Beiträge von Stranddrang

    In welcher Stufe würde man dich denn im TVL eingruppieren? Du bist jetzt in 8 oder 9, vermute ich?

    Das ist an der Uni Verhandlungssache. Sie hätten wohl theoretisch das Recht, mich als absoluten Berufsanfänger einzugruppieren, weil ich Dienst- und keine Berufserfahrung habe. Die Jahre der Abordnung sollten mir aber ziemlich sicher anerkannt werden. Jahre in der Schule eigentlich nicht, weil sie keine wissenschaftliche Tätigkeit umfassen. Bei dieser konkreten Stelle könnte es aber eine Ausnahme geben, da die schulische Praxis ja gerade gewünscht ist. Um einen interessanten Bewerber zu bekommen, hat die Uni grundsätzlich auch die Möglichkeit, jemanden vorzeitig in höhere Stufen einzugruppieren. Durch die Stellenbeschreibung wäre ggf. auch E14 drin. Auch das ist eine Ermessensentscheidung. Theoretisch hätte die Uni auch die Möglichkeit, die Stelle zu verbeamten. Das ist bei Lehrkräften für besondere Aufgaben bei uns allerdings unüblich. Da müsste ich gemeinsam mit dem Personalrat also gut argumentieren.

    Die letzten Beiträge fassen meine Überlegungen ganz gut zusammen. Verlust der Pension ist zusätzlich natürlich auch noch relevant. Genauso wie der Wegfall der Beihilfe für die PKV.


    Weiß jemand, ob es irgendwie eine Möglichkeit gibt, die Verbeamtung durch Beurlaubung erstmal nur ruhen zu lassen? Es werden pro Jahr ca. 2-3 verbeamtete Stellen deutschlandweit in meinem Bereich an der Uni ausgeschrieben. Wenn man da Altersgrenze und Gesundheitsfragen umgehen könnte, wäre das natürlich super.

    Darf ich fragen, 1) wie es dazu kommt, dass du das Kapitel wechselst und an ein Gymnasium kommt, zumal 2) du scheinbar es nicht besonders selbst willlst?

    Nahezu alle Gesamtschulen hier wären in einem schwierigen sozialen Umfeld. Das kenne ich von meiner letzten Schule und weiß, dass ich dort auf Dauer in Vollzeit nicht gesund arbeiten könnte. Die Zeit, die man investieren muss, um solche Lerngruppen überhaupt unterrichtbar zu machen, schlägt sich ja leider nicht im Deputat nieder. Es war also eine Abwägung und der Selbstschutz hat gewonnen. Hätte ich mich frei entscheiden können, wäre es aber eine Gesamtschule mit einer durchschnittlichen Schülerschaft geworden.

    Was wollen die dann mit dir? Das erschließt sich mir gar nicht. Da wärst du im Brennpunkt besser aufgehoben, da lohnt sich wenigstens eine Doppelbesetzung

    Das frage ich mich halt auch.

    Es ist im Verlauf des Threads immer deutlicher geworden, dass du auf "normales" Unterrichten wenig Lust hast

    Das würde ich so nicht unterschreiben. Ich unterrichte total gerne, möchte es halt nur nicht ausschließlich machen. Zusätzlich habe ich im Umgang mit den den SuS im Brennpunkt erkannt, wie wichtig es ist, ganzheitlich auf die Kinder zu schauen und nicht ausschließlich Stoff zu vermitteln. Das könnte an einem Gymnasium ggf. auch schwer werden. Zumindest hat an meiner Ausbildungsschule damals niemand darauf geschaut, warum ein Kind nicht "funktioniert". Wenn Sanktionen nichts gebracht haben, wurde schnell nach unten wegdrückt. Das geht komplett gegen meine Werte.

    Ich hatte am Anfang des Threads mal gefragt, wie langfristig realistisch das Angebot der Uni ist. WIrst du Akademische Rätin? Oder unterwirfst du dich den Beschränkungen des Wissenschaftzeitvertragsgesetz und bereust es in ein paar Jahren, dass du die sichere Beamtenstelle aufgegeben hast?

    Es wäre eine unbefristete Dauerstelle. Allerdings nach TV-L. Die Verbeamtung müsste ich also aufgeben. Leider hat die Stelle auch ein sehr hohes Lehrdeputat (16 SWS), so dass eigene Forschung wenig Raum hätte. Eine kumulative Habilitation wäre vermutlich trotzdem möglich, würde halt entsprechend länger dauern. In Berufungsverfahren für Professuren konkurriert man dann aber mit Menschen, deutlich mehr Veröffentlichungen haben, weil sie nicht so viel lehren mussten. Da müsste man schauen, dass man sich geschickt aufstellt. Ich habe das Glück, gleich mehrere Professor:innen zu haben, die mich fördern und sicher auch in Zukunft für gemeinsame Projekte offenen wären. Gerade die positive Führungskultur mit viel Wertschätzung, flachen Hierarchien und ganz viel Unterstützung in der eigenen Entwicklung hat mich vielleicht auch ein stückweit für Schule versaut.

    Unwahrscheinlich dass man an einer größeren Schule in den ersten 3-4 Jahren direkt ABB wird.

    Wir waren eine wirklich große Schule und hatten eigentlich immer 6-8 Praxissemesterstudierende. Den Bereich habe ich verantwortet (mit entsprechender Fortbildung). ABB war ich offiziell nicht. Der alte Kollege auf der Position war aber ständig krank. Da habe ich dann Vieles übernommen.

    Der Bedarf von Schulen richtet sich zunächst vor allem erst einmal nach offenen Lehrerstunden und dem Bedarf in einzelnen Unterrichtsfächern. Darüber hinausgehende Expertise in Schulentwicklungsvorhaben ist i.d.R. gerne gesehen, steht aber schlicht nicht an erster Stelle der Prioritätenliste.

    Die Schule, der ich zugewiesen wurde, hat aber eben gerade keinen Bedarf in meinen Fächern. Das hat der Schulleiter mir im Gespräch ganz offen gesagt.

    Die Anspruchshaltung, als Externe gleich eine A14-Stelle angetragen zu bekommen, irritiert mich allerdings. Die Koordination des Praxissemester/ der Schulpraktika o.ä. sind im Übrigen an vielen der mir bekannten Schulen gerade keine A14-Stellen.

    Den Anspruch habe ich doch nirgendwo formuliert. Mir geht es wie beschrieben in erster Linie darum, dass meine Tätigkeit möglichst vielfältig bleibt. Vor der Abordnung war ich SV-Lehrerin, Koordinatorin des Praxissemesters, hab Jugend forscht betreut und saß in der SchuKo. Ein paar Wochen bin ich sicher gut damit beschäftigt, mich in einem neuen System zu orientieren. Grundsätzlich wird mir aber immer schnell langweilig und dann brauche ich was Neues, das ich mir erarbeiten kann.

    Und du schriebst, dass dein Arbeitszeugnis 8 Seiten umfasste. No offense, but: das ist kein Arbeitszeugnis sondern eine (sicherlich äußerst wertschätzende) extrem ausführliche Tätigkeitsbeschreibung und die liest dann keiner in der Schule durch.

    Es ist ein qualifiziertes Arbeitszeugnis. Das enthält natürlich eine Tätigkeitbeschreibung, aber auch Passagen zum Führungsverhalten, zur Engagement in der akademischen Selbstverwaltung, zur Fortbildungsbereitschaft, zu Evaluationsergebnissen und zur Teamfähigkeit. Das ist an der Uni in dem Umfang ziemlich normal. Wie will man denn komplexe Tätigkeiten, die sich über die Jahre teilweise auch noch geändert haben, sonst vermitteln? Auf zwei Seiten bekommt man halt kein vollständiges Bild.

    Vielleicht hat sich Schule in den 6 Jahren, in denen du nicht da warst, auch einfach sehr verändert. Schulleitungen sind meinem Empfinden nach häufig nur noch im Überlebensmodus. Da wird geschaut, dass alle Stellen irgendwie besetzt werden und man versucht seine Lücken zu stopfen. An den Schulen ist viel Bewegung, es gibt ganz viele Aushilfen, Studenten, wer auch immer da an den Schulen so arbeitet. Schulentwicklung findet nur noch nachrangig statt, Hauptsache, der Unterricht läuft irgendwie. "Mehrsprachigkeit, Digitalisierung, alles gut und schön, aber wer verdammt noch mal hält zukünftig den Matheunterricht in der 8., 9. und 10. Klasse, jetzt wo Frau XY ein BU bekommen hat und Herr Y wegen seiner Depressionen eh schon monatelang krankgeschrieben ist?"

    Ich habe im "sozialen Brennpunkt" gearbeitet. Da war es vor 6 Jahren schon so, dass nahezu alle Ausschreibungen leergelaufen sind. Der Krankenstand war extrem hoch, Neue kamen eigentlich nur durch Zwangsversetzungen. Allerdings handelt es sich jetzt um ein Gymnasium in einem guten Umfeld mit neuem Gebäude. Da dürfte die Welt im Vergleich noch ziemlich in Ordnung sein.

    Mich wundert es irgendwie, dass ihr euch darüber wundert, dass niemand eure Karriere aktiv verfolgt. Wozu und wer soll das sein?

    Es geht doch überhaupt nicht um unsere Karrieren, sondern darum, Expertise möglichst effizient zu nutzen. Statt eine Zuweisung zu irgendeiner Schule zu machen, wäre es doch sinnvoller zu schauen, was bringen Rückkehrer konkrez mit und welche Schule hat in ihrer Schulentwicklung gerade Bedarfe.

    Warum hast du das nicht gemacht? Auch hier wieder Eigeninitiative.

    Wie kommst du darauf, dass ich das nicht gemacht habe? Selbstverständlich habe ich sofort richtig gestellt, dass ich nicht aus einer Elternzeit komme. Dass die Bezreg der Schulleitung im ersten Schritt die Info Rückkehr aus Elternzeit mitteilt, zeigt aber doch, dass hier was im System nicht passt. Scheinbar sind die Strukturen bei Abordnung in der Bezreg einfach nicht ganz klar.

    Das ist "lustig". Mir wurde erklärt, dass es gerade nicht unter Elternzeit liefe. Sondern unter "gar nichts", weil man ja nicht beurlaubt sei. Meine Rückkehr läuft unter Versetzung

    Wundert mich gar nicht. Ich habe mehrfach unterschiedliche Auskünfte bekommen, wann und auf welchem Weg ich mich zurückmelden muss. Dabei hatte ich direkt unter der Nummer, die mir im Schreiben der Bezreg genannt wurde, angerufen. 😂

    Jetzt nutze mal deine Kompetenzen

    Darum geht es mir ja. Aber halt gerne auch über den Unterricht hinaus.

    Ich habe doch auch noch andere Baustellen in der Schulentwicklung, wo weniger Interesse im Kollegium ist und die will das machen, was viele machen wollen..."

    Es ging hier bisher im Wesentlichen um Ausbildungstätigkeiten. Inhaltlich habe ich aber auch in Kontexten gearbeitet, die mir aktuell für Schulen durchaus relativ erscheinen und wo in der Schulentwicklung ggf. auch Bedarf sein könnte (Sprachstandsdiagnostik, Mehrsprachigkeit, Digitalisierung von Unterricht).

    Und eine strukturierte Personalentwicklung findet dann kaum statt. Klar wäre es schön, dir als Neue auch schon Perspektiven zu zeigen, das ist aber im System Schule eben nicht wirklich Standard

    Genau das stört mich eben. Gerade wenn es insgesamt zu wenig Lehrkräfte gibt, sollte gutes Personalmanagement doch zentral sein. Das muss auch gar nicht zwingend auf der Ebene der einzelnen Schulleitung passieren. Die kommen ja oft nur noch dazu akute Brände zu löschen und sind wirklich am Limit. Aber warum schaut auf der Ebene der Bezreg niemand mal genauer hin? Die haben es nicht nicht mal geschafft, der neuen Schule mitzuteilen, dass ich von der Uni zurückkomme. Für endende Abordnungen gibt es nämlich kein eigenes Formular. Das läuft alles unter Elternzeit.

    In Zeiten des krassen Lehrermangels ist mir außerdem nicht klar, warum es immer noch so viele Abordnungsstellen gibt. Die Leute sollen in die Schule und unterrichten. Und die Unis endlich ihren Mittelbau regulär verstärken.

    Unsere Studierenden sind sehr dankbar für die abgeordneten Lehrkräfte, die bei uns fachdidaktische Seminare anbieten. Man kann Theorie doch ganz anders veranschaulichen, wenn man selbst Praxiserfahrung hat. Auch die anderen Dozierenden ohne Schulerfahrung bekommen durch den Austausch ein realistischeres Bild von Unterricht, wodurch letztlich auch die Forschungsausrichtung sinnvoller gestaltet werden kann. Selbst die Lehrkräfte in den Schulen profitieren zum Teil, weil z.B. Unterrichtskonzepte in fachdidaktischen Zeitschriften oder Fortbildungsinhalte alltagstauglicher aufbereitet werden.

    Ich erleb seit Jahren, wie superengagierte Kolleginnen nach ihrer 1-3jährigen Elternzeit quasi wie Berufsanfängerinnen behandelt werden und sich gefühlt von vorne bewähren müssen, und das obwohl sie an ihre Schule zurückgekehrt

    Dass erfahrene Lehrkräfte wie Anfänger behandelt werden, ist natürlich falsch. Wenn sie auch noch engagiert sind, erst recht. Der Punkt war nur, dass sie tatsächlich für einen Zeitraum x nicht gearbeitet haben. Das trifft auf abgeordnete Lehrkräfte nicht zu. Sie werden aber trotzdem so behandelt.

    Dein Lebenslauf schreit nach einer Fachleitung an einem Studienseminar. Hast du diesen Weg schonmal in Auge gefasst?

    Würde ich liebend gerne machen. Aktuell sind auch mehrere Stellen ausgeschrieben. Allerdings darf ich mich darauf nicht bewerben. Ich müsst erstmal eine A14-Stelle ergattern, dann meine Wartezeit absitzen und erst danach könnte ich mich bewerben. Das nervt. Da müsste es eigentlich Ausnahmeregelungen geben, damit man sich zumindest bewerben darf. Die fachliche Qualifikation habe ich ja jetzt schon. Dass ich in den letzten Jahren nicht verlernt habe, Kinder zu unterrichten, weise ich gerne in Unterrichtsbesuchen nach. Meine Gehaltsanpassungen dürften dann von mir aus auch gerne in Stufen inklusive Wartezeit erfolgen.

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