Wie gesagt - ich verstehe es nicht, dass man kein Eigenheim haben will. Es ist ja auch keine Verpflichtung für die Ewigkeit, man kann das Haus ja auch wieder später verkaufen. Aber bis dahin hat man da besser drin gelebt als in einer Mietswohnung - und kann sich vom Erlös dann eine Wohnung kaufen oder zwei und eine noch zusätzlich vermieten.
Hierüber bin ich gestolpert - und die Diskussion "Eigenheim oder nicht" mit ihren Pro und Contras hat mich mal nachdenken lassen, wie das bei mir so ist.
Ich habe 2010 eine Mietwohnung bezogen, zusammen mit meinem damaligen Freund, nach der Trennung von meinem Mann.
Diese Wohnung habe ich sofort über alles geliebt und hatte die Chance, im Keller desselben Hauses ein tolles Studio für mich zu bauen. Dieses ist schall-isoliert für sehr viel Geld...was ich nur gemacht habe, weil die Vermieter mir schon andeuteten, dass das Haus irgendwann verkauft würde und ich dann natürlich das Vorkaufsrecht hätte.
2016 war es soweit, ich konnte meine Wohnung im 2. Stock und das Studio erwerben, musste aber die kleine Kellerwohnung, die vermietet war, ebenfalls kaufen, weil diese Räume im Grundbuch zusammenhingen.
Mein Freund zahlte mir Miete, da ich, nach der Trennung mit meinem Mann, dieses ganze Auseinandergerechne nicht mehr wollte, so war das für mich besser. Dann kam mein Outcoming und die Trennung von meinem Freund. Plötzlich saß ich da alleine.
Dieses "man kann ja sein Haus/Wohnung dann auch wieder verkaufen und..." stimmt natürlich.
Aber was, wenn es dein ZUHAUSE ist? Wenn du dich zum ersten Mal in deinem Leben in Wohnräumen wohl und sicher fühlst? Diese Wohnung ist mein Heim...mein Rückzugsort...ich kann, wenn ich schlafen gehe, die Sterne durchs Dachfenster sehen, die Wohnung ist hell, freundlich, jeder, der sie betritt ist sofort total begeistert, auch wenn sie nicht neu ist. Sie hat irgendwas, das Frieden schafft und beruhigt. Zudem ist sie nicht so eng eingebaut, wie das sonst eigentlich der Fall ist, da alle Höfe und Gärten an meinen Fenstern zusammenstoßen. Die Nachbarhäuser auf der anderen Seite sind also gut 15-20m entfernt und ich habe Sichtplatz nach draußen und in den Himmel. Gegenüber wohnen zum Großteil sogar Mitglieder meines Chores, die manchmal über die Balkone hinweg mit mir quatschen (wenn auch wegen der Entfernung etwas lauter. :D) Im Haus selbst gibt es außer der kleinen Kellerwohnung und meiner noch zwei Parteien, in denen so liebe Menschen wohnen, dass wir alle voneinander die Schlüssel haben und wirklich befreundet sind, auch wenn ich mit dem Begriff sparsam bin. Ich schließe die Haustür auf und mich beschleicht ein wohliges Gefühl.
Ich will da nicht weg. Alles in mir tut weh, wenn dieser Gedanke kommt.
Und er kam oft...denn alleine solche Kredite zu bestreiten, ist nicht so einfach. Zudem ist Vermieten heutzutage eher eine Last als ein Spaß. Meine Mieter starben (erst er, dann sie), waren beide Starkraucher und diese Wohnung war nicht mehr vermietbar, außer, eine Kernsanierung würde durchgeführt. Mittlerweile ist klar: unwirtschaftlich. Die Sanierungskosten übersteigen (da Kellerwohnung) die Kosten von über zehn Jahren Mieteinnahmen. Somit fällt das weg. Noch ein WUMMS. Es ist jeden Monat eine Gratwanderung über Rasierklingen, ich muss ganz genau rechnen, habe mehrere Berufe, denen ich nachgehe, damit es finanziell stimmt und empfinde es oft nicht als Investition, sondern wirklich als hier schon beschriebene Verbindlichkeit und Verpflichtung. Vor einer Weile kam noch raus, dass bei den Mietern eine riesige Stromrechnung offen steht, die ich nun berappen muss (Familie nicht auffindbar, Mieter tot). Vermieten ist kein Spaß - und die Unwirtschaftlichkeit der Wohnung hat mir eher eine Last genommen, auch wenn das Geld nun noch knapper ist.
Oft habe ich mir schon überlegt, einfach umzuziehen, in eine Mietwohnung, wo ich diese ganzen Verpflichtungen nicht habe, wo ich mein Geld anderweitig ausgeben kann...wo ich sorgloser leben kann. Natürlich "investiert" man das Geld in sich selbst. Es ist nicht einfach weg. Aber das, was an einer gekauften Immobilie alles dran hängt, ist nicht gerade wenig. Neben den Krediten kommt das Hausgeld dazu (bei Wohnungen mit Hausverwaltung noch etwas mehr), die Grundsteuer...und die wird jetzt massiv angehoben, was mir auch Bauchweh macht.
Und wie schön ist es dann, wenn Bekannte, die deine sonstigen Umstände null kennen, einfach mal so den Ratschlag raushauen: "Heirate deine Partnerin doch! Zieht zusammen! Dann wird alles etwas günstiger!" Ähm.
Wie oft schon konnte ich nicht schlafen, weil ich nicht wusste, ob alles hinhaut. Und trotzdem...diese Wohnung ist mein HEIM. Ich bin hier und fühle mich einfach nur gut. Früher, mit meinem Mann, der sehr gut verdient hat, hatten wir ein wirklich großes Haus. Eigentlich alles, was man sich erträumt...zu Hause gefühlt habe ich mich nie. Und daher kämpfe ich und rödele ich, um mir das zu erhalten, dieses gute Gefühl, daheim zu sein.
Aber Spaß macht es nicht immer und als Investition kann ich es oft vom Gefühl her auch nicht sehen, wenn wieder eine Reparatur kommt und wieder Unvorhersehbares wie Pfusch am Blitzableiter und ein marodes Wasser-Rohr, das den Keller in 2min überflutet hätte, wenn es bricht...und der Versorger kommt nicht bei. Und so weiter.
Wenn ich da manchmal so höre, wie Bekannte oder Freunde in Mietwohnungen leben - so völlig entspannt...es geht einfach jeden Monat die Miete ab und sie müssen sich ein wenig um Treppenhaus oder Vorgarten kümmern...ja, da kommt schon etwas der Wunsch auf, das so auch zu haben. Auf der anderen Seite hatte ich keine Wahl. Wollte ich meine Traumwohnung behalten, musste ich sie kaufen, sonst hätte es ein anderer gemacht. Nun isses so, wie es ist...aber ich bin sehr zwiegespalten und kann mich nicht auf eine Seite schlagen.
Als Kind war ich auch froh, im Eigenheim zu wohnen. Meine Eltern hatten anfangs sehr schlimme Vermieter, meine Mutter hat deshalb öfter geweint und dann kam das Glück und der Zufall und sie konnten für einen Appel und ein Ei ein tolles Grundstück erwerben bei Freunden "im Garten" und bekamen einen riesigen Zuschuss vom Opi. Beide Beamte, der Kredit durch die Beigaben klein...so geht's natürlich besser und so kann man es auch entspannter angehen, denke ich. Kommt immer drauf an, wie die Bedingungen sind, ob man es locker als Investition sehen kann oder als Last/starke Verpflichtung wahrnimmt.
Sorry, langer Text...aber das war gerade so in mir bei dieser Diskussion...gibt immer zwei Seiten.