Beiträge von Avantasia

    Einzelschicksale, die zudem noch auf Gefühl basieren, sind aber wenig greifbar für das MK und für die Gerichte. Wenn diese jedoch in großem Umfang zusammengetragen, von diversen Gruppen mit wissenschaftlichen Methoden untersucht und ausgewertet werden, hat dies ein deutlich höheres Gewicht*. Das sieht man an dem wesentlich höheren medialen Interesse und die Einrichtung des Gremiums. Auch Kritik kann an dieser Studie deutlich besser abprallen als an Einzelberichten. Deine Selbstoptimierung sollte laut Studie zu 1/3 zur Reduzierung der Arbeitsbelastung beitragen, hilft aber weder dir in Gänze noch den anderen Kollegen. Ein Beispiel sind die vielen zusätzlichen außerunterrichtlichen Aufgaben, die im Kollegium verteilt werden müssen.


    *Weshalb ich gerne dazu ermuntere, sich in einem Lehrerverband zu organisieren.


    À+

    Zu den einzelnen Schulformen noch ein Kommentar von mir:


    1. Grundschulen:
    Ja, es wäre toll, wenn die Arbeitszeit dort geringer ausfiele und sich generell die Arbeitsbedingungen dort verbesserten. Warum ich mir das als Gymnasiallehrerin wünsche? Damit die drölfzig Abordnungen in Niedersachsen von Gymnasien zu Oberschulen, von Oberschulen zu Grundschulen und im Kreis und runderherum ein Ende haben und wir alle wieder an den Schulen die Schüler unterrichten können für die wir ausgebildet wurden. (Vom Stundenausfall an den Grundschulen hätten wir an den weiterführenden Schulen nichts außer schlechter auf die höheren Schulen vorbereitete Kinder.)


    2. Gymnasien:
    Die 3-und-mehr Überstunden rühren vornehmlich von den vielen Teilzeitkollegen, die trotz Reduzierung quasi Vollzeit unterrichten, mit allen Konferenzen etc.pp., sowie den Schulleitern und den älteren Lehrern, die mehr außerunterrichtliche Aufgaben übernehmen.
    Bei den Vollzeitlern ist der Umfang der Mehrarbeit abhängig von Klassenstufe, Abitur, Klassengröße, Fächer, Probleme in den Klassen, weiteren Aufgaben, ..., und führt sogar manchmal dazu, weniger als 40 Stunden zu arbeiten (die Glücklichen!).


    3. Berufsschulen:
    Wie bei den Haupt- und Realschulen /Oberschulen war auch die Beteiligung der Berufsschulen an der Göttinger Arbeitszeitstudie zu gering, um wissenschaftlich fundierte Ergebnisse herleiten zu können. Das jetzige Gremium hat aber nur diese bestehenden Ergebnisse verwendet und keine neue Studie durchgeführt. Hier weist das Gremium auch auf den Nachholbedarf hin.


    4. Lest die Ergebnisse des Gremiums (oder gleich die Arbeitszeitstudie) im Original, oder meinetwegen fangt mit der Präsentation an! Die sind sehr verständlich geschrieben, aufschlussreich und weit ergiebiger als herausgepulte Zitate bei 4teachers.


    À+

    Wie sagte jemand neulich hier so schön: Ick wundere mir nich, ick staune. (Gefiel mir!) :)


    Ich staune, dass hier noch niemand die Ergebnisse der neuen Arbeitszeitstudie veröffentlicht hat. Da kann man lesen:

    Äh doch, hier: Lehrerarbeitszeitstudie der GEW
    Die gerade veröffentlichten Ergebnisse basieren auf dieser Studie.


    Die Erklärung hierfür:
    In Niedersachsen mussten Gymnasiallehrer vor ein paar Jahren eine Stunde mehr arbeiten, also 24,5 statt 23,5 Stunden ("geringfügige Verschiebung von außerunterrichtlichen zu innerunterrichtlichen Tätigkeiten"). Der Philologenverband und die GEW hatten zwar 2015 erfolgreich dagegen geklagt, da diese grundlos nur für Gymnasien und nicht für die anderen Schularten erfolgt war. Es stand also immer noch eine generelle Stundenerhöhung für alle Schularten im Raum.
    Die GEW beauftragte währenddessen die Uni Göttingen mit einer großangelegten, ein Schuljahr dauernden Studie in allen Schulformen in ganz Niedersachsen. Das war 2015/16. Im August 2016 kamen dann aussagekräftige Ergebnisse der Grundschulen, der Gesamtschulen und der Gymnasien (bei den anderen hatten zu wenige teilgenommen). Das sind die Ergebnisse, die in dem Link dieses Posts zu finden sind.
    Nach der gerichtlichen Niederlage veranlasste die Kultusministerin wiederum die Bildung eines Expertengremiums (nachdem die von ihr in Auftrag gegebene Arbeitszeitstudie „Mehr Zeit für gute Schule“ aufgrund geringer Teilnahme etwas knapper ausfiel). In diesem Gremium saßen wiederum unter anderem Vertreter des MK, der Schulen, der Lehrerverbände und auch die Wissenschaftler der Uni Göttingen, die die große Arbeitszeitstudie durchgeführt und ausgewertet hatten. Sein Auftrag* war, die beiden Studien zu prüfen und daraus Empfehlungen für das MK abzuleiten.
    Dieses Expertengremium ist nun zu einem Ende gekommen und hat seine Ergebnisse dem MK mitgeteilt, welche wiederum veröffentlicht wurden, worauf der TE verlinkt hat. Daher sollte nun klar sein, weshalb jetzt wieder dieselben Zahlen zu den Arbeitszeiten wie vor zwei Jahren veröffentlicht wurden, diesmal jedoch akzeptiert durch das MK und ergänzt um die Maßnahmen, die nötig wären, um die Arbeitszeit zu reduzieren.


    Die Ergebnisse des Expertengremiums kann man hier im Original und komplett nachlesen (und nicht aus zweiter Hand bei 4teachers; nunja, Quellensuche...):
    http://www.mk.niedersachsen.de…ssbericht-vor-170499.html


    À+



    *Im Abschlussbericht steht dazu:
    "Das Gremium formuliert seine Empfehlungen auf der Grundlage ausgiebiger Beratungen, vorliegender aktueller empirischer Erhebungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse. Das Gremium stützt seine Überlegungen vor allem auf die Göttinger Arbeitszeitstudie 2015/2016 sowie die Lüneburger Studie „Mehr Zeit für gute Schule“. Die von der Göttinger Arbeitszeitstudie vorgelegte Methode zur Erhebung von Tätigkeiten und Arbeitszeit wurde vom Gremium geprüft und als normenkonform und geeignet bewertet. Das Gremium stützt seine Überlegungen daher auf die repräsentativen Ergebnisse zur Arbeitszeit für die Grundschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Die Datenlage erlaubt eine Bemessung der Arbeitszeit und des daraus resultierenden Entlastungsbedarfs für diese Schulformen. Da für Förder‐, Haupt‐, Real‐ und Oberschulen sowie Berufsbildende Schulen keine repräsentativen Daten vorliegen, ist es aktuell noch nicht möglich, die Arbeitszeit in diesen Schulformen exakt zu bemessen." Quelle: http://www.mk.niedersachsen.de/download/137224 (Seite 3)

    Bei dieser Lehrerin ging es damals darum, dass sie eine Klasse mit vielen guten und sehr guten Schülern hatte (bzw. sie sie dahn gebracht hatte), was auch durch externe Testung bestätigt wurde. Dennoch wurde sie angewiesen, die Noten normalverteilt zu vergeben (also nur wenige Zweien und noch weniger Einsen, dafür viele Dreien und Vieren) und die Notenskala komplett zu nutzen. Ärgerlich für die vielen guten Schüler, dass sie in einer so starken Klasse gelandet waren.


    Siehe auch hier: http://www.taz.de/!5178267/


    À+

    Salut!


    Wie habt ihr die Hochbegabung erkannt?

    Hochbegabung erkennt man als Lehrer nicht, genausowenig wie sie Eltern erkennen ("Mein Kind ist hochbegabt!"). Es gibt aber Indizien, die für eine Hochbegabung sprechen können. Einige wurden ja schon genannt. (Intellektuelle) Hochbegabung wird dann mittels eines Tests ("IQ-Test") festgestellt, das macht der Schul- oder Kinderpsychologe. Die Auswertung beinhaltet dann nicht nur das Ergebnis (IQ, Prozentrang), sondern auch Hinweise, in welchen Bereichen das Kind besonders herausragend ist oder ob es möglicherweise Defizite (LRS, ASS, ...) hat, wie das Kind während der Testsituation drauf war etc.


    Was den Eltern geraten?

    Inwiefern? Geht es um die Frage, ob das Kind getestet werden soll? Oder darum, wie das als hochbegabt getestete Kind gefördert werden kann?
    Die erste Frage hängt davon ab, ob das Kind Probleme in der Schule hat, z.B. ob es sich im Unterricht sehr langweilt, nicht aufpasst ("kann ich doch schon!"), den Unterricht dadurch stört oder verträumt, etc.


    Zur zweiten Frage gibt es viel gute Literatur über Förderung Hochbegabter:

    • Arnold, Dietrich; Preckel, Franzis. Hochbegabte Kinder klug begleiten.
    • Heinbokel, Annette. Handbuch Akzeleration.
    • Stapf, Aiga. Hochbegabte Kinder - Persönlichkeit, Entwicklung, Förderung.

    Hat das betroffene Kind soziale Schwierigkeiten?

    Das hängt vom Kind ab. Wenn es die Schwierigkeiten vor der Testung schon nicht hatte, dann auch nicht hinterher (es sei denn, es rennt dann den ganzen Tag durch die Schule und bindet das Ergebnis jedem unter die Nase. Der Psychologe wird den Eltern aber Hilfestellung geben, mit dem Ergebnis richtig umzugehen, auch im Hinblick darauf, was und wie man es dem Kind mitteilt.)
    Ganz allgemein gibt es in der Intelligenzforschung die beiden Thesen:
    (1) Hochbegabte zeigen größere Defizite im Sozialverhalten als durchschnittlich Begabte (Divergenzhypothese).
    (2) Hochbegabte zeigen geringere Defizite im Sozialverhalten als durchschnittlich Begabte (Konvergenzhypothese).
    Studien deuten eher darauf hin, dass die Konvergenzhypothese zutrifft.


    À+

    Wozu gibt es dann noch die Teilnahmepflicht???


    Begabte Schüler bräuchten nur die Themen und dann zu den Klassenarbeiten in die Schule kommen ...

    Durchaus, ja. In der restlichen Zeit bereiten sie sich auf Wettbewerbe vor, besuchen höheren Unterricht oder gehen zur Uni (Frühstudium und so). Nennt sich Drehtürmodell/Teilakzeleration. Warum sollen die sich im gewöhnlichen Unterricht langweilen?


    À+

    Eine Analoguhr kann man auch als grafische Darstellung der Zeit verstehen. Dadurch ist es möglich, Begriffe wie "halbe/viertel Stunde" und "gegen/mit dem Uhrzeigersinn" auch bildlich nachzuvollziehen und nicht nur als irgendwelche Zahlen. Zudem muss man auf der Digitaluhr die Viertelstunde erst einmal ausrechnen. Andererseits spricht letzeres ja gerade für den Matheunterricht...


    À+

    Französisch ist mittlerweile außerhalb Frankreichs sowas von unbedeutend geworden - nach Englisch kommst du mit Spanisch, Russisch und Deutsch heutzutage weiter. Die ehemaligen frazösischen Kolonien sind zwar viele, aber selbst die haben mittlerweile gemerkt, wie viel bekannter Englisch ist.

    Wenn man den Handel mit spanischsprachigen und französischsprachigen Ländern vergleicht, ist Französisch weit bedeutender als Spanisch. Von den Statistiken sind auch die Eltern auf den Elternabenden überrascht:
    https://www.destatis.de/DE/Zah…df?__blob=publicationFile
    Erst kommt Frankreich (gleich nach den USA), dann die Schweiz und Belgien, und erst dann Spanien, sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen. Das Einzige, was Schüler Spanisch wählen lässt, ist im Urlaub in der Landessprache Essen zu bestellen.


    Wenn man allerdings noch Chinesisch und Russisch kann, ist man natürlich weiter vorn dabei.


    À+

    Oh, da kenn ich nur ein Gedicht fürs passé composé (hier müssen die Verben allerdings ganz unfranzösisch auf der ersten Silbe betont werden):


    aller, venir, arriver,
    partir, monter, retourner,
    sortir, tomber, décéder,
    rentrer, rester, demeurer,
    mourir und auch naître
    konjugiere stets mit être.


    À+

    Die einzigen beiden Sprüche, die ich mir fürs (nachträgliche) Latinum merken wollte, waren:


    1. a de ex cum sine pro (für den Ablativ)


    und


    2. (mein Highlight)
    unus solus totus ullus
    uter alter neuter nullus
    alius erfordern alle
    -ius in dem zweiten Falle,
    und im Dativ enden sie
    immer auf ein langes -i.
    (weil ich jedesmal bei -ius auf einen Komparativ setzen wollte :teufel: :sauer: )


    À+

    Für Niedersachsen gilt: (Nied. Schulgesetz, http://www.schure.de/2241001/nschg.htm#p51)



    Zitat

    § 51
    Dienstrechtliche Sonderregelungen
    (1) 1Die Lehrkräfte erteilen Unterricht grundsätzlich in solchen Fächern und Schulformen, für die sie die Lehrbefähigung erworben haben, die Lehrkräfte mit der Lehrbefähigung für Schulformen der allgemeinbildenden Schulen auch in Gesamtschulen und Oberschulen. 2Darüber hinaus haben die Lehrkräfte Unterricht in anderen Fächern und Schulformen zu erteilen, wenn es ihnen nach Vorbildung oder bisheriger Tätigkeit zugemutet werden kann und für den geordneten Betrieb der Schule erforderlich ist. 3Vor der Entscheidung sind sie zu hören.


    À+

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