Hallo LivHessen,
ich weiß nicht, ob deine Entscheidung schon gefallen ist, aber vielleicht kann ich noch etwas dazu beitragen, da ich in einer äußerst ähnlichen Situation war.
Ich habe Gym-Lehramt, bin auch in Hessen.
Bei mir war es so, dass ich während des Referendariats in der PKV war, aber leider ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht habe. Solange ich nur Kleckerbeträge eingereicht habe, war alles gut. Als ich dann aber die Rechnung für einen kurzen Klinikaufenthalt (mittlerer 4-stelliger Betrag) eingereicht habe, hat sich der Ton geändert. Es wurde sich geweigert, die Kosten zu übernehmen, es gab rechtlich fragwürdige Briefe zu Schweigepflichtentbindungen usw. Nicht schön und hat mich über einen längeren Zeitraum intensiv beschäftigt und mir auch schlaflose Nächte bereitet.
Nach dem Ref war dann für mich klar, ich will nicht in der PKV bleiben. Diesen Ärger brauche ich nicht. Zumal die bei mir damals wegen Kinkerlitzchen schon einen 30%igen Risikozuschlag genommen haben.
Um aus der PKV rauszukommen, habe ich daher extra zunächst eine Angestelltenstelle angenommen, um in die Pflichtversicherung zu kommen. Im Laufe der Jahre kamen dann immer wieder Beamtenangebote verschiedener Schulen (hab halt Mangelfächer) bei mir an und ich habe immer wieder überlegt, ob ich das nicht doch machen soll. Mit meinen gesundheitlichen "Problemen", die mich zwar nicht einschränken, aber die man halt regelmäßig kontrollieren lassen muss, würde ich sicherlich beim Amtsarzt durchkommen (war ja auch beim Ref kein Problem), allerdings würde ich definitiv wieder 30% Risikozuschlag in der PKV bekommen. Ich hatte vor Corona mal einen freien Versicherungsvertreter gefragt und da kamen wir auf einen Betrag von rund 420 - 450 Euro pro Monat. Bedenken muss man, dass jede Erhöhung sich ja direkt auch auf den Risikozuschlag auswirkt. Toll ist das nicht.
Ich habe dann auch überlegt, mich verbeamten zu lassen und in der freiwilligen GKV zu bleiben. Aber wie du sagst, das macht finanziell keinen Sinn. Da bezahlt man den Beitrag komplett selbst.
Daher habe ich mich dazu entschieden, mich nicht verbeamten zu lassen und habe mich in der Folge an Privatschulen umgeschaut. Dort gibt es mitunter Verträge, durch die man Netto dasselbe, in manchen Stufen sogar paar Euro mehr, bekommt, wie ein Beamter. Dort gibt es oft auch eine Betriebsrente, sodass man im Rentenalter mit Rente + Betriebsrente auf eine ähnlich hohe Rente kommt.
Klar, man ist nicht verbeamtet und könnte gekündigt werden - das ist in der Tat ein Nachteil. Allerdings haben auch die Privatschulen Lehrermangel. Dafür hat man oft ein angenehmes Arbeitsklima, flache Hierarchien und dadurch durchaus gute Möglichkeiten auch eher eine Beförderungsstelle zu bekommen. Ich habe in meinem Bekanntenkreis viele Lehrer - fast alle verbeamtet. Einigen von denen geht es nicht gut, sie hadern mit dem Beruf. Sie würden eigentlich gerne ihrem Leben eine neue Orientierung geben. Aber die Verbeamtung zwingt sie gewissermaßen dazu, weiterzumachen, denn sich aus dem Dienst enlassen zu lassen, hieße aufgrund der nur 50%igen Nachversicherung in der Rentenversicherung einen deutlichen finanziellen Nachteil. Das Problem habe ich nicht. Sollte ich mal etwas anderes machen wollen, um meinem Leben einen neuen Sinn zu geben, könnte ich das ohne Probleme tun.
Summasumarum: Es gibt durchaus gute Gründe, sich gegen eine Verbeamtung zu entscheiden. Allerdings hat eine Verbeamtung in der Tat Vorteile, insbesondere gegenüber einer TV-H oder TV-L-Anstellung an einer staatlichen Schule. Die Nachteile, insbesondere das aus meiner Sicht ungünstige PKV-System, sollte man aber auch beachten und nicht unterschätzen.
Wünsche dir eine gute und zufriedenstellende Entscheidung.