Beiträge von Hannes

    Zitat


    Ich hätte ihn sehr gern getröstet (aber in den Arm nehmen darf man die Kleinen ja heutzutage auch schon nicht mehr :rolleyes:) hab aber nur ein paar belanglose Worte à la "War doch die erste Schulaufgabe, du bekommst schon noch eine Chance etc." gefunden und mich anschließend maßlos darüber geärgert. Aber wie hätte ich ihn sonst trösten sollen? Abgesehen von den von mir gespendeten Taschentüchern.....
    Wie geht Ihr denn mit solchen Fällen um?
    Liebe Grüße, eine ratlose Hermine


    Tja Hermine, da hast Du den Salat... In den höheren Klassen sind die SuS cooler. Aber: Was hindert Dich denn, einen Schüler oder eine Schülerin in solchen Fällen mal in den Arm zu nehmen? Wieso geht das nicht mehr? Hängt da immer gleich das Damoklesschwert des Missbrauchs über uns? Als Frau hast Du doch bessere Möglichkeiten - wir Männer müssen schon eher aufpassen, obwohl ich mir sehr gut vorstellen kann, zu trösten, mal den Arm auf die Schulter zu legen, ohne dass es anzüglich wirkt. Aber: ich bin da schon sehr vorsichtig und sorgsam geworden.
    Und noch was: Mit der Entscheidung, Lehrerin oder Lehrer zu sein, haben wir uns auch darauf festgelegt, Entscheider über Lebenschancen zu sein. Das ist eine schwere Bürde. Auf Frustrationen, die für unser "Kundschaft" aus dieser Bürde erwachsen, sollten wir angemessen reagieren können, damit sie sich nicht so elend allein fühlt, wenn mal was daneben gegangen ist.

    Ich versteh' die Problematik. Auf diesem Hintergrund geht's in der Regel nicht ohne Bauchschmerzen ab. Wahrscheinlich würde mir das genauso gehen.
    In meiner Schulform (HS) mit beispielsweise GSW (geschichtlich-soziale Weltkunde=Sparfach) sind die Kenntnisse, die die Schüler in Lernzielkontrollen vorweisen müssen, in der Regel auf meinem unterrichtlichen Mist *gg* gewachsen. Daher rühren meine Einschätzungen.
    Ich wünsche Dir auch und grade in Fragen der Zensierungen weiterhin eine glückliche und gerechte Hand.

    Eine möglicherweise ketzerische und unangenehme Frage im Zusammenhang mit Notendurchschnitten :rolleyes::
    Inwieweit ist das Abschneiden der Schülerinnen und Schüler bei einer Arbeit auch ein Ergebnis der Unterrichtsqualität? Dieser Aspekt kommt imo oft zu kurz. Ich behaupte mal: Je besser der Unterricht gestaltet ist, je mehr Kanäle bei den Schülern erreicht werden, desto besser werden auch die Ergebnisse sein. Das ängstliche Geschiele auf die Gaußsche "Normalverteilung" finde ich abwegig. Meine Bewertungsmatrizen sind vor der Korrektur fertig; ich passe da nix hinterher an.
    Wenn der Schnitt zu schlecht ist, oder die Arbeit gar unterm Strich, dann hab' ich ein Problem, dann muss ich mich fragen, was falsch gelaufen ist.

    I am not amused... Ich höre Solches immer wieder: "Was, Du arbeitest an der Hauptschule? Äh, wieviele Jahre schon? Schon 25..? Dann geht's ans Erklären.
    Ich bin mir nicht sicher, wer für das schlechte Image der Sek. I, insbesondere der HS, verantwortlich ist. Klar ist, die Schülerinnen und Schüler dieser Schule haben keine Lobby; sie kommen oft aus sozial schwachen Familien, sie haben Schwierigkeiten mit dem Lernen, manchmal können sie sich nicht benehmen und oft nicht mal richtig Deutsch... Das sind alles keine guten Voraussetzungen für einen guten Ruf!
    Ich als "Insider" seh's natürlich anders. Wir pflegen die Beziehungen zu den Kids, wir favorisieren das Klassenlehrerprinzip, wir sind gezwungen, andere Wege zu gehen. Wir wissen, dass wir zum Teil Funktionen ausfüllen müssen, die mal originär ins Elternhaus gehört haben.
    Ein insgesamt hochinteressanter Beruf - ich bin froh, dass ich mich in grauer Vorzeit für die HS entschieden hab'. Allen, die noch nicht sicher sind, möchte ich Mut machen. Guckt in gute Haupt- und Realschulen rein, seht euch die Konzepte an, nach denen die Schulen arbeiten, da gibt's so viel Innovationspotenzial!
    Viele Grüße von Hannes :)

Werbung