Darüber hinaus ist aber die Tatsache, dass Frauen so viele Jahrhunderte ganz bewusst benachteiligt wurden, doch keine unbekannte Erkenntnis, um die man streiten muss. Natürlich haben sich berufliche und sonstige Chancen von Frauen Stück für Stück in den letzten 80 Jahren vielleicht verbessert, und gerade in den letzten 10-20 Jahren hat noch mal vermehrtes Umdenken stattgefunden. Übrigens nicht nur, was die Position der Frauen angeht, sondern auch insgesamt, was gender-Akzeptanz (gibt es das Wort?) angeht. Aber die Sensibilität für das Thema bringt auch mit sich, dass ich z.B. mich häufig umgucke und mich wundere, dass ich als eine der wenigen hier auf dem Dorf als Frau, als Mutter in der Lage wäre, die Familie zu ernähren. Es ist hier immer noch Standard, dass dafür der Mann im Haus zuständig ist. Und solange das noch in den Köpfen der Mehrheit der Bevölkerung ist, solange ist es wichtig und von großer Bedeutung, dass Frauen immer wieder darauf aufmerksam machen, dass es eben noch keine Geschlechter-Gleichheit gibt und dass Rollen immer noch qua Geburt zugewiesen werden. Das schließt mit ein, dass Abweichungen von der qua Geburt zugewiesenen Geschlechter-Rolle in unserer Gesellschaft noch zu wenig akzeptiert werden. Das schließt mit ein, dass immer noch gesellschaftlich definiert ist, dass der Standard bitte die Familie Mann/Frau mit 2 Kindern zu sein hat - weiche ich ab, weil ich mich für eine andere/gleichgeschlechtliche/sonstige Wahl des partnerschaftlichen Zusammenlebens entscheide oder für ein Leben als Single, dann bin ich.gesellschaftlich „abnormal“ und werde (z.B. als Beamte/r immer wieder durch die Besoldungsdiskussion aufgemischt) abgestraft.
Ich möchte dem nicht widersprechen, sondern etwas ergänzen:
Unterschiedliche Rollen von Männer und Frauen in der Gesellschaft haben Ihre Ursache (!) nicht Meinungen/Einstellungen/Psyche, sondern materiellen Lebens- und vor allem Arbeitsbedingungen, die dann wiederum (also mittelbar) die Meinungen/Einstellungen prägen.
In der Informationsgesellschaft, z.B. im Unterschied zur Industriegesellschaft, gibt es immer weniger Arbeitsteilung aufgrund des Geschlechts, nicht ursächlich weil sich die Einstellung der Menschen geändert hätte, sondern weil diese Form der Arbeit diese Unterscheidung und Arbeitsteilung anhand des Geschlechts überflüssig macht bzw. nicht Effizient ist.
Abgesehen von den Tätigkeiten in diesem dominierenden Wirtschaftssektor selbst ist es auch die fortschreitende Arbeitsteilung in anderen Bereichen, z.B. professionalisierung von Kinderbetreuung und -Erziehung, die einen effizienteren Einsatz an Arbeitskräften ermöglicht. (Eine einzelne Frau kann mehr als nur ihre eigenen Kinder betreuen, dadurch stehen andere Frauen mit Kindern dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Auch ein Mann kann Kinder betreuen, so dass statt ihm eine Frau eine zuvor von ihm ausgefüllte Stelle einnimmt, wenn sie dort profitabler arbeitet als er.)
Es ist schon so, dass es in dieser wirtschaftlichen Entwicklung, die man als Liberalisierung beschreiben könnte, Vordenker in der Unternehmensführung gibt, die tatsächlich eine andere Meinung/Einstellung dazu haben und sich für Gleichstellung oder Förderung von Frauen und anderen zuvor benachteiligten/unterrepräsentieren Gruppen einsetzen. Sie tun dies aber nur, da sie sich dadurch mehr Profit versprechen. Und dies hat seine Ursache in den materiellen Gegebenheiten der Arbeit und Technik.
Der Unterschied der Mentalitäten zwischen Stadt und Land liegt eben genau an diesen Unterschieden.
Es ist nicht so, dass die Leute einfach nur andere Meinungen hätten, die für sich selbst exisiteren ohne sich aus den Umständen abzuleiten.
Daher kann man auch nicht die Einstellungen der Menschen ändern ohne die Umstände, auf denen diese Fußen.
Was jetzt noch an Ungleicheit bemängelt wird, z.B. ob sich der Gender Pay Gap ganz schließen wird, oder ob er wieder größer wird, liegt nicht an der Mentalität, sondern den Umständen der Arbeit, der Arbeitsteilung, der Technik usw.
Man kann den Leuten noch so viel Gleichheit und Emanzipation usw. predigen - wenn sie ganz andere Lebensumstände vorfinden, wird dies nicht Fuß fassen.
Heutzutage haben ja manche Menschen mit konservativem Familienbild das Problem, dass ein Einkommen (des Mannes als Patriarch) alleine nicht mehr ausreicht. Dieses Lebensmodell, mit der Frau als Hausfrau, ist schlicht unrentabel geworden. Mit geänderten Einstellungen hat das nichts zu tun. Es ist ja auch nicht so, dass Frauen z.B eine Wahl hätten. Im Normalfall reicht der Lohn eines Mannes nicht mehr aus um eine Familie zu ernähren.
Durch die technische und wirtschaftliche Entwicklung werden nach und nach alle Schranken aufgehoben und alle Menschen werden gleich behandelt als konkurrierende Arbeitskräfte.
So lange Frauen weiterhin Kinder bekommen werden Sie immer einen Nachteil gegenüber Männern auf dem Arbeitsmarkt haben, es sei denn es wird Berufe geben, in denen Kinder bekommen zu haben sie zur profitableren Arbeitskraft macht.
Laberlaber... Manchmal entsteht der Eindruck Diskriminierung wäre nur ein Ergebnis von falschen oder bösen Meinungen, die auf nichts fußten; dagegen wollte ich was zu bedenken geben.