Hallo vk,
das Problem liegt nicht in einzelnen Anfeindungen und rassistischen Äußerungen oder rechtsextremen Übergriffen, die gibt es tatsächlich überall. Hanau und Istha liegen bekanntlich in Hessen.
Der Unterschied besteht aber darin, wie damit umgegangen wird - und was im Falle einer Regierungsbeteiligung der AfD speziell auf Lehrerinnen und Lehrer in einigen Bundesländern zukommen kann.
Sie sind als Lehrkraft den Werten der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet; das heißt, Sie müssen antidemokratische, rassistische, ... etc. Äußerungen und Aktionen ahnden, sonst machen Sie Ihren Job nicht; was aber noch schlimmer ist: das Unterrichtsklima wird unerträglich, wenn nicht alle Schülerinnen und Schüler das Gefühl haben dürfen, an einer Schule willkommen zu sein; wenn gleichzeitig der gesellschaftliche Trend (inklusive Landesregierung) dahin geht, bestimmte Bevölkerungsgruppen ausgrenzen zu wollen und Sie das mit Ihrer eigenen Haltung nicht vereinbaren können, bleibt Ihnen im Zweifelsfall speziell als verbeamteter Lehrkraft (und das dürfte das Ziel vieler Lehrkräfte sein) nur der Antrag auf Versetzung - wie schwierig länderübergreifende Versetzungsverfahren sind, kann man hier in verschiedenen Threads nachlesen. Selbst einer Versetzung an eine andere Schule muss die Schulleitung zustimmen - und wenn es ohnehin einen empfindlichen Lehrermangel gibt, geht die Unterrichtsversorgung vor und man muss bleiben.
Es bliebe dann nur der Antrag auf Entlassung auf eigenen Wunsch - was je nach Bundesland mit erheblichen finanziellen Einbußen und einer schlechteren Altersversorgung einhergeht.
Und dann gibt es eben doch jenseits aller Polemik Unterschiede zwischen "Ost" und "West", die historisch und gesellschaftlich bedingt sind.
Steffen Mau, gebürtiger Rostocker und Soziologe an der Humboldt-Uni zu Berlin, beschreibt die Unterschiede zwischen Ost und West in seinem jüngsten Buch sehr unaufgeregt, sachlich und lösungsorientiert. Fazit ist allerdings auch, dass sich an den gegenwärtigen Trends so schnell erst einmal nichts ändern wird.
Ich kann Ihre Sorge um die Unterrichtsversorgung an Ihrer Schule sehr gut verstehen; aufgrund der geschilderten Umstände erscheint es aber vielen Lehrkräften momentan nicht ratsam, dieses Risiko einzugehen, zumal wenn man über eine Familiengründung, Hauskauf etc. nachdenkt, also die Faktoren, die einen schnellen Ortswechsel zusätzlich erschweren.