Beiträge von LiV_123

    Methodisch halt. Ziegesar war damals hoch im Kurs. Aber man hat grammatikalische Strukturen an sich nicht nochmal zerlegt, meine ich.

    Ziegesar habe ich jetzt in meinem Fachseminar kennengelernt und die anderen Refis, die an der selben Uni studiert haben, kannten das so auch nicht. Eine Kollegin, die jetzt mit dem Ref fertig ist, hat selbst bei ihrem Fachleiter von Ziegesar etc. nichts gehört und macht Grammatik nur nach dem Buch. In den UBs hat sie Grammatik einfach nicht gezeigt. Ich finde es schwierig, wie unterschiedlich die Voraussetzungen sind. Man weiß ja zu Beginn des Studiums nicht, wie „gut“ die eigene Fakultät einen ausbildet..

    Denke, Basisgrammatik ist an der Uni eher weniger Thema.


    Muss aber zugeben, dass ich an den Didaktikkursen wenig Spaß hatte und da sicherlich mehr hätte mitnehmen können. Ich hab keine Ahnung mehr, was da gemacht wurde... vermutlich ja schon auch Grammatikvermittlung 🤔

    An meiner Uni wurde das Thema Grammatikvermittlung auch nicht in der Didaktik angeboten. Zumindest nicht in den Kursen, die ich besucht habe. :-/

    Vielen Dank für das Teilen deiner persönlichen Erfahrungen! :) Dies zu lesen macht mir etwas Mut und ich hoffe, dass die Angst bald weicht und ich mich voll und ganz auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren kann. Es ist und bleibt aber noch ein langer Weg..

    Mich irritiert ehrlich gesagt ein bisschen die Tatsache, dass du offenbar (einfache?) grammatische Strukturen nicht beherrschst.


    Du schriebst allerdings, dass du dein Studium für sinnlos hieltest - aber genau dafür ist ein Studium doch da.

    Während meines Studiums gab es im ersten Semester einen Kurs, in dem ausgewählte Grammatikthemen noch einmal kurz wiederholt wurden. Das war’s. Ansonsten hat sich das Kursangebot in der Linguistik sehr auf Corpus- und Sociolinguistics fokussiert. Es gab aber auch Linguistik Kurse zu „Old English“, was einen jetzt auch nicht weiterbringt mit Blick auf die Schulgrammatik.


    Dass man als Lehrkraft die Basics beherrschen muss, ist ja genau das Thema, was mir Sorgen macht, weil ich nicht einschätzen kann, ob meine Skills ausreichen..

    Ich würde sagen, ich spreche Englisch auf einem hohen Niveau. Was ein Partizip ist, habe ich gerade aus Interesse mal gegooglet.

    Und das ist für mich der Knackpunkt, ich benutze diese Dinge, aber kann sie nicht bis ins Kleinste erklären, was ich aber möchte. Die Angst, dass die SuS bei mir nichts lernen und ihnen ein Nachteil daraus erwächst, dass ich ihre Lehrerin bin, ist echt groß. Andere machen sich darüber gar keine Gedanken und ich bin ständig auf Grammatikrecherche und versuche mir dieses spezifische Wissen in kürzester Zeit anzueignen.. :hitze:

    Man kann Sprachen auch nicht immer bis ins Letzte sezieren und alles erklären... manches "ist" einfach so. Man muss sich auch ab und an daran erinnern, dass das Ziel nicht darin besteht, Schüler zu Sprachwissenschaftlern zu machen, sondern sie sollen die nötigen Strukturen erlernen und zielgerichtet anwenden können. Kein Neuntklässler weiß 3 Wochen nach der einführenden Stunde noch, was ein Partizip ist, aber im Idealfall benutzen sie es ab und an mal (bzw. tun sie in diesem Fall ja meist eh schon, bevor es überhaupt explizit thematisiert wird).

    Das "Sezieren" bis ins Letzte ist auch etwas, das ich mir dringend abgewöhnen möchte. Wie oft versuche ich Sätze in meinem Kopf zu zerlegen oder recherchiere die Grammatik in einem Satz, der mir grade spontan eingefallen ist. Diese Grammatik benötige ich ja aktuell gar nicht in meinen Klassen, aber diese Konfrontation mit dem Gedanken "Das weiß/verstehe ich grade nicht" führt dann ständig zu Recherchen oder dem Nachschlagen von Vokabeln. Das führt mittlerweile so weit, dass ich abends mein Handy in einen anderen Raum legen muss, weil ich ansonsten bei Filmen/Nachrichten etc. ständig Vokabeln nachschlage, die ich in der Schule höchstwahrscheinlich nie gebrauchen werde (z.B. "Haushaltspaket der Bundesregierung"). ^^

    Mir ging es mit Englisch im Ref ähnlich - man selbst nutzt Sprache ja irgendwann sehr intuitiv und von den ganzen Sek I Grammatikthemen hätte ich kaum eines spontan erklären können. Ich hatte damals eine Klasse 7 und eine 8 und musste ebenfalls jedes Grammatikthema erstmal gezielt selbst erarbeiten. Das gehört zum Job und ist normal - wenn du das Ganze 2-3x unterrichtet hast, wird es auch bei dir selbst sitzen. Die Phase, in der man trotz Vorbereitung selbst noch ein wenig unsicher ist, muss man aushalten.


    Verabschiede dich außerdem von dem Gedanken, dass die Arbeit mit den eingeführten Büchern und Workbooks "schlecht" sei. Die Eltern haben das Zeugs gekauft und erwarten, dass damit gearbeitet wird. Gerade in der Fremdsprache macht das auch absolut Sinn, denn das Material gibt einen strukturierten Aufbau von Wortschatz und sprachlichen Strukturen vor. Methodenvielfalt findest du dort ebenfalls.


    Danke für deine Worte!

    Zu lesen, dass es dir ähnlich ging was die Grammatikthemen angeht, macht mir etwas Mut!

    Ich empfinde mich selbst als maximal defizitär und stelle meine KollegInnen und Mit-Refis auf ein Podest. Von der Logik her können die natürlich auch nicht alles wissen, aber meine Angst flüstert mir immer zu, dass die fast jedes Grammatikthema locker flockig aus dem Stegreif erklären können und ich nicht. Manche Unklarheiten meiner SuS verunsichern mich dann auch, weil ich versuche mich in ihre Gedankengänge zu versetzen, um zu verstehen wo der Knackpunkt liegt und es gab schon eine Situation, in der ich dann selbst ganz durcheinander war und mir gedacht habe "Ja, ihr habt Recht, das macht keinen Sinn! Warum ist das denn so?". Habe dann eine Kollegin gefragt, die Muttersprachlerin ist und selbst sie konnte darauf keine zufriedenstellende Antwort finden und meinte, "das ist einfach so! Für diese Zeitform brauchen wir das so und Ende."


    Ich glaube, von dem Gedanken muss ich mich wirklich verabschieden! Ich finde die Sachen im Buch ja auch teilweise echt gut gemacht. Ich will einfach zu viel "selbst machen", um zu beweisen, dass ich es auch wirklich kann. Ich fühle mich ja schon schlecht, einen Vorschlag meiner Mentorin für ein UB Thema umzusetzen, weil ich nicht selbst drauf gekommen bin.

    Der Wechsel vom Studium ins Ref ist ein mehrfacher Bruch:
    - Du bist fremdbestimmt und unterliegst (subjektiv) ständiger Kontrolle.

    - Du bist einerseits selbständig verantwortlich, Lehrkraft und "Chef im Ring" - auf der anderen Seite jedoch als "Zwitterwesen" noch in einer Schülerrolle.

    An diesem Praxisschock habe ich sehr zu knabbern und wahrscheinlich habe ich mich auch schon während des Studiums verrückt machen lassen von den ganzen Horrorgeschichten aus dem Ref. Und zurzeit ist es für mich der absolute Horror, aber nicht weil meine Fachleiter so furchtbar sind, sondern weil die Angst mich so fest im Griff hat.


    Danke für den Tipp mit den Stoffverteilungsplänen!

    Ich finde es aktuell noch recht schwer zügig durch die Units zu kommen und hänge im Vergleich zu den KollegInnen in den Parallelklassen hinterher.. Da muss ich mir für die Zukunft auch noch etwas einfallen lassen.

    In NRW haben wir Kernseminarleiter, die einen nicht bewerten aber vom ZfsL sind und die für solche Probleme eine Anlaufstelle sind. Die kennen auch die Problematiken und den Praxisschock vieler Reffs.

    Bei uns gibt es auch ein Coaching-Angebot, das ich wahrnehme. Ich kämpfe gerade an vielen Fronten gegen die Angst (Therapie, Coaching, Hypnose, Meditation, pflanzliche Wirkstoffe zur Beruhigung), kann aber aktuell keine Besserung wahrnehmen. Vor einigen Wochen hatte ich das Gefühl, dass ich mich leicht beruhige, aber jetzt in den Herbstferien befinde ich mich in einem dauerhaften Kampf. Jeden Tag überkommt mich dieses fürchterliche Angstgefühl. Viele meiner Mit-Refis waren in den Herbstferien 10 (!) Tage im Urlaub und haben kaum etwas für die Schule gemacht. Ich habe ein paar Tage nichts gemacht und fühle mich wahnsinnig schlecht und meine Angst redet mir ein, dass wenn etwas schief läuft in naher Zukunft, dann deswegen.. Es ist so anstrengend..

    Ich habe den Eindruck, dass Du sehr perfektionistisch bist und evtl. versuchst durch die angestrebte Perfektion Deine Unsicherheit in den Griff zu bekommen. Das soll kein Vorwurf sein, nur eine mögliche Erklärung. (Mir ging es zu Beginn meiner Berufstätigkeit auch so.)

    Es darf so sein, dass Du fachlich und didaktisch noch nicht alles perfekt drauf hast. Das kann zu Beginn des Refs ja noch gar nicht möglich sein. ;)

    Du musst nicht jede Frage der SuS beantworten können. Du kannst später nachschauen und in der nächsten Stunde die Antwort geben. (Das habe ich sehr oft gemacht.)

    Du darfst an dem Punkt stehen, an dem Du gerade stehst. Du musst keinen Millimeter weiter sein.

    Vielen Dank für die aufmunternden Worte! :)

    Diese Einschätzung teile ich ebenfalls. Leider funktioniert die Strategie, dass man mit angestrebter Perfektion Unsicherheiten in den Griff bekommt im Referendariat nicht. Dafür ist der Job zu komplex und die Anforderungen zu hoch und vielseitig. Was der eine Fachleiter liebt, ist des anderen Graus und man befindet sich permanent in einem Balanceakt.


    Wären nur diese fiesen körperlichen Angstreaktionen nicht. Mir graut es abends vor dem Schlafengehen schon vor dem nächsten Morgen, weil ich immer zwischen 4-5 Uhr morgens wach werde und Bauchschmerzen bis hin zu Erbrechen habe. Dazu kommt noch das Gedankenkarusell und die Panik in der Brust. Diese Ausfallerscheinungen machen mir das Leben einfach schwerer als nötig.. :(

    Ehrlich gesagt, muss ich mich auch in neue Themen einarbeiten, wieso macht dir das so viel Angst? Den fachlichen Hintergrund im Kopf zu haben gehört zur Unterrichtsvorbereitung dazu. Was nicht präsent ist, muss ich mir aneignen.


    In anderen Schulformen wie Grundschule, Hauptschule, Gemeinschaftsschule wird man auch oft fachfremd eingesetzt, da sitzen selbst alte Hasen länger an den Vorbereitungen, bzw. müssen Fortbildungen besuchen.


    Allerdings habe ich den Eindruck, dass du etwas perfektionistisch bist. Vergleiche dich nicht mit anderen. Wenn du gut mit dem vorhandenen Material zurechtkommst, dann nutze es und ergänze es ab und zu sinnvoll.

    Zur Zeit macht mir alles Neue Angst. Ich komme aus der Routine des Studiums und da wusste ich ganz genau, was ich tun musste um mein Ziel zu erreichen. Jetzt weiß ich so gut wie gar nicht, was ich tun muss und es fühlt sich so an als müsste man Fehler machen, um sich das ganze System Schule und Unterricht zu erschließen. Informationen fließen nur so tröpfchenweise und man bekommt ganz oft in einem Nebensatz neue Informationen, die wichtig sind.


    Die Angst vor den neuen Themen kann ich mir nur so erklären, dass mein Gehirn denkt "Dieses Thema/diese Hürde ist jetzt endgültig die Stufe, an der du entlarvt wirst ald jemand, der hier nicht hingehört". Das macht einfach alles schwer!


    Ich glaube, der Perfektionismus ist wirklich ein großes Thema. Ich möchte keine Fehler machen und den SuS nicht schaden. Das Paradoxe ist ja auch, dass ich dank der Angst gar nicht in der Lage bin ansatzweise "perfekt" zu sein. Ich arbeite in Englisch fast ausschließlich mit Buch und Workbook und in meinem anderen Fach suche ich mir schon einiges zusammen, weil das Buch nicht so viel hergibt, aber auch da habe ich das Gefühl, dass ich die Themen eher oberflächlich behandle. Von Perfektion kann ja gar keine Rede sein.. :(

    das klingt für mich alles sehr bekannt. weniger in bezug auf mein sprachfach, sondern bezügl. meines sachfachs, das inhaltl. bodenlos ist. was ich nicht weiss, schaue ich nach. wenn ich die antwort nicht finden kann, gebe ich das zu. - verhaspeln tue ich mich im unterricht wenn ich sehr gestresst bin. dann atme ich tief durch, entschuldige mich und schalte mental einen gang runter. den sus ist das ziemlich egal. 💕

    Diese Gelassenheit habe ich (noch) nicht. Wenn mich die SuS etwas fragen, was ich nicht weiß, schaltet mein Gehirn gleich in den "Error"-Modus und ich schaffe es grade bei der Grammatik nicht, in Ruhe nochmal in den Text zu schauen und zu überlegen, warum das jetzt nicht richtig ist. Natürlich habe ich auch schonmal auf die nächste Stunde verwiesen und gesagt, dass ich es bis dahin nachschaue, aber so etwas hängt mir tagelang nach und wenn ich online dann keine zufriedenstellende Antwort finde, die die Verwirrung der SuS auflösen kann, habe ich gleich Bauchschmerzen, weil ich den SuS ja helfen und ihnen alles verständlich machen will.


    zu deinem teil mit „engl. partizipien als adjektive“: da ich kein engl studiert habe, kann ich das nicht einschätzen, aber glaub bitte nicht, dass alle fremdsprachenlehrkräfte ALLES über grammatik wissen. manchmal tut sich wo eine lücke auf, dass man nur staunt. ist dann halt so. man lernt dazu und tut sein bestes

    So etwas kam halt überhaupt nicht im Englischstudium vor. Wir hatten zu Beginn des Bachelors einen kleinen Auffrischungskurs mit den gängigen Zeiten, aber solche Dinge wurden gar nicht behandelt. Ich merke auch, dass ich in den letzten Wochen schon einiges dazu gelernt habe, aber es fühlt sich bei fast jedem Thema wie ein innerer Kampf an á la "Na toll, das weißt du also auch nicht 100%ig und musst dich wieder reinlesen" und während ich das hier schreibe, merke ich auch selbst, dass es unrealistisch ist, alles perfekt zu wissen.

    Im Studium lernt man jede Menge, nämlich Fachwissen, was wichtig ist.

    Irgendwie ist das negativ konnotiert, wieso?

    Warst du selber im Ausland, 6-12 Monate?

    Glaub das hat keiner.

    Danke für deine Antwort!


    Ich finde tatsächlich nicht, dass ich in meinem Studium sehr viel Fachwissen vermittelt bekommen habe, zumindest nicht sehr viel Wissen, dass ich in der Schule anwenden kann. In meiner 9. Klasse habe ich vor den Ferien das Thema "How to analyze statistics" durchgenommen o. bei meinen 8ern "How to write a travel report", das sind alles Dinge, die im Studium keinen Platz fanden und die ich mir jetzt selbst draufschaffen muss.


    Das Methoden- und Aufgabenfeuerwerk ist etwas negativ konnotiert, weil die Vorbereitung dieser Dinge für mich sehr viel (teilweise zu viel) Zeit in Anspruch nimmt und ich merke, dass mir die Ressourcen dafür fehlen. Ich finde es schön, das bei anderen KollegInnen zu sehen, aber mich setzt es unter Druck.


    Ich habe ein Auslandssemester in Schottland gemacht für 4 Monate. Das war leider während der Corona-Zeit sodass alle Veranstaltungen remote stattgefunden haben. So richtig austauschen konnte ich mich dort nicht und war sehr viel alleine. Es geht mir auch nicht so sehr ums Sprechen (da mache ich auch ab und ab Fehler), aber dieses strukturelle Verständnis von Grammatik. Dass man sich einen Satz anschaut oder hört und gleich alle Satzglieder, Funktionen, Wortarten, die Zeit extrahieren kann. Es ist mir unangenehm, aber ich wusste bis vor kurzem nicht, dass Partizipien im Englischen auch als Adjektive fungieren können. Habe ich sie in meinem Sprachgebrauch so benutzt? Ja, aber ohne dieses analytische und strukturelle Know-How und das macht mir eine Heidenangst..

    Und es ist sehr löblich, dass du dich so detailliert auf die Stunden vorbereitest. ABER du könntest dich allein schon dadurch entlasten, dass du dir die Lehrerfassungen der Englischbücher kaufst - die haben die Lösungen schon drin und du musst die nicht selbst lösen. Auch die Grammatikzettel - die Grammatik wird für SuS hinten erklärt, ich nutze die ganz oft um es bei der Planung für mich aufzufrischen, zumal du ja auch reduziert die Grammatik beibringst (z.B. bei if clauses musst du dir nicht schon alle 3 einverleiben, wenn die SuS erstmal nur den ersten lernen).

    Hey! :)

    Vielen Dank für deine Antwort!


    Zu Beginn des Studiums war ich mir auch 100% sicher, dass das mein Traumberuf ist, aber durch die Angst stellt mein Gehirn das jetzt immer wieder in Frage. Die Angst klammert sich an all die negativen Bereiche des Berufs (dauerhaftes Vorbereiten, Korrekturen, nie wirklich Feierabend haben, organisatorische Zusatzbelastung, zu wenig Zeit für zu viel Stoff, teilweise zu wenig Zeit für die Vorbereitung, die mentale Belastung und und und..) und dadurch kann ich aktuell nicht wie meine Mit-Refis sagen, dass ich mir keinen anderen Job vorstellen kann. Die sind alle ganz klar und sagen "Ja, das Ref ist eine furchtbare Zeit und das Schulsystem macht den Job nicht attraktiver, aber ich kann mir nichts anderes vorstellen". Diese Klarheit und Akzeptanz der Situation habe ich leider nicht, weil mich die Angst in permanenten Widerstand versetzt.


    Interessant, dass du die Lehrerfassungen erwähnst. Die habe ich tatsächlich (auch als App) und gleiche meine Ergebnisse mit den Lösungen ab und auch da ist es mir schon im Unterricht passiert, dass SuS eine weitere "Antwort" präsentiert haben, die nicht in den Lösungen stand und dann stand ich da und wusste, dass es laut der Lösung wohl nicht stimmt, aber ich war nicht in der Lage, zu erklären warum und das sind Situationen, die mir wirklich Kummer bereiten! Die SuS wollen ja auch wissen, warum ihre Antwort falsch ist und gerade bei Grammatikkonstruktionen wie z.B. verb+object+adjective, die aus einem Text extrahiert werden sollen, finde ich es wahnsinnig schwer dann auf solche Antworten einzugehen und deshalb versuche ich mich so akribisch wie möglich vorzubereiten, aber das scheint ja auch nicht wirklich zu helfen, weil ich durch die Angst und durch das mangelnde Wissen noch sehr defizitär unterwegs bin...


    Meine Panik geht inzwischen so weit, dass ich im Alltag versuche alle Gespräche oder Aussagen, die ich im TV/Podcast etc. höre, simultan ins Englische zu übersetzen und sobald mir ein Wort nicht einfällt, muss ich es nachschlagen und in meine Vokabeltrainer-App eintragen. Bei der Grammatik ist es ähnlich. Ständig suche ich online nach Erklärungen für Grammatik, die mir in einem Satz auffällt. :-/

    Liebe Lina0808,


    ich habe deinen Beitrag gerade entdeckt und wollte mal nachhören, wie es dir jetzt nach der ersten Etappe nach den Sommerferien so geht?

    Leider habe ich mit ähnlichen Ängsten zu kämpfen und kann deine Ausführungen sehr gut nachvollziehen. Ich bin zwar nicht an einer Grundschule, aber habe mich in vielen deiner Aussagen wiedergefunden.


    Vielleicht liest du das hier und möchtest berichten, wie es dir so geht. :)

    Hallo liebe Community,


    ich befinde mich zurzeit am Anfang meines Referendariats in Hessen und habe seit dem Beginn im Mai mit starken Ängsten zu kämpfen.

    Vielleicht gibt es hier jemanden, dem/der es ähnlich ging und mir einen Rat geben könnte?


    Ich hatte schon während des Studiums Bammel vor dem Ref, weil mich die Erkenntnis, dass ich im Studium wenig bis gar nichts für den Lehreralltag lerne, sehr verunsichert hat. Ich habe mich immer öfter gefragt "Wozu mache ich das alles hier, wenn ich das, was ich später im Beruf an Fachwissen und didaktischem Wissen brauche, hier nicht lerne und somit nicht kann?".


    Aus dieser Sorge ist nun ein regelrechtes Angstmonster erwachsen.

    Ich habe fast jeden Tag Angst im Magen, habe Schlafprobleme und werde von Panikattacken gebeutelt. Ich möchte aber erwähnen, dass sich das nicht auf meine SuS oder die Schule generell bezieht. Ich mag meine SuS und die Schule ist auch sehr unterstützend. Meine Betreuerin und auch die Schulleitung wissen von meiner Angst und gehen sehr offen und hilfsbereit damit um. Dennoch zeigt mein Körper diese heftigen Reaktionen, was das Ref um einiges "schlimmer" macht. Selbst ohne die Angst ist es ja schon schwer genug.


    Im Vergleich zu den anderen Refis an meiner Schule habe ich immer das Gefühl, dass mein Unterricht im besten Fall "basic" ist. Ich orientiere mich stark am Buch und gehe mit meinem SuS die Units durch. Viel Zeit und Raum für kreative Exkurse und ein wöchentliches Methoden- und Arbeitsblattfeuerwerk sehe ich nicht, weil ich auch sehr lange an der Planung der Stunden sitze. Obwohl ich mich sehr am Buch orientiere, nimmt die Planung der Stunden viel Zeit in Anspruch, weil ich versuche mich in alle Themen (besonders in die Grammatik) intensiv einzuarbeiten. Ich möchte vor der Klasse einfach keine Fehler machen und etwas falsch erklären. Daher bearbeite ich alle Aufgaben selbst und schreibe mir Merkzettel zu den einzelnen Grammatikthemen. Ich merke auch, dass ich mich ab und an im Unterricht auf Englisch verhaspel. Besonders macht mir zu schaffen, dass ich viele Bereiche der Grammatik selbst noch nicht verinnerlicht habe bzw. eine Diskrepanz zwischen dem natürlichen Sprachgebrauch und der systematischen Aufbereitung der Grammatik sehe. Ich kann nicht jedes Thema oder grammatikalische Phänomen aus dem Stegreif erklären und erwische mich ab und an, dass ich auch Fehler mache. In meinem zweiten Fach ist es ähnlich. Auch hier habe ich das Gefühl nur an der Oberfläche zu kratzen, weil ich im Vergleich zu den erfahrenen Kollegen nicht dieses breite fachliche Wissen habe.


    Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich Unterricht als dieses komplexe System noch nicht in Gänze begriffen habe. Meine bisherigen Unterrichtsbesuche (2) wurden mit gut oder sehr gut bewertet und meine Mit-Refis sagen auch, dass den Fachleitern bereits bei den ersten beiden Besuchen aufgefallen wäre, wenn ich das System Unterricht nicht begriffen hätte, aber ich habe dennoch das Gefühl, dass da noch ganz viel fehlt. Ich gehe immer vorbereitet in meine Stunden und habe auch einen Fahrplan, aber ich schaffe es z.B. nicht immer alle SuS hinsichtlich der Mitarbeit im Blick zu haben. Ich weiß auch gar nicht genau, wie ich das beschreiben soll, aber ich habe einfach das Gefühl, dass ich Unterricht nicht als Ganzes begreife und mir deshalb wichtige Dinge entgehen.


    Ich spreche zurzeit auch mit einer Therapeutin, aber aufgrund der hohen zeitlichen Belastung im Ref, kann das auch nur alle paar Wochen stattfinden. Die Angst hält mich also weiterhin fest im Griff und ich weiß nicht, ob ich dieses Gefühl auf Dauer durchhalte. Mein Blick auf die Realität wird ja auch komplett durch die Angst getrübt. Mich plagen viele Fragen: Bin ich überhaupt für den Lehrerberuf geeignet? Kann ich diesen Beruf über Jahre ausüben? Brenne ich überhaupt für diesen Beruf oder überdeckt die Angst alles?


    Gibt es hier vielleicht jemanden, dem es ähnlich ging?


    Liebe Grüße

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