Da ich mich sowohl in meiner Bachelor- als auch in der Masterarbeit intensiv damit auseinandergesetzt habe: Ja.
Allerdings bezieht sich gendergerechte oder genderfaire Sprache nicht nur auf Doppelnennungen oder Morpheme usw.,
sondern auch auf Begriffe, Satzkonstruktionen und tiefergehende Strukturen (z. B. die Modalität, die man gut mit der Funktionalen Grammatik nach Halliday untersuchen kann) und "schlicht" auf die (Nicht-) Nennung oder das Nicht-Mitdenken von Frauen in vielen Bereichen und Diskursen (Medizin, Stadtplanung, ...)
Die Diskussion um gendergerechte Sprache gibt es in vielen Ländern - allen voran Frankreich und England, dort auch schon wesentlich länger als hier.
Als Beispiel sei genannt, dass der 'Chairman' schon lange 'Chairperson' heißt.
Auch sexistische Sprache wird kritisiert und nachgedacht, wie man diese minimiert.
Lakoff hat z. B. in Studien festgestellt, dass Frauen weniger Redezeit bekommen, öfter unterbrochen werden.
Die kritische Diskursanalyse wurde in der englischsprachigen Linguistik lange vor der deutschen betrieben, da die Deutschen der rein deskriptiven Linguistik verhaftet waren, alles andere wurde als nicht-akademisch abgetan (die Diskursanalyse tatsächlich selbst auch). Dies hat sich (beides) geändert, auch wenn es immer noch das "deskriptive" und das "kritische" Lager gibt.
Die Franzosen und Französinnen waren/sind ebenfalls in zwei Lager unterteilt. Die einen behaupten, es gäbe eine Écriture féminine, die anderen widersprechen. Manche behaupten, Sprache sei neutral (nur eben der explizite Gebrauch nicht), das Gegenlager sagt, die Sprache ist schon patriarchal angelegt. Der Ruf nach einer écriture inclusive wurde laut.
(vgl. Luce Irigaray, Julia Kristeva, Hélène Cixous)
Wichtig ist mir nicht nur, Frauen und Männer und alle anderen zu (be)nennen, sondern auch WIE ich dies tue, WIE OFT ich dies tue, WIE ich es kontextualisiere. Nicht nur gibt es Feuerwehrfrauen, auch gibt es Autorinnen die (teilweise unter männlichen Pseudonymen verstecken mussten), die viel häufiger thematisiert werden dürfen, statt hinten im Anhang der Deutschbücher spärlich gesät zu versauern. Wissenschaftlerinnen, die sich ihrer Ideen beraubt sehen uvm.
Dass Männer das Sorgerecht nur mit Zustimmung der Frau bekommen, wurde längst gesetzlich geändert. Nur noch bei Kindeswohlgefährdung kann dem widersprochen werden (egal ob mit oder ohne Ehe/Beziehung). Man(n) sieht, auch hier ändern sich Gesetze und Praktiken.
Das nur als Kurzabriss. Es gibt so viel zu sagen. Wer behauptet, dass das Gendern nicht die Welt rettet oder alle Probleme von Frauen löst oder einwirft, dass es schlimmere Probleme auf der Welt gäbe: Das stimmt.
Aber niemand ist so naiv, dies zu glauben oder zu behaupten. Vielmehr kann man mehrere Probleme gleichzeitig haben und angehen und jedes Problem auch von mehreren Seiten zugleich lösen oder zumindest minimieren.
Außerdem sind ja viele Dinge auch durchaus miteinander verstrickt und bedingen oder ermöglichen/verstärken sich gegenseitig.
In dem Sinne,
ich wünschen ALLEN einen schönen Abend!