Beiträge von Tia

    Wenn ich der ganzen Klasse ins Gewissen rede, bin ich zu den einen zu streng und zu den anderen zu nett. Wie geht es euch damit?

    Ich mache es wirklich so, dass ich zwei-/dreimal in meiner Ansprache betone, dass nicht alle gemeint sind, selbst wenn ich jetzt "alle" sage. Und ich sage auch, dass es mir bewusst ist, dass nicht alle z.B. das kritisierte Verhalten zeigen.
    Darüber hinaus wechsle ich die Stimmlage: ernst/etwas lauter/kritisch während meiner Kritik und danach wieder freundlich und mild. Ich denk mir, dann können die Sensiblen wieder 'aufatmen', auch wenn vielleicht bei anderen dadurch die Wirkung etwas verpuffen mag.

    Aber Durch die mangelnde Selbstwahrnehmung, meinen ständigen Anpassungszwang (der gedanke: "verhalte dich ja normal...!") und eine durchaus sichtbare Angst vor Menschen (bzw. Unsicherheit im Umgang mit menschen) fehlt es mir eindeutig an Authentizität.

    Ich denke, dass mir das gefühl "anders zu sein" einiges (besonders im Berufsleben) kaputt macht und dass ich dadurch auch viele sachen falsch rüber bringe, sodass ich mein Ziel (mich ständig anzupassen) im Endeffekt gar nicht erreiche, sondern eher im gegenteil.

    Liebe 'Unbekannt98',
    das ist wirklich eine verzwickte Situation, in der Du Dich momentan befindest. Ich schreibe bewusst zuversichtlich "momentan", da ich, wie auch andere Forumsmitglieder, der Meinung bin, dass Dir die professionelle Einschätzung eines Therapeuten sehr viel bringen würde. Mit der Diagnose kommen dann ja auch gleichzeitig Möglichkeiten auf, zu lernen, mit den Situationen umzugehen (egal ob die von Dir angesprochenen ehemaligen Verdachte sich bestätigen oder nicht).
    Diese regelmäßige übertriebene Selbstbeobachtung kann einen kirre machen und wie Du schon schreibst, verschlechtert sich dadurch ja das ursprüngliche Problem (bei Dir: das anders sein). Quasi ein Teufelskreis.

    Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen - ich denke es wäre hilfreich, wenn es Dir gelänge, diese für Dich zu Recht nicht tragbare Situation vor dem Ref etwas aus dem Raum zu schaffen.
    Das Ref an sich wird ganz bestimmt nicht immer seinem schlechten Ruf gerecht! Aber man ist halt ständig in der Situation beobachtet zu werden, nicht nur von den Betreuern, ganz arg auch von den Schülern. Authentizität würde oftmals - je nach Klientel - ein klein wenig in den Schatten stellen, wenn man unsicher ist. Deswegen würde ich mir bzgl der Unsicherheiten keine soo großen Gedanken machen. Man kann Unsicherheiten ablegen, allerdings kann es ein langer zermürbender Weg sein. Aber prinzipiell wächst man mit der Erfahrung. Aber ich denke es wäre echt hilfreich, wenn Du es schaffen würdest, dass Deine Authentizität "durchkommt". Und das könnte Dir vielleicht am ehesten gelingen, wenn Du nicht immer selbst diagnostizieren/analysieren/Dich selbst beobachten müsstest, sondern wenn Du diese Verantwortung an einen anderen (sprich: Therapeuten) abgibst!

    Ich muss aber betonen: ich kenne Dich nicht, und ich weiß nicht mal, ob ich alles richtig wahrgenommen habe, was Du geschrieben hast. Aber vielleicht hilft Dir mein Post ja dennoch ein bisschen.

    Liebe Grüße
    Tia

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