Immer wieder "wir":
In Diskussionen zu politischen Themen wie dieser wird gerne von einem "wir" gesprochen bzw. ein solches behauptet - als ob in einer Nation alle das gleiche Interesse hätten (z.B. Arbeitnehmer und Arbeitgeber) und gleichberechtigt regieren könnten.
(Randnotiz: wobei es tatsächlich eine Deckung der ansonsten gegensätzlichen Interessen darin gibt, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber, an ihrem Standort, aufeinander angewiesen sind - die einen um Leben zu können, die anderen für Profit.)
Nationalstaaten unterteilen Menschen in Inländer, Ausländer und viele Zustände dazwischen - je nach aktuellem Ausländerrecht eines Landes - aufgrund ihrer Interessen.
Wer diesen Nationalismus verinnerlicht hat, für den stellt sich bzgl. der Ausländerpolitik "seiner" Nation dann v.a. die Frage, ob die Zuwanderung denn auch dem vermeintlich "gemeinsamen" nationalen Interesse dient, sprich: "Rentiert sich der Flüchtling?"
Manche Bürger meinen besser zu wissen als Ihr Staat, dem sie ggfs. vorwerfen, gegen seine eigenen Interessen zu verstoßen, da sie dessen auch für die ihren halten - "wir".
Viele in ihrem Nationalismus Enttäuschte sind dann der Meinung, sie (bzw. "wir") wären doch besser dran, wenn der Haushalt doch weniger Geld in Ausländer, Bankenrettungen, Abwrack-Prämien, Stuttgart 21, Ukraine-Krieg, Solaranlagen investieren würde - und statt dessen mehr in andere Dinge wie marode Schulen, Kitaplätze, ÖPNV, BGE, Schulmilch, usw.
Von der tatsächlichen Vermögensverteilung und finanzpolitischen Möglichkeiten einer Nation wird vollkommen abstrahiert, wenn sich der Ärger über das Ausbleiben der gewünschten Maßnahmen, dann teilweise sogar unmittelbar gegen die vermeintlich "unseren" Interessen zuwiderlaufenden Objekte richtet, in diesem Fall Geflüchtete, anstatt gegen die Urheber (und deren Interessen). Jeder kennt den Begriff der auseinander klaffenden "Schere", aber gleichzeitig geht man davon aus, dass erwirtschaftete Profite unter allen geteilt würden, oder fordert fromm, trotz aller bekannten Umstände, dass sie doch wenigstens ein klein bisschen geteilt werden sollten.
Der moralische Gedanke, dass Flüchtlinge eine Liebe vom Staat bekämen, die er bei "seinen" Einwohnern vermissen ließe - und die Gewalt die darauf oft folgt - zeigt wie prävalent und gefährlich dieses falsche "wir" ist.