Doch, dazu gibt es eine Menge zu sagen. Und es wäre an der Zeit, dass beide Seiten aufhören, sich selbst zu belügen.
Wenn wir Ethnie größer als "Syrer, Italiener, Araberinnen, Schweizerinnen" begreifen und insgesamt eine Ebene höher gehen, dann sind wir bei EuropäerInnen und Menschen aus dem muslimischen Kulturraum. Letztere tun sich mit höherer Wahrscheinlichkeit in unserer Welt schwer, weil einige ihrer zentralen Werte unseren diametral entgegenstehen.
Warum Muslime mitunter anders "ticken" hat etwas mit ihrem Verständnis ihrer Kultur (die ist dem Dogma zufolge dem Westen überlegen), der oft patriarchalischen Gesellschaft und ihren weiteren konservativeren Werten zu tun, sowie damit, wie sie im Falle von Konflikten damit umgehen.
Wer das Gefühl hat, viele seiner Werte aufgeben zu müssen, um sich im Westen zu integrieren, gleichzeitig aber von den Einheimischen wie Bodensatz behandelt wird, der wird entweder sehr duldsam und reflektiert diesbezüglich sein müssen, oder aber früher oder später in die Renitenz kommen, weil Integration, am besten noch bei fortlaufender Geringschätzung subjektiv empfunden als Demütigung und als Selbstaufgabe erachtet wird. Daraus entwickelt sich dann ein noch viel stärkerer Konservativismus.
(Das schreibt Dir ein in den 70ern geborener Mensch mit einem ausländischen Elternteil, das noch dazu Moslem war. Dieser Mensch hat immer noch Kontakt zu seiner nicht-deutschen Familie im asiatischen Ausland. Ein Mensch, der alle Vorurteile gegenüber orientalisch aussehenden Menschen Lügen strafte (er spricht akzentfreies, geschliffenes Hochdeutsch und hat Hochschulabschlüsse in drei Fächern) und dennoch mit diesen Vorurteilen konfrontiert wurde. Heute trägt er bewusst "Ethno"-Look und geht mit entsprechenden Fragen wie "wo kommst Du her?" offensiv um. Gleichwohl sieht er das Verhalten einiger Muslime deshalb auch besonders kritisch, fordert aber ebenso Toleranz ein.)