Beiträge von Paraibu

    Logisch, würde ich als Mutter auch so machen. Dann wäre es doch sinnvoll, entweder die Stadtteilschulen so auszustatten, dass diese als Paradies locken (helle, saubere Gebäude, kleine Klassen, praktisches Arbeiten in gut finanzierten Projekten etc.) Oder die Grundschule gleich bis Klasse 6 laufen zu lassen.

    In Hamburg sind die Stadtteilschulen/Gesamtschulen tatsächlich ordentlich ausgestattet und vergleichsweise gut angesehen. Auch viele bildungsorientierte Eltern schicken ihre Kinder dorthin. Die gegenwärtige Schulstruktur wird von einer breiten politischen Mehrheit getragen.

    Seltsam. Ein befreundeter Hauptschulrektor erzählte mir erst kürzlich, dass er meist mit einer kleinen 5. Klasse startet, so 16 oder 17 Schüler und dass dann im Laufe des Schuljahres Kinder von der Realschule zu ihm kommen (die Gymnasialkinder, die abgestuft werden, gehen dann eher auf die Realschule), so dass er dann oft im nächsten Schuljahr die Klasse teilen muss.

    Wo gehen bei euch die Kinder hin, die nicht bleiben?

    In Hamburg gibt es nur Gymnasien und Gesamtschulen ("Stadtteilschulen"). Keine Haupt- und Realschulen.


    Die Kinder kommen dann also auf die Stadtteilschulen.

    Wo sind denn die Schüler in Hamburg in Klasse 5 und 6? In der Grundschule oder auf dem Gymnasium? Wenn sie schon 2 Jahre auf dem Gymnasium sind und erst nach Klasse 6 abgestuft wird, wieso sind dann die Grundschulen verantwortlich? Bei uns würde schon viel eher abgestuft und nicht erst nach 2 Jahren.

    Ja, die Kinder sind in den beiden Jahren auf dem Gymnasium, und ja, es handelt sich um eine Hamburger Besonderheit: Die Beobachtungsstufe. Theoretisch werden 5. + 6. Klasse als Einheit verstanden, und erst am Ende der 6. Klasse entscheiden, ob es in der 7. auf dem Gymnasium weitergeht.

    Danke für den Einwurf, daran habe ich nicht gedacht. Aber Symbole wie Adventskranz oder Stern über Bethlehem sind doch spezifisch christlich und es sollte keinem Moslem verboten sein, sich damit zu beschäftigen, oder?

    In Wikipedia gibt es einen auschlussreichen Artikel zu diesem Thema. Offenbar gibt es im Koran kein explizites figürliches Darstellungsverbot, aber eine gelebte Tradition, den Koran oder auch Moscheen nicht mit figürlichen Darstellungen zu schmücken.


    Die Beschäftigung mit Rentieren und Weihnachtsmännern bzw. deren Mützen hat mit alledem nichts zu tun.

    Ich kenne mich in HH nicht aus, aber offenbar gibt es Stadtviertel, in denen ein Viertel der Kinder mit Empfehlung die Schulform wechselt und Stadtviertel, in denen kaum ein Kind das Gym verlassen muss. Ich schlussfolgere daraus, dass in bestimmten Vierteln die GS-Lehrkräfte die Kinder oft zu gut einschätzen, weil sie dies klassennormbezogen tun.

    Da bringst du wohl einen wichtigen Punkt ein, ja.


    Das gilt offenbar auch umgekehrt: In den "besseren Vierteln" mit vielen leistungsstarken Kindern bekommen von den dortigen relativ schwächeren manchmal auch solche keine Empfehlung, die objektiv gute Chancen hätten, das Gymnasium schaffen. In den besagten Viertel setzen sich die Eltern meist über die fehlende Empfehlung hinweg - und die Kinder schaffen das Gymnasium dann auch wirklich. Ob mit Nachhilfe im Hintergrund ja oder nein kann der Schule ja egal sein - die Kinder kommen im Unterricht mit.


    Empirisch belegen kann ich meine Vermutung nicht. Aber die Tatsache, dass in den wohlhabenden Hamburger Elbvororten kaum ein Kind abgeschult wird, spricht stark dafür.

    Sind wir das? Es interessiert mich ziemlich wenig, was Eltern so wollen, die unterrichte ich nicht. Ich hatte am letzten Elternabend ein recht bizarres Gespräch mit einem Vater der fand, Physik sei zu kompliziert bei mir. Ich erklärte ihm, ich wisse offensichtlich besser, worum es geht als er und liess ihn stehen. Ich erkläre einem Bäcker auch nicht, wie er seine Brote zu backen hat.

    So eine Haltung finde ich jetzt wiederum ziemlich arrogant.


    Ich weiß nun natürlich nicht, wie sich besagter Vater verhalten hat. Aber sachlich und freundlich vorgetragene elterliche Kritik nehme ich grundsätzlich immer erstmal ernst.


    Für die Übermittlung der Message "mein Kind kapiert nicht, was Du ihm erzählst" muss ein Elternteil auch nicht fachlich qualifiziert sein. Auf den Bäcker übertragen hieße das denn "Dein Brot schmeckt mir nicht".


    Solche Kundenurteile können eine relevante Botschaft sein. Auch wenn ich meinen Job vielleicht ganz gut mache, impliziert das ja nicht, dass kein Verbesserungspotential besteht.

    Da stimme ich dir zu.

    Es müsste entweder verbindliche Quoten geben oder man müsste Grundschullehrern vertrauen, dass sie nach 3,5-5,5 Jahren einschätzen können, auf welchem Leistungsniveau die jeweiligen Schüler arbeiten.

    Solange der Elternwille zählt, wird es immer Eltern geben, die das Können ihres Kindes deutlich überschätzen und sich für eine Schulform entscheiden, auf der es von Anfang an völlig überfordert ist.

    Empirisch gesehen liegen Grundschullehrer mit ihren Einschätzungen offenbar derart oft daneben (- in Hamburg z.B. hatten 40% aller abgestuften Kinder eine Gymnasialempfehlung), dass man fast ebenso so gut auch würfeln könnte!

    Wenn der Bildungsethos der Familie nicht ausreicht, wird es die Schule umso schwerer haben, die Kinder zu bilden.

    Das ist unstrittig. Chancengleichheit kann und wird es nie geben. Die Spaltung beginnt schon vor der Geburt - manche Eltern rauchen oder oder trinken, andere beschallen den Bauch mit Mozart.


    Aber die Tatsache, dass in Deutschland der schulische Erfolg der Kinder deutlich stärker als im OECD-Mittel mit dem Bildungsniveau der Eltern korreliert, ist schon ein Indiz dafür, dass wir hierzulande etwas falsch machen.

    Warum? Ist es einem muslimischen Kind nicht zuzumuten, einen Jesus aus Papier auszuschneiden?

    Was an einer Weihnachtsmannmütze religiös sein soll, hätte ich mir von dem Kind auch gerne erklären lassen :zungeraus:

    Die Figur des Weihnachtsmanns hat historisch schon einen religiösen Bezug - auch wenn dieser heute völlig in Vergessenheit geraten ist.


    Im vor-reformatorischen Christentum gab es bereits seit dem 4. Jahrhundert ein alljährliches Kinderfest mit Geschenken zu Ehren eines wohltätigen Bischofs, des heiligen Nikolaus von Myra (heute Türkei). Im Mittelpunkt stand dabei ein zum "Kinderbischof" gewähltes Kind. Im Mittelalter etablierte sich der 6. Dezember als Nikolaustag. Die Kinderbischof-Feiern waren offenbar recht muntere Parties, was wiederum Martin Luther missfiel: Er verlegte die Beschenkung der Kinder auf den 24. Dezember, um einen Bezug zur Geburt Christi herzustellen, und gab der Feier einen ruhigeren Rahmen. Der Weihnachtsmann entstand in dieser Zeit als Erfindung hilfloser Eltern, die ihren Kindern irgendwie erklären mussten, woher die Geschenke kommen. Der Nikolaus war ja nun seiner Heiligkeit beraubt und konnte nicht gut zweimal kurz hintereinander auftauchen. Die äußeren Attribute eines Bischofs mit rotem Mantel und Mütze blieben dabei aber erhalten, wurden auf den Weihnachtsmann übertragen.

    Da gibt es IMHO nicht viel zu diskutieren. Religiöse und interkulturelle Toleranz sind Schlüsselwerte unser Gesellschaft - in alle Richtungen.


    Wie in einem anderen Faden schon erwähnt, feiern wir bei uns die jeweils wichtigsten Feste aller unter den Kindern vertretenen Religionen, beschäftigen uns mit den entsprechenden Bräuchen und basteln/malen Symbole nach. An einer Privatschule wie bei uns ist es sicher einfacher, da Eltern, die ihre Kinder bei uns anmelden möchten, deutlich "vorgewarnt" werden, dass ihre Kinder sich bei uns mit den Religionen und Kulturen ihrer jeweiligen Mitschüler und Mitschülerinnen auseinandersetzen müssen. Aber grundsätzlich sollte diese Offenheit doch für alle Schulen gelten!

    Das hat ja wenig mit dem Schulklima zu tun. Es gibt Leute, die feiern Geburtstage nun mal nicht so gern.

    Ja klar gibt es die. Und das ist völlig ok. Einen Bezug zum Schulklima gibt es aber auf jeden Fall.


    Entscheidend ist ein Klima wechselseitiger Wertschätzung. Soziale Rituale wie Geburtstags-, Weihnachts- und sonstige Feiern können dazu beitragen, solange sie den einzelnen zu nichts zwingen. Wir feiern je nach Zusammensetzung der Klassen auch das Zuckerfest, Diwali und Chanukka.


    Wem das alles zu viel und zu familär ist, für den ist möglicherweise eine öffentliche Schule auf Dauer die bessere Wahl.

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