Beiträge von Baumkopf

    Guten Abend,

    seit dem 01.11. letztes Jahr mache ich meinen OBAS in NRW in den Fächern Deutsch und Englisch. Der Start stand direkt unter einem eher schwierigen Stern - ich hatte das ganze erste Jahr keinen Mentor in Englisch, außerdem hatte ich kaum Unterrichtsstunden in meinen eigentlich Fächern. Für viele Schulprojekte sind meine Unterrichtsstunden ausgefallen - und auch sonst musste ich immer wieder den Platz für Referendare freimachen, damit diese ihre UBs üben und vorbereiten konnten. Entsprechend hatte ich wenig Praxis. Man hatte mir außerdem die schlimmste Klasse der Schule zugewiesen und im Lehrerzimmer hatte jeder Mitleid mit mir, dass ich diese Klasse bekommen habe. Aber gut, ich habe mich durchgebissen.


    Mein erster UB fiel dann auch noch in eine Zeit, in der ich viel krank war und noch mit den Nachwirkungen von Covid zu tun hatte, er lief daher nicht gut und mein Direktor äußerte sich äußerst kritisch - ich hätte doch Berufserfahrung, das müsste aber besser werden. Über die Osterferien habe ich dann viel aufgeholt und mich ordentlich reingehangen. Mein Direktor hat sich dann eine meiner Stunden angesehen und mich für meine Entwicklung gelobt - die Probezeit war erfolgreich abgeschlossen, die Prüfung im ZfsL lief toll - also alles richtig gut.


    Ab diesem Sommer hatten wir leider familiär einige Probleme, da meine große Tochter massive gesundheitliche Probleme entwickelte. Meine Frau hat wochenlang rund um die Uhr alles übernommen, damit ich mich auf den OBAS konzentrieren kann, dennoch war ich von der Konzentration nicht immer auf der Höhe und konnte dem massiven Arbeitspensum nicht gerecht werden. Die Unterrichtsbesuche im Sommer liefen daher wieder schlechter. Mein Direktor stellte sich nun auf den Standpunkt, dass meine Leistung im Frühjahr ein "Ausreißer" gewesen wäre - ich hätte die guten Stunden nur dank der Hilfe meiner Kollegen zeigen können. Außerdem war er der Meinung, meine Frau solle ihren Job kündigen und wir uns ein Aupair nehmen, damit ich mehr Zeit für den OBAS habe. Für alles, was ab da an nicht gut lief, gab er mir die Verantwortung - Dinge, die gut liefen, wären nur Dank der Hilfe meiner Kollegen gut geworden.


    Ich habe dann noch einmal das Gespräch gesucht und noch einmal etwas dezidierter erklärt, wie es bei uns familiär aussieht. Daraufhin wurde mir daher Teilzeit aus familiären Gründen im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung bewilligt, das Gespräch war eigentlich sehr wertschätzend und konstruktiv (dachte ich). Leider war ich dann auch nochmal krank (Lungenentzündung und Magendarm), das hat er mir wieder übel genommen.


    Dazu kamen dann noch Unstimmigkeiten mit dem ZfsL, da einige Regelungen von der Schule nicht eingehalten wurden (sowohl bei mir, aber auch bei anderen OBASlern), sodass der Direktor nun insgesamt verstimmt ist und glaubt, wir hätten uns über ihn beschwert oder angeschwärzt (was nicht stimmt!).


    Vor einigen Tagen habe ich nun von einer Kollegin erfahren, dass mir der Direktor für das letzte Jahr eine ziemlich vernichtende Beurteilung geschrieben hat. Die Kollegen weigern sich, diese mitzutragen und zu unterschreiben, da sie mit mir sehr zufrieden waren.


    Aktuell arbeite ich wirklich irre viel, um das Ruder wieder rum zu reißen. Wöchentlich ändert sich der Stundenplan, teils kommt um 07:30 Uhr ein neuer, den ich um 08:00 Uhr umsetzen soll. Die Whatsapp-Gruppe klingelt 24/7, man setzt mir non stop Fristen und es gibt absolut keine Ruhepausen mehr. Ich arbeite oft bis 2 Uhr, fange um 6 Uhr wieder an und werde trotzdem mit Aufgaben zubombardiert. Ich habe den Eindruck, dass nach Fehlern gesucht wird, damit man mich loswerden kann.


    Im ZfsL wurde mir gesagt, dass es so einfach nicht wäre, aber die Situation ist wirklich extrem belastend. Ich habe jahrelang gut als Vertretungslehrer gearbeitet und bekomme oft sehr gutes Feedback für meine Stunden. Leider war das letzte Jahr für uns eben aufgrund der Kinder extrem herausfordernd und wir hatten dort einige wirklich massive Baustellen.


    Ich weiß nun nicht, wie ich das Ruder noch herumreißen kann - und was ich tun soll, wenn es nichts mehr wird. Mein Plan ist natürlich, nun in jedem Unterrichtsbesuch eine tolle Stunde abzuliefern, das ist klar. Ich hoffe, dass ich damit den schlechten Eindruck noch revidieren kann - der Direktor ist meiner Meinung nach launisch und es haben sich schon viele Kollegen bei ihm "verscherzt", wenn jemand zu oft krank ist oder seiner Meinung nach nicht genügend Leistung erbringt. Ehrlich gesagt habe ich auch keine Ahnung, wie es beruflich weitergehen soll, wenn das nicht klappt. Ob ich dann noch woanders unterkommen kann, ob ich dann noch zumindest eine pädagogische Einführung machen kann und wie die rechtlichen Regelungen insgesamt aussehen.

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