In den vergangenen drei Jahren hab' ich diverse Methoden (in verschiedenen Klassen und Kursen) zur Eindämmung der Unpünktlichkeit ausprobiert:
1. Minuten addieren --> Nachsitzen
2. Eintrag ins Klassenbuch --> Klassenkonferenz bei Häufung in allen Fächern (funktioniert nur, wenn alle Kollegen ebenfalls eintragen.)
3. Die sog. Kuchenstrichformel --> 3Striche=1Kuchen
4. Selbsteintrag der Schüler an der Tür --> Beim Betreten des Raumes mussten sich die Schüler selbst in eine Liste als verspätet eintragen. Im Anschluss der Stunde habe ich mit den Schülern ein Beratungsgespräch geführt, wie zukünftige Verspätungen zu verhindern sind.
5. Zur Rede stellen des betroffenen Schülers und Erläuterung weshalb Verspätungen nicht geduldet werden können mit dem deutlichen Hinweis, dass er ab der dritten Verspätung nicht mehr versuchen soll den Raum zu betreten.
Meine Erfahrungen:
1. Die Schüler registrieren die akribische Rechnerei des Lehrers erst, wenn sie 45min voll haben und fangen dann erst an zu diskutieren. --> Es dauert zu lange (Im Schnitt 10-11 Mal) bis etwas passiert und dann sind alle Betroffenen völlig überrascht...
2. Wirkt nur bei den Pflichtbewussten, alle anderen glauben sowieso nicht, dass man wegen 15 Verpätungen eine Konferenz einberuft. (Mal ehrlich, wie hoch ist Eure Schmerzgrenze in Anbetracht der vielen Extra Konferenzen?!?)
3. Kuchenausgabe=verlorene Unterrichtszeit auch das merken Schüler sehr schnell und so ist ein Kuchen in jeder Stunde eine willkommene Abwechslung!
4. Erst gab es Phantasieeintragungen "Dagobert Duck" und "Spider Man" als sie gemerkt haben, dass ich mir trotzdem eine Notiz mache, blieben diese aus. Die Beratungsgespräche verliefen immer nach demselben Muster: "Bin zu spät losgegangen." "Werde jetzt immer früher..." Geändert hat sich nix!
5. Hart und mit Sicherheit hoher Druck: Für alle Beteiligten unangenehm und für den Lehrer wichtig, dass er die Liste der 3+Schüler (also der Schüler, die zum dritten Mal zu spät kommen würden) im Kopf hat, so dass er unmittelbar auf die Tür weisen kann. (In der Regel nur einmal notwendig!) Aber ungemein effektiv! (In der Sekundarstufe I gilt die Vereinbarung, dass der Schüler sich vor dem Klassenraum aufzuhalten hat und in einer Phase des Unterrichts hereingebeten wird, in der er NICHT stört. Das kann im Extremfall am Ende der Stunde sein, aber meistens gibt es vorher eine Phase in der die Mitschüler auf den Wartenden aufmerksam machen.) Das Versäumte muss selbstverständlich eigenständig nachgearbeitet werden.
Mit Sicherheit für den Lehrer die unangenehmste Methode - Erziehung ist eben nicht immer angenehm. - Also wenn ich es mir recht überlege fast immer unangenehm, da man sich selbst miterziehen muss. Denn, nur wenn der Lehrer pünktlich ist, kann er von seinen Schülern verlangen, pünktlich zu sein und das fällt mir am schwersten. Insofern hätte auch ich gerne einen entspannteren Unterrichtsbeginn, aber das würde 10% (sic!) Zeitverlust durch Störung verspätet erscheinender Schüler bedeuten... (Auch das habe ich ausprobiert, aber schnell wieder aufgegeben.)
So richtig zufrieden bin ich mit meiner Lösung allerdings noch nicht:
Auf das Argument mit dem Arbeitgeber, der einen bei Verspätungen rauswirft, wurde mir von einem (vorlauten) Schüler geantwortet: "Es gibt auch Gleitzeit!" Hat jemand Erfahrungen mit "Offenem Unterricht" bei dem es in der Selbstverantwortung der Schüler liegt, wann er mit seiner Arbeit beginnen will?