Ich habe u.a. Politikwissenschaft und Wirtschaftslehre studiert. Hier ein BW ergeben sich daraus zwei verschiedene Unterrichtsfächer. Angesichts des aktuellen Mangels in der SEK.I gab es, als ich mich vor fast vier Jahren beworben habe, zahlreiche Stellen, in denen explizit eines meiner Fächer gesucht war und zahlreiche Zusagen, die ich bekommen habe.Wie das einmal sein wird, wenn du einmal fertig bist mit deinem Studium kann dir jetzt niemand garantieren, wobei es sicherlich auch noch in sieben bis acht Jahren einigen Bedarf an Lehrkräften in der SEK.I geben wird. Allerdings werden die Gesellschaftswissenschaften dabei ohne Zweifel auch weiterhin zu den am besten versorgten Fachbereichen gehören und somit am wenigsten explizit gesucht sein.
Was sich aber jetzt sagen lässt ist, dass es äußerst ungünstig ist ausgerechnet für die SEK.i zwei kleine Nebenfächer zu kombinieren, die je nach Bundesland und Schuljahr unter Umständen nur einstündig bis zweistündig unterrichtet werden. Das bedeutet und er beruflichen Praxis, dass du sehr viele verschwende Klassen haben wirst, womit nicht nur eine erhöhte Menge an zu lernenden Namen einhergeht, sondern vor allem auch mehr Korrekturen im selben Zeitraum, weil man unter Umständen zahlreiche Parallelklassen hat, x Notenkonferenzen und Klassenkonferenzen, an denen man sämtlich teilnehmen muss, etc.
Um dann eine Klassenleitung vernünftig übernehmen zu können, sprich auf ausreichend Stunden zu kommen in deiner Klasse, bleibt bei einer solchen Kombi nur sehr viel fachfremder Unterricht, der im Hinblick auf die unterrichtliche Qualität nicht das erste Ziel ist bei der Stundenplanerstellung.
Welche Fächer man letztlich fachfremd übernimmt in der SEK.I hat einerseits seit dem Bedarf der eigenen Schule zu tun und andererseits mit der eigenen Bereitschaft. Wenn man dFächer fachfremd übernimmt bedeutet das aber IMMER, dass man sämtliche Aufgaben einer Lehrkraft vernimmt, also natürlich auch die Leistungsmessung, Klassenarbeitserstellung und Notengebung. Idealiter übernimmt man aber Fächer, bei denenman als Vorbildung mehr anzubieten hat als diese lediglich als Schüler: in kennengelernt zu haben, sprich bei denen sich Bezugspunkte aus dem eigenen Studium ergeben, so dass es auch relevantes Vorwissen gibt.
Nachdem du weder eine Sprache, noch ein musisches Fach, noch mit Geo (SEK.I) eine vollständige Naturwissenschaft als Basis hättest, blieben als verwandte Fächer für fachfremden Unterricht nur Ethik oder Geschichte übrig, wobei es in letzterem null Bedarf an fachfremdem Unterricht gibt. Jedes andere Fach würde nicht nur immense Arbeit für dich bedeuten, da dir die wissenschaftliche Basis komplett fehlen würde, sondern auch im Zweifelsfall mit immensen qualitativen Abstrichen für die SuS einhergehen, bis du dir zumindest eine solche Basis nebenbei erarbeiten konntest. Das darf niemals Teil des Selbstanspruchs sein als Lehrkraft, auch wenn fachfremder Unterricht bei uns in der SEK.I letztlich nicht wegzudenken ist.
Meine Empfehlung für die SEK.I wäre es insofern IMMER, ungeachtet der Sperenzchen, die manche Studienordnung erlaubt, mindestens ein schulisches Hauptfach zu studieren. Ich selbst habe drei Fächer studiert, wobei eines ein schulisches Hauptfach sein musste. Im Hinblick darauf, was man in der SEK.I dann benötigt halte ich das für deutlich praxisnäher, als die aktuelle Studienordnung, die auch hier in BW momentan das Studium von lediglich zwei Fächern erlaubt, wobei keines ein schulisches Hauptfach sein muss. Das sorgt schon jetzt für eine Zunahme des fachfremden Unterrichts, weil haufenweise Gesellschaftswissenschaftler an die Schulen gespült werden, deren Fächer bereits überversorgt sind, und damit letztlich für eine Abnahme der unterrichtlichen Qualität an vielen Stellen.
Der Aufwand in Vorbereitung, Nachbereitung, Klausurerstellung und Korrekturen ist je nach Bundesland sehr verschieden. In NRW gibt es wohl im Bereich der SEK.I deutlich weniger schriftliche Leistungsmessung als das hier in BW der Fall ist, wobei auch ich in den Nebenfächern keinerlei Klassenarbeiten schreiben müsste. Diese machen es nur deutlich leichter Eltern und SuS gegenüber Noten zu begründen, weil das Bedürfnis, diese wegdiskutieren zu wollen erheblich geringer ist als ggf.bei mündlichen Noten. Dies geschrieben machen meines Erachtens mündliche Noten, will man diese sauber erheben und sauber begründen erheblich mehr Arbeit als klassische Korrekturen, weshalb ich ganz dankbar dafür bin, nicht in NRW meine Fächer zu unterrichten, so dass ich eben viele verschiedene Leistungsmessungsformate einsetzen kann.
Zu beachten ist ganz generell, dass Politik und Wirtschaft sich kontinuierlich weiterentwickeln, so dass man damit ein Fach oder Fächer hat, für die man beständig auf dem Laufenden bleiben muss, beständig seine Materialien anpassen muss und insofern einiges mehr an Aufwand betreiben muss als z.B. für Geschichte.
Als Arbeitslosenkombi würde ich das angesichts des fortbestehenden Lehrkräftemangels zwar nicht bezeichnen, aber es ist definitiv keine Kombi FÜR die dich jemand einstellen wird, sondern eher TROTZ der man dich aus Verzweiflung nehmen wird, weil man Deputatsstunden benötigt. Das bedeutet dann aber eben auch, dass es durchaus sein kann, dass du nach Abschluss deiner Probezeit nie wieder eines studierten Fächer unterrichten wirst, sondern möglicherweise nur noch fachfremd zum Einsatz kommst, wenn deine studierten Fächer derart überversorgt sind an deiner späteren Schule, dass man dich darin schlicht nicht benötigt. Die Bereitschaft zu fachfremdem Unterricht in diversen Fächern kann bei so einer Ausgangskombi dann in der SEK.I durchaus Einstellungsvoraussetzung sein.
Obgleich ich drei Fächer studiert habe, darunter ein schulisches Mangelfach, unterrichte ich seit vier Jahren hauptsächlich mein eines fachfremdes Fach. Das ist ok für mich, weil das ein Fach ist, dass ich sowieso studieren hätte wollen als viertes Fach, für dass ich auch fachlich den größten Teil und didaktisch alles durch mein sonstiges Studium abdecken konnte. Ich habe aber sehr bewusst keine der angebotenen Stellen angetreten, bei denen ich direkt diverse Fächer fachfremd hätte leisten sollen, zu denen ich null Bezug habe na für dich auch in keiner Weise qualifiziert bin, außer diese mal als Schülerin selbst gehabt zu haben, da das meinem Selbstanspruch als Lehrperson nicht gerecht werden würde, aber auch unfair den SuS gegenüber wäre, die trotzdem am Ende Noten bekommen sollen von Lehrpersonen, die letztlich kaum mehr Ahnung vom Fach haben als ihre SuS.
Wenn du unbedingt diese beiden Fächer studieren möchtest, dann nimm noch ein drittes Fach, ein schulisches Hauptfach, dazu.