Beiträge von Heidelibelle

    Pass auf, als nächstes fragt dich einer, wann du Babys bekommst. Es wird doch Zeit!!


    Ist ner Kollegin mal passiert, auch mit 27.

    :D Oh, wenn ich für die Frage Geld bekommen würde!

    In der Regel wimmel ich die Frage ab, ist ja doch sehr privat. Aber einmal habe ich einer Gruppe ehrlich geantwortet, dass ich nicht geplant hätte Kinder zu bekommen. Da waren sie erstmal sehr geschockt. Dann meinte eine: "Aber Frau Heidelibelle, was machen sie denn wenn sie einmal im Altersheim sind, sie werden total einsam sein!" Darauf eine andere Schülerin schnell: "Machen sie sich keine Sorgen, wir kommen sie dann besuchen!" Daraufhin habe ich gelacht und gemeint dass das total süss von ihnen ist, aber das ist noch so lange weg, mindestens, hoffentlich 50 Jahre, bis dahin hätten sie mich sicher schon längst vergessen. Darauf meinten sie entschlossen: "Nein, Frau Heidelibelle, sie werden wir nie vergessen!" ;(

    Danke euch für eure Anekdoten. Ich musste echt lachen!

    Eine weiteres Beispiel, das typisch ist für meine Jugendlichen:

    Eine Schülergruppe will wissen wie alt ich eigentlich sei. Ich sage ihnen sie sollen doch mal raten.

    Es kommt 24, 26, 27, 30. Ich sage ihnen derjenige, der 27 gesagt hat wäre richtig, daraufhin er: "Eigentlich hätte ich sie ja älter geschätzt, aber ich wollte nicht gemein sein."

    Holzpflockcharme nennt das unsere Sozialpädagogin.

    Liebes Lehrerforum


    Ich unterrichte jetzt schon eine Weile auf der Sek I mit teilweise speziellem Schülerklientel. Dabei würde ich sagen unsere Schule ist relativ normal, kein Brennpunkt, aber auch keine Bullerbü Schule. Unterrichtsstörungen gehören absolut zum Alltag, aber meist auf relativ harmlosem Niveau. Seit einer Weile notiere ich mir Immer wieder Situationen aus Gründen der Selbstreflexion, dabei notiere ich mir Dinge, die mich geärgert haben, Dinge die mich gefreut haben und Situationen in denen ich gelacht habe. Die ich habe gelacht Liste ist mit Abstand die längste.

    Zwei Situationen als Beispiele:

    Schüler arbeiten ruhig an ihren Arbeitsaufträgen, es geht um Satzgliederbestimmung. Ein Schüler streckt auf. "Ja, Thomas" "Frau Heidelibelle, wenn ich morgen ein Stein sein möchte müssen sie das akzeptieren!" "Ok, Thomas, ich kann dir gerade nicht folgen, aber ok". Andere Schülerin: "Das stimmt Frau Heidelibelle, sie müssen das akzeptieren! Wir können sein, was wir wollen!"Ich:"Ja ist ja gut, aber hast du schon mal einen Stein sprechen gehört Thomas? Steine schweigen Thomas, wenn du ernsthaft einer sein willst, wie wäre es, wenn du damit anfangen würdest?" Thomas überlegt"Ok, dann bin ich kein Stein, aber wenn ich eine Frau sein möchte müssen sie das auch akzeptieren!" "Ja ist gut, willst du denn eine Frau sein?" "Ja!" "Gut, wie soll ich dich zukünftig nennen?" Thomas überlegt kurz:"Isabel!" Ich:"Gut Isabel, hätten wir das geklärt, wärst du jetzt so gut den Auftrag weiter zu bearbeiten, ihr habt eigentlich etwas zu tun." "Ja, Frau Heidelibelle". Und dann habe ich ihn solange konsequent weiterhin Isabel genannt, bis es ihm zu blöd wurde und er selber fand, ok Frau Heidelibelle, ist jetzt auch wieder gut....

    Andere Situation, Schüler sind am Basteln: Schülerin: "Frau Heidelibelle, können sie mir helfen?" "Ja gerne, aber du bräuchtest eigentlich eine Schere! Hat es vorne auf dem Pult, holst du die kurz? Währenddessen kann ich Samuel helfen"

    Schülerin steht auf, dabei geht der Blick zum Fenster raus: "Gucken sie Frau Heidelibelle, die Wolke dort draussen sehen aus wie ein Drache"

    Ich: "Spannend, aber wolltest du nicht eigentlich eine Schere holen?"

    Schülerin"Ach ja stimmt"

    Auf dem Weg nach vorne kommt sie an einem kleinen Pult vorbei, wo Klebebandroller liegen. "Gucken sie mal Frau Heidelibelle, die Klebebandrolle ist leer"

    "Ok, ich werde sie später auffüllen, aber niemand braucht im Moment Klebeband, ist also nicht so wichtig, wolltest du nicht eine Schere holen?"

    Schülerin: "Ach ja stimmt" Schülerin kommt vorne an:"Frau Heidelibelle, was sollte ich hier vorne eigentlich machen?"

    "Eine Schere holen!"

    "Ach ja stimmt" Schülerin kramt irgendetwas, meine Aufmerksamkeit ist nicht bei ihr, weil ich gerade versuche einem anderen Schüler zu helfen. Schülerin kehrt an den Platz zurück : "Frau Heidelibelle, können sie mir jetzt helfen?"

    "Ja sicher, wo hast du denn die Schere?"

    "Uh, die habe ich vergessen"

    ..... Zum Glück ist der Kopf angewachsen....


    Namen wurden geändert und Situationen anonymisert, aber ungefähr das ist mein täglich Brot :D. Meine Frage: Wann habt ihr in der Schule zuletzt gelacht? Ich frage, weil ich selber merke, dass mir negatives oft länger nachhängt, obwohl bei objektiver Betrachtung die SuS weitaus öfters herzig und lustig sind, als doof.

    Abgesehen davon bringt es auch nichts, sich grundsätzlich über Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen zu beklagen. Das ist dann einfach so und offensichtlich gehört es zu meinen Aufgaben, mich damit zurechtzufinden. Man kann sich überlegen, wie man den Umgang damit besser in die Ausbildung der Lehrpersonen integriert. Mir hat jedenfalls keiner erklärt, wie man Jugendliche mit ADHS im Unterricht adäquat beschäftigt. Das überlegt man sich so nebenbei dann. Geht auch irgendwie. Meiner Erfahrung nach ist da aber nicht jede Lehrperson gleich "kreativ".

    Das stimmt schon, die Eltern sind wie sie sind und die Schüler auch. Die Probleme sind vorhanden, ich kann sie mir weg wünschen, ich kann mir auch den Weltfrieden wünschen, mit dem selben Effekt. Was ich ernsthaft gerne hätte sind mehr Resourcen um die ganzen Probleme auch richtig zu managen und den Schülern besser gerecht zu werden. Bei uns wird sich das Klassenlehramt auch öfters geteilt, heisst aber halt auch, dass man dann nur noch eine halbe und nicht mehr eine ganze Entlastungslektion bekommt für das Klassenlehramt. Was helfen würde? Ganz ehrlich: Reduktion der Klassengrösse und eine Entlastungslektion zusätzlich für Klassenlehrpersonen + mehr Sonderpädagogische Reserve. Was die Klassenlehrer im Moment bekommen, deckt den Aufwand, den man durch ein Klassenlehramt hat niemals ab. Bessere Ausbildung der Lehrpersonen wäre schön, im Moment kann man aber froh sein, wenn man überhaupt noch Lehrpersonen bekommt, die irgendwie in irgendwas ausgebildet sind und auch wenn sie ausgebildet sind: wir haben jetzt zwei Lehrpersonen (noch PH Studenten) die nach zwei Wochen schon wieder abgesprungen sind und ein paar seriösere, die aber auch schon sagen, sie wüssten nicht, ob sie das länger als ein Jahr machen würden....

    Und ja geht mir weg mit Hattie, klar, wenn ich alles unkomplizierte, selbstorganisierte Lämmchen habe, dann klar, kann ich je nachdem auch 40 Leute zusammen unterrichten. Wenn ich aber 5 Leute in einer 24er Gruppe habe, die es ernsthaft darauf anlegen mir den Unterricht zu sprengen + noch diverse Leute, die alle ihre Spezialbedürfnisse haben, dann sprengt es irgendwann den Rahmen dessen was leistbar ist... völlig Wurst, was für eine gut ausgebildete und erfahrene Lehrperson ich bin. Es geht nicht.

    Hmm, also zumindest wäre es jetzt bei uns an der Schule keine Option einen verhaltensauffälligen Niveau E oder P Schüler, dessen Noten aber ok sind, in die Kleinklasse zu stecken, so meine ich das. Auch gute Niveau A Schüler gehen eigentlich nicht in die Kleinklasse. Das Verhalten kann den SuS aber schon so im Weg stehen, dass sie dann auch die Noten für ein Niveau nicht mehr bringen können, obwohl sie rein kognitiv durchaus dazu in der Lage wären.

    Mich würds sehr überraschen, wenn einer unserer Kleinklässler auf einmal die Matur packen würde, aber sag nie nie, und wie das in anderen Schulen ist und was da in den Einzelfällen abgelaufen ist, kann ich dir ehrlich nicht sagen.

    Meistens ist die Niveau Einteilung aus der Primarschule ja ok, manchmal haben wir uns aber auch schon gefragt, was da schief gelaufen ist. Wir hatten auch schon einen Schüler, der aus der Primar mit ILZ zu uns kam, damit im Niveau A gestartet ist und den uns der Klassenlehrer nach drei Wochen hoch geschickt hat, weil er Arbeitsblätter korrekt fertig gelöst hatte, bevor der Rest der Klasse überhaupt verstanden hat, was die Aufgabe ist. Der Schüler hätte Ende 1. Klasse dann auch schon ins Niveau P wechseln können, wollte das dann aber nicht. Da fragt man sich manchmal schon...

    Kleinklasse ist eigentlich schon noch einmal eine Stufe unter dem Niveau A. Einfach um eine Vorstellung zu geben wies bei uns läuft: Es gibt einzelne Kinder, die vom Verhalten her nicht in einer grösseren Klasse funktionieren, die sind aber bei uns an der Schule selten, die meisten sind einfach nur wahnsinnig schwach. Wir reden hier von 7./ 8. Klässlern, die nicht über den 100er Raum rechnen können oder/ und kaum lesen und schreiben können. Alleine wegen des Verhaltens landet niemand in einer Kleinklasse. Es gibt die Möglichkeit so schwache Schüler im Niveau A mitzuziehen, das wird dann über ILZ geregelt (Individuelle Lernziele). Das wird dann auch im Zeugnis angegeben, wer ILZ in allen Hauptfächern hat, hat eigentlich den Status eines Kleinklässlers.

    Niveau A ist gerade bei uns aber ehrlich gesagt gar nicht so das Problem, die SuS sind schwach ja, das System fängt die aber recht gut auf.

    Die meisten Verhaltensauffälligen SuS haben wir momentan im Niveau E und ja da ist es in der Tat ein riesen Problem, dass Sonderpädagogische Unterstützung da nicht in dem Ausmass vorgesehen ist, die Schüler bräuchten es aber dringend. Es gibt Mittel und Wege Unterstützung zu bekommen, wenn die Schulleitung mitspielt, ist aber immer ein Kampf und braucht enormen Einsatz der Klassenlehrperson und des Klassenteams. Wir hatten in den letzten Jahren jetzt zwei Mal in den E Klassen Teamteaching + Einsatz von Sozialpädagogen und Sozialarbeit, weil wir erfolgreich klar machen konnten, entweder da passiert jetzt was, oder wir gehen kaputt. Da bräuchte es aber dringend mehr!

    Wir bemühen uns sehr an den SuS dran zu sein, wir wissen, dass der Mobber aus der 3E zuhause aufs Dach bekommt, dass das Mädchen aus der 1E immer zu spät kommt, weil seine Eltern selber morgens nicht aufstehen und es damit überfordert ist das selber zu organisieren. Der Junge aus der 2E hat Probleme damit Autorität zu akzeptieren, ja kein Wunder zu Hause ist er alleine dafür verantwortlich seine Geschwister zu versorgen, während die Eltern arbeiten oder Gott weiss was machen. Teilweise schalten wir Behörden ein oder sie sind schon involviert, das ist a) kein Allheilmittel b) immer ein Kraftakt und c) auch immer ein Abwägen, was nützt dem Kind, was schadet eher und auch will das Kind das überhaupt?

    Die Spannweite da ist einfach enorm gross, zwischen eher schwachen aber sehr fleissigen und gut organisierten SuS aus guten Elternhäusern und blitzgescheiten Kindern, die aber von zu Hause aus riesen Päckchen mitbekommen haben. Beziehungsarbeit ist da das A und O, dafür braucht es aber einfach Zeit!

    LRS, ADHS, Asperger Autismus und sämtliche Arten von psychischen Problemen gibt es eh in allen Niveaus, je nachdem können Nachteilsausgleiche gesprochen werden, die sind aber meist ein Witz. Unsere Sozialarbeit ist Spitze, kann aber auch nicht alles auffangen.

    Dazu kommt, dass wir immer mehr Lehrpersonen bekommen, die überhaupt keine oder die falsche pädagogische Ausbildung haben. Das geht ehrlicher Weise oft erstaunlich gut, wir hatten in den letzten paar Jahren aber auch Fälle wos richtig schief ging, gerade bei den schwierigen SuS brauchst du eigentlich Personal, das zumindest eine grobe Ahnung davon hat, was es da tut. Im Moment sind es fast 20% der Lehrkräfte an unserer Schule, die keine abgeschlossene Ausbildung haben, das belastet auch die erfahrenen Lehrkräfte, die da nicht alles auffangen können!

    Antimon und ich haben ja auch beide betont, dass definitiv auch bei uns nicht alles optimal läuft. Ich bin noch nicht so lange dabei, aber gerade die Kollegen und Kolleginnen, die schon länger dabei sind haben natürlich auch schon einige Veränderungen mitgemacht und festgestellt, dass einiges eben schlechter und nicht besser wird. Ich kenne eigentlich auch persönlich niemanden, der mit der Umsetzung der Inklusion wirklich zufrieden ist.

    Einerseits wird hier auf hohem Niveau gejammert, es könnte alles auch wesentlich schlimmer sein. Andererseits finde ich es aber auch wichtig, den Leuten bewusst zu machen, dass nicht jede nette Theorie in den Schulen dann auch praktisch funktioniert. Das mit der Inklusion war eine schöne Idee, aber so wie sie im Moment läuft gehts nicht. Es ist wichtig, dass das geäussert wird, damit hoffentlich Gegensteuer gegeben werden kann, bevor der Karren total im Dreck liegt.

    Mein bisheriges Fazit: Baselland scheint sehr attraktiv für mich genervte NRWlerin 😉.

    Lehrermangel gibts auch in der Schweiz, kompetentes Personal ist herzlich willkommen. :)

    Und ganz ernsthaft: Hier läuft definitiv auch nicht alles optimal und wir müssen uns auch immer wieder mal wehren, damit es nicht noch schlimmer wird, weil manche Politiker doch sehr lustige Ideen haben. In Gesprächen mit Kollegen aus anderen Ländern merkt man aber schon, dass wir hier auf hohem Niveau jammern und es insgesamt doch sehr gut haben.

    Hier auch Sek I Lehrperson Baselland:

    Laut Bestimmung muss eine Kleinklasse mindestens 6 und darf maximal 13 SuS fassen. An meiner Schule sind es in der Regel so 6-10.Hauptsächlich werden sie von der Klassenlehrperson unterrichtet. Für Spezialfächer wie Hauswirtschaft, Musik oder Werken gibt es auch für die Kleinklasse Fachlehrer (hängt etwas von der Ausbildung der Kleinklassenlehrperson ab), die Stunden werden aber in der Regel von einem Sozialpädagogen begleitet, der die Kinder gut kennt und eine Beziehung zu ihnen hat. (Je nach Bedarf, manchmal ist es auch nicht nötig).

    Zur Allgemeinen Organisation: Ja es gibt drei Leistungsniveaus in derselben Schule + Klein- und Fremdsprachenklasse. Wir sind eine Schule und haben eine gemeinsame Schulleitung (Je nach Schulgrösse sind das mehrere Personen, die Aufgaben werden unterschiedlich verteilt, aber eine spezielle Zuständigkeit für ein Leistungsniveau ist mir aus keiner Schule bekannt.) Es gibt aber eine Zuständigkeit SpezFö (Spezialförderung), dieses Schulleitungsmitglied ist dann dafür zuständig wie Sozialpädagogen, Heilpädagogen und Sozialarbeit eingesetzt werden und hat dementsprechend mehr mit Kleinklasse und Niveau A zu tun.

    Niveau A hat max. 20 SuS pro Klasse, Niveau E und P max. 24. Werken, Textiles Gestalten, Physikpraktikum, Chemiepraktikum und Hauswirtschaftspraxis wird im Halbklassenunterricht unterrichtet mit max. 13. SuS pro Kurs. Niveau A wird standartmässig von einem Heilpädagogen begleitet, ebenso wie die Kleinklasse.

    Antimon

    Ich dachte es wären drei Jahre, aber vlt. ist das auch Schulformabhängig.


    Das glaube ich gerne, viele meiner Mitstudenten arbeiten aber in anderen Kantonen (Habe auch in einem anderen Kanton studiert) da läuft es teilweise auch wie beschrieben.


    Naja, ich mache den Job gerne, aber ja Probleme gibt es ohne Ende, die Betreuung der Junglehrkräfte ist nur eines unter vielen. Wobei man auch sagen muss: Ich habs trotz falscher Ausbildung hinbekommen, während andere mit passender Ausbildung eben nach einem Jahr wieder weg war. Sagt auch etwas über die Ausbildung aus....

    Wenn ich da auch kurz einhaken darf, da ich das Studium erst gerade beendet habe und aus der Erfahrung von Mitstudenten berichten kann:

    Das läuft an jeder Schule anders ab, manchmal (idealerweise) läuft es so wie bei Antimon, manchmal bekommt man aber auch nur die Einführung für den Administrativen Kram und wenig bis keine Rückmeldung zum Unterricht. Allenfalls kommt mal noch der Schulleiter vorbei oder es wird geschaut ob sich die neue Lehrperson im Kollegium engagiert oder selber auf die Idee kommt sich Feedback zu holen und ob sie damit produktiv umgehen kann oder nur allen auf die Nerven geht und/oder ob es Beschwerden von Schülern und Eltern gibt. Falls es Beschwerden gibt ist man nach einem Jahr wieder weg (am Anfang sind die Verträge hier eigentlich immer befristet) falls nein wird der befristete Vertrag verlängert oder man bekommt irgendwann einen unbefristeten... Es hängt sehr von der Schule ab.

    Ich habe nach dem Sek II Studium auf Sek I angefangen zu unterrichten.

    Stufenfremd, teilweise Fachfremd und mit wenig Berufspraxis, mehr oder weniger nach dem Motto:

    Hier sind deine Klassen, deine Fächer, schwimm oder sauf ab, Friss oder stirb. (Nicht ganz, mein Kollegium ist nett und auf Nachfrage haben alle geholfen, die ich gefragt habe und theoretisch hätten wir ein Götti, Gotte System, da ich aber unter dem Jahr angefangen habe hat das nicht gegriffen und ich war mehr oder weniger auf mich alleine gestellt.) Man lernt schnell oder ist nach einem Jahr halt wieder weg.

    Danke allen für die bisherigen Meldungen!

    Und ich hoffe sehr, ich habe die Situation an unserer Schule jetzt nicht dramatischer dargestellt als sie ist. Mordversuche und Messerattacken hatten wir bisher nicht und ich hoffe wir kommen auch nicht soweit!

    Wir haben einen tollen Sozialarbeiter und auch tolle Sozialpädagogen und viel von dem was wir machen geschieht vorbeugend!

    Mir geht es eher darum, dass ich als Lehrkraft immer versuche zu überlegen: Was möchte ich gerade von meinen SuS oder auch von der ganzen Klasse. Was sollen sie lernen und welches Verhalten möchte ich gerade von ihnen. Und manchmal klappen Dinge halt nicht wie sie sollen und dann muss ich wieder überlegen Warum hat es nicht geklappt? Welchen anderen Weg könnte ich gehen? Wie kann ich den Unterricht so aufbauen, dass ich zum Ziel komme?

    Ich merke schon jetzt, dass ich schneller darin werde zu erkennen wenn eine Situation gerade nicht gut ist, mir ein Schüler dicht macht und auch mehr vorbeugend an Sachen zu denken, den Unterricht so zu organisieren, dass gewisse Störungen und Konflikte gar nicht entstehen und manchmal verschätze ich mich da eben auch, mache etwas zu einfach oder zu schwer oder schlage im Gespräch nicht den richtigen Tonfall an. Unterrichten erfordet ein hohes Konzentrationslevel und ich bin nicht immer gleich gut drauf, das merke ich den Schülern dann auch sofort an.

    Mir hat mal eine Lehrkraft gesagt es ginge nach dem Abschluss der Ausbildung nochmals etwa 5 Jahre bis wirkliche Routine da ist.

    Ich würde mich jetzt sogar getrauen ein konkretes Schulhaus zu nennen, ich glaube nämlich, dass eure Schule in unserem Einzugsgebiet liegt ;) Ich oute dich jetzt nicht öffentlich, nur Folgendes: Wir haben Übertreter aus dem Leistungszug E am Gymnasium und Übertreter aus A und E an der FMS. Die sind alle völlig in Ordnung, scheinen vorher gute Lehrpersonen gehabt zu haben. :whistling:

    Tatsächlich würde ich dann doch lieber anonym bleiben, auch wenn ich neugierig wäre! :)

    Was du schreibst klingt ziemlich "normal" für Niveau A bzw. Realschule (je nach Kanton, in dem du arbeitest), mutmasslich irgendwo in der Nähe einer grösseren Stadt (Basel?!). Und es klingt ziemlich so, als hättest du die Sache bereits im Griff. Wenn dir Sek I Spass macht, dann bleib da bitte, wir brauchen Leute wie dich dort :rose:

    Ich unterrichte in allen drei Leistungsniveaus, Niveau E kann auch ganz schön aufdrehen. Aber örtlich liegst du richtig ^^ So offensichtlich?

    Liebes Lehrerforum

    Kurz zu mir, ich bin hier komplett neu, lese aber schon eine Weile immer mal wieder mit. Ich habe eine Sek II Ausbildung unterrichte aber seit ca. 2 Jahren auf der Stufe Sek I in der Schweiz.

    Ich bin über eine Stellvertretung rein gerutscht, weil ich auf der Sek II gerade keine Stelle gefunden habe und geblieben weil es mir Spass macht mit den SuS und ich das Kollegium sehr mag.

    Dabei ist es oft nicht einfach. Unser Schulstandort hat keinen guten Ruf wir haben immer mal wieder die Polizei da, haben sporadisch Probleme mit Drogen, Vandalismus und Gewalt.

    Am Anfang habe ich mir oft gedacht „Hilfe, dafür bin ich eigentlich nicht ausgebildet!“. Meine Praktika auf der Sek II waren immer in leistungswilligen und starken Klassen. Ich musste nie dazwischen gehen, wenn Marc-Mohammed Jan-Jakob am Kragen gepackt hat und mir Sachen anhören wie: „Der H******** hat meine Mutter beleidigt, bestrafen sie ihn sonst schlag ich ihn nachher zusammen!!!“. Aber man kriegt den Dreh raus, irgendwie...

    An guten Tagen machen die SuS super mit und ich habe das Gefühl die SuS und ich wir verlassen zufrieden das Zimmer. Auch wenn sie auf bescheidenem Niveau arbeiten, an guten Tagen wissen sie, dass sie gut gearbeitet haben, sie wissen dass das für sie nicht selbstverständlich ist, dass ich happy bin und das sie jetzt was geschafft haben. An mittleren Tagen fällt irgendetwas vor, sie haben Streit, sind unkonzentriert oder einfach mies drauf. Dann rede ich mit ihnen schicke sie zum Sozialpädagogen, finde eine andere Aufgabe für sie, die sie in dem Moment erledigen können und die Stunde ist trotzdem ok, weil ich weiss, das hätte jetzt richtig schief gehen können, aber irgendwie haben wir trotzdem eine Stunde hingekriegt inder die Mehrheit der SuS arbeiten konnte. An sehr schlechten Tagen verliere ich vielleicht auch mal die Geduld, wegen eigentlich nichts, weil ich Eduard-Eren zum 3. Mal sagen musste, dass er seinen Kaugummi entsorgen muss. Weil Mohammed-Melvin am Anfang der Stunde die Sitzplatzkarten vertauscht hat und ernsthaft meint ich würde das nicht merken und es einfach schon der 3. Vorfall in derselben Woche ist und ich einfach keine guten Nerven habe an dem Tag. Dann motze ich sie vielleicht auch einmal an, dann verlassen ich und die SuS am Ende frustriert das Klassenzimmer. Manchmal werde ich dann eine Weile nicht mehr gegrüsst auf dem Gang. Mittlerweile weiss ich aber, das hält maximal zwei Tage und das auch nur wenn ich sehr gemein, völlig unfair und ganz, ganz böse war. Spätestens nach zwei Tagen war irgendjemand anderes gemein, unfair und böse zu ihnen und dann sind meine Sünden wieder vergessen. Dann kommt wieder einer an und am Ende die ganze Gruppe: „Frau Heidelibelle, wir haben gerade einen Test geschrieben, der war soooo schwer.“ Frau Heidelibelle der Herr Y. hat vorhin dieses und jenes gemacht, darf der das?“ und schwupp haste wieder die ganze Gruppe um dich rum.

    Meine 1. Reihen habe ich mittlerweile konditioniert. Wenn ich etwas sagen will stell ich mich vor die Klasse, sehe einen in der vordersten Reihe an, der schaut zurück und fragt freundlich: Möchten sie sprechen Frau Heidelibelle?

    Ja bitte.

    Dann dreht er sich um und brüllt: HALTET ALLE EURE SCHEISS FRESSEN; FRAU HEIDELIBELLE MÖCHTE SPRECHEN.

    Dann gehts einen Moment, aber sie werden ruhig.

    Ich habe das Gefühl ich improvisiere ständig, ich diskutiere, strafe, erkläre, bin mal konsequent, mal nicht so, habe das Gefühl ich habe fast alles, was man nicht machen sollte schon mal gemacht.

    Vom Disziplinlevel bin ich so mittel unterwegs, ich weiss das ich Klassen unterrichte, die andere Lehrer schon heulend aus dem Zimmer gejagt haben und bei mir arbeiten sie, sie lernen, wir lachen sehr viel und ich weiss, die meisten kommen gerne. Ich weiss aber auch das ich relativ viel mit den SuS diskutiere, auch über Sachen, die andere Lehrer nicht mit ihnen diskutieren. Bei mir steht keiner stramm, manchmal habe ich das Gefühl ich hätte weniger Disziplinsprobleme wenn ich weniger mit ihnen diskutieren würde, aber andererseits, will ich ja gar nicht das sie einfach nur schweigend alles schlucken was ich ihnen vorgebe. Es kommt immer auf den Tonfall an und meistens wollen sie mir dann auch beweisen, dass sie sich an Regeln halten können. Fair sein ist ihnen unglaublich wichtig, also wollen sie mir gegenüber auch Fairness zeigen.

    Und trotz allen Schwierigkeiten so viel wie in den letzten zwei Jahren habe ich im Leben nicht gelacht.

    Kurzum und als Zusammenfassung: Manchmal habe ich das Gefühl: Das läuft doch gar nicht schlecht und langsam hab ich s raus !und manchmal denke ich mir: Wer hat eigentlich jemals entschieden, dass es eine gute Idee sein soll MICH vor eine Schulklasse zu stellen? Nach Lehrbuch läuft eigentlich nichts.

    Auch das Gefühl das das gelingen des Unterrichts nicht so sehr von meiner Planung sondern vor allem auch davon abhängt ob Jan-Jakob und Thomas-Tolga heute mit dem linken oder mit dem rechten Fuss aufgestanden sind bleibt.

    Jetzt die Frage an die erfahrenen Lehrer hier: Ab wann hattet ihr das Gefühl doch, ich habe eigentlich jede Situation schon einmal erlebt, ich weiss ganz genau was ich da tue und habe das voll im Griff!?

    Liebe Grüsse aus der Schweiz

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