Beiträge von helloref

    Eine Verlängerung des ersten Ausbildungsabschnitts (das bedeutet, dass keine Befähigung zum eigenständigen Unterricht ausgesprochen werden konnte, und geht mit einer Reduzierung der Bezüge einher) würde ich jetzt nicht als positive Erfahrung einordnen.

    Aber schön, wenn es für dich gepasst hat und der Weg der richtige war.

    Es war eine freiwillige Verlängerung, die ich mir gewünscht habe auf Grund mangelnder Erfahrung. Es gab keine Kürzung der Bezüge und war das beste, was mir passieren konnte. :)

    Liebe Forumsgemeinde,


    da man hier immer wieder Horrorgeschichten aus dem Referendariat hört, dachte ich, ich schreibe mal aus meiner Perspektive, die eher sehr positiv gewesen ist. :) Ich bin im Januar 2021 in BW ins Referendariat für Gymnasium gestartet, also mitten im zweiten Lockdown der Corona-Pandemie, wo es ausschließlich Fernunterricht gab und auch das Seminar komplett online war. Es war dementsprechend am Anfang schwierig Kontakte zu Mitrefis und Kollegen an der Schule zu knüpfen, trotzdem bin ich in der Schule auf viele offene Ohren gestoßen, die mich sowohl im Online Unterricht hospitieren als auch unterrichten lassen haben. Der Lockdown und die fehlende Nähe zu Schülern und Kollegen haben allerdings trotzdem bewirkt, dass es mir psychisch immer schlechter ging und ich mich auf Grund der fehlenden Perspektive zur Normalität habe im Mai für vier Wochen krankschreiben lassen müssen. Während meines Krankenstandes habe ich mir viele Gedanken gemacht, ob der Lehrerberuf wirklich etwas für mich ist, oder ob ich nicht doch etwa anderes machen sollte. Auf Grund meiner eigenen Reflexion und vielen Gesprächen mit Freunden und einer Beratungslehrkraft bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich das auf Grund meiner fehlenden Erfahrung im Präsenzunterricht nicht wirklich beurteilen konnte und habe mich dazu entschieden, den ersten Ausbildungsabschnitt zum ein halben Jahr zu verlängern und zu wiederholen in der Hoffnung, dass im kommenden Schuljahr endlich wieder mehr Normalität einkehren würde. Dieser Plan wurde von allen Seiten (Schulleitung, Mentor, Fachleitern und Seminarleitung) sehr unterstützt. (Spoiler: Das war die beste Entscheidung, die ich habe treffen können.)

    Als es mir dann nach den Pfingstferien endlich wieder besser ging und endlich wieder durchgehender Präsenzunterricht möglich gewesen ist, konnte ich noch ein paar Stunden hospitieren und gemütlich ohne Druck unterrichten, bevor die Sommerferien und damit eine lange Zeit zum Durchatmen und Kraft tanken kam. Im September meinte dann auch meine Ausbilderin am Seminar, dass das für Sie in meinem Fall keine Verlängerung, sondern einfach ein Neustart wäre, was mich bis heute noch tief berührt. Die Unterstützung mich durch das Referendariat zu bringen, war immer von allen Seiten gegeben, auch in den Momenten, in denen ich selber hinwerfen wollte und aufgehört habe an mich selbst zu glauben.

    Als dann im September 2021 das Schuljahr wieder losging, konnte ich mit viel Motivation in das neue starten und meine Unterrichtserfahrungen im Präsenzunterricht waren sehr erbauend. Vor allem habe ich gemerkt, dass es mir Spaß macht mit SuS ins Gespräch und in Kontakt zu kommen. Nach allen Unterrichtsbesuchen sagten Ausbilder und Schulleitung, dass sie froh sind, dass ich noch da bin und dass sie innerlich wussten, dass mir dieser Job gefallen würde und ich großen Potenzial hätte. Nun leider habe ich das Potenzial bei mir eher nicht gesehen, sodass ich auf Grund von zu großem Respekt vor eigenen Klassen eher drauf und dran war zu gehen. Bei einem Gespräch diesbezüglich mit meiner Schulleitung meinte sie dann: "Herr....jetzt kneifen sie verdammt nochmal Ihre Arschbacken zusammen, und ziehen das Referendariat durch. Stellen Sie sich nicht so an." :) Und tatsächlich habe ich mich entschieden zu bleiben. Ich bekam dann im Februar 2022 eigene Klassen und tatsächlich fand ich mit der Zeit Spaß daran, Beziehungen sie SuS aufzubauen und auch am Unterrichten. Und dann kam natürlich auch für mich die üblichen Qualen des zweiten Abschnitts mit Doku, Kolloquien und dann Lehrproben. Allerdings habe ich an all dieser Zeit immer die Unterstützung von meinem Mentor an der Schule bekommen, die ich brauchte. Er hat meine KA durchgeschaut, er hat Stunden von mir übernommen als ich auf Grund von Quarantäne ausfiel,....

    Der Stress hielt sich echt in Grenzen und ich habe gut gelernt, dass Unterricht auch mal laufen kann, wenn er nicht perfekt vorbereitet ist. :) Ich habe es auch immer geschafft meine Hobbys neben allem aufrecht zu erhalten und auch mich regelmäßig mit Freunden zu treffen.

    Ich habe im ganzen Referendariat nie nachts und selten am Wochenende etwas gearbeitet und trotzdem überlebt. Auch die gute Integration ins Kollegium hat mir sehr geholfen. (Mit manchen treffe ich mich auch jetzt noch um mal einen Saufen zu gehen.)

    Und so war es ganz plötzlich Dezember 2022 und die letzte Lehrprobe und damit die letzte Prüfung des Refs stand vor der Tür. Und als ich diese geschafft hatte, kam meine Schulleiterin zu mir und sagte: "Sehen Sie, Sie können das und ich bin sehr stolz darauf, dass Sie das Referendariat mit so einem guten Schnitt abschließen konnten." Sie hat mich dann auch als KV für das zweite Halbjahr an der Schule angestellt.


    Und nun bin ich mit vollem Deputat an einer neuen Schule und sehne mich häufig an mein Refzeit zurück, in der ich gemütliche 10 Stunden die Woche unterrichtet habe. Das war selbst mit ner Lehrprobe noch entspannt im Vergleich zu 25 Stunden die Woche.


    Vielleicht ist meine Erfahrung auch eine Ausnahme, aber vielleicht zeigt sie, dass es in diesem System immer noch Leute gibt, die auf der Seite der Refis stehen.:)

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