Beiträge von bonzo12

    Hallo,
    mache Ähnliches schon seit einigen Jahren.
    Zunächst brauchst du ein Grundkonzept. Ich gehe davon aus, dass es dem Schüler ermöglicht werden muss, die Lernumgebung in der Schule auch zu Hause zu haben, um wie in allen anderen Fächern auch die Chance zum Üben u. Vertiefen zu geben. Das ist mit Microsoft-Produkten kaum möglich, versch. Versionen, teilweise nur Word in den Haushalten vorhanden, usw.
    Deshalb umschwenken auf OpenOffice. An meiner Schule kann sich jeder auf dem Sekretariat eine CD mit der Software, die wir im Unterricht benutzen, zum freien Kopieren ausleihen.
    Sun bietet recht gute Lernmodule an (http://www.lern-staroffice.de/cms/de/), mit denen man einiges erarbeiten kann.
    Mit dem Tipp-Trainer ist es ähnlich, freie Software anbieten (Tipp10), was gekauft werden muss, wird meist nicht zu Hause benutzt.
    Der Computer-Führerschein ist eine gute Grundlage, hier kannst du eine detaillierte Übersicht runterladen:
    http://www.dlgi.org/de/it-zertifizierung/ecdl/ecdl-syllabus/
    Zusätzlich wird in den von dir genannten Klassenstufen auch eine Einführung in Bildbearbeitung gegeben, wir arbeiten da mit der Freeware Photofiltre.
    Ciao

    Hallo Meike,
    sehr engagiertes Statement, vielem kann ich zustimmen, einiges erinnert mich an die schwärzesten Stunden meines Schulalltages. Es ist sicher blöd, auf meinen Erfahrungsvorsprung von ca. 20 Jahren zu verweisen, aber ich glaube, dass dies doch meine Position prägt. Ich habe in meinem Lehrerleben viele Trends mitgemacht/machen müssen, die ein paar Jahre später nur noch ein müdes Lächeln wert waren. Alle hatten eines gemeinsam: Man investierte sehr viel Zeit für Konferenzen, Fortbildungen etc, in denen einem versprochen wurde, dass die Arbeit dadurch leichter wird. Einzig der Mehraufwand für diese Dinge war konkretes Ergebnis, auf die Arbeitserleichterungen warte ich noch heute. Natürlich tausche ich auch Materialien aus, helfe neuen Kollegen, interessiere mich für neue Trends (beachte bitte mein Fach ITG, das sich mit privaten Vorlieben deckt), aber irgendwo habe ich den Verdacht, dass die Sache mit dem Lernen auf einer völlig anderen Ebene abläuft: Der Mensch isst, schläft, fühlt so wie seit tausenden von Jahren, da wäre es Unsinn, behaupten zu wollen, dass Lernen seit der pädagogischen Erfindung XYZ plötzlich anders läuft. Und da wird man zu Fortbildungen gezwungen, die eigentlich nur de Ego des Veranstalters dienen, die Information wäre in Zeiten des Internets ja irgendwie anders zu übermitteln.
    Ein weiterer Punkt ist mir wichtig: Unser Beruf wird demontiert, du hast in deinem ersten Absatz viele Beispiele genannt. Dazu kommen noch üble Einbußen im Einkommensbereich (kein Arbeitszimmer absetzbar, seit Jahren keine tabellenwirksame Erhöhung d. Bezüge, massive Gefährdung der Pensionsansprüche, usw.). Wie sollen wir denn eine gemeinsame politische Front erreichen, wenn uns im täglichen Leben jeder Laberhannes beweisen will, dass unser Beruf mit der richtigen Methode usw. ein Zuckerschlecken ist? Wie soll da sich etwas ändern, wenn die Mehrheit der KollegInnen täglich der Öffentlichkeit beweist, dass das System doch prima funktioniert?
    Meine Position hat gegenüber Eltern u. Schülern auch Signalfunktion. Ich sage, dass unter den gegebenen Umständen bei den gegebenen Ressourcen eben nur diese Leistung möglich ist, mehr aber nicht. Und schon gibt es andere, die sich mit dieser neuen Methode und jenem neuen Projekt aufblähen und zeigen, es geht doch.
    Dein Appell für die Bedeutung von Netzwerken ist gut und schön, aber in der Realität schmiert dann doch jeder sein eigenes Ego.
    Schau dir nur die Mehrzahl der Threads in diesem Forum an. Da geht es doch hauptsächlich darum, wie man noch besser laminieren kann, wo man noch ausgefeiltere Materialien herbekommt, was man denn noch alles für die Schüler bestellen kann, usw.
    Uff, so langsam wird es Zeit, dass das Fußballspiel anfängt, ich könnte mich echt ereifern.
    Gruß

    Hallo M.L.,

    Zitat

    in moodle integrierte hot potatoes Übungen


    die musst du doch erst erstellen, oder? ich hab mich inzwischen in meine mündllichen Abfragen verliebt. Der Schüler bekommt einen deutschen Satz, der eng an die Vorgabe im Lehrbuch (Cornelsen) angelehnt ist, und schreibt ihn auf Englisch an die Tafel, die anderen Schüler schreiben zur Übung mit. Anschließend wird der Satz - ohne dies als gelernt/ungelernt zu werten, in versch. Tenses gesetzt, als Question formuliert usw. Jedes Abhören ist dadurch eine Übung in Basisgrammatik für alle am Beginn einer Stunde.


    Zitat

    nur eine und nicht zwei Gruppen, dafür muss man halt besser beaufsichtigen


    Ich mach das so: Die Bänke werden luftig im Raum aufgestellt, die Schüler sitzen an der Schmalseite, zwischen ihnen steht eine Tasche, ein Ranzen. Das sieht am Anfang komisch aus, wird aber bis in die Oberstufe von den Schülern akzeptiert und ich hab kaum Stress.


    Zitat

    Nach dem ersten Essay in der Oberstufe, den ich für jeden korrigiere


    Ich lass mir ein, zwei Essays (HA oder Ergebnis d. Stillarbeit) vorlesen u. korrigiere nach Gehör durch Unterbrechung d. Schülers - Fehlertoleranz recht gering!


    Zitat

    Nachschreibearbeiten erstelle ich nur gegen Vorlage einer Entschuldigung


    Es gibt ein Grundsatzurteil, das besagt, dass ein Nachtermin nur dann angeboten werden muss, wenn der Lehrer für das Ausfallen des regulären Termins verantwortlich ist. Daran halte ich mich. Die SuS fehlen selten, da meine Noten recht streng sind und sie eher das Bedürfnis haben, sich zu verbessern.
    So langsam wirds ja mit den konkreten Vorschlägen. Ich habe zu oft junge KollegInnen erlebt, die jahrelang dreiviertel machten, sich plötzlich auf ihre Pensionen besannen und dann mit vollem Deputat nach ein paar Wochen nur noch bleich und hektisch durch das Gebäude rannten.
    Gruß

    Hallo Bonzbold,
    das ist aber in BW so üblich, Vorbild dürfte wohl das angelsächsische System sein, bei dem für einen Essay eine bestimmte Wortzahl vorgegeben ist.
    Neben der Wortzahl-Fehlerzahl-Relation gibt es allerdings bei uns auch noch Punkte für Inhalt u. Stil.
    Außerdem: Wenn ein Schüler eine bestimmte Wortzahl als Vorgabe hat, ist der Erwartungshorizont natürlich entsprechend, es wird das gewertet, was innerhalb der verlangten Wortzahl erwartet werden kann - eigentlich kein Problem. Wie gesagt, das wird demnächst anders, das holistische System sieht meines Wissens keine Wortbegrenzung mehr vor, aber da sind wir Englischlehrer noch mehr gestraft. Viele Schüler schreiben doch einfach der Leber nach weg, ohne sich um die sprachliche Form/Richtigkeit zu kümmern.

    Hallo neleabels,
    da seid ihr deutlich schlechter dran als wir. Aber zunächst die Zeitdauer bei Arbeiten. Es geht nicht um 90 Min, sondern um zwei/drei oder fünf (!) Schulstunden. In Englisch-Oberstufe lasse ich in Klasse 12 nur 90 Min schreiben, in Klasse 13 dann einmal 180 Min, kurz vor dem Abi. In Deutsch gehe ich erst vor dem Abi auf 180 Min.
    Das System der Positivkorrekturen kenne ich so nicht, ich mache das natürlich in Ansätzen, kann aber die Länge der Antworten per Wortzahlvorgabe eindämmen, die Note ergibt sich aus dem Quotienten von Fehlerzahl/Wortzahl. Demnächst kommt das holistische Korrigieren, da fällt die Wortzahlbegrenzung weg.
    Aber irgendwo sehe ich nicht ein, dass ich für die Klausuren vor dem Abi keine Wortzahlbegrenzung angeben darf. Wer will mir das verbieten?
    Wieso kannst du keine Aufgabenstellung a la "Write at least 350 words on...Do not write more than 450 words" stellen?

    Hallo neleabels,

    Zitat

    einiges, speziell zu Klassenarbeiten und Klausuren, ließe sich auch überhaupt nicht mit den Apos und Lehrplänen hier in NRW vereinbaren


    das würde mich wirklich interessieren. Was ist da bei euch anders?

    Hallo Paulchen,
    dir ist natürlich klar, dass da eine Antwort kommt.
    Thema war ganz eindeutig, wie man volles Deputat mit Korrekturfächern überleben kann. Da muss auf Schüler/Elternseite die Einsicht wachsen, dass eine Verschlechterung der Lehrerarbeitsbedingungen zwangsweise eine Verschlechterung der Schülerlernbedingungen nach sich zieht - Binsenwahrheit.
    Private Belastungen werden nicht deswegen betont, um rumzumotzen, sondern um gewissen Kollegen ein bisschen Sensibilität für die Frage beizubringen, wann z. B. eine Konferenz notwendig ist. Viele - jüngere- Kollegen sind der Meinung, dass sie, wann immer sie der Pädagogiknerv juckt, andere mit einer Klassenkonferenz o.ä. belästigen können. Dieselben Kollegen laufen dreimal am Tag an einem vorbei, ohne zu grüßen. Da könnte ein Kurzgespräch viel klären, aber nein, es muss vor Publikum (Konferenz) zelebriert werden.
    Stillarbeit ist Erziehung zur Selbstständigkeit. Junge Kollegen neigen dazu, sich selbst als Maß aller Dinge in den Mittelpunkt zu stellen, statt einzusehen, dass kognitive Aufgabenstellungen eben nun mal oft alleine bewältigt werden müssen.
    Ich habe übrigens nicht den zweiten Teil des Tages frei, sondern im Zuge der Umstellung auf G8 gibt es immer mehr Nachmittagsunterricht, für das beginnende Schuljahr bin ich an zwei Nachmittagen an der Schule, der dritte ist für Konferenzen verplant. Wann soll ich da korrigieren/vorbereiten?
    Vor 30 Jahren wurde ich gerne Lehrer, habe aber erleben müssen, wie dieser Beruf immer mehr den Bach runtergeht. Du bist mit deinen 5 Jahren Berufserfahrung noch am Anfang, lass dir mal von jemandem, der das über Jahrzehnte miterlebt hat, erklären, was sich alles geändert hat.
    Übrigens: Meine Schüler akzeptieren und achten mich, ich vertrete auch ihnen gegenüber meine Position und erfahre Zustimmung.

    Hallo,
    dieser Thread hat mich nach langer Zeit des Mitlesens bewogen, mich zu registrieren.
    Ich nudle seit ca. 30 Jahren meine Fächer in Klassenstufe 5-13 rauf und runter und bin ähnlich frustriert wie viele hier. Meine Erkenntnis: Man kann sich effektiv nur auf individueller Basis wehren. Da ich in den Beiträgen konkrete Maßnahmen vermisse, bringe ich hier meine Liste ein:
    - keine Vokabeltests mehr (E), nur mündliche Abfrage am Anfang der Stunde, das erspart mir zudem jeweils die Vorbereitung für ca. 10 Min.
    - keine Nachschreibarbeiten, die ja nicht rechtlich verpflichtend sind
    - in Ethik keine Arbeiten, da als Nebenfach nicht verpflichtend.
    - verkürzte Aufgabenstellung in den Arbeiten, es steht nirgendwo, dass eine KA eine ganze Schulstunde sein muss, außerdem muss der Lehrstoff nicht flächendeckend, sondern kann exemplarisch u. selektiv in der Arbeit vertreten sein.
    - korrekturfreundliche KA-Formen, also immer noch die alten Diktate und Übersetzungen, da haut man in einer Hohlstunde einiges weg, solche Unterstufenarbeiten nehme ich nicht mit nach Hause.
    - optimiertes Korrigieren, also nicht einen Aufsatz 2-3mal lesen, sondern nach Erstlektüre die Note aus dem Bauch raus, dabei schlechte Extremnoten verrmeiden (das Leben wird das schon korrigieren).
    - bei Aufsätzen nur den Minimalzeitrahmen erlauben.
    - keine außerunterrichtlichen Veranstaltungen.
    - zeitliche Verzahnung: eine Arbeit kann ich während einer Aufsatzaufsicht zumindest teilweise korrigieren.
    - Sprechstundentermine immer in der zweiten Hälfte der entsprechenden Stunde ansetzen, wenn die Eltern wissen, dass sie eine ganze Stunde Zeit haben, schwallen sie entsprechend.
    - private Belastungen offensiv verkünden (muss mich um meine kranke Mutter/Frau/Kind kümmern, Handwerker im Haus, mir geht es schlecht usw.).
    - viel Stillarbeit, während die Schüler schreiben, bereite ich die nächste/n Stunde/n vor.
    - usw. usw.
    Problem sind die jungen KollegInnen, die noch abhängig sind oder von ihrem pädagogischen Gewissen geplagt werden. Denen muss man immer wieder klarmachen, dass der Job keine Kurzstrecke, sondern ein Marathonlauf ist.
    Am Montag gehts wieder los.

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