Beiträge von Heidelibelle

    Achtung, die Infos die ich gerade heraushaue betreffen den Kanton Basellandschaft, in anderen Kantonen wird das teilweise sehr anders gelöst. Ich kanns dir aber jetzt nicht für jeden einzelnen Kanton beantworten. Das hätte ich vielleicht schon zum letzten Beitrag schreiben sollen.


    Vielleicht noch zusätzlich es kommt auch darauf an, ob du die Klassenleitung in einer Niveau P,E oder A Klasse übernimmst.

    Im Niveau A wirst du grundsätzlich fast alles unterrichten unabhängig davon was du studiert hast, wenige Fächer wie Sport/ Werken nur wenn du es studiert hast und andere Fächer können aghängig von deinem Pensum auch abgegeben werden, aber grundsätzlich unterrichtest du dein ganzes Pensum in deiner eigenen Klasse. Es wäre aber schon von Vorteil ein Hauptfach studiert zu haben.

    Bei Niveau E und P unterrichtest du in der Regel nur deine studierten Fächer. Da ist die von dir genannte Fächerkombination semioptimal:

    Sport wird nach Geschlecht getrennt und je nachdem auch Klassenübergreifend unterrichtet da hättest du also höchstens die Hälfte deiner Klasse im Unterricht. WAH wird erst ab der 8. Klasse unterrichtet, Englisch ist gut, es gibt aber auch keinen Mangel an Englischlehrpersonen, technisches Gestalten ist ein Wahlpflichtfach und wird damit nicht von allen belegt. Wenn du Pech hast also von niemandem in der Klasse (da müsstest du aber schon seeh Pech haben, das Fach ist normalerweise sehr beliebt).

    Deine Stundentafel sähe also als Niveau E oder P Klassenlehrperson so aus:


    7. Klasse

    ERG 1 Lektion (Klassenstunde ohne Noten)

    MI 2Lektionen (Jeweils mit der halben Klasse im Moment noch: Keine Noten)

    Englisch 3Lektionen

    Sport 3Lektionen (halbe Klasse, wenn überhaupt)

    TcG 2Lektionen (Halbe Klasse, wenn überhaupt)


    8. Klasse

    ERG 1Lektion (ohne Noten)

    MI 1Lektion (ohne Noten, im Moment)

    BO 1Lektion (ohne Noten)

    Englisch 3Lektionen

    WAH: 5Lektionen, 1 Lektion ganze Klasse, 4 halbe Klasse, jede zweite Woche abwechselnd mit Chemieunterricht

    Sport: 3Lektionen (halbe Klasse, wenn überhaupt)

    TcG: 2Lektionen (Halbe Klasse, wenn überhaupt)


    9. Klasse

    ERG: 1Lektion (ohne Noten)

    MI: 1Lektion (ohne Noten, im Moment)

    Englisch: 3Lektionen

    WAH: 3 Lektionen, 1 Lektion ganze Klasse, zwei Lektionen halbe Klasse, jede zweite Woche abwechselnd mit Physikunterricht

    Sport 3Lektionen (halbe Klasse, wenn überhaupt)

    TcG: 2Lektionen (Halbe Klasse, wenn überhaupt)


    Das ist zu wenig, bzw klingt nach viel, aber die ganze Klasse hättest du in der 7. Klasse nur 4 Lektionen, in der 8. immerhin 7, in der 9. 6. Das ist sehr wenig, zumal Englisch das einzige Fach wäre, das für den Übertritt an eine weiterführende Schule relevant wäre.


    Du wirst aber mit Englisch, WaH, Sport und TcG/TxG schon auch als FLP irgendwo einen Job finden, der Bedarf ist überall da. Vielleicht wirst du einfach kein volles Pensum unterrichten können und vielen verschiedenen Klassen eingesetzt werden. Am Anfang wirst du sowieso befristet eingestellt werden, wenn man dann merkt, dass man dich brauchen kann, wirst du entfristet werden oder halt wieder gehen müssen.

    Ergänzung für sehr, sehr gefragtes Fach: Französisch

    Ist unterschiedlich von Schule zu Schule aber ERG, Medien und Informatik und BeO werden bei mir an der Schule generell fachfremd durch die Klassenlehrpersonen unterrichtet, diese Fächer zu studieren bringt es also nicht wirklich.

    Generell geht es eher darum, ob du zum Beispiel bereit bist eine Klassenleitung zu übernehmen mit dem ganzen Rattenschwanz der da dran hängt mit Lager organisieren etc. dafür ist ein Fach mit vielen Stunden hilfreich (Deutsch oder Mathe) dann ist es relativ Wurst welches Fach du sonst noch hast, du wirst auf der Sek I einen Job finden. Mathe geht noch, aber wenn du Deutsch als Fach hast und nicht bereit bist für eine Klassenleitung, könnte es schwierig werden, wenn die Schule nicht gerade dringenden Bedarf an deinem anderen Fach hat.

    Eben, drum sind sie ja nicht mehr "unfähig", wenn sie zu uns kommen :kuss:

    Als ich noch in der Sek war gab es Hauswirtschaftsunterricht übrigens nur für Niveau A und E, nicht fürs Niveau P, damals haben wir uns immer gefragt, was da die Überlegung war, das wir eh alle mal Personal haben oder genügend Geld um immer auswärts zu essen und darum nicht kochen können müssen? Das wurde aber aber geändert und finde ich gut, gibt auch genügend Niveau Pler, dies nötig haben.

    Wir haben im Werken keine Nägel irgendwo eingeschlagen. Weil es lauter Mädchen waren, wurde gebastelt. Katholisches Bayern 1990 ;)


    Die ganz "Unfähigen", die hier oft beschrieben werden, kommen bei uns irgendwie gar nicht an. An der FMS noch weniger als am Gymnasium. Es gibt einige, die am Nachmittag für jüngere Geschwister kochen müssen. Im Klassenlager merkt man halt, wer noch nie nen Putzlumpen in der Hand hatte. Sie lernen es dann.

    Das ist hier schon etwas anders

    Nägel in die Wand einschlagen lernen sie eher nicht, da hätte unser Abwart nicht so Freude, aber Hart- und Weichlöten, Umgang mit Dekupiersäge, Tellerschleifmaschine, Bandsäge, Standbohrer und Akkubohrer lernen sie. Für Möbelbau fehlt uns der Platz, weiss aber das das in anderen Schulen auch gemacht wird. Definitiv lernen sie verschiedene Holzarten und Metalle zu bearbeiten und können kleinere Holzarbeiten selber planen z. B. Schreibtischorganizer, Miniaturmöbel o. Ä. Die Schüler mögen das Fach total gerne.

    Ist aber wie gesagt ein Wahlpflichtfach, das heisst nicht alle Schüler lernen das

    Schüler, die zu Hause nichts machen müssen und sowieso zwei linke Hände haben gibt es, aber eigentlich lernen sie in der Sek schon die Basics. Finde wie gesagt, wir sind da mit Werken und vor allem Hauswirtschaftunterricht eigentlich schon gut abgedeckt, hängt halt auch ein bisschen von den Lehrpersonen ab, wie gut der Unterricht letztendlich wirklich ist....

    Nur basteln käme bei unseren Schülern nicht so gut an, aber auch da weiss ich Schulen wo das eher gemacht wird, weil sich die Lehrkräfte nicht an die Maschinen trauen...

    In der Sek I haben ja eh alle Schüler Hauswirtschaftsunterricht und als Wahlpflichtfach können sie im Niveau P wählen zwischen Werken, Textilem Gestalten, Bildnerischem Gestalten und Musik einerseits und Latein, MINT und Italienisch andererseits, Niveau A und E dürfen auch zwei kreative Fächer wählen, wenn da jetzt noch Fit for Life als Auswahl dazu käme, warum nicht, würde ich mich jetzt nicht drüber aufregen. Fragt sich nur, ob das durch den Hauswirtschaftsunterricht nicht eh schon wenigstens teilweise abgedeckt ist. :/

    Du meinst Fächer, in denen keine Klausuren geschrieben werden? Sowas wie Musik, Kunst, Sport usw.?

    Hä, jetzt bin ich verwirrt.

    Ich unterrichte u. a. Kunst. Da bekommen die SuS Aufträge und Kriterienraster anhand derer ihre Produkte bewertet werden, je nachdem müssen sie auch Dokumentationen schreiben oder man kann auch mal einen Vortrag einbauen. Mündliche Mitarbeit bewerte ich da gar nicht und Verhaltensnoten sind bei uns streng verboten. Aber natürlich müssen sie im Unterricht mitarbeiten, sonst haben sie am Ende nichts zum abgeben und dann gibts logischerweise eine 1.

    In Sport gibts durchaus Prüfungen, halt einfach keine schriftlichen und in Musik gibts durchaus auch mal Theorieprüfungen (Tonleitern beschriften o. Ä.) läuft das alles unter Mitarbeit?

    Danke! Weißt Du, wie das "in der Regel" in den Fächern gehandhabt wird?


    Aus der Schweiz habe ich mal gelesen, dass mündliche Benotung dort zwar zulässig, aber nicht verpflichtend sei (also offenbar so wie in BW), die Lehrer dann die Mitarbeitsnote aber so gut belegen müssten, dass sie in der Regel darauf verzichten. Mithin zähle in der Regel nur die schriftliche Note...

    Das stimmt so nicht ganz mündliche Bewertung anhand von Kriterien, beispielsweise von Vorträgen wird hier auch gemacht. In den Sprachen ist es sogar obligatorisch.


    Die Bewertung von mündlichen Leistungen ist in den Sprachen obligatorisch, für die anderen Fächer freiwillig. Die Dauer des Beobachtungszeitraums, die Bewertungskriterien und Form und Zeitpunkt der Rückmeldung und Bewertung sind den Schülerinnen und Schülern zu Beginn der Beurteilungsperiode bekanntzugeben.


    aber


    Einsatz und Arbeitshaltung werden nicht bewertet.

    Unten verlinkt ist das Reglement über die Leistungsbeurteilung im Kanton Baselland


    https://bl.clex.ch/app/de/texts_of_law/640.211/versions/3377

    Hefte/ Ordner einsammeln ist bei uns an der Schule (SekI) vollkommen üblich. (Zumindest in Geo, Ges, Bio, Physik, BG, HW, Chemie, MINT, (Eng, Franz, Deutsch, Mathe nicht immer)). Selbstständige Arbeitsorganisation erwarte ich nur vom Niveau P. Im Niveau E können sies teilweise auch, aber längst nicht alle. Im Niveau A können sies mit seltenen Ausnahmen nicht. Wenn ich kein Auge darauf habe hängt es mir persönlich zu sehr davon ab, ob die Eltern schauen oder nicht. Das möchte ich nicht. Und wenn ich eh schon kontrollieren muss, dann möchte ich bitte auch eine Note davon machen, damits für mich den Aufwand wert ist. Wie die Note zustande kommt hängt etwas vom Fach und der LP ab, aber übliche Kriterien sind: Vollständigkeit, Richtige Reihenfolge, Qualität der Einträge, je nach dem Leserlichkeit, aber ganz bestimmt nicht schön anmalen...

    Migration verfolgt an sich erstmal keines dieser Ziele. Im Gegenteil, Fachkräfte wandern derzeit eher ab, als ein.

    Dazu kann ich nur sagen, meine Cousine ist mit einem Kosovo-Albaner verheiratet, grosse Teile der grossen Familie leben in der Schweiz und vereinzelt leben sie auch in Deutschland (Sind damals im Krieg hierhin gekommen, leben seit Jahren hier, sind eingebürgert, die Kinder haben hier ihre Ausbildung gemacht oder studiert, sprechen nicht mehr alle Albanisch und sind teilweise auch mit SchweizerInnen verheiratet. Die Familien sind tadellos integriert).

    Sie sagen, finanziell lohnt es sich heute für ihre Landsleute, die gut ausgebildet sind und arbeiten können nicht mehr nach Deutschland zu kommen. Im Kosovo können sie genau so viel verdienen (das war früher nicht so) das einzige, was noch für Deutschland spricht und was sie im Kosovo nicht haben ist Sicherheit, Verlässlichkeit und ein funktionierendes Gesundheitssystem. Die Schweiz ist anders, hier gibts für gut ausgebildete Leute tatsächlich mehr Geld und Sicherheit und ein funktionierendes Gesundheitssystem können wir auch bieten.

    Das ist aber rein anekdotisch, Statistik dazu habe ich keine.

    All das kommt auch bei uns noch an, an der FMS mehr, am Gymnasium weniger. Wie du schreibst, natürlich geht das. Wenn man die Statistiken anschaut, die allermeisten schaffen es bei uns wenigstens in eine EBA-Lehre. Aber weil das Kind mit Trisomie 21 nicht im P-Zug sondern im A oder je nachdem an einer Heilpädagogischen Schule sitzt, sind wir gemein . Nee, sind wir nicht. Mir ist es eigentlich auch egal, was die immer gleichen Schlaumeier hier dazu meinen.

    Ja, ich habe auch das Gefühl, teilweise geht es mehr um Ideologien, als darum, was für die Kinder wirklich das Beste ist.

    Das Kind mit Trisomie 21 ist an der HP doch nicht unglücklich, solange ihm seine Mitmenschen wohlwollend begegnen. Das Kind mit Trisomie 21 kann auch in einer Niveau A Klasse glücklich sein, wenn niemand gemein zu ihm ist und es Anschluss hat. Was es braucht ist eine Förderung auf seinem Stand! Das kann Lesen und Schreiben lernen sein, unter Umständen aber halt auch nur besser zu lernen, sich im Alltag zurecht zu finden. Freundschaften können entstehen oder nicht, meiner Erfahrung nach gelingen sie aber besser unter Leuten, die sich ähnlich sind oder ähnliche Interessen haben.

    Letztendlich geht es doch darum, zu erkennen, wo ein Kind im Moment steht und was es braucht. Es können nicht alle Ärzte werden, es muss nicht jeder aufs Gymnasium, das ist nicht gemein, es ist Realität.

    Wenn ein Kind Hilfe braucht, es beispielsweise sein Potential nicht ausschöpfen kann, weil es noch nicht so gut Deutsch kann, es sich in Situationen daneben benimmt, weil es seine Emotionen nicht regulieren kann, es seine Sachen ständig verliert/vergisst, weil es (vielleicht) ADHS hat oder von zu Hause keine Struktur gelernt hat, dann versucht man dem Kind zu helfen. Ich sehe hier sehr viel Wohlwollen den Kindern gegenüber. Aber es hat auch seine Grenzen. Es gibt Dinge, die muss man hinkriegen, wenn man eine Ausbildung schaffen will oder wenn man ein Gymnasium besuchen will oder wenn man Studieren will.

    Was du hier beschreibst, klingt wie die Rahmenbedingungen der Schulen für Schüler mit geistiger, körperlicher oder Mehrfachbehinderung in Deutschland.

    Was ist bei euch mit Schülern mit Lernbehinderung, Sprachbehinderung oder Verhaltensauffälligkeiten? Sind diese eher in Kleinklassen bzw. integrativ unterrichtet oder gibt es für sie auch eigene Schultypen?

    Richtig, das ist so.


    Unterschiedlich, so wie bei euch die Bundesländer regeln das bei uns die Kantone und da gibt es verschiedene Lösungen. Wir hier im Baselbiet führen Kleinklassen, Baselstadt zum Beispiel führt keine. Es gibt Sonderschulen für verhaltensauffällige Kinder, aber es muss im Vorhinein schon sehr viel passiert sein, bevor Kinder dort hingeschickt werden. Lern- und Sprachbehinderung kommt auch darauf an, wir haben wie gesagt Kleinklassen und aber auch die Möglichkeit die Kinder mit Hilfe von ILZ (individuellen Lernzielen) in den Regelklassen mitzuziehen. Da wird versucht mit Rücksprache mit den Eltern und Sozialarbeit, ggf. Sozialpsychologischem Dienst, die bestmögliche Lösung für das Kind zu finden.

    Genau. Und so wie ich das über die Gewerkschaft mitbekomme, ist eben ein ganz starkes Argument gegen die "bedingungslose Inklusion", dass die Kosten beim Versuch es möglichst richtig zu machen, ins Absurde explodiert sind. Man hat es versucht. Es ist nicht so, dass kein Geld und keine personellen Ressourcen gesprochen werden, bei uns im Baselland schon gar nichts. Was nicht funktioniert, funktioniert einfach nicht, dann muss man es anders machen.


    Ich glaube, du weisst selbst am besten, wie viele Kinder mit Defiziten im emotional-sozialem Bereich sowieso an der Regelschule auftauchen und dort natürlich auch beschult werden. Es klagt an der Sek II auch niemand über ADHS, Autismus und körperliche Einschränkungen bei den Jugendlichen. Den Rahmen, in dem wir uns bewegen, finde ich absolut angemessen. An der Volksschulen muss man nachbessern und das wird jetzt auch gemacht. Monica Gschwind hört zu, die weiss sehr genau, was läuft.

    Richtig, das Geld und der Wille sind schon da, aber es funktioniert eben nicht.


    Ja, natürlich. Wir hatten dieses Jahr zwei Kinder, die zeitweise im Rollstuhl waren, wir haben gehörbeeinträchtigte Kinder, Kinder mit ADHS, (Asperger) Autismus, Angststörungen, Psychischen Problemen, Kinder, die mir kommunizieren, dass sie Wutattacken haben können und deswegen evtl. mal den Unterricht verlassen müssen um sich wieder zu fangen. Das geht alles! Es wird vieles möglich gemacht, wenn es irgendwie vertretbar ist. Aber (nur als Beispiel) letztes Jahr hatten wir in einer Klasse einen Jungen, wo die Klassenlehrperson selber gesagt hat, sie hat 20 Kinder in der Klassen 50% ihrer Arbeit innerhalb und ausserhalb des Unterrichts fliesst in einen einzigen Jungen! Das geht nicht, es ist niemandem gegenüber fair und da muss schneller die Reissleine gezogen werden können. Das geht nicht gegen das Kind, das hat Probleme und braucht Hilfe, aber halt in einem anderen Rahmen, als wir an unserer Schule bieten können.

    Nichts für ungut, aber die Antwort entsetzt und schockiert mich gerade bodenlos!


    Hier in der Schweiz muss ich bitte niemanden über Geld jammern hören! Und ich höre auch niemanden jammern! Wir sind ein reiches Land, wir können es uns gefälligst leisten finanziell so für die Kinder da zu sein, wie sie es brauchen, nicht mal der erzkonservativste SVPler würden es wagen, zu sagen, dass das Leben dieser Kinder nicht lebenswert ist.

    Sie brauchen Betreuung ihr Leben lang ja! Und?

    Beschulung in der Regelschule ändert NICHTS daran.

    Und arme Seelen sind sie auch nicht, die meisten die ich kennen lernen durfte sind eigentlich ziemlich happy!


    Genau das Sparen von Finanzmittel ist doch das Problem! Darum darf es nicht gehen unter keinen Umständen!!! Es soll darum gehen, dass die Bedürfnisse der Kinder so gut wie möglich erfüllt werden, die der „normalen“ (was auch immer das heissen mag), der speziellen, der begabten....


    Ich sage nicht, dass Integration nicht bis zu einem gewissen Grad funktionieren kann, aber doch bitte nicht als Sparmassnahme! Und eben nur bis zu einem gewissen Grad und unter den richtigen Umständen.


    Kinder mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen haben Rechte, ja, aber die haben „normale“ Kinder und fleissige und ruhige und ehrgeizige und begabte Kinder auch! Das eine darf nicht auf Kosten des anderen gehen!


    Gruss von einer linksversifften Gutmenschin

    Was mich bei der Integrationsdiskussion immer ein bisschen irritiert, ist, dass meiner Meinung nach gerne der Eindruck entsteht, als würde Förderschule/Sonderschule (beides keine üblichen Bezeichnungen in der Schweiz) bedeuten, dass man die Kinder in irgendeinem dunklen Keller parkiert, nur um sie ja nicht sehen zu müssen. Meine Mutter hat hier in der Schweiz an einer Heilpädagogischen Schule gearbeitet, als Kind durfte ich manchmal mit und an Sonderanlässen oder Schulfesten war ich auch immer dabei:


    Heilpädagogische Schule hier bedeutet:

    Modernes, helles Gebäude, eingezäunt, so dass die Kinder in den Pausen gefahrlos draussen sein können

    Klassengrösse ca. 7 SuS, konstant betreut von 2-3 Erwachsenen

    Die Kinder werden jeden Morgen von einem Fahrdienst abgeholt und Mittags/ Nachmittags wieder nach Hause gebracht

    Logopädie und Physiotherapie im Haus! Regelmässige Einzeltherapie nach Bedarf

    Bedürfnisgerechte Toiletten, Rollstuhlgängig, Wickelmöglichkeiten

    Viel praktischer Unterricht, extra eingerichtete Werkstätten, Küche, sicher einmal pro Woche wird mit den älteren Kindern gekocht

    Auf die Kinder zugeschnittene Betreuung (Lesen/Schreiben/Rechnen, aber je nachdem halt auch: Wie fahre ich ÖV ohne verloren zu gehen, wie binde ich meine Schuhe, Wie verhalte ich mich in diversen Situationen angemessen, wie gehe ich mit meinen Emotionen um? Fokus darauf einigermassen selbstständig durchs Leben zu kommen, für die SuS, für die das möglich ist.

    Regelmässiger Kontakt mit den Eltern, Hausbesuche bei Bedarf, Hilfe beim Organisieren von Anschlusslösungen


    Das alles ist an Regelschulen so nicht leistbar...

    An meiner Schule (GS Bayern) ist eine Klassenlehrerin mit überhälftiger Teilzeit wegen Schwangerschaft krankgeschrieben, eine ältere Fast-Vollzeitkollegin fällt jetzt für mindestens 4 Wochen krank aus, wahrscheinlich wird es länger. Für die schwangere Kollegin übernahm eine Mobile Reserve (GS-Lehrerin, verbeamtet) mit 12 Stunden die Klassleitung, 5 Stunden aufgefüllt von einer MR (Quereinsteigerin, angestellt). Für die ältere Kollegin hat eine MR (GS-Lehrerin, verbeamtet) mit 10 Stunden die Klassleitung bekommen, eine weitere MR (GS-Lehrerin, verbeamtet) ist mit 9 Stunden in der Klasse (sie entlastet die Kollegin schon mit Korrekturen, aber auch offiziell ist es keine geteilte Klassleitung), eine GS-Studentin (angestellt) füllt auf, was nicht entfällt, und erwartet, dass sie das Material für ihre Stunden bekommt.


    Kurz: Die MR mit 12 Stunden ist bereits jetzt über dem Limit (4. Klasse, Proben, Elternsprechtag, ...), die MR mit 10 Stunden hat schon angekündigt, dass sie nächstes Schuljahr mit den Stunden noch weiter runter gehen wird, um eine Klassleitung auszuschließen. Wahrscheinlich wird es in allen Spiralgalaxien so sein wie in unserer Galaxie, und überall in Bayern wie an meiner Schule: Ausgebildete GS-Lehrkräfte müssen mit 10 Stunden eine Klassleitung übernehmen und auffüllende Quereinsteiger und angestellte Studierende noch an die Hand nehmen, was dazu führt, dass Lehrkräfte, die ohne Klassleitung 12 oder mit Differenzierungen vielleicht 14 Stunden unterrichten würden, ihre Familienteilzeit weiter reduzieren auf 8 Stunden oder noch weiter auf Mindeststundenzahl.


    Dem könnte das Schulamt entgegenwirken, indem es schon im März, wenn Teilzeitanträge für das kommende Schuljahr gestellt werden, den Einsatz mit den Lehrkräften absprechen würde, und sich an die Absprachen halten würde. Klassleitungen könnten mit einer, am besten zwei Ermäßigungsstunden angerechnet werden, auch bei Vollzeitkräften. Wahrscheinlich käme am Ende ein Stundenplus heraus. (Und: ja, für den Staat wäre es etwas teurer.)

    Blöde Frage, aber müsst ihr das machen?

    Ich meine nicht das mit der Mobilen Reserve, man wird ja wissen, ob man das machen möchte oder nicht, und wenn das jemand möchte, ist das auch völlig ok, ich stelle mir das auch noch spannend vor. Aber Klassenleitung übernehmen, wenn man nur so wenig Stunden hat und Material liefern für Quereinsteigende und Studenten?

    Ich frage, weil hier in der Schweiz alles ein bisschen anders funktioniert, zum Beispiel kannst du hier nicht wirklich für Klassenleitungen verpflichtet werden, es kann aber sein, dass du den Job nur bekommst, wenn du dich bereit erklärst eine zu übernehmen. Es ist alles etwas mehr Aushandlungssache, wir haben auch kein Beamtensystem. Den Lehrermangel spüren wir hier aber auch. Bei mir an der Schule fällt im Moment recht viel Unterricht aus, weil immer weniger Lehrer bereit sind Stellvertretungen zu übernehmen und auch Zusatzaufgaben mittlerweile immer mehr liegen bleiben. So vor zwei Jahren war das noch anders, aber mittlerweile grenzen sich hier eigentlich alle ab. Wir haben zu wenig Lehrer, zu wenig Schulleiter, zu wenig Sekretärinnen. Alle Beteiligten sagen wir machen unseren Job im Rahmen unserer Möglichkeiten so gut wir können, aber können nicht den Job von jemand anderem mitmachen und wir können nicht Leute einarbeiten, die fachlich und pädagogisch so eng an die Hand genommen werden müssten. Im Lehrerzimmer höre ich mittlerweile von immer mehr Personen: „Ja, wir haben Lehrermangel. Aber ist das mein Problem?“

    Was würde bei euch passieren, wenn ihr sagen würdet: „Sorry, das geht über meine Möglichkeiten, mach ich nicht.“?

    Heute wieder:

    Ich habe ein Mädchen in der Klasse, grundsätzlich mega lieb, bemüht und sehr höflich, aber manchmal hat sie Tage, da ist sie einfach völlig überdreht und spürt sich wie nicht. Dann knallt sie Material auf den Tisch oder ruft wiederholt laut aus oder wird bockig.

    Heute hatte sie wieder so einen Tag, aber immer bevor ich reagieren konnte ihre Banknachbarin jedes Mal schon so:

    „Lina, so kannst du nicht mit dem Material umgehen!“

    „Lina, du weisst dass Frau Heidelibelle dich dafür bestrafen könnte?!“

    „Lina, du kannst nicht so laut sein!“

    und dann beim zusammenräumen: „Lina, dein Verhalten heute war wirklich nicht ok!“

    Ich musste so aufpassen, dass ich nicht einfach los lache

    Ich habe gesehen dass du zuerst in meinem Thread geantwortet hast, darum hier eine Antwort, auch wenn sie dir vermutlich nicht viel helfen wird:

    Also erstens hoffe ich mein Beitrag ist nicht so rüber gekommen als wäre ich unzufrieden, im Gegenteil ich mag meine Schule, die Schüler und das Kollegium und fühle mich da sehr sehr wohl!

    Zu welchem konkreten Problem möchtest du den gerne Hilfe?

    In der von dir geschilderten Situation finde ich es schwierig dir Tipps zu geben. In der Schweiz gibt es kein Ref, man studiert, hat ein paar Praktika und danach unterrichtet man, wenn man Glück hat mit einem Mentor, wenn man Pech hat halt nicht, dann muss man selber sehen wie man klar kommt. (Ich hatte keinen, aber sonst Kollegen, die gerne Fragen beantwortet haben)

    Es gibt in der Schweiz auch kein Beamtentum, wenn ich unzufrieden bin kündige ich halt und gehe wo anders hin.

    Dir fachlich Tipps zu geben ist auch nicht möglich, wenn man nicht weiss, welche Fächer du unterrichtest. Fach B könnte Physik, Chemie oder Werken sein? Fach A, das man so oder anders unterrichten kann, keine Ahnung?

    Das erinnert mich an eine andere Reaktion. Ein Schüler hat mich auch gefragt ob ich Kinder will. Ich weiss nicht mehr, was ich da geantwortet habe, irgendwas mit weiss ich noch nicht genau, oder im Moment sind keine geplant. Da meinte eine andere Schülerin zu ihm: "ALTER, sie unterrichtet uns, sie hat gesehen wie das raus kommt. Meinst du ernsthaft sie will da noch Kinder bekommen?"

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