Kontext: Begriff "Deutsche ohne Migrationshintergrund"
Wie definierst du das? Am Ende sind das sinnlose Definitionen und genauso arbiträr wie Staatsgrenzen.
Das wird jetzt etwas philosophisch, aber der Zweck von Begriffen überhaupt ist doch, dass man sich möglichst gut verständigen kann.
(Deshalb sollte man diese auch immer zu erst mit seinem Gesprächspartner klären.)
Ob man über ein bestimmtes Thema überhaupt reden will, ist eine andere Frage.
Staatsgrenzen gibt es, ob wir wollen oder nicht, diesen Begriff benutzen oder nicht.
Tatsache ist, dass Nationalstaaten unterscheiden zwischen In- und Ausländern, bzw. ihren Staatsbürgern und Ausländern.
Darauf fußt der Ausländerhass, den es in jedem Nationalstaat gibt.
Und die Unterscheidung in Menschen mit und ohne Migrationshintergrund macht der Staat genau so.
Ich weiß nicht, wie es in anderen Bundesländern ist, aber in B.-W. wird in der Schulstatistik genau erfasst wie viele Schüler m/w einen Migrationshintergrund haben oder keinen (mag er so arbiträr definiert sein wie er will). Bei jedem einzelnen Schüler wird dies erfasst.
Falls nun nicht nur Ausländer, sondern auch Deutsche mit Migrationshintergrund rechtlich einen anderen Status hätten (es finden sich sicher geeignete Verfassungsrechtler), können diese auf bereits erstellte Namenslisten zurückgreifen.
Schon allein um über diese Dinge sprechen zu können benötigen wir passende Begriffe - das gilt nicht nur für diejenigen, die das wünschen, sondern auch für die, die es verhindern wollen.
Falls möglich kann man ja auch selbst einen Kampfbegriff kreieren (vgl. "Wahlcomputer" vs. "Wahlmaschine").
Wg. der Moral:
Bei der Ansicht "für mich gibt's kein Arm/Reich/Schwarz/Weiss/Gut/Böse, sondern nur Menschen/Kinder" wird's mir schon auch warm um's Herz, aber über gesellschaftliche Debatten kann man dann nicht mehr sprechen.
Dass man Unterschiede, auch bei Menschen, benennt, heißt nicht, dass man diesen Menschen deshalb unterschiedlichen Wert (als Menschen) beimisst.
Ein Schüler der in jedem Fach die Note 6 hat z.B. kann für mich als Mensch genau so viel Wert sein wie alle anderen Menschen (moralisch). In unserer Marktwirtschaft ist er weniger Wert als andere (ökonomisch).
Fazit: aus Begriffsbestimmungen folgt kein normatives Urteil.