Beiträge von aus SH

    Die Frage nach Kapazitäten wird oft zu logistisch betrachtet. Es geht zu oft um Wohnraum, wobei selbst sowas wie Schule und medizinische Versorgung außer Acht gelassen werden.

    Nein, es geht um viel pragmatischere Fragen. Wie hoch darf der Anteil an Geflüchteten im Schwimmbad, in der Nachbarschaft, im Bus oder im Rewe um die Ecke sein? Ab welchem Punkt beginnen sich Menschen unwohl zu fühlen? Ab wann leidet das Gemeinschaftsgefühl, ab welchem Punkt driftet es schlichtweg ab? Es geht nicht darum, dass irgendwelche Kennzahlen in Behörden stimmen, sondern darum, was die normale Bevölkerung bereit ist, im Alltag mitzutragen.

    Wenn man das Ganze wirklich basisdemokratisch betrachten würde, müsste man wirklich die Bevölkerung abholen und ganz konkret und am praktischen Leben orientiert fragen, ob sie bereit sind, so-und-so viele Menschen aufzunehmen und sie nicht einfach vor vollendete Tatsachen zu setzen, nur weil in einem Dorf mit 80 Einwohnern ein altes Hotel mit 50 Plätzen leersteht.

    Das sehe ich anders, denn das Unbehagen kommt eher durch die fehlenden Kapazitäten zustande. Wenn diese 50 jungen geflüchteten Männer in diesem Dorf nur untergebracht und sich sonst mehr oder weniger selbst überlassen sind, dann funktioniert das natürlich nicht. Gäbe es jetzt staatliche Initiativen diese Menschen richtig miteinzubeziehen, so dass sie schnell Deutsch lernen und quasi in Teilhabe gezwungen werden, sähe das sicherlich anders aus.

    Und damit bin ich wieder bei den fehlenden Kapazitäten angelangt.

    Ich weiß, dass man mich hier auch gleich "vornimmt", wenn ich sage, dass uns (Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte) derzeit nur eine Reduzierung der Zuwanderung, wie wir sie seit einiger Zeit erleben, helfen kann.

    Grundsätzlich (nach EU-Definiton) asylberechtigt heißt aber auch nicht (und das wurde die Tage ja wieder mehrfach auch in den Medien betont) in Deutschland asylpflichtig. Gerade bei türkischen Kurden sind da Bulgarien oder Griechenland erst einmal geographisch näher als Deutschland.

    Das Problem ist ja eigentlich ein anderes. Es kommen Menschen in die EU, die gute Gründe für eine Flucht oder ein Wegziehen aus ihrem Heimatland haben.

    Innerhalb der EU werden sie nicht wirklich verteilt, sondern versuchen in die Länder zu gelangen, wo die Bedingungen für sie am günstigsten sind (was auf Bulgarien und Griechenland eben nicht zutrifft) und wo es bereits Familie und Bekannte gibt. Oft geht Letzteres inzwischen Hand in Hand, da das ja bereits seit längerem so gehandhabt wird. Dementsprechend wollen sehr viele Menschen nach Deutschland und kommen eben auch tatsächlich hierher.

    Dafür haben wir wohl alle Verständnis. Woran sich jedoch die Geister scheiden, ist die Frage, wie viele Menschen Deutschland denn noch aufnehmen kann, um der bereits hier lebenden Bevölkerung (mit und ohne Migrationsgeschichte) und den Neuankömmlingen ein auskömmliches und friedliches Leben zu garantieren.

    Was ich gerade wahrnehme, ist eine Überstrapazierung sämtlicher Bereiche. Und das halte ich inzwischen für bedenklich.

    Hier ein Beispiel aus HH dafür, welche Folgen das dann konkret hat:

    https://www.ndr.de/nachrichten/in…rinfo63750.html

    Wobei nach Lektüre dieses Bildzeitungsartikels wieder Mal mehr Fragezeichen stehen bleiben als die Bildzeitung Ausrufezeichen verwendet hat.

    Z.b. keine Antwort auf die Frage was mit Menschen passiert, die in Rückkehrzentrum sitzen und nicht abgeschoben werden können.

    Überhaupt, wie geht Schweden mit denen um, die anderswo nicht aufgenommen werden. Wie geht man in diesem Zusammenhang mit Minderjährigen um? Fragen über Fragen deren Beantwortung wirklich interessant wäre, bevor man in diese Richtung denkt.

    Tatsächlich stellen viele einen weiteren Asylantrag in Deutschland. Ich kenne einen Schwedisch-Deutsch-Übersetzer, der oft Anfragen, schwedische Dokumente zu übersetzen, erhält.

    Habe es gelesen, da steht nicht drin, dass Höcke ein Faschist sei. Das Gericht hat festgestellt, dass die Bezeichnung als Faschist nicht aus der Luft gegriffen sei, sondern, dass die Anmelder der Demo dafür Gründe vorgetragen haben.

    Konkret steht dort:

    Damit hat die Antragstellerin in einem für den Prüfungsumfang im Eilverfahren und angesichts der Kürze der für die Entscheidung des Gerichts verbleibenden Zeit in ausreichendem Umfang glaubhaft gemacht, dass ihr Werturteil nicht aus der Luft gegriffen ist, sondern auf einer überprüfbaren Tatsachengrundlage beruht, dass es hier um eine die Öffentlichkeit wesentlich berührende Frage hinsichtlich eines an prominenter Stelle agierenden Politikers geht und damit die Auseinandersetzung in der Sache, und nicht - auch bei polemischer und überspitzter Kritik - die Diffamierung der Person im Vordergrund steht.


    Oder anders gesagt: Das Gericht glaubt den Antragsstellern, dass sie dran glauben, dass Höcke ein Faschist sei und erlaubt deshalb die Demo mit diesem Titel. Was das genau ein Faschist ist, dazu hat es sich nicht geäußert.

    Was genau ist dein Problem?

    Führerprinzip bedeutet, dass der Staat von oben nach unten aufgebaut wird. Der Führer hat unbeschränkte Macht und legt fest in welche Richtung es gehen soll. Wenn er will kann er kleinteilig entscheiden, muss aber nicht. Er setzt die nächste Führungsebene, welche wiederum die darunter einsetzt etc.

    Während es in einer Demokratie umgekehrt ist. Hier wird durch Wahlen entschieden, was getan werden soll. Die Führung kann durch entsprechende Wahlergebnisse ausgetauscht werden.

    Wo seht ihr das bei Höcke? Die AfD ist jedenfalls nicht nach diesem Prinzip aufgebaut. Sie muss wie jede andere Partei per Gesetz demokratisch organisiert sein.

    Dann sollte Herr Höcke doch mal genau dazu Stellung beziehen. Wenn Leute, die ihn bzw. die AfD wählen wollen, weil "es endlich einen starken Mann braucht" (bei Umfragen wird das übrigens sehr oft von AfD-Sympathisant*innen als Grund für das Kreuz bei der AfD genannt), dann scheint er doch zu vermitteln, dass er dafür in Frage käme, oder nicht?

    Er würde in einem Interview oder einer Wahlveranstaltung die Frage danach, ob er einen solchen Staat aufbauen wollen würde, würde die AfD irgendwann die absolute Mehrheit auf Bundesebene erhalten, allerdings niemals beantworten.

    Du demonstrierst hier, wie Leute der Höcke-Strategie auf den Leim gehen. Wenn er oder die AfD sich konkret in schriftlichen Form so äußern würden, dass du endlich zufrieden wärst, dann würde die AfD sehr schnell raus sein.

    Die müssen so agieren, damit sie im Geschäft bleiben können.

    Das heißt aber nicht, dass der Kern nicht verdorben ist. Warum du das nicht sehen willst, weiß ich nicht.

    Weil sie eventuell Latein für viele Studienfächer brauchen und nicht unbedingt ein Semester zum Nachholen des Latinums verlieren wollen.

    Wie viele S*S kennst du denn, die das bisher getan haben? Das interessiert mich dann doch.

    ...

    Meine Bekannte aus BW hatte schon zweimal diesen Fall: Schüler, denen gesagt wurde, mit dem mittleren Bildungsabschluss aus der 2BFS (Pflege) hätten sie alle Möglichkeiten. Da gab es dann viel Enttäuschung, als der Wechsel ans allgemeinbildende Gymnasium auch mit sehr guten Noten nicht möglich war. Klar konnten diese Schüler am BG Abi machen: Das bedeutete dann aber ein Jahr länger bis zum Abi und Latinum an der Uni nachholen.

    Spätbeginnend wird man Latein sowie kaum irgendwo in der Eingangsstufe der Oberstufe finden, da man kaum das Latinum erwerben könnte.

    Auf der Website der Altphilologen findet man dazu Folgendes:

    "Das Latinum ist ein bundeseinheitlich anerkannter Abschluss und wird i. d. R. nach fünfjährigem, aufsteigenden Lateinunterricht erreicht. In Ausnahmefällen kann es bereits nach drei Jahren mit einer schriftlichen und mündlichen Prüfung abgeschlossen werden." https://www.altphilologenverband.de/index.php/late…010%20oder%2011.

    Wenn also solche S*S unbedingt nach drei Jahren das Latinum erhalten möchten, müssten sie zusätzlich zu den Abiturprüfungen noch jeweils eine weitere schriftliche und eine mündliche Prüfung absolvieren. Der Andrang dürfte sich von daher in Grenzen halten.

    Back on topic.

    Mit ein Grund für die große Zahl von Jugendlichen ohne Berufsabschluss ist die abschätzige Meinung über die Hauptschule und deren Abschluss.
    Leider wird dieser Ruf auch auf uns Kollegen projiziert.
    Der Artikel der Wirtschaftswoche von 2015 ist aktuell wie eh' und je.

    Ist der Artikel wirklich noch aktuell?

    Gerade, was die Ausbildung von Migrant*innen angeht, bin ich bei uns in SH immer wieder überrascht, wie viele ausgebildet werden. Und auch Kids, die "nur" den ESA schaffen, haben eine gute Chance, etwas zu finden. Wir raten immer allen, ein Praktikum zu machen. Es gibt auch Sondermaßnahmen neben dem Regelunterricht, sog. AVN-Maßnahmen, in denen einzelne S*S besonders betreut werden. Die kriegen in der Regel immer eine gute Ausbildungsstelle. So habe ich es in den letzten zehn Jahren jedenfalls erlebt.

    Das Problem ist wohl eher, dass sich nicht alle gewünschten Berufe für ESA-Schüler*innen eignen.

    Ich habe größten Respekt vor Hauptschullehrkräften. Bei uns gibt es ja so gut wie keine mehr, da es keine Hauptschulen mehr gibt und die Ausbildung an den Schulen (Vorbereitungsdienst) daher etwas anders läuft.

    Vielleicht ist das dann aber umgekehrt auch der Grund dafür, dass zumindest alle Gemeinschaftsschullehrkräfte wissen, wie wichtig eure Arbeit ist. Auch als Studienrätin muss man dort Kinder mit ESA-Prognose unterrichten.

    Meinst du, dass der Dünkel in Bundesländern, in denen es die Dreigliedrigkeit noch gibt, generell stärker ausgeprägt ist? (Ich weiß in Ba-Wü gibt es auch GemS, das aber neben Real- und Hauptschulen, oder nicht?)

    ...Wir müssen aber leider auch Abstriche zunächst hinnehmen und den jungen Menschen in der Ausbildung oder im Studium die entsprechende Nachhilfe zukommen lassen, damit sie ihre Bildungsdefizite aufholen. Daran mangelt es meines Erachtens ganz gewaltig.

    Wen meinst du konkret mit "Wir"?

    Hier liegt doch der Hase im Pfeffer. Dich und mich kannst du ja nicht meinen, weil wir an Schulen unterrichten, die diese jungen Menschen bereits verlassen haben.

    Wenn man die Ausbildungsbetriebe und (Fach)Hochschulen fragt, dann sehen die allerdings tatsächlich uns in der Verantwortung.

    Ich wüsste nun aber wirklich nicht, wie ich das leisten sollte.

    Ich glaube eigentlich nicht, dass die Politik darauf gesetzt hat. Wenn man sich die vielfältige Schullandschaft hierzulande anschaut, liegt auch nahe, dass es kaum je eine für alle passende Lösung geben kann. Aber viele Ansätze wären sicher übertragbar und dann müsste das Rad nicht 50x neu erfunden und der ermüdende Gang durch die Institutionen gegangen werden. Was in meinen Augen fehlt, sind Austausch und Vernetzung von verschiedenen Schulen, auch länderübergreifend (wie zum Beispiel hier!), dazu ein gewisses Maß an „Lobbyarbeit“, damit von politischer Seite die Voraussetzungen für ein etwas flexibleres und agileres System geschaffen werden können.

    Vielleicht ein Tag „Politik trifft Schule“ pro Halbjahr.

    Ja, mehr Austausch und Zusammenarbeit wären schön.

    Hier allerdings wird das nichts, da viel zu wenige Kolleg*innen aktiv teilnehmen.

    Ich weiß nicht, wie viele GemS-LK aus SH oder anderen Bundesländer hier überhaupt anzutreffen sind. Gefühlt recht wenig.

    In SH gibt es eine digitale Plattform, die alle LK für Dienstliches nutzen MÜSSEN. Der HPR-L fordert sein Jahren die Einrichtung einer Unterplattform für alle ÖPR im Land. Für diese Installation wäre das Land - also die Politik - zuständig. Rate mal! Genau, da passiert nichts.

    Von daher vermute ich, dass kein Interesse seitens der Politik besteht.

    Auch auf Forderungen der Schulleitungen, die immerhin regelmäßig gemeinsam tagen, geschieht nichts.

    Noch immer fehlt z.B. eine offizielle Regellung, wie mit rechtsradikalen Vorkommnissen umzugehen ist.

    Nicht einmal im selben Bundesland läuft da nichts. Daher bleibe ich bei meiner Vermutung. Ist ja sogar nachvollziehbar. Stell dir vor, wir hätten tatsächlich die Möglichkeit gemeinsam was auf die Beine zu stellen! Wie würden die verantwortlichen Politiker*innen das dann wohl finden?

    Und das denke ich nicht. Ich denke, es sollte einen viel größeren Austausch über gelungene Lösungen geben, die, wie du richtig sagst, häufig einem persönlichen und privaten Engagement vor Ort zu danken sind. Diese Lösungsansätze haben aber leider oft keine große politische Reichweite. Das müsste sich ändern.

    Aber hast du nicht auch den Eindruck, dass Politik die ganze Zeit schon genau darauf gesetzt hat? Und denkst du nicht, dass inzwischen viele Engagierte gerade deswegen frustriert sind?

    In Schulen läuft das doch nur so. Sie werden allein gelassen und müssen versuchen, mit immer neuen Aufgaben irgendwie selbst klar zukommen.

    Genauso ist es außerhalb von Schule.

    Das hat dann zur Folge, dass alle privaten Projekte, deren Erfolge öffentlich gemacht werden, quasi sagen "Leute, ihr müsst einfach mal nur machen!" Und das kann es nicht sein, oder? Insbesondere ist es kontraproduktiv, wenn viele Menschen sowieso schon nicht (mehr) wollen.

    Ich bin gerade in Tschechien unterwegs. Dort fällt mir sehr auf, dass in der Gastro sehr viele junge Leute 16+ wohl in Saisonjobs arbeiten. Die machen einen sehr höflichen und kompetenten Eindruck. Im Vergleich sehe ich das bei uns viel weniger.

    In meiner Zeit war es absolut üblich, dass man einen Ferienjob/Nebenjob hatte. Schaue ich heute meine Schüler oder Bekannte an, ist das Jobben nicht so verbreitet. "Chillen" ist da eher angesagt oder neuerdings verbringt man seine Freizeit lieber damit, mit dem Moped rumzurasen, was natürlich von den Eltern finanziert wurde. Sehe ich das nur so oder täuscht mein Eindruck?

    An meiner Schule haben mehr als die Hälfte der Oberstufenschülys einen Job.

    Einige fehlen sogar oft im Unterricht, weil sie arbeiten.

    Flüchtlinge kommen doch selten allein.

    Ich würde es dann schon so zu organisieren versuchen, dass die Kinder unterschiedlicher Gruppen in unterschiedlichen Kitas untergebracht werden.

    Und nein, nicht nur „irgendwie“ betreut.

    Sagen wir, eine Kita hat vier Gruppen und nimmt acht Flüchtlingskinder auf, in jeder Gruppe zwei.

    Die muttersprachliche Betreuung wechselt stundenweise die Gruppen, ist aber prinzipiell immer für die Kinder ansprechbar. Denkbar wären auch am Anfang kleinere Einheiten, in denen die Flüchtlingskinder mit der muttersprachlichen Betreuung etwas machen können, über ein Bilderbuch in der Muttersprache sprechen, etc. Ich würde das recht flexibel gestalten.

    Wir hatten eine ukrainische Lehrkraft, die schon länger in Deutschland lebt, die gut Deutsch sprach, die in DaZ mit eingesetzt wurde, um vermitteln zu können.

    Deutschkenntnisse sind essentiell.

    Bei den Ukrainer*innen ist das einfacher, denke ich. Bei Afghan*innen, Syrer*innen ... ist das viel schwieriger.

    Außerdem sind die Kitas doch sowieso überfüllt. D.h. all diese Räume existieren auch hier nicht. So, wie die Schulen azs allen Nähten platzen.

    Kinderbetreuung ist schon ziemlich billig, da kann man auch keine herausragende Qualität erwarten. Ich zahl mehr an Betreuung für meine Hunde, als die meisten Leute in meinem Umfeld für ihre Kinder. Meiner Meinung nach kann man Eltern da ruhig mehr in die Pflicht nehmen. Gegen ein kostenloses Vorschuljahr spricht nichts, all die anderen Jahre (viele Kinder werden ja schon deutlich früher in Kitas gestopft) dürften aber deutlich teurer sein.

    Entschuldigung, aber ein Paar, das mit ihrem Verdienst gerade so einigermaßen über die Runden kommen, kann nicht einfach mal mehr bezahlen.

    Du magst das können, für deinen Hund haust du ja offensichtlich ordentlich Kohle raus, aber für andere ist das nicht leistbar.

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