Das Leisesein als Spiel einzuführen, ist übrigens insgesamt erfolgreich durch die Bank. Wie man es nennt, ist ja eigentlich wurscht, wenn es den gewünschten Effekt hat und man Erfolg erfahren hat.
zB ist es bei uns die Regel, absolut leise durchs Schulhaus gehen "zu sollen". Nunja...super, wenn eine ganze Klasse eine Treppe runter muss und quer durchs Gebäude.
Ich gehe in "Stufen".
Stufe 1: "Ich bin freiwillig leise" - es wird weder gesprochen, noch geschubst, gekitzelt oder sonstwie Quatsch gemacht, weil die Kinder das selbständig wollen und freiwillig tun.
Schaffen sie das, lobe ich sie über alles und sage ihnen, wie stolz ich auf sie bin.
Schaffen sie das nicht, ist das noch kein Weltuntergang, aber die Klasse rutscht auf Stufe 2 beim nächsten Mal.
Stufe 2: "Ich MUSS leise sein". Lehrkraft-Anweisung. Es gibt kein Pardon. Wer kichert, redet oder sonstwas macht, kassiert sofort und ohne weitere Ermahnung einen "Ichzeit-Bogen". Das ist ein Blatt Papier, auf dem die "Verfehlung" nochmals klar kommuniziert ist (Widersetzung einer Anweisung etc) und das Kind selbständig in eigenen Worten aufschreibt, wie es die Situation wahrgenommen hat (da gibt es auch Bilder zu) und was es verbessern könnte. Unterschrieben wird es vom Kind, einem Elternteil und der Lehrkraft.
Die Kinder LIEBEN es. Sie fordern selbständig die Stufen ein und sagen auch ehrlich, auf welcher Stufe sie gerade stehen.
Ich habe mal eine Klasse aus Versehen Stufe 1 laufen lassen, da gab es sofort Entrüstung: "Aber der X hat doch geredet, wir müssen Stufe 2 laufen!"
Klare Grenzen sind nicht nur wichtig, sondern auch von Kindern gewünscht. Sicherlich, es testet immer mal ein vorwitziges Kind aus, ob ich echt Ernst mache. Mache ich. Immer. Brauche ich nur einmal zu machen, danach ist Stufe 2 IMMER erfolgreich - und je älter sie werden, desto seltener gibt es Stufe 2, weil die Kids sich auch immer freuen, wenn sie ankommen und ich ihnen sage, wie stolz ich auf sie bin, weil sie das SO toll hingekriegt haben.
Dieses Stufensystem geht übrigens auch für Stillarbeit, allerdings dauert es bei Ersties, bis sie es verinnerlicht haben, da braucht es etwas Geduld, immer wieder Erklären und ausprobieren. zB stoppe ich beim Gehen JEDESMAL, wenn ein Erstie redet, weil er/sie wieder vergessen hat, dass wir ja ohne Reden gehen. Jedesmal. Wenn wir drei, viermal gestoppt haben, murren die Ersten schon "jetzt sei doch mal still..."
Die Älteren sind sofort leise, wenn beim Arbeiten die Stufe ausgerufen wird und manchmal fragen sie auch selbst danach. Beim Gehen ist die Stufe selbstverständlich. Da reicht es, wenn ich "Stufe eins und los!" sage.
Ich stelle immer wieder fest, dass Kinder durch klare Regeln und Ordnungen Sicherheit gewinnen. Ich mache alles IMMER gleich, es gibt für alle immer dieselben Ansagen und dieselben Konsequenzen - und dann spielt sich sowas ein. Bei Ersties braucht es halt oft etwas länger Zeit.
Das Gute: sie sind nach den Sommerferien Zweities...und das ist gar nicht so wenig, was da an Veränderungen in den sechs Wochen passiert. Man wundert sich immer wieder.