Zu den Doppelstunden kann ich auch was beitragen:
Ich wünschte, ich hätte nur noch Doppelstunden, das würde in der Tat die Vorbereitung und meine Tasche erleichtern.
In der Realität ist es so, dass ich von 24 Stunden genau 4 (vier) Doppelstunden und 16 Einzelstunden habe. Der Stress entsteht u.a. während der Unterrichtszeit, weil ich nach jeder Stunde innerhalb von einer kurzen Pause den Raum wechsele, mit Material, dadurch kaum mit den Schülern ins Gespräch komme, falls es Probleme gab. Oft erfahre ich auch erst zu Beginn der Stunde, dass Karl sich mit Erich gestritten hat, Tina unbedingt nochmal auf Klo möchte und Friedrich und Susi die Tafel nicht gewischt haben. Achja, Lärmresistenz gehört auch dazu. Schüler sind nicht 45 Minuten muckmäuschenstill, sondern arbeiten kommunizierend zu zweit oder in Gruppen, weil ich methodisch abwechslungsreich unterrichten möchte.
Nach dem Unterricht gehts weiter. Ideen für die nächsten Stunden müssen her, das nächste Arbeitsblatt (ohne Fehler!) soll erstellt werden, die Mutter von Kai-Uwe muss darüber informiert werden, dass ihr Sohn zum x-ten Mal die Hausaufgaben vergessen hat. Darüber hinaus muss man noch die Dosen für die nächste Stunde (Thema "Die optimale Dose") besorgen, dabei kauft man schon mal das Essen für abends ein. Achja, die Klasse 10 schließt in drei Tagen mit der Einheit ab, bis zur Klassenarbeit sinds noch 3 Wochen, also wird ein Kurztest (ohne Fehler, mit Punkten und kurzem Erwartungshorizont) erstellt. In der Oberstufe soll die Kurvenanpassung geübt werden, im Buch gibt es dazu eine fantastische Aufgabe, das Lösungsbuch gibts noch nicht dazu, also muss ich selbst die Aufgabe rechnen, ich verrechne mich, beim zweiten Rechnen hab ich aber eine mit GeoGebra überprüfte stimmige Lösung.
Klar, die großen Dinge sind immer noch die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts. Aber die kleinen Dinge, die zusätzlich zur eigentlichen Unterrichtsstunde erledigt werden müssen, die fressen viel Zeit. Und ob die Klassenarbeit am Freitag oder erst am nächsten Dienstag zurückgegeben wird, hängt davon ab, wieviel Zeit die kleinen Dinge nehmen und ob nicht Zeitvorgaben (z.B. 2 Wochen maximal für Sek.I-Klassenarbeiten in Nds.) dadurch überschritten werden.
Falls es dich stört, dass du erst einen Tag vorher erfährst, was du am nächsten Tag machen sollst, dann stelle dich darauf ein, dass du in der Schule noch spontaner reagieren musst. Du erfährt fünf Minuten vor Beginn des Unterrichts, dass du in der nächsten Stunde Vertretung hast, aber kein Material dazugeschweige denn die Klasse kennst (worst case scenario). Auch auf spontane Schüleräußerungen (Mißfallen, Langeweile etc.) und -reaktionen (Briefchen, Nachbargespräche...) musst du schnell reagieren können. Im Gegensatz zu Jackie-Chan-Filmen reagieren Schüler nicht nacheinander spontan, sondern in 5er-Gruppen gleichzeitig in allen Ecken des Raumes.
Aber mach erstmal das Praktikum. Schau den Klassenlehrern zu und lass dir von Fachlehrern ihre Stundenstruktur erklären. Schnapp dir einen Lehrer und begleite ihn eine Woche lang, dann erfährst du, wie ein normaler Wochenrhythmus am Vormittag aussieht. Vielleicht ist aber auch die Berufsschule eine Alternative, falls Jugendliche zu spontan sind? Dort gibts auch mehr Doppelstunden...
À+