Beiträge von dotMPD

    Vielleicht sollte man auch erst einmal klären, was man unter Privatschulen versteht.


    Ich habe von 'echten' Privatschulen geschrieben - als Definition könnte man sehen, dass dort keine Beschäftigung im Beamtenverhältnis (auch nicht Kirchenbeamter) möglich ist.


    Alles andere sind ja quasi Mischformen

    Privatschulen sind per Definition diejenigen Schulen, deren Träger kein öffentlicher, sondern ein freier Träger ist. Das kann die Kirche sein, eine Elterninitiative, eine Stiftung, eine gGmbH usw. Weiterhin muss man innerhalb der Privatschulen zumindest noch zwischen Ersatzschulen und Ergänzungsschulen differenzieren. Ersatzschulen sind Schulen, deren Besuch als Ersatz einer staatlichen Schule möglich ist, weil diese Ersatzschulen dieselben Lehrpläne unterrichten und entsprechend auch anerkannte Abschlüsse, z.B. das Abitur, verleihen können. Ergänzungsschulen hingegen bieten das nicht. Schüler dieser Schulen müssen also in der Folge Prüfungen an externen staatlichen Schulen ablegen, um einen offiziellen Abschluss zu erhalten. Daher werden Ergänzungsschulen auch nicht gefördert wie Ersatzschulen.


    Ob da jetzt beurlaubte Beamte tätig sind oder nicht, ist sekundär.


    Ich bezog mich bei meinen Ausführungen auch nicht auf beurlaubte Beamte, da für diese an einer Privatschule ja dieselben Regeln gelten wie an einer staatlichen Schule. Sondern mir ging es einfach darum, darauf hinzuweisen, dass es auch Privatschulen gibt, die dafür sorgen, dass ihre Angestellten Netto mindestens dasselbe bekommen, wie die Beamten. Es gibt auch Privatschulen, wahrscheinlich sogar die Mehrheit, insbesondere im Bereich der Ergänzungsschulen, bei denen ist das nicht so. Aber die Undifferenziertheit, mit der hier im Forum beim Thema Privatschulen um sich geworfen wird, ohne überhaupt eigene Erfahrungen zu haben ("Niemals erhält man an Privatschulen Netto genau so viel...") enttäuscht mich doch sehr - gerade von Lehrkräften.

    Bei uns haben drei Kollegen versucht, sich an eine Privatschule beurlauben zu lassen, was wegen des Lehrermangels allerdings abgelehnt wurde. In einem Fall wäre die Bezahlung laut Kollegin sogar etwas besser gewesen. Ein anderer Kollege hat tatsächlich die Entlassung aus dem Dienst beantragt und fängt nächstes Schuljahr an einer Privatschule an.

    Als Gründe neben der Tatsache, dass man an meiner Schule einfach nur weg will und die SL ist, wie sie ist, wurden mir genannt: bessere Ausstattung, bessere Konzepte, anderes Schülerklientel. Jedenfalls wirkten die Kollegen recht angetan.

    Danke - genau so kann ich das auch bestätigen.

    Mir ist noch ein Punkt eingefallen, der grade momentan durchschlägt und gegen die Arbeit an einer Privatschule spricht: Wenn es schon an staatlichen Schulen so einen großen Lehrermangel gibt und gleichzeitig immer noch die Mehrheit der Absolventen in den Staatsdienst möchte, wie eklatant muss dann der Mangel über kurz oder lang an den privaten Schulen sein.

    Das ist grundsätzlich richtig. Die Privatschulen kämpfen auch mit Lehrermangel, aber nicht mehr und nicht weniger als die staatlichen Schulen.


    Da aufgrund des Lehrermangels die Dienstherren jetzt aber mit Einschränkung der Teilzeit reagieren und es Versetzungen gibt, die nicht alle Kollegen akzeptieren, gibt es auch eine Bewegung raus aus dem Beamtenverhältnis und hin zu Privatschulen, die weiterhin Teilzeit ermöglichen und bei denen eine Versetzung ausgeschlossen ist. Ob sich dieser Trend verstärkt, wird maßgeblich davon abhängen, welche weiteren Maßnahmen an staatlichen Schulen getroffen werden.

    Ja, das ist natürlich keine schöne Geschichte, aber kein Phänomen nur an Privatschulen. Das haben wir am hiesigen staatlichen Gymnasium leider auch erlebt, drei Schulleiter in zwei Jahren, dann ewig vakant, jetzt endlich wieder besetzt und ich hoffe für die Kollegen und Schüler auch dauerhaft. In einem anderen Thread hier im Forum wird ja darüber diskutiert, wie schwierig es manchmal ist, SL-Posten zu besetzen.


    Liebes Quittengelee, ja, das kann ich für dich natürlich auch erklären:

    An Privatschulen gibt es eine Schulleitung und oft einen Träger, der durch eine Geschäftsführung repräsentiert wird. Das war‘s. An Privatschulen, deren Träger eine Stiftung ist, mag es noch ein Stiftungsgremium geben, wobei sich das eher um formale Aspekte der Stiftung kümmert.


    Das hat zur Folge, dass ein Großteil aller Entscheidungen auf Schulleitungsebene erfolgt und sollten größere Finanzen nötig sein, kommt die Geschäftsführung noch an den Tisch. Aber auch dieser Rahmen ist i.A. innerschulisch.

    Weder eine Lehrkräfteakademie, noch ein Schulamt oder gar Kultusministerium entscheidet bei diesen Fragestellungen mit.


    Wenn jetzt also eine Beförderungsstelle, A14, ausgeschrieben wird, so erfolgt die Bewerbung meist aus dem eigenen Kollegium (wie es an staatlichen Schulen ja auch oft ist). Der Unterschied bei der Besetzung ist aber, dass die Entscheidung innerschulisch erfolgt.


    Ich habe dagegen erst letztes Jahr bei einem ehemaligen Studienkollegen, der Beamter (A13) ist, erlebt: Es wurde eine A14-Stelle ausgeschrieben, für die er der Wunschkandidat der SL war. Letztlich gab es aber offenbar noch mehrere externe Bewerbungen. Das bedeutete: Dienstliche Beurteilungen und Bewerbungsverfahren im Schulamt. Das ist mittlerweile knapp ein Jahr her, eine Entscheidung war bei unserem letzten Telefonat noch nicht gefallen.


    Das gibt es an Privatschulen so nicht.


    Daneben finde ich es im Staatsdienst auch immer wieder überraschend, dass man trotz der Besetzung einer A14 oder A15 Stelle die entsprechende Besoldung erst nach einer Bewährungszeit erhält - zumindest in unserem Bundesland.


    Das gibt es an Privatschulen meiner Erfahrung nach auch nicht. Wenn die Stelle zu einem Datum ausgeschrieben war, gab es ab diesem Zeitpunkt auch immer das höhere Gehalt.

    Ich kenne niemanden, der den Weg Staat-Privat gegangen ist. Andersrum ja, aufgrund von zunächst mangelnden Planstellenangeboten.

    Bericht aus erster Hand: Bei uns im Kollegium gibt es vier Kolleginnen und Kollegen, die sich haben entbeamten lassen und bei uns angefangen haben. Anders herum gibt es auch einige Beispiele bei uns, also Kolleginnen und Kollegen, die aus dem Angestelltenverhältnis bei uns an eine staatliche Schule mit Planstelle gewechselt sind.


    Ansonsten habe ich nur noch Erzählungen von Bekannten aus einem anderen Bundesland, wo dieser Trend zunimmt, weil das Land Teilzeitoptionen einschränkt und Versetzungen vornimmt. Das wollen ein paar nicht mitmachen, lassen sich entlassen und heuern an einer Privatschule an. Wie gesagt, keine Berichte aus erster Hand. Bin mal gespannt, wie sich das entwickelt, wenn die Maßnahmen gegen den Lehrermangel weiter anziehen.


    Hier in der Umgebung gab auch keine Neugründungen von Privatschulen. Im Rhein-Main-Gebiet aber schon, glaube ich. Ich bezog mich aber auf das Dokument von destatis, das aufzeigt, dass die Anzahl an Privatschulen steigt.

    1. Blödsinn, Gehälter kann man nachlesen. Außerdem habe ich einige private Schulprojekte von Innen gesehen.

    2. Aus dritter Hand deswegen, weil du sehr vage bist:

    Nanu, ich warte immer noch auf Beispiele solcher gut bezahlenden Schulen. In den meisten Bundesländern geht A13 bei rund 4300 los.

    1. Sorry, aber auf diesen Quatsch gehe ich ab jetzt nicht mehr ein. Du liest also Gehälter nach, indem du die zig unterschiedlichen Vertragsordnungen der verschiedenen Stiftungen, Bistümer, anderer Träger durchliest? Grundlage sind entsprechende Tabellen (TV-H, TV-L, Beamtenbesoldung), die man einsehen kann, ja, aber die Zulagen, durch die am Ende dasselbe Netto-Gehalt entsteht, etc. stehen in den einzelnen Ordnungen.


    2. Hast du nicht richtig gelesen? Ich bin selbst betroffen. Ich berichte aus erster Hand. Ich habe viel hin und her gerechnet, weil ich auch Planstellenangebote hatte und der Unterschied ist marginal zu meinen Gunsten.


    Glaub es oder lass es bleiben. Ich muss dich nicht überzeugen.

    Das tut gar nichts zur Sache. Außerdem sind deine eigenen "Erfahrungen" offenbar auch nur aus dritter Hand. Zeig uns doch mal eine private Schule, bei der eine angestellte Lehrkraft 8 Eur mehr als A13 bekommt. Eine ganz konkrete Stelle.

    Das tut sehr viel zur Sache, da man ohne Erfahrung schlecht beurteilen kann.

    Wie aus dritter Hand? Mich betrifft es selbst, wie ich oben geschrieben habe. Ich habe rund 80€ mehr raus als als Beamter (angenommen sind 350€ Abzug für PKV).

    Diese Planstellen am Provatschulen und Gleichstellung der Lehrkräfte mit Beamten ist aber auch nur ein NRW spezifisches Phänomen, das ich aus anderen Bundesländern so nicht kenne.

    Das gibt es meines Wissens nach in fast allen Bundesländern...

    Edit: Bezieht sich auf den Beitrag von Quittengelee:


    Sorry, aber das klingt für mich danach, als hättest du noch nie selbst an einer Privatschule gearbeitet.


    Die privaten Schulen müssen MINDESTENS 80% des Gehalts einer verbeamteten Lehrkraft zahlen. Das ist u.a. ein Aspekt, um als Ersatzschule anerkannt zu werden. Zahlen sie weniger, bleiben sie ggf. nur Ergänzungsschulen. Das ist ein ziemlich großer Unterschied in vielen Bereichen.


    Privatschulen haben an sich schon viele Vorteile, die nicht monetär sind, aber sie müssen natürlich auch ein attraktives monetäres Angebot machen. Und das machen die meisten auch, wenn sie es können. Es gibt sicherlich Privatschulen, gerade welche, die noch relativ neu sind, die können das nicht. Es gibt aber auch eine ganze Menge Privatschulen die existieren deutlich länger als so manch staatliche Schule und sind mit soliden Finanzen ausgestattet.


    Die 75% Erstattung ist ein Teil, ja. Aber es gibt Schulgeld, es gibt Geld von Bistümern, wenn die Schule in kirchlicher Trägerschaft ist, es gibt Zustiftungen, wenn der Träger eine Stiftung ist, es gibt Spenden etc.


    Zum Thema Kinderzuschläge:

    708 Euro für's dritte Kind finde ich exorbitant hoch - in Hessen.


    Und zum Thema "mehr private Träger": Es gibt immer mehr Privatschulen, da immer mehr Eltern ihre Kinder lieber auf eine Privatschule schicken. Einige bekannte verbeamtete Lehrer am hiesigen staatlichen Gymnasium haben ihre Kinder auf der Privatschule. Nanu?


    Hier vielleicht noch ein paar interessante Artikel zu diesem Thema:


    https://www.news4teachers.de/2…ind-privatschulen-noetig/


    https://www.tagesspiegel.de/wi…-schulplatze-6888835.html


    Und vielleicht mal ein PDF auf destatis (S. 4 - Es gibt immer mehr Privatschulen):

    https://www.destatis.de/DE/The…df?__blob=publicationFile

    Ich kenne in Deutschland grundsätzlich keine Stellenangebote, in denen genaue Gehälter genannt werden.

    In Anlehnung an TV-L ist doch richtig. In welcher Form man dann aber angestellt wird, z.B. im Dienstordnungsangestelltenverhältnis (und man damit keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen muss) oder im normalen Angestelltenverhältnis und es gibt entsprechende Zulagen zum TV-L-Satz, ist doch kein Teil von Stellenangeboten. Das ergibt sich meist aus der Satzung der Träger.


    Wieso sollte es da Ärger geben? „Bessere Konditionen“ sind das ja nicht, sondern maximal vergleichbare Konditionen.

    Es gibt auch Nachteile: Man hat im Angestelltenverhältnis z.B. keine Beihilfe. Wem das wichtig ist, der muss Beamter werden.

    Daneben gibt es an Privatschulen nicht solch hohe Familienzuschläge, wie ich oben bereits geschrieben habe. Ich bezog mich bei dem Vergleich auf eine Lehrkraft, die alleinstehend und in Steuerklasse 1 ist.


    Es wird auch niemand aktiv abgeworben, ganz im Gegenteil, es wurde immer wieder versucht, Lehrer von Privatschulen ins Beamtenverhältnis an eine staatliche Schule abzuwerben.


    Die Erstattung für private Träger beläuft sich auf 70-75% der Kosten, die ein Schüler an einer staatlichen Schule verursacht. Den Rest muss die Privatschule selbst aufbringen, z.B. durch die Erhebung eines Schulgelds.

    Das brauchst du nicht bezweifeln, das ist so.

    Wie gesagt, verglichen immer mit:


    Angestellter, StKl 1, Nettogehalt + Weihnachtsgeld umgelegt auf 12 Monate

    Beamter, StKl 1, Gehalt - 300€ PKV

    Beide dieselben Erfahrungsstufen.


    Das ist nicht mal so überraschend, da auch die Privatschulen mit Lehrermangel kämpfen und entsprechend mithalten müssen. Da gibt es auch ganz unterschiedliche Ansätze: bei manchen Trägern werden die Arbeitslosen- und Rentenversicherungsbeiträge übernommen, bei anderen ist man Dienstordnungsangestellter, bei wiederum anderen werden entsprechend hohe Zulagen gezahlt, damit Netto ungefähr dasselbe rauskommt.

    Der Unterschied ist aber, wie ich geschrieben habe, marginal. Bei mir sind es knapp 80€ im Monat mehr. Wobei das immer auch auf die persönliche Situation ankommt und wie man als Beamter in der PKV versichert wäre, welcher Tarif, Risikozuschlag ja/nein. So pauschal kann man das nicht sagen. Grundsatz ist aber: es soll Netto ungefähr +/- dasselbe rauskommen.


    Bekannte von mir sind an einer Privatschule, die sogar zusätzlich noch Urlaubsgeld neben dem Weihnachtsgeld zahlt. Was da aber genau Netto für die rauskommt, weiß ich nicht. Habe ich nicht gefragt.

    Schlechte Bezahlung, zum Teil (also jeden Privatschule die ich bisher gesehen habe) mit sehr komischen Konzepten, bei alternativem pädagogischem Blödsinn bin ich raus.


    Außerdem ist es ein Verpackungsschwindel, weil die auch zum großen Teil öffentlich finanziert werden.

    Sorry, aber das ist mir einfach zu pauschal.

    Es gibt Privatschulen, da ist die Bezahlung schlechter. Das stimmt. Sie darf gesetzlich aber nicht unter 80% der Bezahlung an einer öffentlichen Schule liegen, wenn die Schule als anerkannte Ersatzschule genehmigt sein will.


    Es gibt auch Privatschulen, da geht man als Angestellter mit ein paar Euro pro Monat netto mehr nach Hause als ein vergleichbarer Beamter. Man muss nämlich auch das Weihnachtsgeld einrechnen und auf die Monate umlegen, denn zumindest in Hessen wurde das Weihnachtsgeld bei den Beamten auf die monatlichen Bezüge verteilt. An Privatschulen erhält man es i.A. mit dem Novembergehalt.


    Ein tatsächlicher finanzieller Vorteil der Beamten ergibt sich bei Privatschulen erst bei Familienzulage ab 3 Kindern. Da ist man als Beamter aufgrund der meiner Meinung nach ungerechtfertigt hohen Zulage im Vorteil. Eine solch hohe Zulage kenne ich von Privatschulverträgen nicht.


    Bezüglich Pensionen bieten viele Privatschulen Betriebsrenten an, durch die man zusammen mit der Rente auf ca. dieselbe Rentenhöhe kommt.


    Unabhängig davon gibt es auch eine ganze Reihe anderer Vorteile von Privatschulen, die nicht mit Geld zu bezahlen sind. Angefangen bei der Ausstattung, über flache Hierarchien, bis hin zu einfacherer Bewilligung von Mitteln für Projekte uvm.


    Bezüglich alternativem pädagogischen „Blödsinn“, wie du es formulierst, muss man sagen, dass es sowas gibt, ja. Finde ich auch nicht überzeugend. Aber das betrifft die wenigsten Privatschulen. Diejenigen, die ich aus eigener Erfahrung kenne, leisten oft pädagogische Pionierarbeit - was sich erst während der Pandemie zeigte.


    Vielleicht für Interessierte, hier mal ein aktueller Artikel zur Situation:

    https://www.news4teachers.de/2…sen-aber-auch-an-grenzen/


    PS: Noch ein Wort zum „Verpackungsschwindel“. Ja, die Ersatzschulen werden zu einem großen Teil durch öffentliche Gelder mitfinanziert. Ich glaube, im Schnitt werden die Kosten, die ein Schüler an einer staatlichen Schule pro Jahr kostet, zu 70-75% (je nach Bundesland) erstattet.

    Für den Staat ist das fantastisch. Er bezahlt nur 75% für etwas, wofür er eigentlich 100% zahlen müsste, denn Bildung ist eigentlich Aufgabe des Staates. Würden morgen alle privaten Schulen schließen und die Schüler müssten von den jetzt schon überfüllten staatlichen Schulen aufgenommen werden, wüsste ich nicht, wie das für staatliche Schulen zu bewerkstelligen sein sollte.

    Eine Verbeamtung hält dich von gar nix ab. Du kannst dich jederzeit entlassen lassen.

    Das ist formal sicher richtig. Was bedeutet es aber in der Realität?

    Nur wenige verbeamtete Lehrkräfte lassen sich entlassen (auch wenn es mehr werden). Diese Zahlen passen nicht zu den Zahlen, wie viele Lehrkräfte unzufrieden und unglücklich in ihrem Beruf sind und keinesfalls wieder Lehrkraft werden würden. Man beachte die regelmäßigen Umfragen dazu.


    Und warum ziehen sie nicht die richtigen Konsequenzen und verlassen den Job oder gehen an Privatschulen mit deutlich besseren Arbeitsbedingungen?

    Weil sie Beamte sind und nicht auf diesen Status verzichten wollen. Kann man verstehen, ist aus meiner Sicht aber inkonsequent und damit wird auch das bisherige System am Laufen gehalten und es ändert sich nichts. Den Beamtenstatus gibt es nicht, weil die Länder so lieb sind.

    Ländliche Schulen in Berlin?


    Welche Qualifikation hat jemand, der seit 5+ Jahren als bspw. Grundschullehrkraft gearbeitet hat, die für die freie Wirtschaft relevant ist? Es gibt einige Jobs, für die es reicht, wenn man irgendwas studiert hat. So sind die aber auch bezahlt. Fachkräftemangel gibt es in qualifizierten Berufen, für die Lehrer in der Regel nicht qualifiziert sind.

    Klar, in Berlin jetzt nicht. Aber ich spreche auch von anderen Bundesländern. Der Lehrermangel ist in allen Bundesländern ähnlich dramatisch - die schnellen Lösungen werden daher in den Bundesländern früher oder später auch ähnlich sein, nehme ich an.


    Da hast du sicherlich recht - auf das gleiche Netto-Gehalt wie als Lehrer kommt man nicht so leicht. Das zeigt aber auch, wie extrem gut Lehrkräfte bezahlt werden. Wenn aber jemand ganz raus will aus dem System Schule, so wird der finanzielle Aspekt wahrscheinlich nicht der wichtigste sein. Wenn ich mal die Nase voll haben sollte, wüsste ich schon, was ich machen wollen würde. Ich würde zwar nur noch gut die Hälfte bis 2/3 verdienen, aber das ist mir klar und für mich auch akzeptabel, wenn ich dafür eine Neuorientierung haben kann. Ich habe aber abgesehen davon keinen Zwang im System zu bleiben, weil ich Angst habe, meine Pensionsansprüche oder die Beihilfe oder sonst was zu verlieren.


    Es wäre daher aus meiner Perspektive besser, wenn Lehrer generell nicht verbeamtet wären. Man müsste sie dann deutlich besser bezahlen und die Lehrer hätten endlich die Macht, politische Änderungen im Schulsystem zu erreichen. Ein flächendeckender Streik in allen Schulen würde sicher Eindruck machen. Aber durch die Verbeamtung gibt es da wenig Druck für sinnvolle Reformen. Und wohin das führt, konnte jeder die letzten 20 Jahre beobachten - in allen Bundesländern.

    Dass gegen den Willen der Lehrkraft in Berlin dauerhaft von einem Ende der Stadt ans andere abgeordert wird, dürfte eine zu vernachlässigende "Gefahr" sein. Zumal Angestellte davor auch nicht geschützt sind.

    Das mag vielleicht in der Vergangenheit so gewesen sein. Im Zuge des Lehrermangels, der ganz besonders an manchen ländlichen Schulen zum Tragen kommt, gibt es schon erste Versetzungen. Und das kann man ja eigentlich nur mit Beamten machen, weil man weiß, dass diese aufgrund ihrer Privilegien sich eher nicht entlassen lassen.

    Und trotzdem: von Bekannten höre ich ein Abwandern aus dem Staatsdienst an Privatschulen wegen eingeschränkter Teilzeit und sich anbahnender Versetzungsgefahr.

    Ich kann mir vorstellen, dass es aufgrund des Lehrermangels, der sich ja noch zuspitzen wird, eher noch unangenehmer wird. Angestellte können dann problemlos einen anderen Job annehmen - die "freie Wirtschaft" hat ja auch enormen Fachkräftemangel. Arbeitslos wird man wahrscheinlich eher nicht (wobei das natürlich auch auf die Fächer ankommen mag).

    Einen anderen interessanten Aspekt höre ich von verbeamteten Kollegen aus den Bundesländern, wo die Teilzeitmöglichkeiten eingeschränkt werden und auch Versetzungen im Gespräch sind. Wir alle kennen die Vorschläge gegen den Lehrermangel der SWK.


    Dort scheint es jetzt im Vergleich zur Vergangenheit vermehrt verbeamtete Kollegen zu geben, die sich aufgrund dieser Entwicklungen aus dem Beamtenverhältnis entlassen lassen und an Privatschulen anheuern, die ihnen Teilzeit ermöglichen und an denen man natürlich auch keine Gefahr der Versetzung hat. Absolute Zahlen dazu habe ich jedoch keine, sind nur Berichte. Daher weiß ich nicht, wie groß das Phänomen tatsächlich ist. Klar ist aber: War man vorher schon im Angestelltenverhältnis, ist so ein Wechsel natürlich leichter und mit weniger Nachteilen umsetzbar.

    3% Inflation über 10 Jahre und die Pensionslast wäre genauso hoch wie heute, solange die Pensionen nicht angepasst werden.

    Das wäre die politisch unsichtbarste Lösung.

    Ja, nur gehen gleichzeitig nicht nur überdurchschnittlich viele Beamte in Pension, sondern auch überdurchschnittlich viele normale Angestellte in Rente. Das Problem, dass immer weniger Arbeiter immer mehr Rentner finanzieren müssen, hat ja auch die Rentenversicherung. Und da die Beamtenpensionen aus dem laufenden Haushalt finanziert werden, müsste man also diesen Leuten noch mehr wegnehmen, um die gestiegene Anzahl an Pensionären abzudecken. Weiß nicht, ob das der Weg sein sollte. Ich hoffe, es traut sich doch noch mal jemand an das ganze Rententhema ran und reformiert es sinnvoll.

    Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Pensionen auf dem bisherigen Niveau gehalten werden können.

    Laut https://www.faz.net/aktuell/rh…slasten-tun-17505522.html kostet dem Land Hessen die Beamtenpension + Beihilfen 96 Milliarden Euro (Stand 2020). Und 2030 rechnet man mit 125 Milliarden Euro Pensionslasten. Das ist mehr als das Sondervermögen für die Bundeswehr und das nicht nur einmalig. Und das bezieht sich nur auf Hessen.


    Mir ist nicht klar, wie das finanziert werden kann, wenn nicht gleichzeitig die Einnahmen stark erhöht werden. Aktuell geht man ja eher nicht davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland massiv verbessert, wodurch höhere Einnahmen generiert werden könnten. Und wenn dem tatsächlich nicht so ist, dann bleibt ja nur eine Erhöhung der Steuern übrig, um mehr Geld in die Kassen zu bekommen. Kaum jemand in einem Angestelltenverhältnis in der freien Wirtschaft hat Netto so viel wie ein A13er und von der Rente ganz zu schweigen. Sollen diese Menschen noch mehr Steuern zahlen als jetzt schon, damit die im Vergleich zu Renten sehr hohen Pensionen weiterhin bezahlt werden können? Ich mache mir da Sorgen um das soziale Miteinander in unserer Gesellschaft.


    Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie das gelöst wird. Irgendwas muss ja gemacht werden.

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