Beiträge von lissis

    Ich habe zwei Fragen:


    Ich habe meine Examensarbeit nun abgegeben und dabei kristalisierte sich immer mehr der Wunsch heraus, in der Lehr-Lern-Forschung zu bleiben. Da ich in den letzten Monaten auch schon nebenbei Lehraufträge hatte, die mich eher frustiert haben, merke ich: ich bin kein toller Lehrer! Analyse, Empirie und Lehrforschungsprojekte liegen mir viel mehr.


    Zum einen: muss ich warten bis ich von meinem Prof (nach den Prüfungen?) eine Diss angeboten bekomme, oder darf ich jetzt schon fragen?


    Zum anderen: erst Diss und dann Ref, oder umgekehrt?

    Zitat

    Original von heloise
    Etliche Studien berichten mittlerweile darüber, dass die Methode „Lesen durch Schreiben“ schlechtere Rechtschreiber hervorbringt als ein Fibelunterricht. In einer Untersuchung fanden G. Augst/M. Dehn (in: Rechtschreibung und Rechtschreibunterricht, Stuttgart-Düsseldorf-Leipzig 2oo2) heraus, dass nach „Lesen durch Schreiben“ unterrichtete Kinder nicht nur die bei weitem schlechteren Rechtschreiber waren, sondern auch beim Verfassen von freien Texten nicht mithalten konnten. Nach dem ersten Schulhalbjahr


      schrieben die Fibelkinder pro Text durchschnittlich 22 Wörter,
      die nach „Lesen durch Schreiben“ unterrichteten Kinder schrieben im Durchschnitt 10 Wörter pro Text – mit katastrophaler Rechtschreibung.


    Nachzulesen bei: G. Augst/M. Dehn (in: Rechtschreibung und Rechtschreibunterricht, Stuttgart-Düsseldorf-Leipzig 2oo2


    Kannst du mir bitte die Seitenzahl nennen?
    In meiner Ausgabe (2007) steht auf Seite 190-192:


    Von 20 getesteten Klassen sind die beiden besten Klassen je eine Fibel- und eine Reichenklasse. Beide Klassen zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders viel schreiben.
    "In den Klassen, in denen deutliche Schriftvorgaben gemacht werden, schreiben Kinder in Texten mehr Wörter in freien Texten, mehr richtige Wörter und sie orientieren sich mehr an orthographischen Elementen als in den Klassen, in denen sie von Anfang an anhand von Buchstabentabelle schreiben sollen, was ihnen in den Sinn kommt. Aber: der Lehrgang determiniert diesen Prozess nicht. Auch mit 'Lesen durch Schreiben' können alle diese Phänomene beobachtet werden. Und: Auch bei dem Gebrauch einer Fibel können alle diese Merkmale eingeschränkt sein. Es kommt, so kann man vermuten, auf die jeweilige Modifikation im unterricht an, auf die Schriftorientierung." (S.192)


    Ein Fazit: wer viel schreibt, schreibt viel richtig.

    Oje, nun beginnt der obligatorische Methodenstreit....


    Wer sich mal Studien genauer anschaut, wird feststellen, dass es weniger darauf ankommt, nach welcher Methode die Schüler unterrichtet werden.


    Nachzulesen im Standardwerk "Rechtschreibung und Rechtschreibunterricht" Augst/Dehn S. 190:


    Hier finden sich sowohl Reichen-, als auch Fibel-Klassen im oberen als auch unteren Leitungspektrum! Was jedoch auffällt ist, dass die leistungsstarken Klassen durchschnittlich mehr und längere Texte schreiben.
    Ich glaube, das ist ein entscheidender Aspekt. Ein große Rolle spielt darüber hinaus insbesondere die Kompetenz der Lehrkraft!


    Und hier könnt ihr euch fragen, wie gut ihr ausgebildet wurdet. Wurdet ihr auf den Anfangsunterricht ausreichend vorbereitet, oder ist es vielmehr so, dass auf das Unterrichtsmetarial und die Methode die an der Schule vorherrscht zurückgegriffen wird?
    Bei der Analyse von Aufgabenstellungen im Deutschunterricht fällt mir auf, dass z.T. Aufgaben immer noch an der (obsoleten) Wortbildtheorie orientiert sind. Oder (wie bei Reichen) der Aspekt der Graphem-Phonem-Korrespondenz zu strak thematisiert wird, obwohl der Anteil lautgetreuer Schreibungen doch sehr gering ist.

    Die Klassenlerherin wollte gerne, dass mein Sohn die Klasse vertreten soll (er könne so gut reden...). Ich glaube, sie wollte damit signalisieren, dass sie hinter ihrer Klasse steht.


    Ich frage mich: wie könnte man der Konferenz einen Sinn geben? Ich befürchte, es kommt nur zu einem Austausch von Positionen.


    Bei der Schule handelt es sich um ein klassisches Gymnasium, ein Klassenplenum o.ä. gibt es nicht. Wenn es Probleme innerhalb der Klasse gibt, wedren die Eltern angerufen, die sollen das dann zu Hause mit ihren Kindern regeln. Dass das gar nicht funktionieren kann, wenn es sich, wie in diesem Falle, um Gruppenprozesse handelt, scheint keiner zu sehen.
    Mein Sohn ist erst in diesem Schuljahr in diese Schule gekommen. Er besuchte zuvor eine 6-jährige reformpädagogische Schule, die sich viel Zeit für pädagogische Arbeit genommen hat (Wenn die Situation es verlangte, dann wurde mal eine Woche auf Unterricht verzichtet und die Schüler bekamen den Raum, sich wieder als Gruppe zu definieren...)
    Und nun das!
    Was kann er tun? Er würde sich gerne schulpolitisch engagieren, ihn nerven die Zustände dort. Außer Wissensvermittlung findet nicht viel statt.

    Mein Sohn (7. Klasse Gym) soll demnächst seine Klasse auf einer (quasi) Klassenkonferenz vertreten. Die Fachlehrer haben diese gefordert, die Klassenlehrerin konnte gerade noch eine offiz. Klassenkonferenz in eine inoffizelle Konferenz mit Fachlehrern, Elternvertreter und Schülervertreter umwandeln.
    Hintergrund sind die massiven Unterrichtsstörungen einiger Schüler. Die Klasse setzt sich leider aus sehr viel mehr Jungen als Mädchen zusammen, ca. 7 der Jungen stören den Unterricht massiv mit Lärm und Dazwischenrufen. Sie haben sich schlecht unter Kontrolle, produzieren sich ständig vor den anderen, reagieren schnell affektiv.


    Nun zur Frage:
    Welche Rolle hat mein Sohn nun im Vorfeld? Wie könnte er eurer Meinung nach angemessen die Klasse vertreten, was sollte er vorher bei seinen Mitschülern erfragen etc.?

    Zitat

    Original von angellover


    Aber du schreibst PR unter 15...hmm, das war (zum Glück) gar keiner von meinen Kids. Das niedrigste war glaub ich 25....


    Herzlichen Glückwunsch!!!!!!
    Dann ist dein RS-Unterricht doch sehr gut, wahrscheinlich musst du nicht viel ändern!


    Ansonsten empfehle ich gerne die "Schatzkiste Sprache 1 + 2" für konkrete Unterrichtsmaterialien.

    Suche dir die Kinder heraus, die bei den Graphemtreffern unter PR 15 liegen. Hier schaust du, in welchen Strategien sie besonders schlecht abgeschnitten haben und machst entsprechende Angebote:


    z.B. alphabetische Strategie:


    Suche Wörter in den Buchstaben sind, welche man nicht hören kann.


    Unterscheide lange und kurze Vokale (immer anhand der Schreibung, nicht der Lautung!) Wal - Wall, Hüte - Hütte, Miete - Mitte


    z.B. orthographische Strategie:


    Auftrag "Suche Wörter aus einem Text, von welchen man nur weiß, wie man sie am Ende schreibt, wenn man die Merhzahl bildet!"


    z.B. morphematische Strategie:


    Arbeit mit Wortfamilien


    Hm, wie gesagt, ich bin Elternteil besagter Schule und ich bin heilfroh, dass es diese AG gibt!
    Wer von euch (bestimmt auch interessierten und hygienischen) Eltern schaut denn bitte regelmäßig seine Kinder nach Läusen ab, um vorzubeugen???


    Unsere Schule schafft es über diese Maßnahme, größeren Epidemien vorzubeugen und alle sind dankbar, dass sich immer ein paar Eltern finden, die den Job machen.


    Übrigens genießen die Kinder die Läusesucherei :D

    Ihr solltet davon ausgehen, dass weitaus öfter in der Schule Läuse auftauchen, die Eltern euch jedoch nicht informieren.


    In der (Privat) Schule meiner Kinder (nur 60 Schüler) wird sehr restriktiv vorgegangen: Es gibt eine Läuse -AG, bestehend aus 3 Elternteilen, die regelmäßig im Schuljahr vorsorglich alle Köpfe absuchen. Und ca. 3 x im Jahr werden auch welche gefunden, und zwar nicht von den Eltern zu Hause, sondern von der AG.
    Daraufhin muss das Kind zu Hause bleiben, bis ein Mitglied der Läuse-AG es für Nissen(!)frei erklärt!

    @ melosine


    Hab vielen Dank für deinen Bericht!


    Langfristige Unterrichtserfahrung besitze ich leider auch nicht. Jedoch habe ich ein Projekt (welches über ein halbes Jahr lief) praktisch begleitet und werte dies nun wissenschaftlich aus.
    Wir haben Kinder einer 3. Klasse mit persönlich bedeutsamen Wörtern lernen lassen. Diese Kinder verbesserten ihre Leistungen (gemessen mit HSP) nach diesem halben Jahr um durchschnittlich 30 %.


    Wie haltet ihr die Diskrepanz zwischen Wissenschaft und Unterrichtspraxis aus? Mich erschreckt die Vorstellung, in ein, zwei Jahren genau so vpr den schulischen Gegenbenheiten zu kapitulieren, obwohl ich doch erleben dürfte, dass es auch ganz anders geht..... ?(

    Zitat

    [Hmm, ich will dir nicht zu Nahe treten, aber ich finde es schon etwas anmaßend freien Unterricht mit Kompetenz gleichzusetzen. Oder habe ich dich da falsch verstanden?
    Wie meine Vorredner schon geschrieben haben, ich bin der Meinung, in erster Linie sollten der Lehrer mit dem Unterrichten vertraut sein, denn dann kann er auch nur das Wissen und Wichtige an die Kinder weiter geben. Was bringt es den Kindern, wenn sie zwar freies Arbeiten gewohnt sind, aber das ganze so schlecht aufgezogen ist, dass es Ihnen nichts bringt? Dann doch lieber einen "normalen" Unterricht mit offenen Phasen, mal Freiarbeit, Wochenplan oder sonst was. Nur frontal ist auch nicht gut.


    Ja, das ist genau das, was ich ausdrücken wollte. Man kann nur das unterrichten, wovon man auch überzeugt ist.


    Ich habe momentan nur einen Lehrauftrag mit 6 Std./Woche. Aber auch an dieser Schule fällt auf, wie wenig aus der Wissenschaft hier ankommt. Vorallem bin ich oft frustriert, wenn ich merke, dass ich kaum offen unterrichten kann, da die Kinder anders konditioniert sind.


    Woran liegt es, dass aus den Universitäten und der wissenschaftlichen Literatur so wenig, und vor allem (die Erkentnisse sind ja nicht neu) so spät ankommt?

    Zitat

    Original von angellover
    Hmm, also bei uns im Saarland MÜSSEN wir noch Diktate schreiben. Da komm ich ja dann nicht drumrum, dass ich Lernwörter herausgeben muss. Ich weiß ja nihct wie es in anderen Bundesländern ist. Ich hab in RLP meine Ausbildung gemacht, auch da muss man noch Diktate schreiben.
    Deswegen freies Denken hin oder her, wenn man es muss, muss man es halt, was soll man anderes machen.


    Und zudem bin ich der Meinung, dass dieses ganze freie und offene Arbeiten (wie es heutzutage propagiert wird) immer noch nicht wirklich so umgesetzt werden kann, wie man es gerne hätte. Wenn man das bei seinem Kind will, soll man es auf ne freie Schule oder Montessori-Schule schicken.
    Ich für mich bin der Meinung: besser ein gutdurchdachter und gutgestalteter Mischunterricht aus frontalen und offenen Phasen, als dieses ewige Pochen auf freien Unterricht, dem ich (und damit meine ich mich persönlich) nicht gerecht werden kann.


    Dabei bin ich aber auch nicht gerade Fan von Diktaten, spiegelt nicht viel wider, aber wie gesagt: Was muss, das muss.


    Ich gebe dir insofern recht, als dass Studien gezeigt haben, dass offener Unterricht nur bei sehr kompetenten Lehrern erfolgreich ist. ?( Wer sich nicht sehr intensiv mit dieser Lernform und vor allem mit Diagnostik auseinandergestzt hat, ist tatsächlich mit einem lehrgangsorientierten Unterricht erfolgreicher. Hier sind übrigens die Leistungen der Kinder durchgängig homogener, während in lernwegsorientierten Konzepten leider nach wie vor die Leistungen sehr breit streuen. Hier wäre wichtig, wirklich gut zu analysieren, welche Angebote den einzelnen Kindern gemacht werden müssen. Das ist nur am Anfang aufwändiger.... später bleibt bei dieser Methode eher Zeit, mit den Schülern noch spannende Sachen zu machen :P


    Auch beim interessenbezogenen RS-Lernen kann mit einer Wörterkartei gearbeitet werden, aber eben mit einer individuellen. :) Die Wörter werden den freien Texten der Kinder entnommen. Schließlich sind auch dies die Wörter, welche die Kinder vorrangig verwenden.


    Ziel ist doch ohnehin (auch bei Grundwortschätzen) immer, Analogien herzustellen. Warum dürfen diese Analogien (besser Schreibmuster) nicht an den eigenen Wörtern entdeckt werden, warum an uninteressanten (weil eben nicht bedeutsamen) Wörtern?

    Ich bin momentan von den Themen im Unterforum Primarstufe etwas irritiert. Viele der aufgetauchten Begrifflichkeiten und Probleme gibt es doch in der neueren Deutschdidaktik gar nicht mehr.....


    "Lernwörter" (vs. Interessengeleitetes Rechtschreiblernen)
    "Aufsatzdidaktik" (vs. Freies Schreiben)
    "Diktat" (vs. Diagnostik an freien Texten)
    "Kulturtechnik" (vs. Schreiben als kulturelle Tätigkeit)


    Es ist doch bereits Konsens, dass das Lernen nicht dem Lehren folgt. Kinder müssen sich Wissen aktiv konstruieren, um dieses abrufen zu können. Ausgehend von allgemein anerkannten Entwicklunsgmodellen nimmt man an, dass Kinder Rechtschreiben durch Prozesse des Problemlösens lernen und nicht durch bloßes Training.


    Auch die Wortauswahl, anhand derer Schüler das Lesen und Schreiben erlernen sollen: Hier stellt sich die Frage, ob Kinder eher an vorgegebenem Material die Struktur der Sprache erfahren und mit einfachen Wörtern die Zuordnung von Graphemen und Phonemen erlernen. Dem entgegengesetzt bin ich der Meinung, dass aus motivationalen Gründen eher der eigene Wortschatz der Kinder thematisiert werden sollte. Da die eigene Sprache, die eigenen Erlebnisse für das Kind bedeutsam erscheinen, sind die Lerneffekte, insbesondere im Hinblick auf die soziale Funktion der Schrift, sehr viel größer.


    Ich weiß, dass dies insbesondere von älteren Kollegen noch nicht überall unterrichtspraktisch umgestzt wird, aber hier sind doch bestimmt auch Jüngere, oder?



    Literatur:
    Dehn/Augst "Rechtschreibung und Rechtschreiblernen"
    Sigrun Richter "Interessenbezogenes Rechtschreiblernen"
    Gudrun Spitta "Schreibkonferenzen" etc.

    Für meine Examensarbeit benötige ich noch Literatur zum Thema Rechtschreiblernen. Konkret geht es darum, zu belegen, dass die RS-Leistungen (laut Aussage des Profs) im Laufe der Grundschule stagnieren. Bei Auswertungen zur IGLU-E Studie habe ich nur den Hinweis gefunden, dass die Variantenschreibungen zunehmen, was auf eine vermehrte Unsicherheit schließen lässt.


    Hat jemand einen Literaturtip?

    Nicht unbedingt! Wenn die Kinder noch synthetisieren, dann ist das E im K = /Ke/ schon enthalten..... K ohne E kann man nämlich nicht sprechen.


    Daher ja auch die Diskussion um die Verwendung von Silben im Erstlese- und schreibunterricht, (von der ich allerdings noch nicht weiß, was ich davon halten soll. Leider gibt es bisher nur Lehrgänge: ABC der Tiere, Christa Röber. Aber noch keine Unterrichtskonzepte, mit denen Kinder auch früh frei schreiben können)

    Eine Anleitung ist nicht das Problem..... Papierschöpfen im Klassenzimmer in einer Doppelstunde halte ich für problematisch. Oder hat das schon mal jemand gemacht?

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