt sich häufig ein Arbeitsethos (von außen oder von uns selbst definiert) dem wir nicht gerecht werden können!


    Das sehe ich auch so. Hinzu kommt die ungleiche Verteilung von Arbeit bezogen auf die Fächerkombination in NRW, wo es immer noch schriftliche und mündliche Fächer gibt - mit einer sehr unterschiedlichen Belastung!


    Zunächst kommt es darauf an, die unselige Arbeitsverteilung nach Stundendeputat aufzuheben zugunsten einer Regelung auf der Grundlage der tatsächlichen Arbeitsbelastung. Hier helfen spezielle Fächerschlüssel zur Berechnung oder eine allgemeine Anwesenheitspflicht bis 16 Uhr wie in anderen Berufen auch. Die leeren Klassenzimmer als Arbeitsräume, Lehrer bringen ihre Laptops mit oder arbeiten im Computerraum. Ich denke, das ist durchaus möglich. Ich habe es zwar immer als Privileg gesehen, meine Arbeit nach eigener Entscheidung einzuteilen. Aber nachdem ich festgestellt habe, dass es bei meiner Fächerkombination gar nicht viel zu entscheiden gibt, bin ich der Ansicht, dass unser Arbeitgeber unsere Arbeit stärker kontrollieren muss. Da gäbe es gewiss die eine oder andere Überraschung!


    Den Medienzauber, den Referendare während ihrer Ausbildung sich genötig sehen anzustellen, halte ich auch für ein perfides Mittel, LehrerInnen ein schlechtes Gewissen zu machen. Das führt dann dazu, dass KollegInnen in ihren ersten Jahren ihre Deputate verringern - mit dem damit verbundenen Gehaltsverzicht! - weil sie ja auf Anspruch und Perfektion gedrillt wurden! Motto: Die SchülerInnen müssen ihren Lehrer lieben, damit sie etwas lernen, und wer lernt schon gern bei einem Lehrer, der immer Schema-F-Stunden ableistet?! Die Stunden, die im Referendariat gehalten werden, sind keine Vorbereitung auf den Arbeitsalltag! Ich plädiere auch für weniger Anspruch und Perfektion, aber da gibt es leider Grenzen, ansonsten wird dein Verhältnis zu den SchülerInnen darunter leiden, die keinen Bock auf Nullachtfünfzehn-Stunden haben!

    Entschuldige friesin, dich habe ich glatt vergessen. Ich gönne dir deine Freude am Beruf! Wie gesagt - eigentlich finde ich ihn auch toll, aber es gibt Grenzen! Und die sind in den letzten Jahren erheblich überschritten worden!


    Es ist einfach dringend notwendig, einiges an unseren Arbeitsbedingungen zu verändern. Darüber ist in diesem Forum schon genug geschrieben worden! Viele Verschlechterungen betreffen nur einen Teil der KollegInnen. Mit Ge/L hast du es ja auch nicht so schlecht erwischt!

    Hi katta, hi Bolzbold,


    freut mich, wieder von euch zu hören! Es freut mich auch, dass ihr euch in eurem Job wohlfühlt! Mir ergeht es tatsächlich gelegentlich auch so. Warum fühlt ihr euch so auf den Schlips getreten, wenn man etwas schwarz - weiß zeichnet, um die Konturen besser herauszuarbeiten?


    Meine Provokation ist ja wirklich gelungen!


    Trotz eurer erhobenen Zeigefinger werde ich nicht in eure Friede-Freude-Eierkuchen-Propaganda einstimmen.


    Schönen Abend noch!

    Vaila

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