Gibt es an der Uni, an der du noch tätig bist eine Möglichkeit ein Coaching oder eine andere Beratung für Postdocs wahrzunehmen? Falls ja, würde ich das auf jeden Fall machen und dort dann erarbeiten, was für dich der nächste Schritt ist.
In der Schule kannst du wahrscheinlich nur glücklich werden, wenn du loslässt. Es ist ein ganz anderes System und vieles wird von Zufällen abhängig sein. Gibt es eine freie Stelle? Passt du dann ins Team?
Auf der anderen Seite ist das Leben nach der Promotion an der Uni ohne Abordnung genauso von Zufällen geprägt: auf wie lange wäre deine Anschlussstelle befristet? Wie ist die Kultur in deinem Fachbereich, wenn es um die Besetzung von Professuren geht? Ist eine Professur überhaupt eine Option für dich von der Arbeitsbelastung her? Hast du falls ja einflussreiche Menschen in deinem Umfeld, die dich beim Weg dorthin unterstützen können? Bist du jung genug und publiziert häufig genug und in passenden Journals, um überhaupt eine realistische Chance zu haben? Werden überhaupt Professuren im Inland frei oder bist du bereit ins Ausland zu gehen? Bist du notfalls bereit und vernetzt genug um dich jahrzehntelang über befristete Verträge in Projektstellen und Professurvertretungen abzusichern?
Was passiert, wenn es nicht klappt? Ich würde das alles durchrechnen und hab es auch für mich durchgerechnet.
Aber ich hab auch wirklich am meisten Freude am innovative Unterrichten, an der Diagnostik, Betreuung und Beratung von Menschen ab 10 und daneben an der Schul- und Hochschulentwicklung. Wenn ich mein ganzes Leben lang nur mit A13 tollen Unterricht machen und mich sonst in wechselnden Aufgaben, die es immer geben wird, austoben kann, werde ich glücklicher als wenn ich nur forschen könnte und mich dem ständigen Wettbewerb aussetzen muss, der an der Uni ja nie aufhört (DFG-Anträge und Co).
Eine Professur ist für mich aus heutiger Sicht nicht realistisch. Eine Dauerstelle an der Uni mit Verbeamtung im Mittelbau würde ich natürlich wie jeder an der Uni sofort nehmen und dann endlich noch mehr Zeit in die bessere Verzahnung von Schule und Uni stecken.
Aber die wird es wahrscheinlich nicht geben. Solche Stellen werden sehr selten frei, dann gibt es hunderte Bewerbungen und eigentlich steht vorher schon fest, wer sie bekommen soll - nämlich jemand bekanntes, der sich in vielen befristeten Kettenverträgen verdient gemacht. Ganz selten kommt jemand Externes zum Zuge. Die echte Bestenauswahl gibt es meiner Erfahrung nach frühestens zur Professur (oder bei Abordnungen aus dem Schuldienst).
Eigentlich sind sich Uni und Schule gar nicht so unähnlich. Nur in der Schule kann ich selbst nicht so viel mitbestimmen, was ich in dem Schuljahr tun möchte und in der Uni muss ich eben mit sehr, sehr großen Unsicherheiten leben. Und es gibt in jedem Schuljahr mehr interessante Aufgabenbereiche an jeder Schule als unbefristete Mittelbaustellen in meinem Fachbereich in ganz Deutschland.
Natürlich zählen Beziehungen und gewachsene Strukturen auch in der Schule, aber mit zurückhaltendem, persistentem Einsatz werde ich mir schon wieder meine Nischen schaffen. Wenn das wirklich gar nicht möglich sein sollte, weil die neue Schule und ich gar nicht zusammenpassen, sehe ich im Schuldienst mittelfristig auch genug Möglichkeiten mich wegzubewerben. Und wenn das auch nicht klappt, werde ich wieder eine super engagierte Klassen-, Ausbildungs- und Fachlehrerin. In letzterem Fall hab ich vielleicht sogar Zeit noch die wissenschaftlichen Weiterentwicklung intensiv zu verfolgen und anzupassen.
Das alles hat mir, obwohl ich ähnliche Gedanken, Befürchtungen und Ängste habe wie du die Entscheidung sehr einfach gemacht.
Vielleicht hilft dir das weiter? Ansonsten habe ich wirklich gute Erfahrungen mit diesen Coaching-Angeboten an der Uni gemacht. Sowas bräuchte man an der Schule auch.